„Pfearder“ im Haus Nr. 77  an der Hauptstraße 

Adresse heute: Hauptstraße 33

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Die Baugeschichte des Hauses liegt im Dunklen. Der Hausstandort selbst ist aber sicherlich schon alt. Er liegt im Kerndorf in günstiger Lage. Die Hofgröße und das Umfeld deutet auf eine größere  Bauernsölde hin.

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Nach dem Steuerbuch von 1760 können konkret Bewohner und Hausdaten dem Haus Nr. 77 zugeordnet werden.

Die Beschreibung:

Georg Waibel – 1813 Caspar Waibel, besitzt eine Heiligensöld –
(Lehen der Kirchengemeinde)  darein gehört:

1 *Behausung und Stadel unter einem Dach für …………. 60 fl.

¼  Tagwerk Garten b. Haus für....................... 3 fl. 45x

5 Tagwerk  Wiesen an 2 St. .......  25 fl.

9 Morgen Acker im III. Geländ für ........... 38 fl.

(f.d. 1. u. 2. Geländ können das 2 b. 3 fache hinzugeschlagen werden)

Für Vieh und Fahrnis werden 80 u. 10 fl. angeschlagen …..90 fl..

Summe zu versteuern .................... 195 fl.

Randvermerk: *Haus 77 ist versetzt (verpfändet) s. T. II Bl. 51
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Die weiteren Gebäudebeschreibungen nach den Katastereinträgen

1827: Ein 2 stockigtes Wohnhaus mit Dreschtenne unter 1 Dach, ein Wasch -u. Backhaus

1873:Wohnhaus, Scheuer, Keller,  Hofraum, Wasch - u. Backhaus, Schweinestall

1907: Wohn - u. Ökonomie - Gebäude v. Stein,  Riegel u. getäfert mit Ziegeldach, Hofraite, 1 Kellerhaus, 1 Wasch - u. Backhaus  v. Stein, 1 Giebel Riegel, 1 Giebel angebaut. 1 Schweinestall von Holz m. Getäfer. Gelasse: 1 Stall, 1 Tenne, 1 Heuviertel, 1 Wagenhaus, 1 Backofen u. Waschkessel.

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Bewohnerübersicht nach den Katastereinträgen von 1760  bis 1907 u. später

1737 oo  Johann Waibel die Maria Klaus, deren Sohn Georg Waibel ist dann im Steuerbuch v. 1760 notiert.

1768 - 1812: Georg Waibel, Bürger und Bauer, * 1739, + 1818, oo 1768 in I. E. Maria Mangold und 1777 in II. Ehe Johanna Beisenwänger. Deren Sohn:

1812 - 1851: Kaspar Waibel, Bauer, "Peters" - auch "Paiters" genannt, * 1783, + 1852, oo 1812 Barbara Spranz, * 1787, + 1854. Agemerkt: im Kfb.I - 1808 - 1820- findet sich kein Kaufvermerk f. Kaspar Waibel. Im Nov. 1851 verkauft Kaspar Waibel an seinen Sohn Bernhard Waibel, ledig, ein 2 stockigtes Wohnhaus mit Scheuer unter 1 Dach, neben Johs. Stadelmaier (Hs. 76) und Schultheiß Fuchs (Hs.78) Dabei sind 1/4 Tagw. Garten b. Haus, ca. 9 1/2 Mrg. Wiesen, 17 Jauch. Acker und 3 Morgen Bürgerteile (zusammen ca. 30 Morgen), für die Summe von 3300 fl. Der Käufer übernimmt als Reallast das unentgeltliche Wohnungsrecht und den Augeding für den 70 jährigen Verkäufer und den noch ledigen Bruder Kaspar, Platz im Stall zum Stellen einer Kuh, in der Bühne Platz für einen Hühnerstall für 4 Hennen usw. .......

1851 - 1874: Bernhard Waibel, lediger Bauer, geb. 1813, + 1893. Im Juli 1874 verkauft Bernhard Waibel, lediger Bauer hier, an Kaspar Schwarz, ledig v. Ramsenstrut, Gd. Neuler: ein 2 stock. Wohnhaus mit Kellerhaus unter 1 Dach, 1 Kellerhaus, ein 1 stock. Wasch- u. Backhaus, 1 Schweinestall und Hofraum, nebst 2/8 Mrg. Gärten und ca. 35 Morgen Acker und Wiesen an 35 Stck., zusammen für die Summe von 5.500 fl. In den Kauf gehen 10 St. Rindvieh u. 5 Hühner, sowie sämtl. Bauerngerätschaften, Feld und Handgeschirr.

1875 - 1908: Caspar Schwarz, *1849 in Ramsenstrut , Gd. Neuler, + 1919, oo 1875 in Hchl. die Josefa Bäuerle aus dem Haus "Mertisbauer", * 1852, +1918.


Situation um 1929

Haus 77 Hs. "Pfeadr" -Schwarz
Haus 78 = in Haus 77 aufgegangen 
Nr. 76 - Standort des ehem. Hirtenhaus, aufgelassen.  
Nr. 82 aufgelassenes Haus, heute Standort v. Hs. d. Bernd Waibel.

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1908 - 1945/46: Franz Xaver Schwarz, Bauer, * 1876, + 1960, oo 1908 die M. Anna Hägele, * 1882, + 1958. 13 Kinder: u.a. Franz, * 1916.

~ 1946: Franz Schwarz, * 1916, + 1979, oo Ulla Krause /Jäckel, geb.1930 in Breslau, +18.7.2012. Ulla Schwarz gibt 1979 nach dem dem Tod des Ehemannes die Landwirtschaft auf. Das bleibt dann leer.
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Der Name "Pfeadr"

Pfarrer Zeyer stößt bei Recherchen in div. Fam. Reg. auf eine Fam. **Petermann. Dessen Nachkommen trugen dann auch den Zusatz "Peters"´ - schwäb. auch "Paiters". Die Nachbewohner Waibel auf dem Haus 77 tragen abwechselnd nun ebenfalls die Beinamen "Pait`r" - "Pfaid`r" u. letztlich "Pfeard`r. Sehr wahrsch. waren diese Petermanns die Vorbesitzer des späteren Waibel - Schwarz Anwesen und die Namensgeber für das Haus.
** Johann Waibel oo 1737 die Maria Claus. Die Eltern des Johann sind der Peter Waibel und die Walburga von Hchl. Sehr wahrscheinlich ist nun, dass dieser Peter Waibel der Namensgeber für Peters / Paiters / Pfeaiters / Pfaedr ist.
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Wissenswertes: Auszug aus dem Stiftungsprotokoll, Fol. 52 bis 54: verhandelt im Stiftungsrat den 28. Apr. u. 27. Mai 1832 zwischen der Heiligenpflege als Lehensherr einerseits und dem Kaspar Waibel als Lehnpflichtiger andererseits:
Kaspar Waibel, Bauer in Hchl., besitzt seit dem 16. Okt. 1812 ein der Heiligenpflege dahier zustehendes Falllehen-Gut, welches laut Güterbuch von 1760, Folio 134 besteht in: einem zweistöckigten, izt neuem (jetzt neuem), Hause und Scheuer unter einem Dach, Ur-Nr. 63, an der Straße neben Georg Kuhn und Anton Schenk und einem Backhaus dabei.
Es folgt nun eine Auflistung der zugehörigen Garten und Feldgüter.....In der Sache selbst geht es nun um den Antrag des Kaspar Waibel um Allodifizierung dieses Fallehen- Guts. Außerdem um von der Geistlichkeit im Falle einer Allodifizierung versprochenes Bauholz. Im Verlauf dieser Verhandlung ergibt sich dann: Seit dem Jahr 1738 erfolgten nur 3 Bestands-Gebühren. Es trete hier der seltene Fall ein, daß das Fallehen - Gut in 74 Jahren, 1738 bis 1812, keinen Ablösefall zum 3. Pfennig hatte, sogenannten Weglösin, sondern, wie Waibel selbst sage, nur die im "Kindskreis" vom Vater auf den Sohn (Mannlehen) erfolgten Übergabe bezahlt worden sei. Waibel sind also seit 1738, in der dritten Generation auf dem Anwesen Haus 63 (77). Im weiteren Verlauf der Verhandlung wird nun in komplizierter Berechnung der sogen. Kaufschilling ermittelt, ebenso das jährlich an Martini fällige Hellergeld, sowie die Dinkel- und Habergülten. Der Aquirent Kaspar Waibel wurde daher vorgeladen, die Verhandlung unter Erklärung der Umstände vorgelesen und sofort zur Erklärung aufgefordert, ob er gegen Einlegung von 152 fl. u. gegen fortwährendes Hellergeld von 1 fl. und der Dinkel- u. Habergülten in ein "freies, eigenes Zins- u. Gült - Guts allodificieren wolle. Waibel erklärte zu Protokoll, daß er dem Vertrag zu den genannten Bedingungen zustimme.

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Waibel - Schwarz - Familien - Legenden

1. Johann Waibel oo am 4. März 1737 eine Maria Klaus, deren Sohn:

2. Georg Waibel, Bürger und Bauer, * Sept. 1739, + 6.1.1818, oo in I. E. a. 15.2.1768 Maria Mangold, * ?, +? und in II. Ehe am 24.11.1777 die Johanna Beisenwänger, * 27.12.1751, + 23.12. 1822. Aus der I. Ehe kommen 3 Kinder, u.a. Johann Michael, * 1769, oo in das Hs. 79 an der Schechinger Straße (später- Hs. "Basille"). Aus der II. kommen Ehe 6 Kinder, u.a. Kaspar, * 1783, er bleibt hier a.d. Haus.

3. Kaspar Waibel, Bauer, "Peters", ("Paiters"), * am 3. 1. 1783, + 17.8.1852, oo a. 3.9.1812 Barbara Spranz, * 7. 7. 1787, + a. 2. 11. 1854. Aus der Ehe kommen 11 Kinder: u.a. Maria Katharina, * 1820. Sie oo am 12. 9. 1843 in Ramsenstrut den Josef Schwarz. Kaspar, geb. a. 1823, oo auf das Haus 31 (frühere Kindergarten) und Bernhard, * 1813, er bleibt hier a.d. Haus.

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Ortsvermessungsplan
1867/ 68
Mit den Häuser 74 a, 75, 76, 77, 81a, und 82/83.


Das Haus 84 - Waibel / "Kauz" ist hier nicht einge-messen.

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4. Bernhard Waibel, lediger Bauer, geb. a. 8.11.1813, + 16.4.1893. Angemerkt: am 17.4. 1893 meldet Kaspar Schwarz den Tod des Bernhard Waibel, gestorben im Haus des Anzeigenden.

Schwarz - Legende:

1. Kaspar Schwarz, * 21. 2.1849 in Ramsenstrut , Gd. Neuler, + 2.6.1919, oo a. 13.7.1875 Josefa Beirle, * 27. 10. 1852, + 2. 11. 1918. Zusammenhänge: Kaspar ist der Sohn von M. Katharina, geb. Waibel, die nach  Ramsenstrut heiratet. Josefa Beirle die Ehefrau des Kaspars kommt aus dem Haus 74, "Mertisbauer".

2. Franz Xaver Schwarz, Bauer, geb. 11.10.1876, + 10.3.1960, oo am 19.5.1908 die M. Anna Hägele, * 4.4.1882, + 25.11.1958. 13 Kinder: u.a. Franz, * 1916. M. Anna Hägele kommt aus dem Haus "Wannenmann a.d. Schloßberg.

3. Franz Schwarz, * 16.10.1916, + 16.10.1979, oo .......... Ulla Krause /Jäckel. Ulla ist 1930 in Breslau geboren und kam im Oktober 1945 mit dem ersten Flüchtlingstransport nach Heuchlingen. Ulla gibt n. d. dem Tod v. Franz Schwarz die Landwirtschaft auf. Nach dem Tod v. Ulla am 18.7.2012 steht das Haus leer.
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Das Kellerhaus der "Pfeardr- Schwarz" hinter dem Wohnhaus gegen den Berg gelegen, nach einem Bauantrag des Bernhard Waibel v. 29.4.1874 gebaut.
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Das Ende des Standortes der "Peters-Paiters-Pfeadrs". Wie ober schon erwähnt, stand das Haus Nr. 77, "Pfeadr" nach dem Tode von Ulla Schwarz im J. 2012 leer. Im Herbst 2021 erfolgte der Abriss des Wohnhauses. Das Kellerhaus blieb erhalten. Im Jan./Febr. 2022 wurden dann schon die Wände für eine neue Wohneinheit hochgezogen. Eine weitere Historie im Ort weniger.

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