"Hirtenhaus" -Bihlschreiner“ – „Bartles-Schreiner“

Haus Nr. 100  in der Hirtengasse -  Geb. Nr. n. d. Urkarte 1830 - 1912

Adresse heute: Hirtengasse 3
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Über die Baugeschichte des Hirtenhauses und ihrer frühen Bewohner liegen keine Kenntnisse vor.  Das Haus 100 wird im  Steuerbuch von 1760 nicht beschrieben.
Der Grund könnte sein: als Gemeindehaus wurde das Haus steuerlich nicht erfasst.


"Hirtengasse" - "Hirtenhaus"

Die nachstehend aufgeführten Hausbewohner Waibel und Fürst trugen die Beinamen
"Hirten ....". Ein Hinweis, dass dieses Haus hier ehemals das "Hirtenhaus" der Gemeinde war (oder eines der Hirtenhäuser) und wohl auch der Namensgeber für die "Hirtengasse
"


Anmerkung zum Dorfhirten in Hchl. Nach 1804 wird in Hchl. allgemein die Stallfütterung eingeführt. Der Gemeindehirte wurde nicht mehr benötigt. Das Hirtenhaus in Hchl. wird 1807 an Michael Waibel (Kauz-Waibel) verkauft. Der Verkauserlös betrug - 379 fl. Dieser wurde zur Bezahlung der Kriegskosten verwendet. Die Allmenden wurden unter der Bürgerschaft geteilt. Die Brachen wurden als Sommer- und Winterschafweide genutzt. Der Erlös hiefür ging an die Gemeinde.

Michael Waibel, der "Hirtenmichel" ist der erste namentlich bekannte Bewohner des Hauses. Im Nov. 1810 verkauft Waibel an Anton Stadelmaier von Leinzell seine, 1807 von der Gemeinde an ihn verkaufte Liegenschaften für 550 fl. Sie besteht aus 1 einstock. Wohnhaus - "das ehemalige Hirtenhaus", 1/4 Garten neben dem Haus, 1/8 Tagw. Wiesen an der Lein und 3 Bürgerteile mit je 1/4 Wttb. Morgen an 3 Stck.

Intern sei hier angemerkt: auch im Haus 76 an der Haldengasse sind in der Folge Stadelmaier mit dem Namenszusatz" "Hirtenseph alt" und „Hirtenseph jung“ (u.a.) vermerkt – offensichtlich gab es nicht nur 1 „Hirtenhaus“

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Die Gebäudebeschreibung nach dem Gemeinde - Kataster von 1827 - 1907
1827:
Ein einstockigtes Wohnhaus mit 1 Schindeldach

1873:  Wohnhaus u. Scheuer, Hofraum, Backofen

1907:  Wohn - u. Ökonomiegebäude v. Stein u. Riegel mit Ziegeldach, Hofraite. 1 Backhaus ganz von Stein mit Ziegeldach. Gelasse: 1 Dachboden, 1 Kehlraum,  eine 1stock.  Scheuer,  eine Tenne, 1 Stall, 1 Heuviertel,  1 Futterraum im  Dach , 1 Backofen.
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Bewohnerchronik zusammengefasst nach den Kaufbucheinträgen

1807 - 1810: Michael Waibel, der "Hirtenmichel" aus dem Haus Nr. 77 - Waibel -"Pfeadr", erwirbt 1807 von der Gemeinde das ehemalige Hirtenhaus. 1810 verkauft Michael Waibel das Anwesen an Anton Stadelmaier die oben beschriebene Liegenschaft für 550 fl. Michael Waibel zieht in das Haus Nr. 79 am "gemeinen Weg" - später die Schechinger Straße. Kaufbedingungen: Der Besitzen des Hauses (Hirtenhaus) muß, wenn Kranke oder sonst arme Personen auf dem Schu...?. nach Hchl. gebracht werden, dieselben solange unentgeltlich beherbergen, bis die nötigen Anstalten zur Weiterbringung getroffen sein werden. Die Verpflegung solcher kranker Personen liegt der Gemeinde ob.

1810 - 1832: Anton Stadelmaier, Taglöhner. 1832 verkauft A. Stadelmaier, 72 J. alt, seine Liegenschaft an Johannes Fürst, Bürger dahier, für 425 fl.: ein stock. Wohnhaus Nr. 44 (100) am Kirchenweg neben Lukas Barthle (Hs. 58), nebst dem Backhaus. Dabei sind 1/4 Tgw. Garten beim Haus und 3 Bürgerteile. Der Verkäufer erhält mit seiner Ehefrau und dem ersten Sohn das unentgeltliche Wohnrecht so lange sie leben, bzw. dieser ledig ist. Ferner den beschriebenen Ausgeding, im Stall einen Platz zum Stellen einer Gais u.a.

1832 - 1859: Johannes Fürst, Taglöhner, der "Hirtenmann", * 1898 im Mühlhäusle b. d. Scherrenmühle, + 1880, oo 1830 in Hchl. Theresia Saxenmaier. Im Aug. 1859 verkauft Johannes Fürst und seine Ehefrau Theresia, geb. Sachsenmaier, ihr Anwesen wie oben beschrieben an Sebastian Fuchsluger, ledig, u. an ihre Tochter Marianna Fürst, ledig, für die Summe von 950 fl. Verkäufers Ehepaar erhält unentgeltliche lebenslange Wohnrecht im Haus. Im Nov. 1871 verkauft das Ehepaar Johs. Fürst sodann an die Witwe Marianna Fuchsluger das ihm im Haus zustehende Wohnrecht für 100 fl.

1859 - 1871: Sebastian Fuchsluger , Mahlknecht, * 1826, oo 1859 Marianna Fürst.
Im Nov. 1871 verkauft die Witwe des Sebast. Fuchsluger an Johannes Lutz, led. Schuster v. Mäderhof: ein 1 stock. Wohnhs. mit Scheuer, Backofen u. Hofraum i.d. Hirtengasse neben Kaspar Barthle u. d. Gasse, nebst > 2/8 Mrg. Garten, für die Summe v. 900 fl. Im Nov. 1871 verkauft Johannes Lutz die erkaufte Liegenschaften an Georg Schimmel, Schuster hier, für die Summe von 850 fl.

1871 - ~ 1911: Georg Schimmel, Schustermeister u. Gemeindepfleger i. Hchl. * 1837, +1911, oo 1864 Marianna Neumaier, * 1834, +1910. Die Ehe bleibt ohne Kinder. Bemerkenswert: Georg Schimmel legt 1878 der Gemeinde einen Bauantrag mit Bauplan vor, für einen Anbau an sein schon vorhandenes Wohnhaus, Scheuer u. Ökonomiegebäude.

~1911 - 1913/14(?): Josef Ohnewald, Wagner, * 1887, + 1950, oo 1917 Adelheid Hillen-brand v. Hchl. Wissenswertes: im Jan 1912 erstellt Josef Ohnewald ein Baugesuch zum Aufbau eines Stockes auf das Wohnhaus Nr. 100 in der Hirtengasse. Maße: 8 m lg. , 7.6 m breit und 2,3 m hoch. Das Baugesuch wurde i. Febr. 1912 zurückgezogen. (Qu. Rath. Akten) Josef Ohnewald heiratet 1917 in Gmünd. Dort ist er Landwirt a.d. Georgihof - am Hang des "Herlikofer Berg" gelegen und Wirt im Jägerhaus.

Ungesicherte Besitzstände nach 1914

1913/14 und 1915 Breg Konrad. Nach dem Brandschaden-Einzugsregister v. 1914, 1915, 1916/1917 und 1917/18 ist ein Breg Konrad als Besitzer des Hauses notiert. Über Breg K. liegen keine Daten vor.

1922? bis 1927?: Friedrich Eberhard. Nach der Viehseuchenumlage 1922 ist ein Friedrich Eberhard Besitzer auf dem Haus. Er hält hier 2 Ziegen und ist der Vater des im Anhang genannten Paul Eberhard.

Barthle.
1927? - 1944: Barthle Franz, Schreiner – nach dem Eintrag im Vermessungskataster. Franz Barthle oo 1919 Theresia Oehler aus Schlichten im Schwarzwald. Wissenswertes nachnotiert: Im Brandschadensregister v.1927/28 findet sich Franz Barthle hier im Haus 100. Frage: wo wohnte F. B. nach seiner Heirat 1919? - im Gemeindehaus? Z. Miete?

1944 - ~1976: Josef Haug, Schreinermeister, oo Maria, geb. Barthle und übernimmt die Schreinerei.

Eugen Haug, deren Sohn übernimmt um 1976 den Betrieb, gibt diesen eine kurze Zeit nach dem Tod des Vaters (+1976) auf und zieht mit seiner Fam. nach Ruppertshofen.

Heute ist das Haus im Besitz der Familie Wetzel.
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Erweiterte Familien - Legenden

Michael Waibel, "Hirtenmichele", geb. 1769, +1831, oo 1801 eine Eva Aich v. Gmünd, geb. 1775, + 1856. Die Eltern sind der Georg Waibel und die Maria, geb. Mangold auf Haus 77 - "Pfeadr". Aus der Ehe kommen 7 Kinder: u.a. Tobias, * 1802. Er ist a. d. Haus 79.
Josef, * 1805, oo 1832 auf das Haus 82/83: Danach,
1843, ist er auf dem Haus 101 notiert. Gottlieb, * 1811, oo 1846 und baut um 1843 zusammen mit dem Bruder Josef das Anwesen Haus 101 am Ortsende der Schechinger Straße. Er wird dort der "Hüttengottlieb", richtiger: der "Hirtengottlieb" genannt.

Anton Stadelmaier, "Im Hirtenhaus" - so der Reg.Vermerk, * 1760, + 1841, oo 1786 A. Maria Wanner, 1755 - 1824, u. i. II. Ehe  Katharina Werner, 1781 - 1837. (Int. vermerkt: deren Sohn Anton, "Maurer“, *1783, oo 1803 Veronika Munz. Reg. Verm.: Anton ist seit 1817 verschollen)  Die Eltern des Anton Stadelmaier sind der Josef Stadelmaier v. Horn u. Katharine Ilg v. Reichenbach. (Die Stadelmaier im Haus 76, siehe dort, kommen aus einer anderen Stadelmaier Linie)

Fürst Johannes, Taglöhner, der "Hirtenmann" , * 1898 im Mühlhäusle b. d. Scherrenmühle, + 1880, oo 1830 in Hchl. Theresia Saxenmaier, *1801, +1874. || 5 Kinder.

Fuchsluger Sebastian, Mahlknecht, * 1826, oo 1859 Marianna Fürst. Reg. Vermerk: im August 1878 nach Gmünd übergeben - Zusammenhänge sind nicht bekannt.

Georg Schimmel, Schustermeister, Gemeindepfleger i. Hchl. * 25.9.1837, + 21.5.1911, oo 1.2.1864 Marianna Neumaier, * 13.5. 1834, + 29.10.1910. Die Ehe bleibt ohne Kinder.

Josef Ohnewald, Wagner, * 23.3.1887, + 1950 in GD, oo 1917 in Gmünd die Adelheid Hillenbrand v. Hchl., * 15.12.1891. Josef Ohnewald ist nach seiner Heirat Landwirt auf dem Georgihof in Gmünd - am Hang des "Herlikofer- Berg" gelegen und Wirt im Jägerhaus. . Am 26.6.1950 ist er in GD gestorben.
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Barthle - Familien - Legenden: s. hierzu auch Haus 58, Haus 93/94 und Haus 34.
Die Stammeltern der Barthle sind der Joseph Barthle vom Birkhof und die Maria,  geb. Lang. Die einzelnen Wohnbehausungen der Barthle lassen sich derzeit nur schwer festmachen. Gesichert sind die Häuser Haus 93 an der Bruckgasse, danach das Haus 58 an der Hirtengasse - "Kolba-Done", das Haus 34 auf dem Gänsbühl und eben hier das Haus Nr. 100 in der Hirtengasse.

1. Joseph Barthle, Bürger und Schreiner in Hchl., *6.9. 1752, + 1826, oo 1775 Maria Vogelmann, * 1745, + 1808.

2. Lukas Barthle, Schreiner, 1785 - 1844, oo 1810 Rosina Waibel, * 1785, + 1851. Im Prim.- Kat. um 1830 ist Lukas Barthle mit dem Sohn Kaspar auf dem - später so genannten - "Kolbadone - Anwesen“, Haus 58.

3. Kaspar Barthle, Schreinermeister, 1813 - 1888, oo 1841 Rosina Vogt v. d. Mühle, * 1821, + 1873. Er ist ebenfalls im  Haus 58 registriert. Kaspar und dessen Bruder Melchior ziehen in das  Haus 34 auf dem Gänsbühl und richten dort eine Schreinerei ein.

3. 1 Melchior Barthle, Schreinermeister, * 21.11.1818, + 10.1.1891, oo am 30.10.1849 Maria Anna Bihlmaier, To. des Josef Bihlmaier u. M. Creszentia, geb. Breit., * 2.9.1827, + 4.6. 1907. Kinder u.a. Maria und Balthas, * 1853. Melchior Barthle betreibt 1854 bis 1887 u. von 1887 an zusammen mit dem Sohn Balthas, bis in die 1920er J. auf dem Gänsbühl eine Schreinerei.

4. Balthas Barthle, Schreiner, *20.4.1853, + 5.4. 1921, oo am 26.5.1895 Josefa Fauser v. Mutlangen, * 13.9.1864, + 11.12.1939. Deren Vater ist Bernhard Fauser, Schultheiß  in Mutlangen. Aus der Ehe v. Balthas kommen 10 Kinder u. a. Franz, * 1890.

5. Franz Joseph Barthle, Schreiner, "der Barthles Franz", * am 16.2. 1890, + am 20.8. 1974, oo am 25.11.1919 m. Theresia Oehler aus Schlichten i. Schwarzwald, * 1.8.1888, + 12.2. 1965.

6. Josef Haug, Schreinermeister, * 1915, + 1976, oo 1944 Maria, geb. Barthle, die To. v. Franz, * 1920, + 1994 und übernimmt die Schreinerei. Haug kommt aus Wurmlingen.

Nach dem Tod von Josef Haug übernimmt dessen Sohn Eugen den Betrieb, gibt diesen dann eine kurze Zeit nach dem Tod des Vaters auf und zieht mit seiner Fam. nach Ruppertshofen.

Der Hausname "s`Barthles"
hat sich über 2 Namens - Generationen hinweg bis  heute gehaltenBarthleHaug - Wetzel. (Barthles- Marie; Barthles- Eugen; Bathles- Maria)

Heute ist das Haus im Besitz der Familie Wetzel. Hubert Wetzel heiratet Maria Haug.

Barthle der„Bihlschreiner siehe hier auch die Einlassungen bei Haus34.

Im Dez 1848 kauft der Schreinermeister Melchior Barthle das Haus 34 auf dem Gänsbühl und richtet sich dort eine Schreinerei ein. 1910 brennt das Haus durch einen Blitzschlag dann gänzlich ab. Barthle erbauen an gleicher Stelle ein neues Haus und richteten im neu erstellten Haus eine Werkstatt zur serienmäßigen Fertigung von Stühlen ein - M. Werner spricht von einer Stuhlfabrik. Diverse Belastungen aus Hausbau, erford. Investitionen u. dgl. konnten wohl nicht mehr gestemmt werden - Barthle mussten das Haus aufgeben. Die Gemeinde erkaufte das Haus. Fortan diente das Haus als Miethaus.
Wissenswertes hierzu: 1923 wurde ein Konkursverfahren gegen den Schreinermeister Albert Barthle u. d. Schreiner Eugen Barthle geführt. Mitte der 1920er- Jahren dann auch gegen Franz Barthle in der gleichen Sache. Franz Barthle richtet sich hier in der Hirtengasse erneut eine Schreinerei ein.  Man nannte den Schreiner Barthle danach noch lange Zeit den "Bihlschreiner". Später hat sich dann der Geschäftsname „Barthles- Schreiner“ oder auch nur Barthle, bezogen auf die "Schreinerei-Barthle" durchgesetzt.

** Gd. Ratsprotokoll v. 22. April 1926: Heute hat Franz Barthle, Schreinermeister hier, bzw. dessen Bevollmächtigter Immobilienhändler Müller, das Geb. Nr. 34 mit Werkstatt u. Hofraum im Gänsbühl mit 2.98 ar, weiter die Prz. 171: Baum - u. Grasgarten mit 56,34 ar, sowie die Parz. 396/3: Acker im Gänsfeld mit 36,74 ar, an die Gemeinde Heuchlingen verkauft. Der Kaufpreis beträgt 9000 RM. < Aug. 1926: Schuldaufnahme v. 9000 RM für den oben genannte Erwerb der Gantmasse des *Franz Barthle, Haus 34 im Gänsbühl, samt dazugehör. Gartenflächen - u. eine weitere Schuldenaufnahme v. Amtsdiener Bihlmaier.

Gebäudesituation
i. d. Hirtengasse um 1928.
Hs. 99: „Sand-schmied“
Haus 111: Haus des Josef Mezger – auch der „Lang Mezger“ genannt.
Haus 100:  "Barthles - Schreiner"

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Bemerkenswertes angehängt:
In der Hirtengasse ist auch der einstmals weit bekannte Paul Erberhard geboren oder aufgewachsen (näheres weiß man nicht mehr so genau). Als einst höflichster Bahnbeamter der Bundesrepublik in den 1950er Jahren,  setzte er seiner Laufbahn als Landstreicher fort. Der Ruhm war wohl etwas zuviel für ihn.

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