Geschichte der Vertreibung aus Böhmen

Zeitzeugenbericht von Georg Bäuml am 5. Apr. 2012

Betroffene Familie: hier die Familie des Josef Bäuml

 

Heimatort: Die Familie Bäuml kommt aus dem kleinen Dörflein Liebeswar, Kr. Bischofteinitz im ehemaligen Böhmen. Liebeswar hatte damals ca. 150 Einwohner. Es liegt an der Strecke Cham - Furth i.W. - Bischofteinitz- Pilzen in der heutigen Tschechoslowakei.
Wissenswertes hier: Neben Bäuml wohnte ganz in der Nähe auch die Familie Schwab. Deren Haus steht heute nicht mehr. Ebenfalls in Liebeswar war noch die Anna Pechtl zuhause. Sie kam zusammen mit Barbara Zuber nach Heuchlingen. Das Haus ihrer Familie steht noch heute am Untersee.

 

Die Familie Bäuml in Heuchlingen

Die Großeltern: Josef Bäuml, Landwirt, Jg.1887 mit Ehefrau Margarethe, Jg. 1884
Die Eltern: Maria Bäuml, Witwe und Hausfrau mit Sohn Georg und 3 Töchtern.

Ergänzung hierzu. Der Vater von Georg und den 3 Geschwistern ist im Krieg gefallen. Dessen Geschwister Margarethe, Hans und Karl, also die Onkel und die Tante, kamen später nach Heuchlingen. Wobei Hans und Karl nach der Kriegsgefangenschaft zunächst in Hofen einquartiert waren. (Qu. Georg B.)
Ankunft in Heuchlingen

Die Ankunft in Heuchlingen war laut den Einträgen im amtl. Zugangsbuch am 18.7.1946
Angemerkt: Neben Bäuml sind für den 18.7.46 noch die Familien Schwab, Fragscher, Zuber, Erl und Leiniwer  zur Ankunft  vermerkt. (Anna Pechtl fehlt in der Liste)

Wohnstätte in Heuchlingen: Die Wohnstätten der Bäuml ist am Ende des Berichts näher vermerkt.

Vertreibung aus der Heimat

Georg Bäuml weiß noch- er war zu der Zeit 10 Jahre alt, er meint an Peter und Paul war es, als der Großvater zum Grasmähen und Futterholen auf der nahen Wiese war, wie ein Trupp Tschechen auf dem Hof erschien und alles inspizierte und aufnotierte mit Kommentaren wie, das bleibt hier und das und das- es war die Enteignung. Georg lief eiligst zum Großvater aufs Feld und sagte zu ihm, Großvater du brauchst nicht mehr weiter machen, es wird uns bald alles weggenommen. Der Großvater schlug daraufhin seine Sense in ohnmächtiger Verzweiflung in den Boden und kehrte mit Georg heim auf den Hof.

Innerhalb weniger Tage mussten alle (Deutschen) im Dorf ihr weniges vorgeschriebenes Habgut packen und den Ort verlassen. Sie wurden über die Grenze nach Deutschland in ein Zwischenlager gekarrt- Georg weiß leider keine Einzelheiten mehr darüber. Dort im Zwischenlager verbrachten sie 2 oder 3 Wochen.

Ihre Habseligkeiten. Nach Georg durfte nur das allernotwendigste mitgenommen werden, verpackt in Koffer und Taschen- das Mitnehmen von Wertgegenstände, Schmuck, Gerätschaften war verboten. Beim endgültigen Verlassen ihrer Heimat wurde ihnen dann wiederum ein Teil ihrer Habe abgenommen.

Der Weitertransport- Ankunft in Schwäbisch Gmünd.

Im letztgenannten Zwischenlager wurden nun Teile der Lagerinsassen auf Güterwaggons verladen. Eine lange Bahnfahrt, mit zunächst unbekanntem Ziel und  vielen Unterbrechungen- die Gleisanlagen, Stellwerke usw. waren ja zerbombt- folgte.
Schwäbisch Gmünd. Hier in Gmünd erfolgte dann einmal mehr die Registrierung der Ankommenden und deren Verteilung. Die Männer wurden in einer Turnhalle untergebracht, Frauen und Kinder in einem Saal (Grg. weiß keine Einzelheiten) Dort verbrachten sie wiederum 2- 3 Wochen.


Ankunft in Heuchlingen. Vom Lager Schwäbisch Gmünd weg wurden jetzt laufend Vertriebene mit LKWs in ihre neuen Heimatorte transportiert. So auch unsere Familie Bäuml mit noch anderen Personen.

 

Halt war vor dem Rathaus in Heuchlingen. Auch hier dann sicher das übliche Melde- und Aufnahme- Procedere- Namen, Alter, Familienstand, Herkunft usw.


In der Unterkunft

Eine vorübergehende Bleibe fand die Fam. Bäuml sodann im Gasthaus Adler. Hier im EG- im früheren sogenannte Tanzboden, es ist die heutige Gaststube, waren mehrere Stockbetten bereitgestellt. Diese wurden nun von den eintreffenden Fam. bezogen und belegt. Die jungen Männer besorgten mit bereitgestellten Handleiterwagen bei den umliegenden Bauern Strobuscheln zum Füllen der Strohsäcke für das Nachtlager.

Wissenswertes zum EG im Adler. Die heutige Gaststube war zuvor ein großer Abstellraum. Vor dem Saalanbau im OG diente der Raum als Tanzboden bei Hochzeiten, Kirchweihfesten, usw. So war er lange Zeit als alter Tanzboden bekannt. Der Adlersaal wurde dann von Maurer Vogelmann erweitert. Qu. Anton Knödler

Die Verpflegung in den ersten Tagen

Das Essen wurde von den Flüchtlingen gekauft, teilweise aber auch kostenlos abgegeben. Die Lebensmittel wurden in den umliegenden Geschäften besorgt - Georg nennt den Stütz, Mezger, Adler u.a.

Kartoffeln, Gemüse, Mehl u.a. wurde bei bei den Bauern besorgt. Gekocht wurde von den Frauen des Lagers auf einem Herd, gemeinsam für alle Lagerbewohner. - Grg. weiß es nicht mehr genau.

 

Die weiteren Wohnstationen von Bäuml in Heuchlingen

Nach einigen Tagen Aufenthalt im Adler- Georg kann es nicht mehr genau sagen- vielleicht 8 oder 14 Tage, hat man die Fam. Bäuml in der Maurerwerkstatt bei Theresia Werner in der Vorstadt untergebracht. Danach wurde die Fam. geteilt. Die Großeltern fanden bei Alfons Hirsch eine Unterkunft, Maria Bäuml, mit den Kindern Georg, Theresia, Maria und Elfriede, bei Georg Weber in der Küfergasse. Nach der Heirat von Georg wohnte die Mutter dann im Haus von Max Ruß ( kommt aus Oberschlesien)

Erinnerungen
< Georg ist noch in Erinnerung: Möbel, Stühle, Tische, Schränke, Haushaltsgegenstände  usw. wurden den Familien später bereitgestellt- es handelte sich um alte und gebrauchte Gegenstände.

< Die Familien bekamen geldwertige Unterstützung, je nach Familiengröße.

 

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