Furte
und Stege über die Lein im Brückenbereich --
die große Leinbrücke sei hier ausgenommen, sie
ist separat an anderer Stelle erwähnt. 
Der Brückenbereich in Heuchlingen mit seiner Lein ist - und
war es in früherer Zeit noch sehr viel mehr, sicher der Mittelpunkt unserer
Gemeinde.
Er verbindet die beiden Ortsteile links der Lein und rechts
der Lein - was
oft zu dem Streit führte (noch heute), welcher Ortsteil nun "Lei
hieba" und welcher "Lei dieba" isch. Wobei "Lei hieba"
natürlich der edlere Teil ist.
Hier
bei der Brücke
führten der Dorfhirte und die Bauern das Vieh zur Tränke. Die Schäfer
wechselten über die Furt und tränkten oder wuschen die Schafe. Im Sommer
war der Brückenbereich dann auch ein beliebter *Bade- und Spielplatz für die Dorfkinder - siehe
hierzu aber die Einwendungen und Bedenken im Anhang.
Eine besondere Rolle im Brückenbereich kommt hier natürlich
der Leinbrücke zu.
Über diese Brücke
wechselte nicht nur der einfach Dorfbewohner, auch Grafen, Fürsten und
Bischöfe zogen darüber, Festzüge, Prozessionen und Bittgänge und mehr.
Als
herausragendes
Brücken- Ereignis kann hier vielleicht der 6. August 1817 genannt
werden. An diesem Tag - im Sommer nach der schlimmen Hungerzeit im Jahr
1816 und Vorjahr, führte der Michael Sachsenmaier die ersten Dinkelgarben
ein. Um 2 Uhr nachmittags gab man das erste Zeichen mit der Kirchenglocke.
Darauf zog die ganze Gemeinde mit Kreuz und Fahnen, die Musik (unt. Leitg.
v. Josef Ohnewald) an der Spitze, zur Brücke, dem Erntewagen entgegen.
Hier, mitten auf der Brücke segnete der Pfarrer den Erntewagen. Dann wurden
zwei Garben vom Wagen genommen, mit Blumen bekränzt und auf eine Bahre
gelegt. Unter dem Geläut sämtlicher Glocken, unter Musik, Gesang und Gebet
zog die Gemeinde zum Gotteshaus. 4 festlich gekleidete Mädchen, mit Blumen
in den Haaren trugen die Garben zur Kirche. An der Friedhofmauer waren
Schützen aufgestellt, welche die Prozession mit Freudenfeuer begrüßten....
usw.
Nicht
nur verbindend, auch trennend konnte sich dieser unser Brückenbereich
zeigen.
Der
Heuchlinger Krämer, Landwirt, Acsiser (Gd. rechner) Bürgermeister und
Komponist Josef Ohnewald beschreibt in seinen Tagebuchaufzeichnungen annähernd
40 mal Situationen, in denen man wegen hohem Wasser nicht mehr
über die Brücke in die gegenüber liegende Dorfseite gelangen konnte. Und
das beileibe nicht nur im Winter oder Frühjahr bei der Eisschmelze. Nein
auch bei Starkregen in der übrigen Jahreszeit. Dabei konnte es einen ganzen
Tag, seltener 2 Tage lang, dauern, bis eine Querung wieder möglich war.
Ohnewald beschreibt diese Situationen dann manchmal so: "die Lein
ist ausgelaufen, dass man den ganzen Tag nicht mehr über die Brücke konnte".
Ein
anderes ein Ereignis sei noch genannt was die Folgen einer abgebrochenen
Verbindungen unserer beiden Ortsteile bedeuten kann. Ohnewald beschreibt
es: 1805, den 25. Dez. starben seine Excel. Graf Adelmann in Augsburg.
Dessen Leiche wurde hier durchgeführt (durch Hchl. überführt), musste
aber wegen großem Wasser am 28. Februar im hiesigen Zehntstadel übernachten
- und wurde dann am 1. März nach Hohenstadt abgeführt.
.....
* Baden im Brückenbereich
- also, zeitlich weit zurück- war nicht
immer erwünscht und häufig ein Thema im Kirchenkonvent. Hier 2 Beispiele:
aus dem Kirchenkonvent, verhandelt am:
13. Juni 1819 - Heute wurde
das Baden in dem sogenannten "Roßgumpen" verboten. Gez...--
6. Mai 1821: weil durch den Eisgang im Frühjahr einige gefährlichen Stellen
in der Lein entstanden waren, so wurde das Baden daselbst verboten. Gezeichnet:.
....... --Bild
oben: Eisenbrücke mit Knaben auf dem Geländer sitzend, und.
der "Rossgumpen".
8. Juni 1828:
…. hat man wahrgenommen, daß die Knaben,
während die Mädchen zuschauen, in der Lein, welche mitten durch den hiesigen
Ort fließt, ungeniert baden. Da dieses der Ehrbarkeit zuwider ist
und . nachteilige Folgen haben muß, so wurde beschlossen: das Baden
im Orte, u. an allen Plätzen wo allgemeine Wege vorbeigehen von der Kanzel
aus gänzlich zu verbieten u. den Eltern zu raten, ihre Kinder nur
unter ihrer Aufsicht baden zu lassen. Dem Schultheißenamt wurde der Auftrag
gegeben über diese Maßnahme künftig zu wachen. Gez.: - Seibold; *Trettner;
Ohnewald; Ilg. (* w.d. Schultheiß)
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zum Thema "Furte
und Stege im Brückenbereich"
4a und weitere Einlassungen.
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