"Beckenmelcher; Kibler oder Kübler; am Kirchberg.
Haus Nr. 72  - Geb. Nr. nach n. d. Urkarte 1830 - 1912 ||
Adresse alt: Kirchberg

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Hausgeschichte und Bewohner von Haus 72 am Kirchberg
Die Entstehung des Hofanwesen Nr. 72 am Kirchberg und seine Entwicklung liegt im Dunkeln. ----- Der Standort für ein Hofanwesen wie das hier beschriebene Haus Nr. 72 liegt eigentlich recht ungünstig. Die Zufahrt zum Hof und den umliegenden Feldern waren recht steil, eine Bearbeitung mühsam möglich.
Die Bebauung des Kirchbergs erst nach der Erbauung der Pfarrkirche im Jahr 1492 - und nur allmählich erfolgt sein -- das Pfarrhaus, Mesner - und Schulhaus wurden Ende 1590 - Anfang 1625 erbaut.
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Der Name "Beckamelcher" (Beggamelch`r)- eine Zusammensetzung v. Beck und Melchior (Melcher) Josef Seibold trägt in den Registern den Zusatz "Beckenmelcher". Er wird als erster Lehenbesitzer hier auf dem Haus Nr. 72 erwähnt. Leider läst sich der Name Seibold gegenwärtig nich weiter rückverfolgen.(es müsste ein Melchior Seibold erscheinen) Seibold werden in den Pfarrbücher schon sehr früh und zahlreich genannt in Heuchlingen, Holzleuten und auf dem Mäderhof.

Der Name Kübler oder Kibler: Vor Barth und Weller waren Rieck auf dem Hofanwesen. Diese Rieck betrieben das "Kibler"- also das "Kübel - und Fassmacher-Handwerk". Rieck kommen aus dem Haus 79 an der Schechinger Straßen - dem spät. "Basille"- Hirsch-anwesen.<
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Im Steuer- und Güterbuch von 1760 werden erstmals schriftlich Hausbewohner erwähnt. Hier für das Haus 72 ist es Joseph Seibold.
Die Beschreibung im Steuerbuch von 1760 für das Haus 72 lautet:
Joseph Seibold
- Bernhard Riek besitzt ein Fall- Lehen,
darein gehört:
1 Haus und Stadel unter einem Dach mit einem Steuerwert von ...........60 fl.
1 Tagw. Garten beim Haus für ................ ................ 91 fl.- 15x
14 Morgen Acker im 3. Geländ für .......................................... 82 fl.- 30x
( für die Ackerfelder im I u. II Gewann können das 1 bis 2 fache hinzugeschlagen werden).

für sämtlich geschlagenes Vieh - Steuerwert ...................... 130 fl. (ohne Fahrnisvermerk)
zu versteuernde Vermögenswert ............................ 350 fl.

Randvermerke: 1812 verwandelt (in ein freies Gut)- 1833 Matthäus Weller
Interne Anmerkung: Die vorstehend aufgezeigten Wirtschaftdaten weisen auf einen ganzen Bauern (Hofbauern) hin, ewtl. verbunden mit einem Handwerk.
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Fortgeführte Gebäudebeschreibung nach d. Gemeindekataster v. 1827 bis 1907
1827: Ein 2 stockigtes Wohnhaus mit Dreschtenne unter 1 Dach, 1 Back- u. Waschhaus
1873: Wohnhaus, Scheuer, Wagenhaus, Hofraum, Wasch - u. Backhaus.
1907: Wohn - u. Ökonomiegebäude, v. Stein u. Riegel, getäfert u. gezäunt - 1 Anbau mit Ziegeldach, Hofraite - 1 Wasch - u. Backhaus und Kellerhaus ganz von Stein u. Riegelwerk, beide Giebel getäfert mit Ziegeldach - 1 Schuppen. Gelasse: 2 Ställe, 1 Tenne, 1 Heuviertel, 1 Schweinestall von Holz, getäfert und mit Ziegeldach.
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Fortgeführte Bewohnerchronik

Um 1750 oo Georg Seibold eine Katharina. Deren Sohn Josef Seibold wird im 1760 angelegten Steuerbuch als Besitzer von Hs. 72 genannt. (Zur genealog. Weiterführung (Vorfahren) von Georg Seibold lassen sich derzeit keine Verknüpfungen finden.

1787 - 1811: Josef Seibold. 1787 oo Josef Seibold, Bürger und Bauer, der "Becken-melcher", geb. 1756, + 1817, die Maria Grimminger, *1753, + 1812. Aus der Ehe sind keine Kinder vermerkt. Im Okt. 1810 (u. Mai 1811) verkauft Josef Seibold sein halbes Hofgut, welches 1811 in ein Erblehen verwandelt ist, an Bernhard Rieck, Küfer: ein Haus, nebst 2 Bürgerteilen auf dem Letten. Fahrnis besteh. aus 2 Bauernwagen, 1 Pflug, 2 Roßgeschirre und 1 Führ- Sattel, zusammen für die Summe von 2100 Gulden. Der Ver-käufer reserviert für sich und sein Eheweib im Haus die hintere Stube und Kammer, des-gleichen auch die Kammer oberhalb der vorderen Stube und den Kuhstall linkerhand der Haustür. Ergänzend angemerkt hierzu: Im Nov.1810 verkauft Bernhard Rieck, Küfer, sein Wohnhaus Nr. 79 a.d. Schechingerstraße an Michael Waibel und zieht hier im Haus 72 auf. Michael Waibel kommt a.d. Hs. "Pfeadr"
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1811 - 1833: Bernhard Rieck, "Kibler", genannt „Bürstenmelcher“, geb. 1777, + 1838, oo 1800 die Maria Anna Waibel, * 1774, + 1832. Im Mai 1833 verkauft Bernhard Rieck sein Gut mit allen Lasten und Beschwerden an seine Tochter Maria Rieck, "die sich mit Matthäus Weller verheiraten will", bestehend aus: Haus und Stadel unter 1 Dach, nebst einem Backhaus mit einer Kiefer- Werkstätt (Küferwerkstatt), für einen Kaufpreis von 2100 fl. - zu bezahlen bis Juli 1833. Zum Kauf gehören: ~ 1 1/2 Mrg. Gärten, ca. 19 Mrg. Wiesen und ca. 30 - 35 Mrg. Acker u. Wald. An Dreingaben: 16 Stck. Rindvieh mit allem vorhandenen Bauerngeschirr. Bedingungen: die Wohnung, oben am Haus, wird auf Kosten der neuen Besitzer neu aufgebaut. Dazu hat der Junge (Matthäus W.) auch einen eisernen Ofen in die Ausdingstube herbeizuschaffen. Riek erhält den unentgeltlichen Ausgeding und alles benötigte Holz. Die Jungen sind verbunden, dem Rieck unentgeltlich zu Waschen und zu Backen. s. hier auch die ausführl. Notierungen im Kaufbuch v. 1832 - S. 134.
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1833 - 1856: Matthäus Weller, Bürger und Bauer, geb. 1810, + 1856, oo 1833 die Anna Maria Rieck. Im Juli 1856 verkauft Matthäus Wellers Witwe an ihre Tochter Maria Anna Weller ihre sämtlichen Liegenschaften: ein 2 stock. Wohnhaus mit Scheuer unter 1 Dach Nr. 72, mit Wagenhaus, 1 Wasch - u. Backhaus, 1 Schweinestall und Hofraum. Dabei sind ca. 31 Mrg. Acker , ca. 21 Mrg. Wiesen und 6 1/2 Mrg. Wald. Als Dreingaben: 16 St. Rindvieh, 1 Pferd, 1 Fohlen alles Bauerngeschirr und sämtliche Frucht und Hausvorräte. Alles zusammen für einen Kaufpreis von 7280 fl. Zum selben Verkaufstermin verkauft die Witwe Weller an ihre Tochter Maria Anna das Haus Nr. 71 (ist das oberhalb stehende Nachbarhaus): ein 2 stock. Wohnhaus mit Scheuer unter 1 Dach. Der Kaufpreis ist in der oben genannten Summe enthalten. Wissenswertes hierzu: Weller erwerben das Haus Nr. 71 im Jahr 1856 aus die Gantmasse des Vitus Ilg von der Stiftungsspflege Heuch-lingen für 291 fl. = ~ 500 M. 1895 verkauft die Witwe Anna Barth, geb. Weller das Haus dann an den Maurer Isidor Ilg für 1000 Mark.
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1856 - 1863: 1856 heiratet Johann Georg Barth, Bürger u. Bauer, * 1825, + 1862 die Maria Anna Weller. Joh. Georg Barth komm von Reichenbach n. Hchl.

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1863 - 1897: 1863 heiratet Johann Barth, der Bruder des Georg Barth, die Witwe Maria Anna, geb. Weller. Im Juli 1897 verkauft "Johann Barth, Bauers Witwe", Maria Anna, geb. Weller an ihren Sohn Georg Barth: ein 2 stock. Wohnhaus mit Scheuer unter 1 Dach Nr. Wagenhaus, ein 1 stock. Wasch - u. Backhaus, 1 Schweinestall und Hofraum, nebst ca. 57, 5 Morgen Acker und Wiesen in 38 Felder, für die Summe von 21.600 Mark.
In den Kauf gehen: 2 Pferde f. 850 M., 4 Par Stiere f. 1580 M., 4 Kühe, 1 Rind u. 1 Räupling (=ein Stier-Jährling) zus. für 1470 M, und 2 Schweine für 70 Mark.


1897 - 1935: Georg Barth, Bauer. 1897 oo Georg Barth, Bauer, Sohn des Johann und der Maria Anna. Deren Sohn:

1935 - ~ 1972: Johannes Barth, * 1904, oo 1935 die Mathilde Haag von Zimmern.
Unter Johannes Barth wird Anf. der 1970er Jahre hinter dem alten Anwesen ein neuer und moderner Wirtschaftsbetrieb erstellt und der alte Wirtschaftsteil danach abgebrochen.

Georg Barth, Jun. heiratet 1973 die Franziska Bretzler v. Lautern u. übernimmt den Hof.

2008/09 wird der landwirtschaftliche Betrieb größtenteils eingestellt.
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Detaillierte Familien - Legenden 

Georg Seibold heiratet um 1750 eine Katharina. Deren Sohn Josef Seibold wird im 1760 angelegten Steuerbuch als Besitzer von Hs. 72 genannt. (Zur genealog. Weiterführung (Vorfahren) von Georg Seibold lassen sich derzeit keine Verknüpfungen finden.

Josef Seibold, Bürger und Bauer, "Beckenmelcher, * 7.4.1756, + 18.10.1817, oo a. 25.6.1787 Maria Grimminger, * 28.12.1753, + 23.12.1812 im Gefängnis in Ellw. Aus der Ehe sind keine Kinder vermerkt. || Die Eltern des Josefs sind der Georg Seibold und die Katharina. Angem.: In den Registern findet sich nur ein Josef Seibold - ist er der 1760 genannte J. S.?

Rieck- Legenden. Die nachsteh. genannte Rieck - Sippe bewohnte das Haus Nr. 79 an der Schechingerstraße- das spätere Hirsch-"Basille-Anwesen = heute in fremdem Besitz

1. Franz Rieck Bürger und "Kibler alt"- im Haus 79 an d. Schech. Str.- geb. 5.12.1733, heiratet am 8. Febr. 1774 in 3. Ehe die Maria Munz. (n. Rieg Chronik) Aus der Ehe kommen 5 Kinder. Nur der Sohn Bernhard, *1777, erlebt die Mannsjahre.

1.1 Bernhard Rieck, der Bruder von Franz, geb. a. 11.8.1742, + 1.1.1818, oo die Witwe Maria, geb. Munz. Aus dieser Ehe sind keine Kinder vermerkt.

2. Bernhard Rieck, Bürger und *"Kibler", auch „Bürstenmelcher“ genannt, geb. am 9.5.1777, + 22.1.1838, oo 27.5.1800 die Maria Anna Waibel, * 20.2. 1774, + 25.3.1832. Aus der Ehe kommen drei Kinder u.a. Anna Maria, *1801. Bernhard Riek erwirbt 1810 das Haus 72 am Kirchberg. *" nannte man früher die Kübel-und Fassmacher. Wissenswertes hierzu: von 1813 bis 1822 war das Schlossgut an einen Bernhard Riek verpachtet.
Bermerkensw. hier: Ein Bernhard Rieck ist 1812 - 1813 Bürgermeister in Hchl. Bürgermeister wurden damals auch die Gemeinderechner (später Gemeindepfleger) genannt.
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Weller - Barth - Legende:

Matthäus Weller, Bürger und Bauer, geboren am 2.10.1810 in Vordersteinenberg, + am 18.5.1856, oo a. 21.5.1833 die Anna Maria Rieck, * 3.5.1801, + 7.4.1878. Aus der Ehe kommen 5 Töchter, u.a. Maria Anna, * 1834 und 1  Sohn., *+ 1841. Die Eltern des Matthäus sind der Gottfried Weller, Bauer in Vordersteinenberg u. die Maria Anna, geb. Waibel.

1. Joh. Georg Barth, Bürger u. Bauer, * 22.7.1825 in Reichenbach, + 22.1.1862, oo am 19.8.1856 Maria Anna Weller, * 20.7. 1834, + 12.2. 1899. Aus der Ehe kommen 4 Töchter. Die Eltern des Joh. Georg sind der Ferdinand Barth und die Maria Anna Funk von Reichenbach.

1. 1 Johannes Barth, der Bruder von Georg, geb. 30.10.1834, + 29.6.1882, oo 9.2.1863 die Witwe Maria Anna. 9 Kinder. u.a. Georg, * 1868.

2. Georg Barth, * 22.4.1868, + 1948, oo in I. E. a. 20.7.1897 Maria Barbara Schäffner v. Berg (Gd. Dew), * 31.1.1875, + 27.9.1809. II. oo a. 18.4.1910 Christine Knödler v. Pfersbach, * 4.1.1870, + 16.1.1940. Aus den Ehen kommen 7 u. 3 Kinder. Johannes Evangelist aus I. Ehe:

3. Johannes Evangelist Barth, *1904, + 1993, oo1935 die Mathilde Haag von Zimmern.

4. Georg Barth, Jun. heiratet 1973 die Franziska Bretzler v. Lautern u. übernimmt den Hof. 2008/09 stellen sie den landwirtschaftlichen Betrieb ein. A. d. E. kommen 2 Tö.

Mit Georg Barth Jun. läuft der Hausname "Kibler"/ Kübler aus.
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Hausimpressionen

 

 

Gebäudesituation
Kerndorf / Haldengasse / Kirchberg um 1929.
Haus 72 - "Kübler"- Barth

Oberhalb das Hs. 71

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Wohnhausteil v. Haus Nr. 72 im Jahr 2013
Der Scheuer- und Stallteil ist bereits abgebaut. .

Im April 2013 wird der verbliebene Wohnhausteil vollends abgebrochen. Eine wohl 300 Jahre alte Hausgeschichte ging zu Ende.

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