Schuhfrieders“ -  „Stegmeiers“ -  „Küfners“  auf dem Kirchberg

Haus Nr. 69  - Geb. Nr. nach der Urkarte 1830 - 1912 -- Adresse heute: Kirchbühl 12
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Eckdaten zur Erbauung des Kirchbergs
1492 wird die Kirche auf dem Berg erstellt. Als erste Pfarrer sind vermerkt: 1493 Nopp Johann;  1493 Trapenauer Georg;  1493 Zaiger Johann;  1520 Rudolf Wolfgang und 1523 fortlaufend mit Maister (Magister/Lehrer) Johann Trechsel.

Um 1590, etwa 100 Jahre später wird das Pfarrhaus unter dem Ellwängischen Fürsten Wolfgang von Hausen -1584 bis 1603- neu erbaut.

 

1623 hat Lienhard Kölle, Zimmermann v. Leinweiler, für das "Schulhaus machen und beyde Stuben täfern", erhalten: 26 Fl, 58 Kr.


1623 "Item als der Schulmeister das erstemal zu Heuchlingen gewest, haben Pfleger (Int.: die Kirchen Pfleger) für ihn bezahlt 4 Fl, 24 Kr. (Jahresentlohnung )

 

Um 1600 ist ein Kaspar Kugler Inhaber des Mesneramtes in Heuchlingen. Er bewohnt das Mesnerhaus auf dem Bihl (a. d. Kirchbühl) „Es war so: In der Regel war der Schulmeisterdienst mit dem des Mesners verbunden, also Geschäft des Mesners (Zuber).

Spätesten mit dem Bau des Pfarrhauses und der Schule, werden wohl auch die ersten Selden- und Häusler- Wohnstätten am und auf dem Kirchbühl errichtet worden sein.

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Gebäudesituation auf dem Kirchberg n. d. Urkarte um 1820/30

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Der Name „Schuafriedr“  - "Schuhfrieder" - der erste noch bekannte Hausname.

Friedrich Seibold, * 1751, führt im Fam.- Reg. den Zusatz "Schuhfrieder". Er betrieb hier im Haus 69 das Schuhmacherhandwerk, wie danach auch dessen Sohn Bernhard. Die Seibold- Hausbewohner nannte man "Schuafrieders". Nach den Einträgen im Gewerbekataster von 1827 waren die beiden genannte Seibold mit ihrem Schusterhandwerk "ordentlich gemeldet und versteuert"

Interessant ist hier auch: Josef Ohnewald vermerkt in seinen Tagebucheinträgen:
August 1824: In diesem Monat hat Bernhard Apprich eine Scheuer an sein Haus gebaut.
(siehe das Hausbild unten - a. d. linken Randseite ist die Scheuer sichtbar)

1854 erwirbt die Witwe des Bernhard Seibold zusammen mit ihrem Sohn Johann das ehemalige "Dürrenbauer"- Anwesen Haus Nr. 90 an der "Bruckgasse" - heute RAIBA. Sie nehmen den Hausnamen "Schuhfrieder" mit auf das neue Anwesen - Der alte Hausname dort erlischt.

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Erste amtliche Erfassung

Erstmals im Steuer- und Güterbuch von 1760 werden die einzelnen Hausanwesen im Ort detailliert beschrieben und konkret namentlich Personen zugewiesen. So auch hier das Haus 69 hier auf dem Kirchbühl. Nach dieser Beschreibung handelt es sich um eine Häusler - oder auch kleine Hanwerkersölde, mit etwas Land (~ 1 Tagw.) und Vieh.
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Die Beschreibung für das Haus 69 im Steuerbuch von 1760:
Friedrichs Seibolds Witwe besitzt ein Fall- Söld, darein gehört:
1 Behausung - Nr. 69, mit einem Steuerwert von ......................... 30 fl.

1/2 viertl. Tgw. Garten, Prz. 29 u. 30 - St. Wert................ 1 fl. 15x
1 Tgw. erblehenbare´- Wiesen in der Bilz .....
für Fahrnis sind 5 fl. veranschlagt ............................. 5 fl.

zu versteuernde Vermögenswert, abz. aller Abgaben .. ......... 25 fl.
Randvermerke: 1830: Bernhard Seibold - 1834 allodifiziert (in ein freies Zinsgut verwandelt)
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Fortführende Gebäudebeschreibung für Haus 69 nach den Katastereinträgen

1827: Ein einstockigtes Wohnhaus mit Scheuer unter 1 Dach

1873: Wohnhaus, Scheuer, Hofraum

1907: Wohn - u. Ökonomiegebäude von Stein u.  Riegel,  1 Giebel getäfert, 1 Giebel gezäunt, mit Ziegeldach, Hofraite, 1 Remise auf Freipfosten mit Ziegeldach. Gelasse: 1 Tenne, 1 Stall, 1 Holzlager, 1 Holzraum,  1 gewölbter Keller. (*Tenne, ein befestigter Boden in einer Scheune, auf dem nach der Ernte mit Dreschflegel das Getreide gedroschen wird)

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Bewohnerchronologie und Familien - Legenden

1. Jakob Seibold v. Hchl. oo 1750 die Katharina, geb. Holl, Tochter des Kaspar Holl u. d. Katharina v. Hchl. Die Eltern des Jakob S. sind der Georg S. von Hlzl. - oo 1715- u.d. Christina, gb. Lessle v. Hchl. (Heir. 1715) Ob dieser Jakob Seibold oder schon dessen Eltern das Haus bewohnten ist nicht bekannt.

1784 - ~ 1820: Friedrich Seibold, Bürger und Schuster - im Reg. der "Schuhfrieder", geb. a. 29.9.1751, + 4.10.1808, oo 22.11.1784 die M. Anna Munz, * 11.4.1758, + 18.7.1830. || 4 Kinder. --- für die nachstehende Übergabe sind keine Kaufdaten erschlossen. Das Übergabe-Jahr 1820 ist angennommen (Bernh. S. wäre 32 J. alt gewesen)

~ 1820 - 1847: Bernhard Seibold, Bürger und Schuster, * 6.7.1788, + 30.4.1847, oo 21.9.1830 Theresia Sachsenmaier, To. des Michael Sachsenmaier, "Schneiderbauer jung", geb. a.  14.3. 1806, + 4.12.1877. || 4 Kinder, u.a. Johann, * 1833. || Reg. Vermerk: 1834 hat das königl. Kameralamt das Fallehen des Bernhard Seibold allodifiziert (d.h. in ein freies Eigentum verwandelt)

1847 - 1856: Bernhard Seibolds Witwe. Im Febr. 1856 verkauft die Witwe des Bernhard Seibold an Anton Bihlmaier, Drehermeister hier: ein 1 stock. Wohnhaus Nr. 69, mit einer 2 stock. Scheuer im Kirchbühl, neben der Gasse u. sich selbst, dazu 8- und 36 Ruten Gemüse- Baum - u. Grasgarten, für die Summe von 350 fl. (1 Qu. Rute ~ 8 - 10 qm)

1856 - 1864: Anton Bihlmaier, Bürger u. "Beindreher", 1817, + ?, oo 1843 Rosina Burgartsmaier, *1819, +1856 und 1857 in II. Ehe die Rosina Maier v. Abtsgmünd, *1826, + 1896. Wissenswertes eingefügt: Anton Bihlmaier bewohnte zuvor das Haus 63 a.d. Kirchbühl (Hs. Frank). In den 1860er- Jahren erbaut er das Haus Nr. 109 auf dem "Hohen Garten"- heute Vogelmann. (Anton B. kommt aus der "Steffele"- Bihlmaier- Linie)
Im Nov. 1864
verkauft Anton Bihlmaier, Dreher, u. seine Ehefrau Rosina das Haus *an Vitus Klingenmaier, Bäcker hier:
ein 1 stock. Wohnhaus Nr. 69, mit einer 2 stock. Scheuer im Kirchbühl, 13,1 Ruten Hofraum u. 1 Schweinestall, dazu ~ 8 Rut. Garten auf Prz. 29, für die Summe von 1076 fl. Intern angemerkt: *Die Kaufbucheinträge für Klingenmaier überraschen. Kaufte Vitus Klingenmaier für den Sohn Johannes Klingenmaier, *1845? Dieser war "Käser" und oo 1872 in das Haus 91 an d. Hauptstraße (heute Hs. d. M. Bundschu). Hat er zuvor hier gekäsert? (gab es noch Hausgenossen? Bewohnte er allein das Hs.?)

1864 - 1868: Vitus Klingenmaier, Bäcker, +1866. (ob Vitus K. hier im Haus gewohnt hat ist weniger wahrscheinlich) Im Febr. 1868 verkauft Vitus Klingenmaiers Witwe M. Anna, geb. Schweizer, an Anton Wanner, led. Hechler von hier, die vorgenannten Liegenschaften für die Summe von 1200 fl. Die Verkäuferin behält sich vor: den Schweinestall hinter dem Haus zum Abbruch, so auch die Schweineställe im Haus zum Abbruch, dann die Käsegeräte im Keller, den Käsekessel und Rohr in der Küche und die neuen Bretter auf der Bühne.
(Intern festgehalten:
1868 erkauft Vitus Klingenmaiers Witwe Marianna von Johannes Schuster, Schmied, das Haus 91 an der Bruckgasse - das heutige Hs. d. M. Bundschu - wohl wiederum für den Sohn Johannes)

^ Isidor Siller, Bäcker i. Westhausen. (Isidor Siller ist nach den Zehntablöselisten Besitzer des Hauses. Siller war kein Bürger v. Hchl. Auch liegen über ihn keine Daten vor. )

1868 - 1874: Anton Wanner, Hechler,* 1835, oo 1870 die Maria Funk v. Hchl., * 1843. Reg. Vermerk: 1879 nach Aalen übergeben (d.h. nach Aalen weggezogen) Im Febr. 1874 verkauft Anton Wanner, Taglöhner hier an Heinrich Kaufmann jung von Lauchheim (Gt.hdl.) das Haus wie oben beschrieben, dabei 8 - und 36,1 Ruten Gärten in den Prz. 29 u. 30, zusammen für die Summe von 800 fl. (wohnte A. Wanner v. 1874 - 1879 weiterhin hier- event. in Miete?) Im August 1874 verkauft Heinrich Kaufmann in Lauchheim an Alois Hauber, Küfer von Lippach, O/A Ellw., das erkaufte Anwesen für die Summe von 975 fl.

1874 - 1876: Alois Hauber, Küfer von Lippach, O/A Ellwangen. Im März 1876 verkauft Alois Hauber, Küfer hier, wiederum an den Güterhndl. Heinrich Kaufmann jung von Lauchheim das Haus Nr. 69: ein 1 stock. Wohnhs. mit einer 2 stock. Scheuer und Hofraum auf dem Kirchbühl, nebst kleinen Gärten i.d. Prz. 29 u.30 für die Summe von 800 fl. oder 1371 Mark. Kaufvermerk: Die auf diesem Anwesen haftende Pfandschulden in Höhe von 500 fl. sind vom Käufer samt Zinsen zu bezahlen.
Im Okt. 1876 verkauft Heinrich Kaufmann jung v. Lauchheim die oben genannte Liegenschaft an Josef Bühlmaier, Musiker von Hlzl. für d. Summe v.1200 Mark (700 fl.)

1876 - 1883: Josef Bihlmaier, Musiker v. Hlzl., Sohn der Kath. Bihlmaier (Veithenkätter in Hlzl.) * 20.12.1847, + 30.9.1879, oo 25.11.1873. Maria Barthle, * 1851, + 1883.
Im Okt. 1883
wird in der Verlassenschaftssache der Witwe Maria Bihlmaier, geb. Barthle, der Verkauf der hierauf befindlichen Realitäten angeordnet: 1 einstock. Wohnhaus, eine 2 stock. Scheuer und Hofraum, nebst ca. 3 1/2 Ar Garten i.d. Prz. 29 u. 30. Im letzten Aufstreich verblieb das Anwesen dem Melchior Barthle, Schreiner in Hchl. für 926 Mark.
Im Juni 1884 verkauft Melchior Barthle die erkaufte Liegenschaften an Georg Stegmaier, Schneider hier, für die Summe von 1035 Mark.


1883 - 1906: Georg Stegmaier, Schneidermeister dahier, * 28.2.1831, + 6.2.1913, oo 14.9.1858 Franziska Vogt, * 25.3.1831, + 1872, und a. 20.1.1874 in II. Ehe die Theresia Hummel v. Mögglingen, * 30.3.1842, + 25.10.1905. Aus der I. E. kommen 9 und a. d. II. E. 6 Kinder. Euphemia aus der II. Ehe, * 1880, bleibt a. d. Haus.
Wissenswertes hierzu: Georg Stegmaier wohnte zuvor im Haus 44 - heute Haus Bauer. Dessen Vater Anton kauft 1816 von Michael Holl, Ziegler dahier, dessen Ziegelhütte Haus Nr. 44 und baut diese zu einem Wohnhaus um. Anton Stegmaier  ist ein Enkel des Johann Stegmaier, "Dürrenbauer alt" auf dem Haus 90 - dem späteren "Schuhfrieder Haus" – heute RAIBA.


1906 - 1939: Makarius Waidmann,
Küfer, *3.1.1879, +18.2.1924, oo am 23.7.1906 Euphemia Stegmaier, Tochter des vorgenannten Georg St., * 10.6.1880, + 15.2.1951. Aus der Ehe kommen 10 Kinder, u.a. Alois, * 1907, und Makar, * 1911, Malermeister. Anm.: Makarius Waidmann kommt aus dem Haus 35, "Keartwilhelma", auf dem Gänsbühl.

Alois Waidmann, Küfermeister, oo 1939 Josefina Waidmann. Den: A. W. 1907 - 1994, oo 19,
Alois Waidmann, Lehrer, übernimmt das Anwesen

Der Hausname „Stegmaiers“. Noch längere Zeit nach der Einheirat von Makarius Waidmann in das Haus des Georg Stegmaier nannte man die Hausbewohner "Stegmaiers". Danach setzte sich der Name Küfners und Waidmann durch.
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Küfer und Kübler in Heuchlingen.

In Heuchlingen wurde schon früh und lange Zeit das Küferhandwerk ausgeübt. Als Küfer oder Kübler wären zu nennen:


< Franz Riek
(Rieg), * 1733, Bürger und „Kibler alt“ – auf dem spät. "Basille- Hirschanwesen" an der Schechingerstraße..


< Bernhard Rieck
, dessen Sohn, „Kibler“ (+1838) auf dem "Kibler-Bahrt- Anwesen am Kirchberg (von 1827 bis 1838 als Küfer im Gewerbekataster notiert)


< Tobias Waibel
im Haus 79 an der Schechinger Str. 1835, catastriert bis 1855.


< Bernhard Wanner
, Kübler- und Küfermeister – vermutl. auf Haus 51 i. d. Vorstadt


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Michael Wanner, Küfer. Catastriert bis 1897(+) – ggf. ebenfalls auf d. Haus 51 in der Vorstadt.


< Baltas Waibel
, Sohn des Tobias Waibel, Küfer und Kübler- catastriert (ohne Datenangabe)

< Die Küferei Waidmann


Makarius Waidmann gründete, nach seiner Heirat im Jahr 1906 a. d. dem Anwesen

seines Schwiegervaters am Kirchberg eine Küferei. Danach wurde sie von dessen Sohn

Alois Waidmann noch bis in die 2. Hälfte des 20. Jh. hinein betrieben.

Vielleicht lagern noch einige seiner Fässer  in den Kellern Heuchlinger Bürger.

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Das Holzlager vor der Küferei Waidmann um 1930
Qu. 750 J. Hchl.

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Haus – Impressionen

Die nachstehenden Bilder vom Haus 69 auf dem Kirchberg zeigen in hervorragender Weise die bauliche Entwicklung und Veränderung im letzten Jahrhundert - wie sie in nur wenigen Fällen in Hchl. zu sehen ist. Die Personen auf den Bildern sind der Fam. Alois Waidmann bekannt .


Stegmaier -  Haus Nr. 69 auf dem Kirchbühl vor dem Jahr 1905 .s. nachsteh. Bild

Bemerkenswert: Im Katastereintrag von 1827 wird das Haus 69 als einstockiges Wohnhaus beschrieben. Das würde bedeuten, dass das oben gezeigte Haus erst danach neu erbaut oder aufgestockt wurde. Besonderheit: rechts unten im Bild ist noch der alte Dorfbrunnen zu erkennen.

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.Bild oben Haus 69 vor 1928

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. Haus 69 um 1930
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Bild 4: Haus Waidmann auf dem Kirchbühl um 2012 - Haus hier nicht dargestellt .................................
Informationen zu den vorstehenden Bildern:

Bild 1: Stegmaier- Haus (1) - vermutlich vor 1905

am Brunnen rechts: Maria Stegmaier (1886 – 1957), Näherin

links: vermutlich Georg Stegmaier (1831 -1913)

4. von links: Maria Euphemia Stegmaier, später Waidmann, (1880 – 1951),  
meine Großmutter

Bild 2: Stegmaier- Waidmann- Haus ((2) - sicher vor 1928

von rechts:   Alois Waidmann, mein Vater

Euphemia, geb. Stegmaier, meine Großmutter

Maria Stegmaier (Näherin)
rechts hinten der Giebel von Haus 70, (Paule)

Bild 3: Waidmann Haus (3) - um 1930

von links: oben, unbekannter Junge, Anton Waidmann,

unten, vermutlich Georg Waidmann, Wilhelm Waidmann, Euphemia Waidmann (später Schwarz), Rosa Kaufmann (später Frau von Georg), Alois Waidmann, Maria  Stegmaier, Mina Waidmann (später Ilg), Euphemia Stegmaier.

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