Haus Nr. 34 auf dem Gänsbühl - Geb. Nr. nach der Urkarte 1830 - 1912

noch bekannte Hausnamen: "Bihlschreiner"; "Gmoidshaus" (Gemeindehaus)

Adresse heute: Gänsbühl 34
…………………………..

Der Name Bihlschreiner: Der Name "Bihlschreiner" ist jüngeren Datums und bezieht sich auf die Schreiner- Familie Barthle, die hier im Haus 34 ihr Handwerk ausgeübt hat.
...........................
Hausgeschichte und Bewohner

Der Gänsbühl wurde sicher schon in der frühen Dorfgeschichte besiedelt. Bei den Bewohnern wird es sich hauptsächlich um Häusler, Söldnern, Händler und Gänsehirten gehandelt haben - Stichwort Gänsbühl, Gänswiesen, Gänsäcker. Daneben gab es noch 1 oder 2 Halbbauern - wie das nachstehend beschriebene Anwesen.

Die Baugeschichte des Hauses, wie auch die der Häuser auf dem Gänsbühl insgesamt, liegt jedoch im Dunkeln.
 

 

 

 

 

Gebäudesituation auf dem Gänsbühl nach der Urkarte um 1830


Das Haus 34 steht hier - zur heutigen Lage, um 90 Grad gedreht.

 

.

.

..

.

..

.

.

Im Steuerbuch v. 1760 trägt das Haus 34 die Ur-Nr. 26 1/2 - das Nachbarhaus 35 die Ur-Nr. 26 - ein Zusammenhang?

Bemerkenswert noch: das Haus 34 und das gegenüberliegende Haus Nr. 35 haben den Gumpbrunnen beim Haus 35 in gemeinsamen Besitz.

..

Beschreibung des Anwesen nach dem Güterbuch von 1760

Im Steuer- und Güterbuch von 1760 wird der Handelsmann Joseph Munz als Besitzer von Haus 34 auf dem Gänsbühl erwähnt. Ob schon die Eltern des Joseph Munz, der Joh. Georg Munz und die Katharina, hier das Haus bewohnt haben ist nicht belegt.

Joseph Munz
besitzt an Gebäu:
Ein erblehenbares Wohnhaus zu Heuchlingen, Nr. 26 1/2
Zum Haus gehörten 3/4 Morgen Acker, so jetzt zum Garten umgeschaffen, 120 Rut. Garten und 2/4 Morg. Bauerngarten. Dazu ca 2 Morgen Wiesen an 3 Stck. und ca. 8 1/2 Morgen (Jauchert) Ackerland.
Akten-Randvermerke: 1824: Anton Pflüger, 1836: Melchior Ebert. (also Besitzerwechsel)
.........................................

Gebäudefortschreibung nach den Katastereinträgen 1827 bis 1907

1827: Ein neues Wohnhaus samt Scheuer unter 1 Dach

1829: Ein 2stokigtes Wohnhaus samt angebauter Scheuer unter 1 Dach

1873: Wohnhaus u. Scheuer, Backofen, Schweinestall u. Hofraum

1907: Wohn- u. Ökonomiegebäude v. Stein u. Riegel, getäfert, mit 1 Anbau u. Ziegeldach;
1 Hofraite; 1 Backhaus v. Stein, die Giebel offen mit Ziegeldach; 1 Schweinestall f. 2 Schweine v. Holz, getäfert u. Ziegeldach. Gelasse: 1 Stall, 1 Tenne, 1 Backofen, 1 Futterstätte.
.......................

Bewohner - Kurzübersicht für das Anwesen Haus 34

1810 - 1824: Josef Munz, Garnhändler, *1773, + 1842, oo 1810 die Kreszentia Krehwedel. Er besitzt ein Erb- Lehen - Gü. bu. Vermerk hierbei: 2/3 vom Hs. versetzt - (d.h. Teile v. Haus u. d. Liegensch. sind verpfändet) m Jan. 1824 verkauft Josef Munz an Anton Pflieger: ein 1 stock. Wohnhaus mit Scheuer unter 1 Dach, dazu ca. 2 1/4 Tagw. Garten - Wiesen- und Ackerfläche für die Summe von 710 fl.


1824 - 1836: Anton Pflieger,
Bürger und Garnhändler, *1799, oo 1824 M. Anna Munz, To. des Josef Munz, u. in II. Ehe 1825 Josefa Creszentia Trettner, * 1798, + 1836 - (die To. d. Schultheißen Trettner) Im Juli 1836 verk. Anton Pflieger an Melchior Ebert vom Vogelsang - U. Romb. ein 2 stock. Wohnhaus mit ca. 2 1/4 Tagw. Garten- Wiesen- und Ackerfläche für die Summe von 1.140 fl. Als Leibgeding hat der Käufer, dem Josef Munz und dessen Eheweib die freie Wohnung, diverse Naturalien und Platz im Stall zum Halten v. 2 Gänsen u. 4 Hennen zu verabreichen.


1836 - 1843: Melchior Ebert, der
"Vogelmelcher", Bauer in Hchl., oo M. A. Ströhle. Reg. Vermerk: von Hchl. abgezogen. Im Jan. 1843 verk. M. Ebert an Alois Uhl: ein 2 stock. Wohnhs. u. Scheuer unter 1 Dach, nebst ~ < 2/4 Tagw. Garten und ca. 4 1/4 Jauch. Acker u. Bürgerteile für die Summe vom 1.800 fl. Alois Uhl verkauft i. Febr. 1843 die Liegenschaft wie vor beschrieben an Caspar Haas, Schäfer, nebst 1 1/2 viertl. Garten u. 1 Jauch. Acker, für die Summe von 1.433 fl. Auf dem Haus lastet das Wohnrecht u. Ausgeding für die Witwe des Josef Munz.

1843 - 1848: Caspar Haas,
Schäfer, * 1815, + 1896, oo 1841 Aloisia Holz v. Herlikofen. Im Dez. 1848 verk. die Caspar Haas`sche Gantmasse das Haus Nr. 34 wie oben beschrieben an Melchior Barthle für die Summe von für 1057 fl. Auf dem Haus lastet das Wohnrecht u. Ausgeding für die Witwe des Josef Munz. (also des Vor- Vor- gängers)


1848 - 1885: Melchior Barthle, Schreiner, * 1818, + 1891, oo 1849 Maria Anna Bihlmaier.

Im Apr. 1885 verkauft Melchior Barthle das Anwesen an seinen ledigen Sohn Balthas Barthle, nebst ca. < 2 Ar Garten und 8 1/4 Mrg. Wiesen und Acker, für die Summe von 6.500 Mark. Als Dreingaben gehen: 2 Kühe f. zus. 500 M., 1 Rind f. 70 Mark, 2 Wagen, 1 Pflug und 1 Egge.

1885 - 1919: Balthas Barthle, Schreiner, * 1853, + 1921, oo 1885 m. Josefa Fauser v. Mutlangen. 1910 brannte das Haus nach einem Blitzschlag ab. Barthle erstellten (hier) einen Neubau und führte dort das Schreinerhandwerk weiter - siehe unten.

Bemerkenswertes-Änderungen. Im Brandschadens-Umlage-Einzugs-Register f. 1914 (in 1913) erscheint ein David Pappenheimer, Handelsmann, als Besitzer von Haus 34.
(D. Pappenheimer wa einer der zahlreichen Güterhändler jener Zeit und hatte das Hausanwesen Nr. 34 event. als Spekulationsobjekt erworben)
Für das Kalenderjahr 1915 der Brandschaden-Umlage, ist dann der Barthle Franz als der Eigentümer aufgeführt. (Vermutlich - od. wahrscheinlich- wohnen mit Franz Barthle auch noch dessen Eltern Balthas u. Josefa Barthle im Haus 34)

1915? - ~ 1926: Franz Joseph Barthle, Schreiner, * 1890, + 1974, oo 1919 m. Theresia Oehler aus Schlichten im Schwarzwald.

1926 erwirbt die Gemeinde das vom Imobilienhändler Müller in Gmünd erworbene Anwesen für ca. 9000 Rm. über ein *Darlehen, rückzahlbar in Jahresraten von 500 Rm. Haus 34 wird von danach zum Gemeindehaus eingerichtet. (*Intern angemerkt: Die Gd. Hchl. war über Jahrzehnte in permanenter Geldnot - oder besser: bettelarm- siehe auch unten**)

~ 1965 kauft Helmut Österle das Gemeindehaus - Fortan sind Österle auf dem Haus.
..........................................
Erweiterte Familien - Legenden

Munz und Pflieger - Legende - Der Name Munz wird in den Registern schon Mitte des 17. Jh. in Hchl. erwähnt. Siehe hier auch bei Haus 96 im Dorfkern.


Josef Munz,
Garnhändler, 1773 - 1842, oo 1810 die Kreszentia Krehwedel, 1780 - 1830. Die Eltern des Josef sind der Johann Georg Munz und die Maria, geb. Schaf.


Anton Pflieger, Bürger und Garnhändler, * 1.1.1799 in Oberböbingen, oo a. 20.1.1824 M. Anna Munz, * 1802, + 1824 u. in II. Ehe am 25.1.1825 Josefa Creszentia Trettner, * 10.2.1798, + 21.1.1836.? Josefa Crescentia ist die To. d. Schultheißen Trettner. Reg. Vermerk: am 30.4.1835 nach Reitprechts gezogen.

Melchior Ebert, der "Vogelmelcher", Bauer in Hchl., oo M. A. Ströhle. Reg. Vermerk: von Hchl. abgezogen. (keine näheren Daten ersichtlich)

Kaspar Haas - Int. angem.: die Geschichte des K. Haas ist verwirrend.
Kaspar Haas, Schäfer, * 1815, + 1896, oo 1841 Aloisia Holz v. Herlikofen, * 1822, + 1895.
Vermerke i. Pfarr – Urbarium: Kaspar Haas 1840 von Wöllstein hereingezogen. 1846: Kaspar Haas, Schäfer von Hchl. und Familie hat im Laufe dieses Jahres das Kearth angekauft und bezogen. -- 1847/48: Kaspar Haas ist im Juli nach Amerika entflohen.
Ein anderer Vermerk im Notariatsprotokoll v. Juli 1849 wegen Bürgschaft / Pfandrechte auf dem Kiarth - Hof.: "Neuaufzieher ist Josef Kienzle, Abgänger ist der entwichene (n. Amerika) Schäfer Kaspar Haas.
Qu.: Pf. archiv Krt.32, N O 72.
Widersprüche hier: Im Prim- Kat. ist ein Kaspar Haas, Schäfer v. Wöllstein, Mitbesitzer von Haus 34, und 1863/64 Besitzer auf Haus 64 / 65. (Im alphabet. Fm- Reg.-Verz. findet sich nur 1 Kaspar Haas)

....................................................

Barthle - Legenden und der Name Bihlschreiner

Am 20. Dez.1848 kauft Melchior Barthle das Haus 34 auf dem Gänsbühl. Darin hat die Witwe des Josef Munz das unentgeltl. Wohnungsrecht bis zu ihrem Lebensende. Melchior Barthle kommt aus einer alten Schreinerfamilie in Heuchlingen - Die Sippe bewohnte lange Zeit das Has 58 in der Hirtengasse ("Kolba`done"- s.dort). Nach seinem Aufzug richtet er hier im Haus 34 eine Schreinerei ein. Noch lange Zeit nach ihrem Abzug vom Gänsbühl nannte man sie die "Bihlschreiner", später dann einfach "Barthles- Schreiner", dann nur "s`Barthles"

Melchior Bartle, Schreiner, *1818, + 1891, oo 1849 Maria Anna Bihlmaier, To. des Josef Bihlmaier u. M. Creszentia, geb. Breit., *1827, + 1907. Kinder u.a. Maria und Balthas, * 1853.

Balthas Barthle, Schreiner, * 1853, + 1921, oo 1885 Josefa Fauser v. Mutlangen, *1864, + 1939. Aus der Ehe kommen 10 Kinder, u.a. Franz, * 1890; Albert, * 1899 u. Eugen, *1902. Erweiterte Barthle - Legenden siehe bei Haus 100 und Haus 58.

Franz Joseph Barthle, Schreiner, "der Barthles Franz", * 1890, + 1974, oo1919 m. Theresia Oehler aus Schlichten im Schwarzwald, * 1888, + 1965.

Bemerkenswertes aus der Gesamt-Gemeinderechnung von 1910, Beilage Nr. 174.
Am 13 Juli 1910 brannte das Haus Nr. 34 des Balthas Barthle auf dem Gänsbühl nach einem Blitzeinschlag vollständig ab. Das Haus wurde v. Barthle an gleicher Stelle in der heutigen Form (E. 20. Jh.) neu erbaut. Infolge
Krieg und wirtschaftl. Änderungen (Welt-wirtschaftskrise) konnte Barthle die Hypotheken nicht mehr stemmen und musste verkaufen. 1926 erwarb die Gemeinde das Haus -
und war - bis hinein in die 1960er Jahre, das "Gemeindehaus". Es diente längere Zeit als Bürgermeisterwohnung, später dann auch als Wohnung für Schullehrer und Heimatvertriebene.

Bemerkenswertes aus Zeitzeugenmunde.
Maria Werner weiß aus Überlieferung: Die Barthle richteten im neu erstellten Haus eine Werkstatt zur serienmäßigen Fertigung von Stühlen ein - M.W. spricht von einer Stuhlfabrik. Diverse Belastungen aus Hausbau, erford. Investitionen u. dgl. konnten wohl nicht mehr gestemmt werden - man beachte hierbei auch die zunehmend schlechter werdende wirtschaftliche Lage in den 1920er Jahren nach dem Weltkrieg. *Barthle mussten das Haus aufgeben. Der Imobilienhändler Müller in Gmünd erkaufte das Anwesen mit Baum- und Gemüsegarten. Zum 1.1.1931 erwirbt die Gemeinde das Anwesen für 7000 RM- zahbar in Raten von 500 RM an die Landessparkasse. Fortan diente das Haus als Miethaus dem Bürgermeister, den Schullehrern, später auch den Heimatvertriebenen u. a.


**
Gd. Ratsprotokoll v. 22. April 1926: Heute hat Franz Barthle, Schreinermeister hier, bzw. dessen Bevollmächtigter Immobilienhändler Müller, das Geb. Nr. 34 mit Werkstatt u. Hofraum im Gänsbühl mit 2.98 ar, weiter die Prz. 171: Baum - u. Grasgarten mit 56,34 ar, sowie die Parz. 396/3: Acker im Gänsfeld mit 36,74 ar, an die Gemeinde Heuchlingen verkauft. Der Kaufpreis beträgt 9000 RM. < Aug. 1926: Schuldaufnahme v. 9000 RM für den oben genannte Erwerb der Gantmasse des *Franz Barthle, Haus 34 im Gänsbühl, samt dazugehör. Gartenflächen - u. eine weitere Schuldenaufnahme v. Amtsdiener Bihlmaier.

*Aus St. Arch. Lwb: 1923 wurde ein Konkursverfahren gegen den Schreinermeister Albert Barthle u. d. Schreiner Eugen Barthle geführt. Mitte der 1920er Jahren dann auch gegen Franz Barthle in der gleichen Sache.

 

.

.

.

.

.N
nebenstehendes Bild:
Das ehemaliges Haus des Bihlschreiners Barthle.
Zustand um 1950 als Gemeindehaus.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

.

Noch bekannte, ehemalige Bewohner des Gemeindehauses

Nach dem Erwerb des Hauses durch die Gemeinde, bewohnte Alois Chorhummel, * 1898, oo 1926, das Haus. A. Chorhummel war von 1925 - 1937 Bürgermeister in Heuchlingen.
1937 zieht A. Chorhummel nach Zuffenhausen.

Bei Alois Chorhummel wohnte noch dessen lediger Bruder Konrad. Konrad war Musiklehrer und führte längere Zeit auch den Kirchenchor i. Hchl. In den 1940er- Jahren verweigerte eine große Zahl der Chormitglieder eine weitere Zusammenarbeit mit ihrem Chorleiter. Konrad C. wurde abgesetzt.

Weitere noch bekannt Bewohner im Gemeindehaus

< Lehrer Wahl mit Familie
< Lehrer Wilh. Baumhauer mit Ehefrau und 5 Kinder. Die Fam. Baumhauer zog um 1951 nach dem Auszug d. Fm. Wahl in dessen 3-Zimmer- Wohng. Nach Fertigstellung der Lehrerwohng. a. d. Kirchbühl (1949/50/51) zogen Baumhauer dann dort ein.

< Das Ehepaar Hauber. Es wohnte im rechten Hausteil im EG.
< Bei Kriegsende und nach d. Krieg bewohnten dann verschiedene Fam. Heimat-vertriebener das Haus. Siehe hier Broschüre: Flüchtlinge und Heimatvertriebene.
.

Helmut Österle kauft i.d. 1960er J. das Gemeindehaus und baut es in den heutigen Zustand.
.

zurück z. Areal - Navigation