Das Hirtenhaus in der Haldengasse - Haus Nr. 76 - n.d. Urkarte um 1830
Ehemaliges Haus zwischen den Häusern Nr. 75 - „Hüttle“ und Nr.76 - "Pfearder“

Adresse alt: Haldengasse

Siehe hierzu auch das Hirtenhaus Nr. 100 in der Hirtengasse.
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Die Baugeschichte des Hauses liegt im Dunkeln.

Die Hofgröße, das Umfeld, und  die Lage – zwischen Hs. 75 u. 77 eingezwängt - deutet auf eine - event. erst später erbaute - kleinere  Handwerkersölde mit etwas Land hin.


Nordöstlicher Dorfteil um 1900

Im Bild: Haus 76 das Haus des Hirtenseff und Hirtenhans. Gegenüber ist das Bärmele Haus schemenhaft zu sehen.

 

Der Beiname " Hirten ......."  
Pfarrer Zeyer nennt einen Hirtenhans, einen Hirtenmann u. weitere Namen mit dem Zusatz "Hirten..."  Josef Stadelmaier, der Hirtenseph jung", wohnte hier im Haus 76. Anton Schenk, im alph. Reg. auch als Hirtenjörg bezeichnet, ebenfalls. Hans Stadelmaier, der Sohn des Josef S. , war der "Hirtenhans". Ihn treffen wir um 1840 im Hs 85- „Hütten-Marxa“. 1863 dann auf dem Kirchbühl im Haus 64 / 65. Er ist dort als „Hirtenhans“ noch bekannt.
Man beachte dabei auch die Ausführungen beim Haus 100 in der „Hirtengasse“, dem soge- -nannten "Hirtenhaus". Gab es 2 Hirtenhäuser, oder war der Beiname ...Hirten einfach ein Namenszusatz für die verschiedenen Hirten im Dorf?

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Im Steuerbuch von 1760 werden erstmals Gebäude- und Bewohner konkret und schriftlich erwähnt.

So für das Haus 76
Josef Stadelmaier – dann Anton Schenk, besitzt eine Fall – Erb Söld - 
darein gehört:

1 Behausung Nr. 76, mit einem Steueranschlag von ........ ………. 40 fl.

¼  Tagwerk Garten b. Haus …………….............. 3 fl. 45x

1 Tagwerk  Wiesen für …………….......7 fl. 30x

2  Morgen Acker an 3 St. für .......................................7 fl. 30x

Vieh und Fahrnis - angeschlagenen für ........ 15 u. 5 fl. …................ 20 fl.

Summe des zu versteuernd. Vermögen .......................................... 70 fl.

Randvermerke: 1829 verwandelt (in ein freies Zinsgut) - 1844 Markus Maier – 1849

Johannes Stadelmaier
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Ergänzende Gbäudebeschreibung nach den Katastereinträgen v. 1827 bis 1907

1827: Ein einstockigtes Wohnhaus mit Schindeldach

1873:
Wohnhaus, Scheuer, Hofraum, Backofen

1907:
Wohn - u. Ökonomie - Gebäude von Stein u. Riegel, gezäunt u. getäfert  mit Ziegeldach, 1 Hofraite.  1 Backhaus ganz v. Stein m. Ziegeldach. Gelasse: 1 Stall, 1 Tenne, 1 Backofen
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Zusammengefasste Bewohnerchronik nach den Bucheinträgen

1745 oo Joseph Stadelmaier  „Hirtenseph alt“, die Barbara Schönberger. Deren Sohn Frz. Joseph, * 1777, ist dann im Steuerbuch v. 1760 als Besitzer aufgeführt.

1808 - 1816: Josef Stadelmaier, Bürger u. Taglöhner, "Hirtenseph jung", * 1777, + 1815, heiratet 1808 die Viktoria Eberhard v. Schultheißenhöfle.

1816 - 1843: Anton Schenk, * 1789, + 1842, oo 1816 die Witwe Viktoria Stadelmaier, geb. Eberhard, +1872. Im Sept. 1843 verkauft Anton Schenks Witwe Viktoria, geb. Eberhard, an ihre Tochter Viktoria Stadelmaier das 2 stock. Wohnhaus mit Scheuer unter 1 Dach Nr. 76. Dazu gehören ~ 2 1/2 Tagw. Garten, Wiese und Acker, 2 Kühe, 1 Wagen mit Zuggeschirr, alle Bauerngerätschaften und Handwerkzeug, alles vorhandene Futter samt vorh. Dung, für die Summe von 1382 fl.

1843 - 1849: Markus Maier von Iggingen, geb. 1813, + 1897, oo 1843 hier im Haus 76 Viktoria Stadelmaier, geb. 1815, + 1891. Im März 1849 verkauft bzw. tauscht Markus Maier, Taglöhner, mit dem Johann Stadelmaier, Schuhmacher dahier, dessen 2 stock Haus mit Scheuer Nr. 85 - spät. "Hüttenmarx" - mit 1/8 Morgen Garten dabei. Markus Maier zahlt dem Joh. Stadelmaier ein Aufgeld von 500 fl. Johannes Stadelmaier zieht hier in das Haus Nr. 76, Markus Mayer in das Haus Nr. 85. Er gibt dem Haus Nr. 85 den Hausnamen "Hirtenmarx" / "Hüttenmarx"

1849 - 1856: Johann Stadelmaier, Bürger und Schuster, der "Hirtenhans", * 1808, +... ,
oo 1848 Josepha Schuster v. Herlikofen, *1819, + 1883
. Im März 1856 verkauft die Gantmasse des Johann Stadelmaier wieder an Markus Maier, Taglöhner,
das 2 stock. Wohnhaus mit Scheuer unter 1 Dach Nr. 76, neben Josef Beirle u. Bernhard Waibel. Zum Kauf gehören noch: 1 Backofen und ca. ~3 1/2 Morgen Land, zusammen für die Summe von 807, + 80 + 100 fl. für diverse Güterstücke aus der Gantmasse. Markus Mayer trägt als Reallast den lebenlänglichen Aufenthalt im Haus und den Ausgeding für die Viktoria Schenk.

1856: Markus Maier, Taglöhner. (Int. M. Mayer ist weiterhin a. d. Haus 85) Im Nov.1856 verkauft Markus Mayer an die Johannes Schürleschen Kinder das vorgenannte Haus Nr. 76 mit Backofen und ca. 2/8 Morgen - 25 Ruten Garten und Land, für die Summe von 550 fl.

1856 - 1864: Johannes Schürles Kinder: Intern angemerkt: Johannes Schürles Kinder sind die Kinder des Johannes u. der Rosina Schierle, geb. Stadelmaier und die Enkel der Viktoria Schenk, verwitwete Stadelmaier. Johannes Schürle, + 1850, oo 1836 deren Tochter Rosina (sind im Hs. 31 am Bergle). Im Sept. 1864 verkauft die Johann Schürlesche Kinderpflege und Theresia Schürle an Josef Maier, ledig von Schönhardt und Veronika Schürle, ledig hier: ein 2 stock. Wohnhaus mit Scheuer unter 1 Dach, 1 Backofen und Hofraum i.d. Haldengasse nebst ca. 2/8 Mrg. Garten b. Haus, für die Summe von 845 fl. Die noch ledigen Geschwister der Veronika Schürle, die Witwe des Anton Schenk (= d. Großmutter) und die Mutter, erhalten das unentgeltliche Wohnungsrecht solange sie leben, bzw. ledig sind.

1864 - 1903: Josef Maier, Taglöhner v. Schönhardt oo 1864 die Veronika Schierle, * 18.1.1836, + 16.10.1896. Am 23. April 1903 verkauft Josef Maier am an seine Tochter Anna Maria und Alfons Ilg, Maurer hier, gegen Übernahme der auf dem Grundstück haftenden Hypothekenforderung von 200 Mark nebst Zinsen, a`4 % .

1903 - ~ 1910: Alfons Ilg, Maurer. 1903 oo Alfons Ilg die M. Anna Maier. ~ 1910 zieht A. Ilg in das Haus Nr. 30 am Bergle. (Ilg kommt aus der "Lenzenhansen - Sippe")
Bemerkenwertes: Im Brandschadensregister 1909 ist Alfons Ilg noch hier im Haus 76 als Besitzer eingetragen. Nach dem Viehaufnahmeregister pro Apr. 1908 hatte er dort 2 Rinder im Stall.

~ 1910: Anton Brenner, Bauer. Angemerkt: ist 1914 noch als Besitzer v. Haus 76 eingetragen.

Um 1914 gehen das Haus u. diverse Parz. in Haus 75 = Hüttle über. Das Haus ist wird abge-brochen. Zeitzeugen - B. Hermann Stegm., Jg. 1925, haben keine näh. Kenntnisse mehr über das Haus 76 - auch nicht über den Zeitpunkt des Hausabbruchs.
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Ergänzende Familien - und - Bewohner – Legenden
--- (man beachte auch hier die verwandtschaftlichen Verflechtungen – ohne solche Beziehungen war eine Behausung nur schwer zu erhalten)

Joseph Stadelmaier  „Hirtenseph alt“ , 10.3.1745, + 17.9.1815, oo a. 17.11.1772 Barbara Schönberger, * 20.8.1755, + 26.2.1816. Aus der Ehe kommen 5 Kinder, u. a Frz. Joseph, * 1777.

Franz Joseph Stadelmaier, Bürger und Taglöhner, im Fm. Reg. mit d. Beinamen "Hirtenseph jung" vermerkt, geb. 26.11.1777, + 16.4.1815, oo 29.2.1808 Viktoria Eberhard v. Schultheißenhöfle, * 23.12.1787, + 13.4.1872. Aus d. Ehe kommen 4 Kinder, u.a. < Johann, * 1808, oo 1848 auf das Haus 85, zieht danach auf Haus 76 und dann auf das Haus 64 / 65 auf dem Kirchbühl.  < Viktoria, * 1815, oo 1843 hier a. d. Haus den Markus Maier und ziehen um 1850 ihrerseits in das Haus 85.  < Rosina, * 1809,  oo 1836 den Johann Schürle. Sie sind um 1842 auf dem Haus 31 – Bergle, zu finden.

Anton Schenk, im alph. Reg. auch als "Hirtenjörg" bezeichnet, *1789, im Hs. 80, + 1842, oo am 21.2.1816 die Witwe Stadelmaier, geb. Eberhard. Aus dieser Ehe sind keine Kinder vermerkt.

Johann Stadelmaier, Bürger und Schuster, der "Hirtenhans", Sohn der Viktoria Stadelmaier, verw. Schenk, * 10.12.1808, + ..?, oo 24.10.1848 Josepha Schuster v. Herlikofen, * 14.3.1819, + 27.11.1883. | Aus der Ehe kommen 10 Kinder, u.a. Josef, *1844, s. Hs. 64, Josepha Schuster ist eine Schwester zu Joh. Schuster, Schmied in Hchl. Joh. Stadelmaier, "Hüttenhans", findet sich erst im Haus 85, dann hier Haus 76.
1863/64 ist er dann im Haus 64 a. d. Kirchbühl als Besitzer vermerkt.  Er ist ein Sohn des Frz. Josef Stadelmmaier, dem "Hirtenseph jung" hier auf dem Haus 76

Markus Maier von Iggingen, geb. 1813, + 1897, oo 1843 im Haus 76 Viktoria Stadelmaier, geb. 1815, + 1891. Markus zieht 1849 in das Haus 85. Ergänz. Legende siehe dort.

Johannes Schürles Kinder – es sind die Enkel der Viktoria Schenk, verwitwete Stadelmaier, geb. Eberhard und Kinder des Johannes Schierle, * 1808, + 1850 u. der Rosina Schierle, geb. Stadelmaier, * 1809, + 1874. Diese oo 1836 u. ziehen um 1842 in das Haus 31 a. d. Bergle. Deren Tochter Veronika oo 1864 auf dem Haus 76 den

Josef Maier, Taglöhner v. Schönhardt, *12.2.1831, +4.4.1908, oo 10.10.1864 Veronika Schierle, * 18.1.1836, + 16.10.1896. Aus dieser Ehe kommen 7 Kinder. Maria Anna als 7. Kind, oo 1903 den Alfons Ilg.


Alfons Ilg: geb. 1871- er kommt aus dem Haus "Lenzahansa", heiratet 1903 Anna Maria Maier, die Tochter des Josef Maier. Alfons Ilg zieht um 1910 mit seiner Fam. auf das "Schuhmichele" Anwesen Haus 30.

Zusammenhänge
Die verwandtschaftlichen Verbindungen der vorgenannten Schierle, Stadelmaier und Maier sind miteinander eng verknüpft. Sie zeigen einmal mehr, wie wichtig solche Netzwerke waren um einen eigenen Hausstand gründen zu können. (Im 19. Jh. gab es ja nur eine minimale Bau-tätigkeit)
< Markus Maier kommt v. Iggingen. Josef Maier v. Schönhardt, Gd. Iggingen.
< Die Mutter der Veronika Schierle-(Frau d. Josef Maier), ist die Rosina Schierle, geb. Stadelmaier, eine Schwester der Viktoria Stadelmaier, Ehefrau des Markus Maier.
< Der Vater der Veronika und Rosina ist der Joseph Stadelmaier, der "Hirtenseph jung"
< Johannes Schierles Kinder sind die Enkel dieses Josef Stadelmaier .

Anton Brenner ist der letzte Besitzer von Haus  Nr. 76. Dieser oo 1909 auf das Nachbarhaus, Haus 75. Er erwirbt das Haus 76 und die dazugehörigen Parz. Der Zeitpunkt des Erwerbs und des Hausabbruchs ist nicht bekannt. Brenner ist 1914 noch als Besitzer v. Haus 76 eingetragen.

 Ausschnitt  aus der Urnummmernkarte  
Haus 76 ist das beschriebene Gebäude  zwischen Nr. 75 - "Hüttle" und Nr. 77 - "Pfearder" - es geht später in Haus 75, Hüttle - Brenner über.
Das Haus 82 gegenüber, ist das Haus des "Bärmele" – heute Neubau des Bernd Waibel.
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