Brücken über die Lein in Heuchlingen
im Zeitenlauf.
1680
Ohne Brücken über
die Lein in Heuchlingen wären die zuvor an anderen Stellen geschilderten Geschehnisse und Entwicklungen hier in Heuchlingen wohl nicht
möglich gewesen.
Jedoch, erst um 1680
wurde dann erstmals der Bau einer Holzbrücke für Personen, den Viehtrieb
und für Fuhrwerke erwähnt.
Fast 200 Jahre mussten
diese geschilderte Holzbrücken ihren Dienst tun. Im
Frühjahr zur Schneeschmelze und bei Eisgang wurden sie aber häufig zerstört.
So wie im neben gezeigten Freskenbild könnte die um 1680 gebaute
Hölzerne Brücke über die Lein
ausgesehen haben - wobei angenommen wird,
dass es schon einfache rückenvorgänger gegeben hat - so der Eintrag des Chronisten.
.........
1777
Im
Jahr 1777 ließ der Ellwängische Fürstprobst Ignaz Graf Fugger eine steinerne
Brücke mit 4 Bogen erbauen. Der Hinweis in der "Brückenbroschüre": Die Auf -
u. Abfahrt war so steil, dass Langhölzer u. ä. Tran-portgüter beim Überfahren
hinten aufgesessen sind.
So
könnte die als Mauerwerk gebaute Brücke ausge-sehen haben - hier nur
mit 3 Bogen, wie sie ein unbe-kannte Maler im Jahr 1865 von der Mühle
aus gemalt hat. -- In der Mitte der Brücke zeigt sich Nepomuk, der
Brückenheilige, welcher v. 1777 b. 1872 treue Wache gehalten hat. (Bildquelle:
Andr. Wilhelm i. Hchl.)
.
1851 wurde die schadhafte gewordene steinerne Brücke v. Heuchlinger
Maurern gründlich instandgesetzt.
1868 war die Bücke wiederum so schadhaft,
dass ein Neubau in Erwägung gezogen wurde.
.............
1872
Im Jahr 1872 wurde die stark
ramponierte Steinbrücke - also nach knapp 100 Jahren Lebenszeit
- abgebrochen und - an gleicher Stelle eine tragfähigere Brücke
in Eisenkonstruktion erbaut.
Die
Brücke in Eisenkonstruktion 1872 bis 1949
1945 im April durchfuhr ein amerikanischer Konvoi mit
Rad - und Kettenfahrzeugen, von Laubach herkommend, den Ort. Beim Passieren
des 2. Panzers sackte der linke Brückenteil zusammen. Manövrierunfähig
stand der Panzer im Leinbett. Nun, der nachfolgende Teil der Kolonne
setzte seinen Weg über die Leinfurt unbeirrt fort.
Auch der große gußeiserne Brückenheilige Nepomuk"
- rechts im Bild - konnte das Unheil nicht aufhalten. Beim Einsturz
des re. Brückenteils stürzte auch Nepomuk hinunter in den Fluß und zerbrach.
Nur noch dessen Torso konnte geborgen werden, sein Kopf blieb bis auf
den heutigen Tag verschwunden.
Mit dem Zusammenbruch
der Brücke wurde eine wichtige Lebensader von Heuchlingen abgeschnitten.
Die Fußgänger mussten zunächst den Mühlensteg benützen, während die
Fuhrwerke der Bauern mühsam, oft mit Vorspann, zur anderen Dorfseite
gelangen konnten.
Es musste also eiligst die ramponierte Brücke wieder fahrfähig
hergerichtet werden. Nach Räumung der eingestürzten Brückenteile wurden
über das äußere und mittlere
Brückenfundament
schwere Baumstämmen aufgelegt und diese mit Balken und quer gelegten
Eichenbohlen abgedeckt. Nach Montage der fachmännisch gefertigten Brückengeländer
war dann eine Überfahrt wieder möglich. Zusätzlich musste dann auch
noch der "heil" gebliebene Brückenteil sicherheitshalber abgestützt
werden, wie es auf dem Bild erkennbar ist. --- Für Fußgänger wurde unterhalb
der Furt, von der linken Leinseite zum rechts liegenden "Brechwasen",
ein Notsteg aus Holz gezimmert. Eine hohe, und ziemlich wackelige Konstruktion,
wie es die Broschüre ausdrückte.
Es war Nachkriegszeit. 7 bis 8 Jahre sollte es daher noch dauern, bis
die geschilderte Notlösung behoben durch einen zeitgemäßer Leinübergang
abgelöst werden konnte.
1952
/ 1953
Im Juni 1952 beginnt die Fa. Wayss und Freytag mit dem Bau
einer Spannbetonbrücke nach einem v. d Fa. entwickelten (Bündel) - Spannverfahren.
---- während der Bauarbeiten musste eine Behelfsbrücke den Fahrverkehr
meistern. - Wo sich diese Behelfsbrücke befand ist derzeit nicht bekannt.
Auch existieren keine Ablichtungen hierüber. --- Die Fußgänger benutzten
nach wie vor den Notsteg über die Lein zum Brechwasen.
Bemerkenswertes eingeflochten: Im November 1952 - die neue Brücke war noch nicht
fertig, kam ein großes Hochwasser - damals nicht außergewöhnlich, und
zerstörte die Fußgängerbrücke, Bau - u. Toilettenhütte und das gesamte
Baumaterial schwamm leinabwärts. Die Notbrücke wurde so stark beschädigt,
dass sie nicht mehr passierbar war. Die Fußgänger mussten die halbfertige
neue Brücke benutzen. Ende gut, alles gut. 1953 konnte die
Fertigstellung der neuen "Spannbetonbrücke" gefeiert werden.
Vermerk
am Schluss: Bei der Planung und Bau der neuen Spannbetonbrücke wurde
die Lage des Mittelpfeilers auf die neue Fließrichtung der Lein - bei
der geplanten Leinkorrektur Anf. der 1960er Jahre - ausgerichtet. Frage
hier: wurde diese Leinkorrektur dann wieder verworfen?
........
Schon 1998 zeigte sich die "neue Spannbetonbrücke"
als sehr schadhaft und einbruchgefährdet. Noch im gleichen Jahr erfolgte
ihr Abriss und der Bau der neuen "neuen Spannbetonbrücke".
1998 / 1999
Nach vielen Planungsgesprächen lag im Sommer 1998 dann der Entwurfplan
fertig vor. Mit dem Bau einer neuen Betonbrücke konnte begonnen werden.
Zuvor standen jedoch viele Vorarbeiten an.
Als allererstes musste eine Behelfsbrücke für den KFZ - und Fußgängerverkehr
organisiert und erstellt werden.
Zu Hilfe kam jetzt: es konnten Teile einer Bailey - Brücke
aus ehemaligen ameri-kanischen Armee- Beständen aufgetrieben werden.
Auf dem Bild links das Ergebnis.
.
.
Diese Bailey - Brücke nun wurden oberhalb der
geplanten neuen Brücke
fachmännisch über die Lein gelegt. Das besondere dabei: in die Brückenteile
war auch eine Fußgängersteg integriert. Also 2 Fliegen mit einer Klappe
geschlagen. Sofort danach begann der Abbruch der Spannbetonbrücke und
Bau der neuen Brücke. --Im Bild:
re. dem Brückenrohbau, die Zufahrt zur Bailey- Brücke.
.
1999 -
Die fertige Stahlbetonbrücke.
Bauart: Stahlbeton
Gesamtlänge: 31,44 m
Stahlgeländer 1m hoch
Baukosten 1,2 Mio. Mark
Grußwort:
"Brückenbauer sind besondere Leute, denn
ihre Brücken verbinden, sie überwinden Trennendes, sie sind Ausdruck
der Baukunst, sie machen den Über-gang sicher und gefahrlos, sie stellen
Verbindungen her und ermöglichenvielfltige Beziehungen.
Liebe Bürgerinnen und Bürger in Heuchlingen, nützen Sie die neue Brücke
in diesem Sinne ..... "Möge die neue Brücke Brücke recht lange
ihren Zweck erfüllen."
"Es grüßt Sie, Josef Hirsch, Bauleiter."
In der westl. Aussichtskanzel steht der alte - neu *restaurierten
Nepomuk.
Zur Erinnerung: Schon 1777, damals noch auf der
Rundbogenbrücke, bewachte genau dieser Nepomuk seine ihm unterstellte
Brücke. Also vor bald 250 Jahren. *Restaurator war
Alexander Vogt v. Hchl.
zurück zur
navigation
|