Beckamichele; Knöpflesbeck; Beckahans; s`Hillabranda

im Haus Nr. 54 in der Vorstadt - nach der Urkarte 1830 -1912

Adresse alt: Haus 2013 abgebrochen.
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Über die Baugeschichte und die frühen Bewohner von Haus Nr. 54 liegen keine Erkenntnisse vor.
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Hausnamen - Legenden: (Saxenmaier - später Sachsenmaier geschrieben)

"Beckamichel". Frage: Ist Michael -"Michel"- Saxenmaier ist der Namengeber für den
"Beckenmichel"? Wenn ja, wäre dieser Hausname dann schon sehr alt.
Vergleiche "Schneiderbauer"; "Lauchbauer"; "Mertisbauer; "Kolb" oder "Koiser" mit ähnlichem Alter.

"Beckenhans".
Johann (Hans) Saxenmaier, im Fm. Reg.  als "Beckamichele alt" betitelt, ist der Namensgeber für den "Beckenhans".

"Knöpflesbeck". Siehe den gleichen Namen auch beim Haus 110 an der Hirtengasse.
Die Bedeutungs dieses Namens lässt sich nicht festmachen.

Fragen: Betrieben die früheren Saxenmaier- Bewohner in diesem Haus das Bäckerhandwerk o.ä.? Oder hatte es eine andere Bedeutung? Man weiß es nicht mehr.
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Die Beschreibung des Anwesen im Güterbuch von 1760 zum Haus 54 deutet auf eine Bauernsölde für einen Halbbauern oder auch ganzen Bauern hin, event. verbunden mit einem Gewerbe, wie Bäcker, s. ob.
Die Beschreibung für das Haus Nr. 54:
*Bernhard Saxenmaier besitzt eine
Fall- Lehen, darein gehört:
1 Haus und Stadel unter einem Dach, Nr. 54, mit einem Steueranschlag v. ... 60 fl.
1/4 Tagwerk Garten beim Haus, Steueranschlag .......... ............... 3 fl. , 45 x
3 1/2 Tagwerk Wiesen mit einem Steueranschlag von............................. 22 fl., 30 x
6 Morgen Acker (im III. Geländ) mit einem Steueranschlag von ......................... 31 fl., 15 x
für das Vieh und Fahrnis werden 80 + 10 fl. veranschlagt . .....................90 fl.
o/o diverser Abgaben sind zu versteuern ............................ 160 fl.

Kaufbuchvermerke: 1831 allodifiziert, und: das ganze Fallgut ist versetzt (verpfändet)

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Die weiteren Gebäudebeschreibungen nach den Gebäudekataster v. 1827 und 1907

1827:
Ein 2 stockigtes Wohnhaus samt Keller und Dreschtenne unter 1 Schindeldach.

1873:
Wohnhaus mit Scheuer u. Anbau, Hofraum - Wasch - u. Backhaus

1907:
Wohn - u. Ökonomiegebäude von Stein u. Ziegeldach, mit 1 Anbau , Hofraite, 1 Wasch- u. Backhaus ganz v. Stein mit Ziegeldach, 1 Wagenhaus v. Stein, Gelasse: 1 Stall, 1 Tenne, 1 gewölbter  Keller, 1 Wagenhütte,  1 Heuboden, 1 Backofen, 1 Waschkessel.
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Zusammengefasste Bewohnerchronologie nach den Bucheinträgen.

1718 heiratet Michael (Michel) Saxenmaier die A. Katharina Kuhn v. Hchl.
Michael Saxenmaier ist sehr wahrscheinlich der Namensgeber für den Hausnamen "Beckamichele".
Michael und Katharina sind die Stammeltern der "Beckamichele"- "Lauchele/Hägele"- und der spät. "Bihlkasper/Bihlhans - Sippe.

1747 heiratet deren Sohn Anton Saxenmaier Katharina Schenk v. Hchl. Deren Sohn ist der nachstehende Johann Saxenmaier, der "Beckamichele alt".

1778 oo Johann Saxenmaier, im Fm. Reg.  "Beckamichele alt" genannt, die Anna Klaus von Heuchlingen. Deren Sohn:

1809 - 1855: *Bernhard Saxenmaier, Bürger und Bauer, "Beckamichele jung", oo 1809 die Cäcilia Ilg aus dem Hs. 89 - "Kolb". Im Sept. 1855 verkauft Bernhard Sachsenmaier, Bauer u. Witwer, 73 J. alt, an seine Tochter Ottilie u. deren Ehemann Johann Baptist Hillenbrand von Böhmenkirch (Namenwechsel) : Ein 2 stockigtes Wohnhaus m. Scheuer unter 1 Dach u. Hofraum. Dazu gehören 1/8 Mrg. Garten beim  Haus ,  5 3/4 Mrg. Wiesen an 4 Stck. 12 6/8 Mrg. Acker an 18 Stck. und 1 3/8 Mrg. Wald - zusammen für die  Kaufsumme von 2064 fl. Hillenbrand trägt das unentgeltliche Wohnrecht für den Verkäufer und dessen noch led. Kinder und den Enkelsohn, sowie diverse Ausgedingleistungen, Nutzungsrechte im Haus und auf dem Feld, wie im Kfb. beschrieben.

1855 - 1882: Johann Baptist Hillenbrand von Böhmenkirch, * 1828, + 1873, oo 1855 Ottilia Saxenmaier, * 1829, + 1905. Im Apr. 1882 verkauft die Witwe Ottilia Hillenbrand, geb. Sachsenmaier, an ihren Sohn Josef Hillenbrand das Anwesen wie oben beschrieben, nebst 4 1/2 Ar Garten und ca. 22 1/2 Mrg. Acker u. Wiesen an 28 Stck., für die Summe von 9.950 Mark. Als Dreingabe gehen: 4 Kühe im Wert v. 945 M., 2 Kalbeln f. 165 M., 3 Stiere f. zus. 260 M. u. 2 Rindle f. zus. 165 Mark. Die Verkäuferin u. ihre 2 noch led. Kinder erhalten das Wohnungsrecht und den Ausgeding.

1882 - ~ 1926: Josef Hillenbrand, *1856, + 1939, oo 1882 die Katharina Barth, aus dem Haus Kübler am  Kirchberg, *1858, + 1938. Intern angemerkt: Josef Hillenbrand stirbt 1939 im 84. Lebensj. Gab es jetzt einen Leerstand?
Nach Aussage v. Lore Ilg
bewirtschaftet ihr Vater Georg Ilg in noch jungen Jahren, zusammen mit seiner Schwester (sie oo später n. Schönhardt) den Hof seines Großvaters und heiratet 1939 dann auf das Anwesen.

~ 1926 - 1964: Georg Ilg aus dem Haus 58 in der Hirtengasse ("Kolbadone") , oo 1939 Marta Emer v. Horn.

~ 1964 - ~ 1970: Georg Ilg, deren gleichn. Sohn., gest. 1988, übernimmt nach dem Tod des Vaters das Anwesen. G. Ilg gibt den Hof nach seiner Heirat 1970 auf.

2013 wird das Hofanwesen abgebrochen.
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Erweiterte Familien - Legenden - Zn.- Legenden: *= geboren, += gestorben, oo= heiratet

Saxenmaier – Beckamichele – Legenden. Saxenmaier wandelt sich in Sachsenmaier.

In den Kirchenbüchern werden Saxenmaier schon Anfang des 17. Jh. in Holzleuten, Heuchlingen, auf dem Birkhof und dem Mäderhof aufgeführt. So auch die gemeinsame Linie der "Beckamichele" und "Lauchele/ Hägele". Ob dieses Haus 54 nun das Stammhaus dieser beiden letztgenannten Linien war, ist wahrscheinlich. Die Linie "Beckenmichele" zeigt zuletzt auf den Gänsbühl zu Hans Sachsenmaier und dessen Nachkommen.

Saxenmaier Michael, v. Hchl. oo am 12.7.1718 Katharina Kuhn. Aus d. Ehe kommen 10 Kinder: u. a. Anton, * 1719. Er bleibt auf dem Haus. Daraus bildete sich die "Beckamichele" - Linie. Michael, 1730 geboren, führt in die "Lauchele-Linie". Sie beginnt im Haus 28 (Klopfer) beim „Adler“- Ergänz. Legenden s. dort.

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Lageplan v. 1859/60.
Anwesen des Johannes
Hillenbrand:
Wohnhaus mit Scheuer ,
Wasch - und Backhaus.

 

 

 

 


Anton Saxenmaier, * 9.8.1719, oo am 13.2.1747 Katharina Schenk, Tochter des Franz Schenk. | Aus d. Ehe kommen 4 Kinder, u.a. Franz Josef, der "alt Franzenbauer" auf dem Haus 99 - ist die spät. Schmiede li. der Lein. Franz Josef, * 1748, heiratet dort die Maria Selzer. Johann, geb. 1750, bleibt a. d. Haus.

Johann Saxenmaier, im Fm. Reg.  "Beckamichele alt" genannt, * 5. Juli 1750, + am 18. Apr. 1798, oo am  27.1.1778 die Anna Klaus, * 3.5.1746, + 11.8.1825. | 4 Kinder. u.a. Bernhard, * 1783.

Johann Bernhard Saxenmaier, Bürger und Bauer, "Beckamichele jung", * 14.11.1783, gest. a. 19.8.1855, oo am 13.2.1809 die Cäcilia Ilg aus d. Haus 89- (Kolb-Ilg), geb a. 24.9.1784, + 30.1. 1847. || 10 Kinder, u. a. Melchior, * 1818. Dieser erwirbt das Haus 38 auf dem Gänsbühl. Er oo dort 1859 Veronika Werner, eine Tochter des Johann Werner und d. Maria Bihlmaier. Die Tochter Ottilia, * 1829, oo hier auf dem Haus den Johann Baptist Hillenbrand.

Wissenswertes: Einzelner Dorfbewohner glauben, sich noch an den Johann Bernhard Saxenmaier als "Beckamichele" oder "Beckahansel" erinnern zu können.

Jedoch: Johann Baptist Hillenbrand führte ebenfalls den Namen "Beckamichele" u. "Beckahansel" . Die Frage hier: Beziehen sich die Erinnerungen der Zeitzeugen bei dem Namen "Beckamichel" doch eher auf diesen Johann Baptist Hillenbrand?

Weiteres hierzu: der Garten hinter dem Haus wurde auch "Beckahansel`s - Garten" genannt, nach dem Johann, od. Hans Sachsenmaier - oder richtiger, eben doch doch nach dem Johann B. Hillenbrand?

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Hillenbrand - Legende

Johann Baptist Hillenbrand von Böhmenkirch, * 19.9.1828, gest. am 18.11.1873, oo am 26.6.1855 Ottilia Saxenmaier, * am 27.7.1829, gest. am  22.8.1905. Johann Baptist Hillenbrand übernimmt nach seiner Heirat wohl den Namen "Beckamichele" Aus d. Ehe kommen 9 Kinder, u.a. Bernhard Hillenbrand, Schmiedemeister, * 1862. Er oo 1891 auf Haus 47- (Radschmied) Josef, * 1856, bleibt hier auf dem Haus.

Josef Hillenbrand, * 1.4.1856, + 8.1.1939, oo a. 1.5.1882 die Katharina Barth aus dem Haus Kübler am Kirchberg, geb.  am  24.11. 1858, + 28.2.1938. Aus d. Ehe kommen 2 Kinder. Kunigunde, * 1884. Sie heiratet 1909 den Josef Ilg auf dem "Kolbadone- Anwesen"  in der Hirtengasse, Haus 58 - und Rosalia, * 1893, + gestorben.

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Das Hillenbrand - Ilg - Anwesen heute. 


Das Anwesen ist seit dem Tod von Georg Ilg nicht mehr bewohnt und diente zeitweise als Pferdepension.


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Ilg - Legende

Georg Ilg aus dem Haus 58 -"Kolbadone" in der Hirtengasse, * 1910, + 1964 zieht auf den nachfolgerlosen Hof  seines Großvaters Josef Hillenbrand in der Vorstadt. 1939 oo er die Marta Emer v. Horn, * 1916, + 1992.. eb. 1910, gest. 1964, oo 1939, geb. 1916, gest. 1992.

Georg Ilg, der gleichn. Sohn. geb. 1943, gest. 1988, übernimmt nach dem Tod seines Vaters das Anwesen, gibt dieses dann nach seiner Heirat 1970 auf. (oo n. Leinzell) Qu: Fam. Chr. v. Josef Ilg v. Fachsenfeld.

Nachbetrachtung. Im Katasterband von 1827 wird das Haus als 2 stockigtes Wohnhaus samt Keller und Dreschtenne unter einem Schindeldach beschrieben.  Dabei  kann davon ausgegangen werden, dass der Wohnungsteil wie er sich oben darstellt erst nach 1827 neu erstanden ist. Nach Rückfragen bei Josef und Lore Ilg sind keine Kenntnisse darüber vorhanden.

Zum Keller im Haus weiß L. Ilg, dass sich dieser unter dem 2. Zimmer linkerhand vom Eingang befand und über eine Falltür begangen werden konnte.

Der Viehstall befand sich rechterhand vom Hauseingang unter dem Schlafzimmer. Um 1938 wurde der Stall dann in Richtung Westen verlegt und um 1963 erweitert. Ende der 1940er- Anf. 1950er Jahre wurde eine Hocheinfahrt von der Südseite her eingerichtet.

Wissenswertes und Anekdoten

Zeitzeugen Erinnerungen - Hilde Rieg erinnert sich.

Johann Baptist Hillenbrand wich in seiner Lebensart und seinem Verhalten wohl von der damals gültigen Norm etwas ab. Es umgab ihn sozusagen etwas Geheimnisvolles. Er galt als sehr belesen - las angeblich das 7. Buch Moses, (es gibt deren 5 ) und galt als Weissager und Hellseher. Der alte Koiser (der Großvater v. Hilde) saß oft mit dem Hillenbrand zusammen. Sie sprachen dabei ausführlich und ergibig über den nahenden Antichristen und die gelbe Gefahr. (Int. angemerkt hierzu: Joh. Bapt. H. starb 1873 - dessen Sohn Josef H. ist 1856 geboren, der Großvater von Hilde in 1853 - ihre Beschreibg. trifft wohl eher auf diese Beiden zu.

Die Frau v. J. B. (besser Josef H.) Hillenbrand "hot blosed" und Kranke geheilt. Man brachte ihr Kinder mit "englischen Krankheit", u.a. Gebrechen, zur Behandlung. Aber auch Erwachsene, mit bösen Hautausschlägen und anderen Beschwerden suchten sie auf. Die Behandlung erfolgte z.T. durch Anblasen der bösen Körperstellen und durch Einreiben mit selbstgemachten Salben und Kräutern. Das Ganze wurde begleitet v. leisen Beschwörungen und Beräucherungen. Heute würde die "Heilerin" wohl eine Homöopathie - und Naturheilpraxis betreiben.

Fragen: s. a. an anderer Stelle: Woher kommt die Namen "Beckamichele", „Beckahans“, "Knöpflesbeck", "Beckakäser"? Gab es hier einstmals ein Bäcker im Haus?

Gibt es Zusammenhänge mit dem Haus 47 (Radschmiede)? Uhl war dort Käser auf dem Haus. Seine Frau, die Katarina Uhl, die Kappelbecke, war auch Brotbäckerin, ein Schönberger war der "Knöpfle". Bernhard Hillenbrand heiratet eine geb. Haidner aus dem Haus s`Beckà (Haidner war Bäcker). Sind diese genannten Namen: Knöpflesbeck, Beckakäser, noch gar nicht so alt, wie Zeitzeugen glauben zu meinen? Werden hier versch. Namen, versch. Orte und Zeiträume vermischt? Aber, der Name "Beckamichl"ein Hinweis auf den Michael Saxenmaier, oo1718, oder "Beckahansels Garten? Ein eindeutiger Hinweis auf das Haus 54. Also doch eine Bäckerei in früher Zeit dort auf dem Haus?

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Fortschreitender Zerfall des Hausanwesen.

In den letzten Jahren des 20. - u. Anf. 21. Jh. machte sich  ein allmählicher Zerfall am zuletzt unbewohnten Gebäude immer stärker bemerk bar. Die östliche Giebelwand drohte einzustürzen. Ende Juli 2013 beendete dann der Bagger eine lange Hausgeschichte-

Ergänzungen - Richtigstellungen zur Hauschronik Haus Nr. 54 in der Vorstadt - nach Rückspr. m. Lore W., gb. Ilg


1882 heiratet Josef Hillenbrand, * 1856, + 1939, die Katharina Barth, geb. 1958, gest. 1938, aus dem Haus Kübler am Kirchberg. Aus der Ehe kommen 2 Töchter: Kunigunde, geb. 1884. Sie heiratet 1905 in das Haus Nr. 58 -"Kolbendone" in der Hirtengasse. Rosalie, die 2. Tochter ist 1893 geb. u. 1893 gestorben.

 

1939 heiratet Georg Ilg aus dem Haus 58 in der Hirtengasse die Marta Emer v. Horn. und
zieht auf den nachfolgerlosen Hof seines Großvaters Josef Hillenbrand in der Vorstadt.
Bemerkenswert: Georg Ilg bewirtschaftet in noch jungen Jahren zusammen mit seiner Schwester (oo später n. Schönhardt) den Hof seines Großvaters mütterlicherseits.

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Nach dem Hausabriss (1.8.2013)

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