Haus Nr. 50 in der Vorstadt -- Gb. Nr. n. d. Urkarte 1830 - 1912

 "Karles" - früher ----------------- "s´Eduarda" - heute

Adresse heute: Brackwangerstraße 10
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Hausnamenlegende: bis Anfang der 1880er- Jahre wurden die Bewohner auf dem Anwesen "s´Karles" genannt.  Nach dem Aufzug von Eduard Sachsenmaier ganz einfach s´Èduardá - s. auch weiter unten.
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Über die Baugeschichte, wie auch über die frühen Bewohner von Haus Nr. 50, liegen derzeit keine Erkenntnisse vor.
Es gilt hier dasselbe, wie schon bei Haus 47 erwähnt: Die beschriebenen Hausanwesen in der Vorstadt gehörten sicher zu den schon früh in Hchl. erbauten Anwesen. Sie liegen an einem wichtigen Verbindungsweg über den Brackwang und Birkhof zur Hochsträß und weiter zum Remstal, ebenso zum Mederhof und weiter nach Schönhardt und Iggingen.
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Die Beschreibung im Steuer - und Güterbuch von 1760 zum Haus 47 deutet auf ein kleineres Hofanwesen für einen Handwerker oder Halbbauern hin.

Hier werden erstmals benannt:
Friedrich Ottenbacher, 1831 Johann Ottenbacher,
besitzt eine
Fallsöld, darein gehört:
Eine Behausung mit einem Steueranschlag von .................. 40 fl.
(Nachtrag: ein Wasch und Backhaus)
Dazu gehören 1/8 Tagw. Garten beim Haus, Parz. 118 ........ ..... 1 fl. 15x
2 3/4 Tagw. Wiesen und 3 3/4 Tagw. Acker, veranschlagt mit.......... .... ..... 38 fl.
für das Vieh und Fahrnis werden veranschlagt ............................. 30 fl.
o/o diverser Abgaben - sind zu versteuern ...... ......................... 95 fl.
Randvermerk: 1816 verwandelt (in ein freieigenes Zinsgut)
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Zur Erläuterung: Der Vorgänger des Friedrich Ottenbacher auf dem Haus Nr. 50 war der Ulrich Balthas Lang, "Karlis" genannt. Dieser oo 1753 Maria Saxenmaier v. Hchl. 1789 oo Friedrich Ottenbacher, Garnhändler, die Veronika Lang, Tochter des Ulrich Lang. Friedrich Ottenbacher wird im Fm. Reg. als "Karlisfrieder" benannt.

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Die weitere Gebäudebeschreibung nach dem Gebäudekataster von 1827 bis 1907

1827: Ein 2 stockigtes Wohnhaus mit 1 Dreschtenne und 1 Keller - Ein Wasch- u. Backhaus und  1 Kellerhaus

1873:
Wohnhaus u. Scheuer, Hofraum, Wasch - und Backhaus

1907:
Wohn - u. Ökonomiegebäude v. Stein und Riegel, getäfert, m. Ziegeldach, Hofraite. Wasch - u. Backhaus mit Ziegeldach. Gelasse: 2 Ställe, 1 Hausviertel, 1 Tenne. 1 Vorplatz mit Backofen u. Waschkessel. 1 Kellerhaus bei Nr. 49 (d.h. Keller unter dem Kellehaus Nr. 49)
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Zusammengefasste Bewohnerübersicht nach den Bucheinträgen

1753 oo Ulrich Lang, "Karlis" genannt, auf dem Haus die Maria Saxenmaier v. Hchl.

1789 - 1823: Friedrich Ottenbacher, Garnhändler, * 1753, + 1823, oo 1789 Veronika Lang, die Tochter des Ulrich Lang, * 1759, gest. 1818.

1823 - 1831: Friedrich Ottenbachers Kinder. Im April 1831 verkaufen Weiland Friedrich Ottenbachers Relikte ihr väterliches zinsbar eigenes Gut an ihren Bruder Johannes Ottenbacher: ein 2 stock. Wohnhaus u. Scheuer unter 1 Dach neben Bader Radici u.d. Müllers Garten, ein Backhaus, gleich neben dem Haus. Dabei sind 1/4 Mrg. Garten an der Lein u. 6 Ruten *neben der Kapelle, ca. 18 Morgen Wiesen und Acker auf Feldern und auf allen drei Zelgen und 1 Morgen Wald i.d. Hackbank - für die Verkaufssumme von 2200 fl. In den Kauf wird gegeben: 8 St. Rindvieh und alle Fahrnis. Bedingungen: die alte Bas Maria Lang hat ihren lebenslangen Wohnsitz i.d. hinteren Stube neben divers. Leibgeding. (Kaufvermerk *neben der Kapelle: An der Giebelwand besitzt diese Kapelle einen Bauplatz in der Breite dieser Kapelle und Schur zwischen dieser und des Ottenbachers Garten).

1831 - 1853: Johann Ottenbacher, Bauer u. spät. Schultheiß, * 1798, + 1868. Johann Ottenbacher oo 1831 in I. Ehe die Marianna Nuding aus Holzleuten (insges. 3 Ehen)
Eingefügt: 1838 verkauft Schulheiß Ottenbacher an die hiesige Pfarrstelle 1 Tagwerk *Garten für 425 fl. ---- *es ist der spätere Pfarrgarten. Im Juni 1853 verkauft Johann Ottenbacher, Ratsschreiber hier, an Josef Wöller, lediger Bauer von Bernhardsdorf und an seine Tochter Marianna Ottenbacher das Hausanwesen wie oben beschrieben, mit 1 gewölbten Keller neben Josef Vogt, Müller, u. dem Bach. Dabei sind ca. 2/8 Mrg. Garten in 3 Parz. - ca. 17 Mrg. Acker in 17 Feldern und ~ 7 Mrg. Wiesen in 2 Feldern - zusammen für die Summe von 3300 fl. Der Verkäufer erhält den lebenslangen Leibgeding und das unentgeltliche Wohnrecht im Haus.

1853 - 1870: Josef Wöller Bauer von Bernhardsdorf, * 1822, +1867, oo 1853 Marianna Ottenbacher, Tochter des Johann Ottenbacher.


1867 - 1877: Marianna Wöller, Witwe des Josef Wöller. 1870 oo die Witwe Marianna den Witwer Michael Lutz aus Reichenbach. (1871 wieder getrennt) Marianna betreibt den Hof danach zusammen mit dem Sohn Anton Wöller. Im Dez 1877 vermacht die Mutter sämtliche Liegenschaften an ihren Sohn Anton Wöller. ( Gt.bu. III, s.40)

 

1877 - 1881: Anton Wöller, Bauer. Im Febr. 1881 verkauft Anton Wöller, Bauer hier, an Eduard Sachsenmaier: ein 2 stock. Wohnhaus mit Scheuer unter 1 Dach, ein 1 stock. Wasch - u. Backhaus, Hofraum und Holzlager beim Haus und 1 Keller unter dem Haus Nr. 49, nebst ca. 6 Ar Garten u. Land i. d. Prz. 96, 116 u. 118, für die Summe von 3428 Mark. Das Wohnhaus ist mit dem im Kfb. XVI - S. 3 beschriebenen Wohnungsrecht belastet.
Hintergünde hierzu:
Im Febr.1881 vertauschen die 3 Geschwister des Anton Wöller, Katharina (verh. Barth), Rosalia und der minderj. Josef Wöller, ihr bisheriges Wohnrecht im Haus 55 gegen ein Wohnrecht im Haus Nr. 50 des Anton Wöller - es ist die oben angeführte Wohnungsrechtlast im Hs. 50. Voraus gegangen ist hier : 1856 erwirbt Josef Wöller das Haus Nr. 55. Die drei Kinder des Josef Wöller, Katharina, Rosalia und Josef Wöller erhalten dort im Haus 55 das Wohnrecht.

1881 - ~ 1919: Eduard Sachsenmaier, Schuster von Schechingen, *1850, +1921. Heiratet in 4 Ehen.

1919 - 1957: Eduard Sachsenmaier, dessen Sohn, *1887, + 1957, oo1919 Maria Hirsch von Holzhausen, *1888, + 1966.

1957 - bis heute (2018): Josef Sachsenmaier, übernimmt 1957 nach dem Tod des Vaters den Hof und betreibt diesen, erst als Nebenerwerbslandwirt, danach im Voll-erwerb bis in das Jahr 2000-2004. Das landwirtsch. Gebäude wurde in der Folgezeit abgebrochen und darauf ein Wohnhaus mit mechanischer Werkstatt erbaut.

 


"Karle`s"
Sachsenmaier
- Anwesen
heute.
Vor dem Haus befand sich einst ein sogen. Göppel. Er wurde mit dem Pferd oder auch Ochsen betrieben. (Nach Aussagen v. J. Sachsenmaier)
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Detaillierte Familien - und Bewohner - Legenden

Karles - Lang- Ottenbacher- Legenden

Ulrich Balthas Lang, "Karlis" genannt, oo am 17.7.1753 Maria Saxenmaier v. Hchl. Kinder u. a.: Veronika, * 1759.

Friedrich Ottenbacher, Garnhändler, im Fam. Reg. als "Karlisfrieder" bezeichnet, geb. a. 26.6. 1753, + 13.7.1823, oo am 13.2.1789 die Veronika Lang, * 4. 4. 1759, gest. am 26. 8. 1818. Aus der Ehe kommen 4 Kinder. Der Sohn:

Johann Friedrich Ottenbacher, Schultheiß in Hchl., geb. am 8. Mai 1798, + 16. Juni 1868, heiratet in I Ehe am 3..5.1831 die Marianna Nuding aus Holzleuten, * 24.12. 1804, + 30.11.1836. In II. Ehe am 6.6.1837 die Maria Anna Bihlmaier aus Hlzl., * 2..8.1815, + 15.8. 1840 und in III. Ehe am 27.11.1843 d. Katharina Nuding aus Holzl., geb. a. 21.9.1810, + 11.10.1844. Aus den beiden ersten Ehen kommen jeweils 3 Kinder und eine Tochter aus 3. Ehe.

Karles- Wöller – Legende

Josef Wöller aus Bernhardsdorf, * 13.3.1822, + 6.2.1867, heiratet am 4.7.1853 hier auf dem Anwesen die Marianna Ottenbacher, * 3.9. 1833, + 4.5.1877. Aus der Ehe kommen 9 Kinder, u.a. die Töchter Katharina, Fanny , Berta und Rosalia und die Söhne Anton, * 1854 und Josef, * 1862.
Nach dem Tod v. Josef Wöller heiratet 1870 die Witwe Marianna den Witwer Lutz aus Reichenbach. (1871 wieder getrennt – eine Seltenheit damals) Marianna betreibt den Hof danach zusammen mit ihren Kindern bis ca. 1881.

1880 heiratet der älteste Sohn, Anton Wöller, *1854, +1929 die Rosalia Vatter auf dem Dürrabauer - Anwesen. S. ergänz. Wöller-Legenden b. Haus 42. Mit Anton geht auch dessen Bruder Josef mit auf den Vatter – Dürrabauer - Hof. Josef arbeitet dann fast 16 Jahre bis zu seiner Heirat in das Haus 90 auf dem Hof des Bruders mit. Josef Wöller blieb jedoch - bis zu seiner Verheiratung, noch hier in das Haus 50 eingeschrieben. Qu. Josef Sachsenmaier.

Anmerkung: Im Gd. Kataster v. 1827 ist Josef Wöller (Sen.) nach dem Weggang der Witwe des Bäckers Johannes Klingenmaier, als Besitzer von Haus 55 – das heutige Werner-Anwesen, vermerkt.


Der Umzug
in das Haus 42 auf dem Hoàgartenberg

Wöller nehmen, bis auf einen Rest von ~ 5 Morgen, die Grundstücke und Waldareale vom Anwesen Ottenbacher - Karles und auch das „Karles Haus" mit. Aus dieser Zeit stammen dann auch noch die Namen: s´Karles Weiher, u.a. Außerdem blieben noch verschiedene Lasten auf dem Anwesen Nr. 50 eingetragen.
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Sachsenmaier  Familiengeschichte

Der Schuhmacher Eduard Sachsenmaier von Schechingen, heiratet 1878 auf dem Haus 25 in d. Käfergasse - ist das spätere "Weißputzerhaus, die A. Veronika Zeller. Sachsenmaier, kauft 1881 von der Marianna Wöller das Haus "Karles" u. erweitert die Hofgröße nach u. nach auf ca. 20 Morgen. ( z. Tl. v. Juden zugekauft, so Jos. Sachsenm. )

Kaufalternative:  das Anwesen "Hüttle", Haus 75, war zu dieser Zeit ebenfalls zum Verkauf frei. Für Sachsenmaier war die Hofauffahrt dort jedoch zu steil.

Schusterwerkstatt im Haus 50: Eduard Sachsenmaier betrieb hier auf dem Anwesen  bis ca. 1918, neben der kleinen Landwirtschaft, eine Schusterwerkstatt und beschäftigte noch 2 Gesellen. Ein Abrechnungsbüchlein ist noch im Besitz v. Josef Sachsenmaier Die Einrichtung. wurde nach Aufgabe des Handwerks an den "Basilles - Schuhmacher" Alfons Hirsch verkauft. Dieser betrieb fortan an der Hauptstraße n. Laubach eine eigene Schusterwerkstatt. -s. bei Haus 81-
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1. Eduard Sachsenmaier, Schuster von Schechingen, * 27.4.1850, gest. am 23.9.1921. heiratet in 1. Ehe am 4.6.1878 Anna Veronika Zeller, * 20.7.1855, + 23.3.1879. Aus d. E. kommt 1 Tochter, * 17.3.1879. Die Mutter A. Veronika stirbt n. d. Geburt.

 2. Ehe am 26.7.1880 m. Karoline Kienhöfer v. Mögglingen, * 10.9.1860, + 5.7.1881. Die Mutter stirbt n. d. Geb. des Sohnes Franz Josef, geb. am 2.7.1881. Franz Josef ist später Professor i. Löwen - Belgien. Er spricht 5 Sprachen. s. Impress. 4 u. 4.1

3. Ehe am 24.10.1881 m. Crescentia Schuster v. Herlikofen, * 22.9.1856, + 22.7.1882.
Die Mutter stirbt ebenfalls nach der Geb. der Zwillinge Maria, *17.7. /+ 30.7. 1882 und Katharina, * 17.7.1882. (1905 n. Pforzheim)

4. Ehe am 22.5.1883 mit Barbara Haidner, * 27.11.1851, + 19.4.1926. Aus der Ehe kommen 5 Kinder, u.a. Eduard, * 1887. Anm.: Die Eltern der Barbara sind der Johannes Haidner, Bäcker, und Maria, geb. Schönberger auf Haus 86.

2. Eduard Sachsenmaier, *4.1.1887, + 1.2.1957, oo 5.5.1919 Maria Hirsch von Holzhausen, * 1.9.1888, + 8.12.1966. Aus der Ehe kommen 9 Kinder.

3 Josef Sachsenmaier, geb. 1930, übernimmt 1957, nach dem Tod des Vaters den Hof und betreibt diesen, erst als Nebenerwerbslandwirt, danach im Vollerwerb bis in das Jahr ~ 2006-2004.
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Der Name "S` Eduarda"
Eduard Sachsenmaier wurde bei seinem Aufzug in das Haus in der Vorstadt v. seinen Nachbarn gefragt, ob sie ihn denn auch "Karle" nennen sollen? Er meinte dann, er sei der Eduard und nicht der "Karle". Der Name "s`Eduarda" entstand, wenn man von den Bewohner dieses Hause sprach.
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Wissenswertes zu Ottenbacher: Johann Friedrich Ottenbacher war von 1833 bis Ende der 1840er - Jahre Schultheiß in Heuchlingen.
Katharina Ottenbacher, die Schwester v. Johann F. Ottenbacher heiratet den Josef Vogt auf der Mühle.
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Lageplan um 1830

Wissenswertes zur Mühle: Der **Weg zur Mühle um 1830, ging wohl rechtsseitig um die Georgskapelle herum abwärts zum Mühlkanal und an diesem entlang zur Mühle-s. Hs. 56. Der blau eingezeichnete Tiefenbach entlang der Kapelle, früher nur Kappl gesprochen, diente auch als Fahrweg. Weiteres siehe bei Haus 56-2 - Kat - Plan um 1830/40
** Beim Bau der "Neuen Mögglinger Straße" um 1869/70 musste der Tiefenbacheinlauf in die Lein geändert werden. Hierbei wurde er beim Haus 50 abgeleitet und knapp vor der westlichen Kapellenseite weiter zur Lein geführt. Auch der Wege zur Mühle erfuhr hierbei *vermutlich eine Änderung- über die Hofraite von Haus 50 zum Kanalablauf und weiter zurMühle. (Zeitzeugenmeinung).

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