Geschichte der Vertreibung aus Glaserhau - slow. Sklene, in der Slowakei


Berichtet von
Frau Bilesch und Frau Aschenschwandtner, geb. Bilesch

Betroffene Familie: hier die Familie Bilesch.

Heimatort: Die Familie Bilesch kommt aus Glaserhau- in der Slowakei.  Glaserhau - slow. "Sklene". Sklene liegt auf der Strecke zwischen Pressburg und der Hohen Tatra. Angemerkt: Aus Glaserhau kommt auch die Fam. Latzko. Latzko zogen später von Heuchlingen weg.

Ankunft in Heuchlingen

Im Frühjahr 1946  kommt die Familie Bilesch aus dem Flüchtlingslager in der Hindenburgschule in Schwäbisch Gmünd nach Heuchlingen. Die Hindenburgschule (Gymnasium) ist das heutige Parlergymnasium


Die Familie Bilesch in Heuchlingen

Großeltern: Josef Bilesch, Jg. 1878 mit Ehefrau Elisabeth, Jahrgang 1881
Eltern: Josef Bilesch, Jg. 1902 und Ehefrau Elisabeth mit den Kindern: Margit, Jg. 1929;  Albert, Jg. 1932, + Febr. 2012;  Klara, Jg. 1937 und Milli, Jg. 1942, + i.d. 1990er- Jahren.

Familien Biographien:
Albert Bilesch der Sohn, oo 1962 in Hussenhofen. Seine Ehefrau, Jg. 1939, wohnt nach dessen Tod im Jahr 2012 weiterhin in Hussenhofen. Margit Aschenschwandtner, geb. Bilesch,  ist Witwe und wohnt in Mutlangen (ihre Kinder waren b. Tod des Vaters 8 od. 9 J. alt). Klara Bilesch wohnt in Hüttlingen, Milli Bilesch ist schon vor mehr als 20 J. verstorben.


Wohnstätten in Heuchlingen:
Die Familie Bilesch wohnte von 1946 bis ca. 1956/57 bei der Familie Vogt in der Vorstadt und zog um 1956/57  nach Hussenhofen.

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Etwas zur Geschichte von Glaserhau - entnommen aus dem Flyer "650 Jahre Glaserhau- 1360 - 2010"

Bedingt durch reiche Goldvorkommen in Kremnitz, forderte der ungarische König im Jahr 1328 die angrenzenden Grundherren auf, deutsche Siedler aus Böhmen, Mähren,kirche3 Österreich und Bayer anzuwerben und auf ihren Besitzungen anzusiedeln. So schloß einer dieser Grundherren im Jahr 1360 mit dem "Peter Glaser" einen Vertrag über die Rodung und Besiedelung eines seiner Waldgebiete im Gebiet um Kremnitz. Dieser Vertrag war die Gründungs-Urkunde von "Glaserhau". Peter Glaser seinerseits warb nun ebenfalls siedlungswillige Pioniere an. Die Siedler eroberten das Land mit Pflug und Axt. Sie lebten von der Landwirtschaft und Rodung der Wälder - man sagte dort, vom Hauen des Waldes. So entstanden dann Siedlungen mit dem Beinamen "nnn-hau", wie eben Glaserhau. Solche Hau-Orte finden sich nicht nur hier im "Hauerland", wie es auch genannt wird, sondern auch in Schlesien, Sudetenland, Galizien und noch anderswo.
Das Bild zeigt die Dorfkirche von Glaserhau, erbaut auf einem Hügel im "Unterort"

Die Bilesch im Hauerland. Im Hauerland und besonders in Glaserhau war der Name Bilesch häufig vertreten. Bilesch gehörten in Glaserhau zu den alt-eingesessene und einflussreicheren Familien. Zeitweise stellten sie auch den Dorfrichter. Oben genannter Josef Bilesch, bzw. dessen Anwesen, trug den Haunamen (dieser war oft auch ein Berufshinweis) "Klarechta" - beim "Majroff". Majroff bezeichnete das Wohnviertel.

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Chronik der Vertreibung und Ankunft in Heuchlingen erzählt von Margit Aschen-schwandtner, geb. Bilesch am 19.7.2012.

Intern: Margit A. wurde tel. von mir angesprochen. Einzelheiten konnte sie nur in Fragmenten wiedergegeben. Die Geschichte ist ziemlich verworren und kompliziert. Fr. A. verweist dabei auf das Heimatbuch ihrer Landsmannschaft, das im Besitz der Familie ist.

Chronologie
Januar 1945. Beim Heranrücken der Kriegsfront wurden die deutschen Bewohner ihres Ortes in das Lager Hotlow evakuiert. (es war ehemals ein Internierungslager für Juden)

1945 nach Kriegsende folgte nun eine weitere Umverlegung nach Eger in Böhmen. In Eger wurden die Lagerbewohner von den Tschechen dann vertrieben- was wollt ihr deutsches Pack, verschwindet hier. Sie zogen in größter Eile in das nächste Notquartier. Es war eine alte Mühle in oder bei Pilzen.

1945 um Allerheiligen wurden die Lagerbewohner der alten Mühle wieder in ihren Heimatort zurückgeschickt- zurücktransportiert.

1946 im Frühjahr - Margit A. weiß es nicht mehr so recht, erfolgte dann die endgültige Vertreibung aus ihrer Heimat. Zuvor hatte ein slowakischer Dorfbewohner ihnen die Pferde und Kühe ihres kleinen landwirtschaftlichen Anwesens abgenommen, mit dem Versprechen, dass sie nach ihrer Rückkehr wieder entsprechend Tiere zurückbekommen würden - Ein leichtes Versprechen.

Abtransport nach Deutschland. Nach entsprechenden Beschlüssen der Alliierten im Jahr 1946, wurden nun alle Deutschen auch in der Slowakei in Güterwaggons verladen und direkt nach Deutschland transportiert. Über die näheren Umstände des Transports verweist Margit A. wiederum auf das Heimatbuch. Hier steht noch: Die Aussiedlungsbehörden leiteten bewußt die Transporte in verschiedene Besatzungszonen. Man wollte jegliches gemeinsame Denken an die alte Heimat auslöschen. So sind die Glaserhauer über ganz Deutschland zerstreut worden.

Ankunft in Schwäbisch Gmünd im Frühjahr 1946 - nach Fra Margit A.
Die Fahrt endete schließlich in Schwäbisch Gmünd. Hier wurden sie nun ein weiteres mal in eine Notunterkunft eingewiesen- in das damalige Hindenburggymnasium- zur späteren Verteilung der Lagerinsassen in die umliegenden Gemeinden von Schwäbisch Gmünd. Nach einem Aufenthalt von einigen Tagen, vielleicht auch 1- 2 oder 3 Wochen,  wurden die Lagerinsassen mit ihrer kleinen Habe auf LKW`s verladen und in die umliegenden Ortschaften verteilt- Ruppertshofen, Eschach, Schechingen. Josef Bilesch gehörte mit seiner Familie zum Kontingent für Heuchlingen.

Eine Vertreibungsgeschichte aus Glaserhau, entnommen aus einem Beitrag. von Maria Michele, Jg. 1914, aus Glaserhau/Slowakei. Der Beitrag ist stark gekürzt. Ähnelt aber sehr der Beschreibung von Margit A., geb. Bilesch

1944 kamen Partisanen ins Dorf und haben alle Männer von 14 bis 60 Jahren nachts aus den Betten geholt und in der Schule zusammengetrieben. Am nächsten Morgen wurden alle Männer (ca. 90) im Wald erschossen. Darunter war auch mein Mann. ..........
Im Februar 1945 wurden wir von den zurückströmenden Deutschen in einem Transport nach Oberösterreich verschickt, wo wir bis Mai 1945 in einem Lager blieben. Nach dem Waffenstillstand durften wir wieder zurück in die Slowakei.
Im September 46 wurden Waggons zusammengestellt und wer Verwandte in der amerikanischen Zone hatte, wurde ausgesiedelt. Meine Schwägerin hatte eine Schwester in Uelzen, diese Adresse gaben wir an und so kam ich mit meiner Schwägerin und unseren Kindern nach Gmünd. Unterwegs sind viele Kinder verhungert, meine Tochter überlebte nur, weil ich sie gestillt habe.

Wir hatten kein Gepäck mit, nur was wir am Leibe trugen. So fehlte es uns an allem, an Besteck, Geschirr, Kleidung usw.

Zuerst wurden wir 14 Tage in der Hindenburg- Oberschule in den Klassenzimmern untergebracht, die Klos befanden sich im Hof. Aus dem Lager durften wir nicht raus und der ständige Hunger war unser Hauptproblem. Nach 14 Tagen, im Oktober 1946 wurden wir auf die Dörfer verteilt. Durch den Bürgermeister von Deinbach wurden wir in einen Bauernhof in Pfersbach eingewiesen. Die Bauern waren ganz aufgeregt, weil sie fremde Leute ins Haus bekamen, wahrscheinlich hatten sie Angst vor Diebstählen. Sie hielten uns für Zigeuner, bis sie gesehen haben, dass wir auch arbeiten können und anständige Leute sind ...................


Neue Heimat in Heuchlingen

Notquartier im Adler

Wie schon erwähnt, diente der Gasthof Adler mit seinem alten Tanzsaal im EG und dem Saal im OG sozusagen als Wohnraumpuffer für die zugewiesenen Flüchtlinge. So wurde nun das besagte Kontingent im alten Tanzsaal untergebracht. Frau Margit A. meint noch zu wissen, dass ihre Familie noch mit den Familien Duschek und Kinauer zusammen lagerten.  Intern vermerkt hierzu: Duschek sind im Zugangsbuch nicht vermerkt (Datenlücke) Kinauer kommen nach dem Bucheintrag erst im Sept. 46 nach Hchl.

 

Die endgültige Wohnstation

Nach 2-3 Wochen Aufenthalt im Adler, erhielt die Fam. Bilesch von der Frau Vogt aus der Vorstadt das Angebot, die Wohnung in ihrem EG zu beziehen. Diese war bisher von der 7köpfigen Familie Brand bewohnt, was Frau Vogt etwas zur Last fiel. Bilesch sagten zu und wohnten fortan bis zu ihrem Wegzug 1956/57 dort. Ein guter Fang- waren die Bilesch doch schaffige Leute und auf dem Vogtanwesen sehr gut zu gebrauchen.

vater bileschZum Bild:

Vater Bilesch hilft dem Nachbar-bauern Grimminger bei der Gülleausfuhr - a.d. Bild hinter dem Fuhrwerk. Hier muß angemerkt werden: Josef Bilesch hatte Zuhause selbst ein prächtiges Paar schwarzer Zugpferde. Welche Gedanken ihm hier wohl durch den Kopf gehen?

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