Vertreibung der Familien Jäckl, Proba und Russ aus Oberschlesien

Vorgeschichte. Geschichtsfragmente entnommen aus div. Webbeiträgen: aus Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland - 2003 Systhema in der United Soft Media Verlag GmbH u.a.

Die Evakuierung und Flucht der schlesischen Bevölkerung verlief in einzelnen aufeinanderfolgenden Wellen, die vom Vordringen der Russen bestimmt war und jeweils verschiedene Landesteile ergriff.

Die erste große Fluchtwelle brach in den Tagen vom 19. bis 25. Januar 1945 los, als in das ausgedehnte ländliche Gebiet rechts der Oder und in das industrielle Revier an der Südostecke Schlesiens- Gleiwitz, Beuthen, Cosel-Heidebreck u.a.- russische Truppen gleichzeitig vorstießen.

 
Beginn der Evakuierungen
Als die Front näher kam wurden im ostoberschlesischen Industriegebiet zunächst nur die Frauen mit kleinen Kindern zur Evakuierung aufgerufen und mit der Eisenbahn abtransportiert. Für alle anderen, besonders die in der Industrie und Verwaltung Beschäftigten, bestand das strikte Gebot der oberschlesischen Gauleitung, dass niemand seinen Wohnort verlassen dürfe, damit die Produktion in vollem Umfange aufrecht erhalten werden könne.

Evakuierung in Sicherheitszonen. Für die Bevölkerung östlich der Oder wurden nun Aufnahmekreise auf der anderen Oderseite bestimmt. Da man daran glaubte, dass die Oder den russischen Truppen für längere Zeit Halt bieten würde, wurde die evakuierte Bevölkerung zunächst in relativ nahe gelegene Kreise längs des linken Oderufers untergebracht. Als die Kampfhandlungen dann auch auf diese Gebiete übergriffen, erfolgte der Weitertransport entweder nach Sachsen oder über das Gebirge nach dem Sudetenland und ins Innere Böhmens. Nachdem erste russische Einheiten am 22. Januar zwischen Brieg und Ohlau die Oder überschritten hatten, war der Zugverkehr aus dem Industriegebiet über Breslau nach Westen auf allen Hauptstrecken gesperrt. Und so blieb nur noch die Möglichkeit, über die südliche Strecke Ratibor - Neiße zu fliehen. Hier reichten die Züge aber schon bald nicht aus, um die nach Westen strebenden Menschen zu befördern. Entlang der ganzen Südstrecke waren die Bahnhöfe von Menschen aus Oberschlesien überfüllt. Große Teile der städtischen Bevölkerung mussten mit nur wenig Gepäck auf die verfügbaren Fuhrwerke verteilt und zusammen mit den Trecks der Landgemeinden in Marsch gesetzt werden. Viele Kilometer zogen sie mit nur wenigem Handgepäck während härtester Kälte auf den Landstraßen nach Südwesten und Westen, und manche, die durch die Kälte, die harten Strapazen und die Überfüllung aller Transportmittel mutlos geworden waren, kehrten heimlich wieder in ihre Heimatorte zurück

Die Kriegslage um Cosel

Am 15. März 1945 begannen die Russen einen Angriff aus dem Raum südlich von Breslau her auf das westliche Oberschlesien. In langwierigen und schweren Kämpfen mit den sich hartnäckig verteidigenden deutschen Einheiten wurden bis Ende März die noch unbesetzten Teile der Kreise Grottkau und Cosel sowie die Kreise Falkenberg, Neustadt und der größte Teil des Kreises Neiße von russischen Truppen in Besitz genommen.
Besondere Ereignisse in der Umgebung von Heidebreck / Cosel zwangen aber dazu, hier die zivile Bevölkerung schon sehr viel früher aus einzelnen Gefahrengebieten zu nehmen. Dies sehen wir dann am Beispiel der Familien Proba und Russ etwas näher.

Der letzte Abschnitt der Flucht
der schlesischen Bevölkerung fiel in die Zeit unmittelbar vor der Kapitulation (8. / 9. Mai). In diesen Tagen nahm die Rote Armee von den ausgedehnten Gebieten Niederschlesiens Besitz, die entlang der schlesisch-böhmischen Grenze lagen.

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Evakuierung und Flucht aus Alt Cosel in Oberschlesien

Zeitzeugenbericht am Beispiel der Familien Proba und Russ festgemacht. Beide Familien kommen aus Alt Cosel in Oberschlesien im heutigen Polen.

Berichtet von: Elfriede Friedel, geb. Proba und Hans Russ im Mai 2012

Ankunft in Heuchlingen. Beide Familien kommen am 25. Oktober 1945 mit 12 Personen und ca. 68 weiteren Flüchtlingen aus Oberschlesien, in Heuchlingen an.


Die Familie Proba in Heuchlingen

Die Großeltern: Jahann Proba, *1874 mit Ehefrau Franziska, *1874 und To. Martha, * 1906. Die Eltern: Richard Proba, *1902 mit Ehefrau Martha, *1910 mit 2 Töchtern und 2 Söhnen


Die Familie Russ in Heuchlingen

Die Eltern: Max Russ, *1905 mit Ehefrau Theresia, *1903 mit 1 Sohn und 3 Töchtern. Der Vater Max Russ kam am 29.8.47 aus der Entlassungsstelle nach Heuchlingen
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Die Vorgeschichte zur Vertreibung aus Alt Cosel in Oberschlesien

Dieser stark gekürzte Web-Eintrag stammt von Horst Ahrens (*1928) aus Hamburg, September 2010: Unsere "Feuertaufe" als Luftwaffenhelfer in Oberschlesien und einem weiteren Web- Beitrag.

Erster Großangriff am 7. Juli 1944

Nach entsprechenden Aufklärungsflügen war von den US-Amerikanern der erste Großangriff auf Oberschlesien auf den 7. Juli festgesetzt worden. Ziel war das riesige JG-Farben Werk südöstlich von Heidebreck (Kandrzin-Cosel). Während des Krieges produzierte man in diesen Werken synthetischen Brennstoff für das Dritte Reich. Das Werksareal befand sich im Stadtteil Blechhammer (Blachowania)
Der Angriff

Bei strahlender Sonne starteten in den Morgenstunden 189 Bomber vom Typ ‚B-17' mit Ziel Heydebreck - 226 Bomber vom Typ ‚B-24' in Richtung Blechhammer - sowie 140 Bomber v. Typ B-24' in Richtung Odertal (Deschowitz- 1936-45 Odertal), insgesamt 555 Bomber. Es waren Pulks, die je 24 oder mehr Bomber umfassten. Im Großraum Oberschlesien wurden am 7. Juli 1944 insgesamt 25 US-Bomber abgeschossen. 451 Bomber erreichten die gesteckten Ziele und belegten diese mit Bomben verschiedenen Kalibers (Heydebreck mit 48 to, Blechhammer mit 429 und Odertal mit 221 to. In der Summe ergibt dies 698 to Bomben allein für diesen Tag.
Über den Angriff am 7. Juli 1944 selbst berichtet Luftwaffenhelfer Horst Ahrens- gekürzt: Um 10.08 Uhr wurde in der Oppelner Luftwarnzentrale die "Luftgefahr 30" bekannt gegeben: Der anfliegende Kampfverband befand sich somit nur noch 30 Flugminuten von Oppeln entfernt. Zwanzig Minuten später wurde der erste Bomberpulk 30 km südlich von Mährisch-Schönberg mit Kurs Nord und ein weiterer Pulk südlich von Troppau, ebenfalls mit Kurs Nord, geortet. Über das Angriffsziel konnte somit kein Zweifel bestehen. Um 10.40 Uhr wurde Fliegeralarm ausgelöst. Auf große Entfernung sahen wir nun, von Südost kommend, die Punkte, die schnell größer wurden und sich mit ihren kurzen Kondensstreifen gut gegen den blauen Himmel abhoben. Dann hörten wir auch das auf- und abschwellende Gebrumm der viermotorigen Bomber. Es waren Pulks, die je 24 oder mehr Bomber umfaßten. Im nachhinein erfuhr ich, dass sie in Höhen von ca. 6.000 bis 7.000 m und mit einer Geschwindigkeit von ca. 360 km/h auf uns zuflogen. Zunächst schossen die Batterien um Heydebreck und Blechhammer, wir sahen die "Wattebällchen", d.h. die Explosionswolken der explodierenden FLAK-Granaten zwischen den anfliegenden Bombern.

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Horst Ahrens berichtet hierbei dann von einem tragischen Vorfall – gekürzt

Dann hieß es auch bei uns "Ziel aufgefasst". .......Nun kam der Befehl: "Gruppenfeuer - Gruppe - Abschuss!" Unser Unglück war, dass bereits bei der dritten "Gruppe" das Geschütz "Emil" einen Rohrkrepierer hatte, eines von unseren neuen Geschützen. Die Granate war nur um eine Granatenlänge vorgedrückt worden und war dann explodiert......  Der "Luftvorholer" war aus seiner vorderen Verankerung herausgerissen und nach oben abgeknickt. Seelen- und Mantelrohr waren an der beschriebenen Stelle zerfetzt ..... Gefallen war der "K 6" (LwH Pflüger). Ihm wurde durch einen großen Splitter, trotz des Stahlhelmes, das Gehirn weggerissen (das Gesicht war noch vorhanden). Links neben ihm stand der "K 1" (LwH Hoffmeister). Ihm wurde durch die aus dem Geschützrohr herausfliegenden Metallsplitter der rechte Arm zerfetzt. ....Unser Glück war es, dass bei allen Kameraden der Sturmriemen des Stahlhelmes sich oberhalb der Krempe und nicht unter dem Kinn befand. Sonst hätte es bei den Kameraden durch den Explosionsdruck sicherlich Genickbrüche gegeben. Die verwundeten Kameraden wurden in das Reservelazarett "Kloster Annaberg" transportiert, wo sie ärztlich versorgt wurden.


Die Folgen
des Luftangriffes

Die angegriffenen Werke in Blechhammer und Heydebreck hatten noch rechtzeitig eingenebelt werden können, so dass viele Bombenteppiche ihr Ziel verfehlten. Viele den Werken zugedachten Bomben hatten infolge der Vernebelung ihre Ziele verfehlt und die benachbarten Gemeinden Birken (Birzezce) und Alt- Cosel (Stare Koz`le) schwer getroffen. Die Zahl der Toten unter der Zivilbevölkerung (Odertal einbezogen) wird mit über 100 angegeben.


Es war nur der Anfang

Die Amerikaner starteten dann insgesamt 16 Luftangriffe, sowohl tagsüber wie in den Nächten. Sie begannen am 7.7.1944. Der letzte Flug fand am 26.12.1944 statt. Jedesmal kamen über das Gebiet um die 300 Bomber

 

Evakuierung von Alt Cosel am 7. Juli 1944

Nach Ende des Bombenangriffs an diesem 7 Juli, waren auch in Alt Cosel eine größere Zahl der Häuser zerstört. So auch ein Teil des Anwesen Russ. Viele Einwohner -Hans spricht von annäh. 90 Personen. Verwandte, und Schulkameraden wurden getötet. Durch viel Glück und Intuition- besser vielleicht Vorsehung, überlebten die Familie Proba und Russ die Katastrophe. Es war aber Allen sofort klar, dass das hier Geschehene erst der Anfang war. Die sofort eingeleitete Evakuierung legte dann auch nahe, dass mit einem solchen Ereignis gerechnet wurde, sodaß entsprechende Pläne bereitlagen. Noch am selben Tag erging der Aufruf das Dorf zu verlassen. Eiligst mussten die wichtigsten Habseligkeiten zusammengepackt werden. Mit Bussen wurde die Bevölkerung nun in weiter westlich der Oder gelegene Dörfer gefahren. Die Fam. Russ fand im knapp 20 km südlich gelegenen Grensen- poln. Grzendzin- ihr neues Quartier und blieb hier von Juli 44 bis Febr. 1945. Proba verbrachten ihre Wartezeit von Juli 44 bis Anfang Jan. 45 im nordwestlich gelegenen Eichhagen- schlesisch: Poborschau- bevor sie dann mit dem Fuhrwerk ebenfalls nach Grenzen zu den anderen Familien aus dem Gebiet um Alt Cosel stießen. (Luftlinie 20- 25 Km) - zum Bild oben: Kirche in Alt Cosel mit Friedhof.


Die Große Fahrt ins Ungewisse

Im Februar 1945 erging nun der Aufruf, dass alle sich im Ort Grenzen oder dessen Umgebung befindlichen Evakuierten in ein anderes Auffanglager gebracht werden sollten. Zunächst ging es ein oder 2 Stationen mit dem Fuhrwerk weiter, bevor dort die Familien, Männer, Frauen und Kinder mit ihrem Hab und Gut mit LKWs zur Bahnstation nach Jägerndorf in Mähren- tschech. Krnow, nahe der poln. Grenze gefahren wurden. Hier stand dann ein langer Personenzug mit 30 oder 40 Waggons bereit, um die Flüchtlinge aufzunehmen. Nach Aussagen waren die Platzverhältnisse im Zug ausreichend, auch konnte genügend Essen und Getränke für die große aber unbekannte Fahrt verpackt werden. Jedoch, der Zug war nicht beheizt. Es herrschte ein strenger Winter mit eisig kalten Winternächten. In tagelanger Fahrt- Elfriede F. spricht von 3- 4 oder mehr Tagen, ging die Fahrt nun von Jägerndorf aus durch die Tschechei hinunter nach Österreich- ohne jeden Zwischenaufenthalt. Die Fahrt selbst war unterbrochen von vielen Halts in der Nacht oder bei Tag, mitten auf freiem Feld oder Wald. Endstation war dann Andorf in Österreich- Andorf liegt ca. 25 km südlich von Passau entfernt.


Ausruhen in Andorf
- ein Marktflecken mit 6 oder 7 Teilorten und zahlreichen Gehöften.
In Andorf nun wurden die Ankommenden ein weiteres mal auf Fuhrwerke und Lastwagen verladen und dann bei verschiedenen Bauern in der Umgebung verteilt. Jedoch der Krieg dauerte noch an. Das zeigte sich in wiederholten Bombardierungen von nahegelegenen Brücken und Gleisanlagen oder der nahe gelegen Kreisstadt Schärding. Alliierte Tiefflieger machten sich auf Personenjagd, wie es Hans Russ selbst persönlich erleben mußte.

Danach folgte jetzt eine unbeschwerte und - zumindest für die Kinder, sorgenfreie Zeit. Wobei die Qualität der zugeteilten Wohnräume durchaus verschieden waren. Einige sprechen von großen und geräumigen Stuben in stattlichen Bauernhäusern. Dort gab es genügend zu Essen und Trinken. Der Herbst brachte reichlich Früchte. Es floß"Milch und Honig", so Hans R. Nicht ganz so glückliche Verhältnisse fand die Familie Proba vor. Das zugewiesene Anwesen wurde von Sepp, Jakob und Rosa- 2 ledige älteren Brüder und eine ledige Schwester, bewirtschaftet. Der Haushalt war sehr verwahrlost und von den Bewohnern nicht mehr beherrscht. Nach E. F. herrschte ein unsäglicher Schmutz in Küche und Haus. Entsprechend nachlässig wurde dann auch das Anwesen bewirtschaftet. Die Ernten wurden nur schlecht und recht eingebracht, die Erträge reichten gerade zum Überleben. Der Vater und Großvater von Elfriede F. waren dabei bemüht durch allerlei Mithilfe und Reparaturmaßnahmen etwas Ordnung zu schaffen. Hinzu kam dann zu allem Übel noch, daß die Mutter Proba nach der winterlichen Reise sehr schwer erkrankte und längere Zeit im Kreiskrankenhaus Schärding verbringen mußte.
Der Abschied.
Im Oktober 1945 erging dann wohl der endgültige Erlaß die oberschlesischen Flüchtlinge vollends nach Westdeutschland auszulagern. Um den 20. Oktober begannen sie Ihre Habseligkeiten ein weiter mal zu bündeln, um sich auf den Weg zur Bahnstation Andorf zu machen. Die einzelnen Gastgeber zeigten sich dabei großzügig und beschenkten die Leute reichlich mit Eßbarem für ihren letzten Weg. Vielleicht waren sie auch froh einige Mitesser weniger zu haben.


Zur letzten Fahrt

Um den 22 Oktober 1945 bestiegen die um Andorf einquartierten oberschlesischen Flüchtlinge einen bereitgestellten Güterzug zu ihrer letzen Fahrt- "wo wir jetzt wohl landen werden?", wird sich so mancher gefragt haben.

Wohl zur selben Zeit wurden im nahe gelegen Bahnhof Schärding ebenfalls Flüchtlingen aus den umliegenden Orten in bereitgestellte Güterwaggons - die mit etwas mit Stroh ausgelegt waren - verladen. Hier handelte es sich vor Allem um Flüchtlinge aus Breslau. Hier in Schärding wurden die bereitstehenden Waggon dann an den in Andorf bereitgestellten Zug mit den Flüchtlingen aus Alt Cosel und Umgebung angehängt. Dabei stoßen wir jetzt auch auf unsere Familie Jäckl aus Breslau. Hier nun vereinigen sich also die Fluchtchroniken der Familien Proba, Russ und Jäckl.

In einer mehrtägigen Fahrt, die Zeitzeugen sprechen von mindestens 2 oder auch 3 Tagen, ging es nun über Passau durch Bayern immer weiter in Richtung Westen. Die Fahrt selbst war unterbrochen durch unzählige Halte auf freier Strecke oder vor Bahnhofseinfahrten. In Ulm verharrten sie dann wohl eine halbe Nacht.


"Ankunft und Neuanfang" Die Gemeinsame Fluchtchronik bis zu ihrem Ende haben wir mit "Ankunft und Neuanfang betitelt. Vorher aber werfen wir einen Blick auf die Vertreibungschronik der Familie Jäckl.

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Geschichte der Vertreibung aus Breslau

Zeitzeugenbericht - Berichtet von Ulla Schwarz, geb. Krause / Jäckl - Die Familie Jäckl kommt aus Breslau in Schlesien im heutigen Polen.


Ankunft in Heuchlingen

Margarethe Jäckl kommt am 25. Oktober 1945 mit 3 Töchtern und 3 Söhnen, zusammen mit ca. 73 weiteren Flüchtlingen aus Oberschlesien, in Heuchlingen an. Der Vater ist nicht mehr vom Krieg heimgekehrt.


Wohnstätten in Heuchlingen:
Die Fam. Jäckl wohnte viele Jahre im sogenannten "Schukani-Häuschen" am Weg zur Mühle, bevor sie dann im Schloßgebäude eine neue Bleibe fand. Zwischenzeitlich hatten dann auch einige der Kinder eine eigene Fam. gegründet.
breslau………………….



 

Bild: Stadtteil von Breslau um 1937  

 

 

 

 

Vertreibungsgeschichte
Geschichtsfragmente, entnommen aus dem Web - aus www.zobten.de/Flucht/Flucht.htm und weiteren Beiträgen

 

Breslau, im Januar 1945

Als am 20. u. 21. Januar die ersten russischen Truppen in die Vorstädte Breslaus eingedrungen waren und in Breslau bereits der Geschützdonner zu hören war, wurden alle Frauen, Kinder, Kranke und Alte dringend aufgefordert, die Stadt zu verlassen, und alle verfügbaren Organisationen zur Räumung der Stadt aufgeboten.

Da dem Gauleiter Hanke die Evakuierung der Zivilisten zu langsam vonstatten ging und Breslau unmittelbar vor der Einschließung durch die Rote Armee stand, gab Hanke aufgrund der sich nun überstürzenden Ereignisse einen Tagesbefehl zur Räumung der Stadt auf. Nachdem schon zuvor am Sonnabend, den 20.01.1945 die ersten Lautsprecherdurchsagen in der Stadt zu hören waren, sind nun am Sonntag, den 21. Januar 1945 überall Plakate mit dieser offiziellen Anordnung des Gauleiters Hanke zu lesen.
Die Evakuierung
mit der Deutschen Reichsbahn begann
bahnh-freiburg Anfangs relativ geordnet, wie es im inneren Bahnsteig des Freiburger Bahnhofs noch zu sehen ist -(Der Freiburger Bahnhof ist einer von 3 Bahnhöfen in Breslau) Aufgrund schlechter Organisation endete die Evakuierung binnen weniger Stunden aber in einem Chaos.An anderer Stelle heißt es hier: In panischer Angst wurden hunderte von Menschen, zumeist Kinder, auf dem Bahnsteig des Freiburger Bahnhofs zu Tode erdrückt.

Bei katastrophalen Witterungsbedingungen - Temperaturen von 20° unter null und hohem Schnee - treten tausende Frauen und Kinder einen Marsch an, bei dem nach inoffiziellen Schätzungen etwa 18.000 Menschen den Tod finden. Viele Kilometer zogen sie mit nur wenigem Handgepäck während härtester Kälte auf den Landstraßen nach Südwesten und Westen, und manche, die durch die Kälte, die harten Strapazen und die Überfüllung aller Transportmittel mutlos geworden waren, kehrten heimlich wieder nach Breslau zurück.


Chronik der Vertreibung  
- erzählt von Ulla Schwarz

Die Chronik der Vertreibung aus Breslau ist komplex und nicht leicht zu ordnen und zu beschreiben. Viele Details und Erlebnisse vermischen sich dabei.


Wegbeschreibung

Vor der Einkreisung von Breslau durch die russische Armee strömten zunächst deutsche Truppen auf dem Rückzug und zur Verteidigung in die Stadt. Breslau wurde zur Festungsstadt erklärt.


Evakuierungsbefehl

Gauleiter Hanke erließ nun den Befehl, dass alle Frauen und Kinder die Stadt zu verlassen hätten.

tagesbefehlAn Gepäck sollte nur das allernotwendigste mitgenommen werden. Am 22. Jan. 1945 verließ dann auch die Familie Jäckl ihre Wohnung und marschierte mit hunderten oder gar tausendenanderen Frauen, Kinder und alten Personen zur Bahnstationen. Ihre Habseligkeiten waren in Taschen, Koffer, Kinderwagen verpackt. Eine Reise ins Ungewisse begann. In überfüllten Zügen und auf den Trittbrettern gelangten die Flüchtlingen - auf einer verwinkelten Fahrt, zunächst nach Lauban an der heutigen tschechischen Grenze- Lauban liegt ca. 25 Km östlich von Görlitz. Hier war dann wohl auch eine Zwischenstation eingerichtet - Ulla erwähnt jetzt keine Einzelheiten über die katastrophalen Wetterverhältnisse oder erfrorener Kinder auf dem Weg zum Bahnhof oder bei der Fahrt. In Lauban nun wurden etwas später LKWs für die weitere Fahrt bereitgestellt. Hoch aufgetürmt mit Gepäck, Kinderwagen und Gerätschaften und den Menschen dazwischen ging die Flucht weiter Obergersdorf in Sachsen. Episode. Hier erzählt Ulla eine Episode: Beim Verladen des LKW`s zur Weiterfahrt nach Obergersdorf, musterte ein Verladeaufseher Ulla. Er hielt sie wohl für eine junge Erwachsene. "Du bleibst hier, für dich ist kein Platz mehr." Ulla fing herzzerreißend zu weinen an. Ein junger Soldat bemerkte die Szene und fragte Ulla nach dem Grund. Darauf sagte er, " wenn du jetzt da nicht mitkommst, siehst du deine Eltern nicht mehr". Der Soldat half Ulla dann auf die vollgestopfte Lkw-Pritsche. Wie lange sie dann in Obergersdorf verweilten, weiß Ulla nicht mehr. Sie kann sich aber noch an die leuchtenden "Tannenbäume und an die Brand - und Explosionslichter bei den nächtelangen Bombardierungen im nahen Dresden erinnern.


Von Obergersdorf Sachsen ging die Fahrt jetzt im Güterzug weiter nach Scherding in Österreich. Von Schärding aus wurden die Flüchtlinge dann mit LKW´s ins nahe Brunnenthal verteilt. Auch hier sind Ulla noch Bilder von den nächtlichen Bombardierungen im nahen Passau in Erinnerung- aber auch Schärding selbst und die Hauptbahnlinie Linz Passau, waren regelmäßig Bombardierungen ausgesetzt. In Brunnenthal nun verbrachten sie dann ca. 4 Monate. Die Fam. Jäckl selbst wohnte dort bei einem Bauern in einem großen Zimmer. Ein anderer Teil der Flüchtlinge war in einem großen Erdbunker untergebracht. Die Decke bestand aus starken Holzstämmen. Sie waren mit Erdreich abgedeckt und von Gras überwachsen. (Vermutlich diente dieser Erdbunker hauptsächlich als Luftschutzbunker). Im Alltag fanden die Erwachsenen teilweise etwas Arbeit bei den Bauern. Die anderen sind auf den Bettel gegangen.

Die lange Fahrt in die neue Heimat

Etwa am 22 Oktober 1945 wurden die in Schärding und Umgebung evakuierten Flüchtlinge in bereitgestellte Waggons zu ihrer letzen Fahrt verfrachtet- es waren Güterwagen die mit etwas mit Stroh ausgelegt waren. Angemerkt sei hier: Die Waggons wurden dann an den in Andorf zusammenbereitgestellten Zug mit den Flüchtlingen aus Alt Cosel und Umgebung angehängt. Hier vereinigen sich jetzt die Fluchtchroniken der Familie Jäckl mit und Proba - Russ. Die Geschichte ist aber noch nicht zu Ende.
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Ankunft und Neuanfang

Über die Ankunft der Flüchtlinge aus Oberschlesien weiß das Heimatbuch "850 Jahre Mögglingen" zu berichten

"Am 24.Oktober 1945 kommt ein erster Transport  Heimatvertriebener mit 1502 Schlesier in 50 Güterwagen. Sie waren zuvor in der sowjetisch besetzten Zone Österreichs festgehalten worden. In Mögglingen, der ersten Station im Kreis Gmünd, macht der Zug halt. Das halbe Dorf ist da. Der Bürgermeister, Rotkreuzhelfer aus der ganzen Umgebung, Ärzte, Landrat Burkhardt, Frauen der neu gegründeten Nothilfe - deren Organisator Pfarrer Fischer ist, verpflegen unter Anleitung des Küchenmeisters Albert Kuhn die Angekommenen mit Eintopf, Brot und Wurst. Dr. Boser behandelt die vielen Erkrankten im Gepäckraum des Bahnhofs. Die Flüchtlinge bleiben die Nacht über in den Waggons. Morgens um 7 Uhr gibt es Frühstück: Kaffe und Weißbrot. Dann beginnt die Verteilung der Vertriebenen auf die Ortschaften des Landkreises. Sie werden in Wohnungen der Altbürger eingewiesen Um das durchzusetzen, mußte wiederholt auch Gendarmerie eingesetzt werden-so diverse Zeitzeugen.
In einem Aufruf des Landrats heißt es: "Wir sind uns bewusst, wie hart es ist, die Bevölkerung in ihren eigenen Häusern auf engstem Raum zusammenzusperren.. Noch härter aber ist das Los der Flüchtlingen, die Haus und Hof, den gesamten oft über Generationen erworbenen Besitz verloren haben". Die Heimatvertriebenen, die sich nach dem Krieg in Mögglingen und den umliegende Orten ansiedeln, kommen aus dem Sudetenland, Ost und Westpreußen, Schlesien, Pommern, Rumänien, Südslavien, Rußland , dem Baltikum und der Slowakei. "Die Ostflüchtlinge suchen eine neue Heimat, so sehr sie ihrer fernen Heimat nachtrauern, die man ihnen genommen hat. Ihre Enkel werden einmal Landsleute unserer Enkel sein".

bahnh-mögglAnkunft in Mögglingen und Weitergabe nach Heuchlingen. Mit diesem oben genannten Transport vom 24. Oktober, kommen auch 80 nach Heuchlingen zugeteilte Flüchtlinge am Bahnhof in Mögglingen an. Sie stammen überwiegend aus Oberschlesien


Fluchtchroniken der Familien Proba - Russ und Jäckl

Hier nun führen die unterbrochenen Fluchtchroniken der Familien Proba - Russ und Jäckl zusammen. Dazu lassen wir Elfriede Friedel , geb. Proba und Ulla Schwarz, geb. Krause /Jäckl berichten:

In Mögglingen erfolgte der erste reguläre Halt. Er war zugleich Endstation für  viele der Zuginsassen. Von hier aus erfolgte jetzt sozusagen die Verteilung der Flüchtlinge in ihre neuen Heimatorte. Mehrere Wagen wurden abgehängt - in einem der Wagen (Wag. 24?) auch unsere Familien Russ, Proba und Jäckl. Elfriede meint, dass alle Wagen abgehängt worden seien. Wahrscheinlich ist aber, dass mit dem Transport aus dem österreichischen Innviertel das weitere Remstal beschickt  wurde. Das zeigen dann auch ähnliche Abholaktionen am Bahnhof in Unterböbingen und anderswo.

Vor dem Bahnhof in Mögglingen standen  an diesem 24. Oktober dann auch bereits Bauern aus Heuchlingen mit Pferdefuhrwerken und eine Abordnung der Gemeinde mit Bürgermeister O/Brt. Stütz bereit - Bürgermeister Stütz war während der Kriegsjahre im oberschlesischem Beuthen tätig. Wie er die Mutter von Elfriede mit einer anderen Zuginsassin polnisch reden hörte, kam Stütz auf sie zu und fragte sie  woher sie kämen. "Aus Alt Cosel" war die Antwort. "Dieser Waggon kommt zu mir", soll Stütz daraufhin geantwortet haben- so die Aussage v. Hans Russ. Eine Anmerkung zu diesem Vorfall: Frau Probe war auf der Suche nach geeigneter Nahrung besonderers für ihre 9 Monate alte Tochter Agnes. Wie sie Stütz dann ansprach, bekam sie erst etwas Angst- sie hatte polnisch gesprochen, war dies vielleicht verboten? So bestiegen die Angekommenen mit  ihren Habseligkeiten die bereitstehenden Leiterwagen. Elfriede F.  weiß noch mit Gewissheit,  dass sie auf dem Wagen von Anton Knödler nach Heuchlingen gefahren wurden- wie auch die Fam. Jäckl.  Als weitere Transporteure sind ihnen namentlich noch Josef Ilg, der Kolbadone, in Erinnerung. Intern angemerkt: Hierzu erging die Anfrage - Anweisung an Bauern in Heuchlingen und Holzleuten die im Besitz von Pferdegespannen waren (8-10 Bauern), den Personentransport vom Bahnhof Mögglingen nach Hchl. vorzunehmen. Rechnungen hierüber und Rechnungen über die ersten Versorgungen der Ankommenden finden sich in den Gemeinderechnungen von 1946 - siehe Link- Seite 1 und Seite 2.
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hchl-rathAnkunft und Registrierung in Heuchlingen am 25. Oktober 1945

Im Zugangsbuch der Gemeinde sind allein für den 25. Okt. 1945  Achtzig  Personen - Männer, Frauen und Kinder,  als Zugang vermerkt. Der überwiegende Teil davon kam aus Schlesien. Es muss jetzt durchaus angenommen werden, dass diese 80 Personen mit demselben Zug und auch am selben Tag in Heuchlingen ankamen. Die Fuhrwerke müssen für deren Transport wohl den ganzen Tag über unterwegs gewesen sein. Eine schier unlösbare Aufgabe die hier der Gemeinde und allen Beteiligten abverlangt wurde.
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Notquartiere im Gasthaus Adler und - zumindest zeitweise- auch im Saal der "Krone"

Die  einzelnen Fuhrwerke  machten vor dem Adler Halt. Bei der Ankunft vor der Adlerwirtschaft in Heuchlingen wurden die Ankommenden ganz sicher von einheimischen Bewohnern neugierig und wohl auch kritisch beäugt- und auch umgekehrt. Elfriede hat darüber keine Details mehr in Erinnerung.
Ein Teil der ankommenden Familien wurden nun direkt in für sie vorgesehene Häuser im Ort geführt. So konnte die Familie Russ ihr Quartier noch am selben Tag im oberen Anbau beim Kaufhaus Stütz beziehen. Auch unserer Familie Proba und Troschka wurden private Quartiere angeboten, was aber bedeutet hätte dass die Familie, bestehend aus den Großeltern, Eltern und der Fam. Troschka, getrennt worden wäre.
So bezogen sie mit dem Großteil der Angekommenen das Notquartier das im Gasthaus Adler eingerichtet worden war- es war der alte Tanzsaal im EG und der Adlersaal selbst. Hier im EG wurden dann 6 - 8 Familien, im Saal entsprechend mehr einquartiert. Ja, in prekären Fällen wurden selbst die Pferdeboxen im gegenüberliegenden Stall mit Familien belegt. Dieses Notquartier im Adler - und auch das in der "Krone" diente sozusagen als Puffer, wenn vorgesehene Quartiere noch nicht bezugsfertig waren. Die Familie Proba verbrachte nun im Adlersaal 1 ½ bis 2 Wochen. Während dieser Zeit gab jetzt die alte Adlerwirtin den Hinweis, dass auf dem Mederhof ein passendes Quartier frei würde. s. weiter unten.

Anmerkung zum Notquartier im Gasthaus Krone: Zeitzeugen aus Hchl. haben keine Kenntnisse von diesem Notquartier in der Krone. Aber zumindest im Herbst 1946 wurden nachweisbar Vertriebene aus Mähren im Krone-Saal einquartiert - es waren dies die Fam. Losert, Jordan, Richter, Olbrich und nochmal Richter.

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Die Familie Jäckl

Ulla weiß über die Einquartierung nur  so viel: Ihre Familie wurde, wie die meisten der Ankommenden, im Adlersaal einquartiert. Dazu waren auf dem Boden Lager aus Stroh und Strohsäcken hergerichtet.

 

In die eigene Wohnung

Über die Lagerdauer hier weiß Ulla nur, dass sie an Weihnachten 1945 schon im kleinen "Schukani - Häuschen in der Vorstadt ihre neue Bleibe bezogen hatten. 1957 ist die Familie dann in die neue Wohnung im Schloß eingezogen.
Hier noch eine Episode: In den Nachkriegsjahren waren - auch auf dem Land - besonders die Arbeiterfamilien oft am Rande einer Hungersnot. Die Mütter gingen Brot betteln, Ährenklauben, Holzsammeln und mehr. So waren auch die Jäckl- Kinder ständig hungrig. Bei der Müllerin fanden sie dann immer eine offene Tür und ein offenes Ohr. Wenn nun die Mutter Jäckl mal wieder bedrängt wurde, sagte sie: "Geht in die Mühle und wampt euch voll"

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Die Familie Proba

Nach den amtlichen Planungen war für Proba und Troschka dann tatsächlich der Mäderhof als Wohnstelle vorgesehen. Zunächst bezogen sie aber wiederum eine Übergangswohnung bestehend aus 2 Zimmern- für 9 Personen-  beim Bernhard Frei auf dem Mäderhof.

Danach wurde das Haus Pfisterer/ Ernst- im Sprachgebrauch s`Lutza, bezugsfertig. Hier verbrachten sie dann mehrere Jahre. Dabei muss man anfügen, dass in diesem, ja nur einstöckigem Häuschen- mit geschätzten max. 80 qm Wohnfläche, 3 Familien und  zeitweise bis zu 18 Personen Platz finden mussten-nur das Wc-Häuschen lag dann separat und außerhalb im Garten (ein schöner Platzgewinn)


Wieder nach Heuchlingen.
Im Dez. 1950 fand die Fam. Proba dann zusammen mit Troschka eine neue Wohnung im OG. des alten Bauernhauses von Hugo Mezger, die vorher von der Fam. Seidemann belegt war. Das EG bewohnte Baumeister Bayler mit seiner Familie. Nach deren Wegzug im Juli 1957 zogen Proba und Troschka dann in diese frei gewordene Wohnung im EG.

Das Bauernhaus wurde alsbald dann abgebrochen um Platz für das neue Kaufhaus zu schaffen. Proba konnten jetzt einen Teil der Wohnung von Hugo Mezger im OG des alten Kaufhauses beziehen. Nach Elfriede F. war das Miteinander dort mit Mezger jederzeit unproblematisch und angenehm. Nach dem Bezug des neuen Kaufhauses konnten Proba dann beide Geschosse im alten Kaufhaus belegen.

 

haus russEs geht aufwärts

Alsbald in den 1950er-Jahren schossen allerorts Häuser - wenn auch noch klein damals- und ganze Neubausiedlungen aus dem Boden. Das Wirtschaftswunder nahm seinen Anfang. Eine ganz neue Zeit begann.

 

 

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