Die Zehntscheuer - Haus Nr. 17 - Geb. Nr. nach der Urkarte 1830 - 1912

Zehentverhältnisse in Heuchlingen vor der Säkularisierung - aus Recherchen von Pfarrer Gustav Zeyer u. a.  
Ergänzend angemerkt. Die große Vorgeschichte der „Rechberger“ , welche die Geschichte unseres Dorfes seit dem 13./14. Jh. maßgebend  geprägt haben, die Erbauer des Schlosses und dieser Zehntscheuer, ist hier nicht erwähnt. Diese kann von anderer Seite bei Gelegenheit dargelegt werden.

Ellwangen und Arnold von Wolfen  haben Anrecht auf den Großzehnt in Heuchlingen und zwar je hälftig, darum auch die Zehntscheuer genau in zwei Hälften abgeteilt ist.

Arnold v. Wolfen hat sodann von dem Zehnt des Fürsten zu Ellwangen 6 Malter Dinkel u. 6 Malter Haber für sich zu empfangen.

Die Zehntscheuer, zwischen Mattheis Barthle des Schmied`s, des Baders Garten und um die Gemeinde gelegen, hat der Fürst zu unterhalten.

Zur Erbauung der Zehntscheuer (im 15. - 16. Jh. - n. H. W. Bächle) kann mit einiger Wahrscheinlichkeit angenommen werden, dass die Zehntscheuer seit ihrer Erbauung gemeinschaftlich (vermutlich) zwei Herrschaften von Hchl. gehört hat.

In der O/A Beschreibung Aalen von 1854 ist hierzu vermerkt: "Übrigens gehörte nicht ganz Hchl. zu der Rechbergischen, jetzt Ellwangischen Herrschaft. Schon 1349 hatte Hans v. Aumpdum Güter in Hchl. dem Heiligen verpfändet. 1427-29 werden ein Conrad und Agnes von Waldhausen genannt, gesessen zu "Heuchlingen". Sie sind ohne Zweifel Nachkommen des Conz v. Waldhausen. Für den teilweisen Besitznachfolger dieses Geschlechts darf vielleicht Arnold von Wolfen gelten, der schon 1577 "zu Heuchlingen" heißt".

Geschichte zu Arnold v. Wolfen  - aus der O/A. Beschreibung v. 1854:

Arnold v. Wolfen, der schon 1577 "zu Heuchlingen" heißt und in Heuchlingen selbst die Mühle besaß, zwei Güter auf dem Birkhof, den Riedhof und einen Teil des Brackwangs. Durch die Vermählung mit Marie Salome v. Adelmann nach 1595, erwarb er auch das Schloss Heuchlingen. 1604 - 1609 verkauften die Ehegatten ihr Schloss Hchl. mit Zubehör an Ellwangen und erhielten dafür leibgedingweise Schloss u. Herrschaft Wöllstein eingeräumt.

Heuchlingen war sodann ab (1590) 1609 Ellwangisches Oberamt (Hchl. war das 6. Oberamt im neu gestaltenen ellwang. Regierungsbezirk) Dabei war das Schloß Hchl. für den adeligen Oberamtmann gedacht, der Amtmann saß zu Abtsgmünd.

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Jüngere Geschichte der Zehnscheuer - erbaut im 15./16. Jh. (n. Bächle)

1785 -  Reparatur oder Neubau der Zehend- Scheuer?

Auszug 28. März 1785 aus amtlichem Bericht (St. Archiv- Lwb.) - Betreff der Baulichkeiten an der Zehendscheuer zu Heuchlingen.

Hofkammerrath Hefele hat sich Anfang 1785 nach Heuchlingen begeben und die Umstände der dortigen  hinfälligen Zehntscheuer, unter  Zuzug des hiesigen Zimmermeisters Michael Holl, in Augenschein genommen.

Er berichtetet: Da nun die in Frag liegende Scheuer von einer solchen Beschaffenheit, dass demselben ohne Abtragung des ganzen Dachstuhls, welcher an dem Gebälk in allen Fugen durch die Fäulniß verdorben – darum Aufrichtung eines neuen (Dachstuhls) nicht geholfen – mithin auch das in Riegelwerk gefertigte alte Gemäuer ( also auch das Gebäude) dermal nach einer Schadhaftigkeit nicht wohl geschätzt werden könne: so seien zur Erzielung des Endzweckes  nun allein zweine Wege  übrig: als

a) eine Hauptreparation  - oder

b) eine gänzliche Neuerbauung desselben.

Hofkammerrath Hefele erläutert nun in seinem Bericht an das königliche Hofamt das Für und Wider der beiden Möglichkeiten. Dabei befürwortet er gehorsamst und untertänigst eine Neuerbauung der Zehntscheuer.

Seine Begründungen:

Eine Neuerbauung  ganz aus Stein (vorher Gefache) koste nach einschlägiger Beratung mit Holl nur unwesentlich mehr als eine Generalsanierung, welche er mit 6135 Gulden veranschlagte. (Mehrkosten ca. 911 fl) 

Bei einer Neuerbauung biete sich die Möglichkeit, die Scheuer zu vergrößern, da die Abmessungen der beiden Tennen in der Breite von 34 Schuh (~ 10,2 m) und auch in der Höhe schon jetzt nicht ausreichend seien.

Der Wortlaut: Würde dieser neue Bau nach zitierten Überschlägen

1. nicht nur allein bis unter das Dach 14 Schue hoch und 2 Schue dick, über dem Grund gänzlich mit Steinen ausgeführt, sondern auch

2. um 6 Schue (~1,8 m) breiter, folglich die zweene Dreschtennen geräumiger und um so viel länger.

3. könnte die sicherte Hoffnung gehögt werden, dass das ararium Camerale viele Jahre  von Reparationskösten, sowie die Unterthanen von Frohnfuhren befreyt sein dürften, endlich und

4. wären die Steine welche in der Nähe zu haben, durch die bemöhnte in 9 Mann bestehende Unterthanenschaft weit leichter zu dienen, als das von dem Gut Heuchlingen weiter stehendem Bauholz.

Aus diesen angeführten Ursachen glaube priogonent Gründe zu haben, folgendes unterthänigst unmaßgebliches Gutachten abgeben zu dürfen, dass der in Frage liegende Zehendststadel zu Heuchlingen künftiges Frühjahr nach dem Accord und beiliegendem Ries von dem dasigen sehr geschickten Zimmermeisters Holl ganz neu hergestellt, das Bauholz aber in thunlicher Zeit noch dieses Jahr gefällt werden könnte um in einigen Stücken den frohnbaren Unterhanen ihre Arbeit insoweit zu erleichtern, als sie dann nicht alle Fuhren respective  in einem viertel Jahr, sondern solche auch im künftigen Herbst  noch vollbracht – ihren Feld – und Hausgeschäften zum Theil  gemächlicher verrichten könnten.

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** Komplette Neuerbauung im Jahr 1786

Die Zehntscheuer wurde nun 1786 ganz aus Stein, 2 Schue dick (vorher Ständerbau mit Fachwerk) neu errichtet. Die Breite der Zehntscheuer betrug nun 40 Schuh, statt vorher 34 Schuh. (die Länge der Scheuer blieb also gleich? - die Breite wuchs um ca. 1,8 m. --- Maßeinheit: 1 Schuh ca. 30 cm)

Bemerkenswert wäre hier noch: im Jahr 1802 (also schon 16 J. später) musste das Dach der Zehntscheuer erneut aufwendig repariert werden.

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** Ergänzende Anmerkung zum Umbau/ Neubau der Zehntscheuer.

1786 erwarb der oben erwähnte Zimmermeister Michael Holl von der hochfürstlichen Hofkammer in Ellwangen den -dem Einsturz drohenden, Südteil des Schlosses zum erbauen von (bis zu) 4 neuen Erbsölden, für die Summe von 250 Gulden. (es wurden dann nur 2 dieser geplanten Erbsölden erbaut- und zwar die Häuser Nr. 1 u. 2 auf dem Schloßberg) s. dort.

Unter Punkt 5 dieses Vertrags heißt es: …. sollte dem Holl der ganze Platz des zu verkaufenden Schlosses zukommen …. nur allein soviel von den Stein und Dachplatten ausgenommen, als zu dem neuen Zehend- Stadel erforderlich werden, als welcher er Holl auch für dießmal ohne Herrschaftliche Kosten decken muß.

Dh. bei richtiger Deutung: für den Bau der Zehntscheuer wurde das Steinmaterial (Sandsteinquader) und die Dachplatten des abzubrechenden südlichen Schlossteils verwendet. Die Dachdeckerarbeit hatte Holl auf seine Kosten zu bewerkstelligen

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Besitzerwechsel.
Im August 1850 erwirbt die Gemeinde, mit Genehmigung der Königlichen Finanz-verwaltung, die Zehntscheuer. --- Im Laufe der Zeit
werden die Zehntscheu-erhälften dann wiedeholt an verschie-dene Heuchlinger Bauern veräußert.

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So verkauft 1856 die Gemeinde je die Hälfte an Bernhard Beirle u. Andreas Lutz für die Summe von jeweils 666 fl. - als 1/2 --- 1/2
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Im Jan. 1869 verkauft Andreas Lutz einen Teil seiner Hälfte an Michael Geiger, also 1/4 Teil der Zehntscheuer neben Schulheiß Stütz und Johannes Schuster, Schmied, für die Summe von 410 fl.

1885 verkauft Ludwig Knödler seinen 1/4 Teil d. Zehntscheuer an Johann Kurz, Schmied hier, für 675 Mark. (wann Knödler seinen Scheun-enteil erworben hat, ist nicht bekannt)

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Besitzer - Legende nach den Kataster - Einträgen und Zeitzeugenwissen.

< 1833: Staatliches Kameralamt.

< 1850: die Gemeinde Hchl. mit Genehmigung der Königlichen Finanzver-waltung.

< 1856/57:
Bernhard Bäuerle; Michael Knödler und Andreas Lutz;
Ludwig Knödler.
Angemerkt: im weiteren Zeitenlauf wechselten die Besitzer oder taten sich zusammen. (z.Tl. fehlen dem Verfasser hierzu einzelne Daten)

< 1869: Michael Geiger (Nullenmichel) (1/4 Anteil)

< 1885: Johann Kurz, Schmied (1/4 Anteil)

< 1953 - ~ 1975: Maria Stadtmüller, geb. Kurz  und  7 Ab-kömmlinge, - 1/4 Anteil;. Alois Geiger und Ehefrau - 1/4 Anteil, Josef Ehmann - 1/4 Anteil ; Hans (mit Franziska) Stäb ("Molkers") - 1/4 Anteil. Angemerkt hier: der Stäb-Anteil ging später an Kaspar Sachsenmaier ("Bihlkaspar") über. Qu. J. Ehmann
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Wie ging es weiter
: In der 2 Hälfte des 20. Jh. erwirbt die Familie Bopp (in einem Zeitraum v. 3 - 5 J.) nach und nach - als erstes den Stadtmüller-Anteil, später dann die restlichen 1/4- Anteile. Den Anteil des Josef Ehmann erwirbt er im Tausch gegen eine Grundstückfläche v. Stütz / Bopp zum Bau eines Wirtschaftsgebäudes für Ehmann. Als Letzter verkaufte um 1970-75 Alois Geiger seinen Anteil an Bopp.

Die Zehntscheuer ist seither in Privatbesitz der Fam. Bopp, zuletzt von Dr. Dieter Bopp.
Nach dem Eintritt in den Ruhestand wohnte Dr. Dieter Bopp den Tag über im alten Wohnhaus (u. früh. Kaufhaus) und nutzte dort auch die Küche. Von hier aus übernahm er auch die Pflege des Schaugarten vor dem Haus: Wege, Brunnen, Blumen- und Pflanzenbeete u. a., organisierte die notwendigen Pflegearbeiten in seinem Wald oder dem Zehntscher-Garten -- Nur am Abend und zur Nacht nutzte er Räume in der Zehntscheuer.
Im Juni 2017 wurde Dieter Bopp zu Grabe getragen. Die weitere Zukunft der Heuchlinger Zehntscheuer war wieder offen.

Die Wende.

Ein Weihnachtsgeschenk:
Noch vor Weihnachten im Jahr 2019 kam von den Nachlass-nehmern die Botschaft: Die Zehntscheuer geht samt dem Boppschen Garten entlang der Lein an die Gemeinde Heuchlingen - ein Geschenk! - Auch eine Herausforderung.
(Angemerkt: Dr. Dieter Bopp äußerte noch zu Lebzeiten die Absicht einen Teil seines Anwesen der Gemeinde Hchl. zukommen zu lassen - diese seine Absicht wurde Wirklichkeit) ................................................ ............ zurück z. Areal 1 - Navigation