Haus Nr. 91  an der Hauptstraße - nach der Urkarte 1830 - 1912 || 

Adresse heute: Hauptstr. 20

< Noch bekannter Hausnamenhinweis: bei der "Geigerles M`ena" - genannt nach der ehemaligen Hausbesitzerin, der Witwe Philomina Ilg.

< Vergessene Hausnamen: "Sandhaus" und "Sandseph" - schwäb. "Soàd - Haus" und
"Soàd
- Seph.

Die Entstehung und Bedeutung dieses -schwäb. gesprochenen- Beinamens "Soàd" ist derzeit nicht erschlossen. Besonderheiten hierbei: Im Fam. Register hat der eintragende Pfarrer dem Josef Schierle, geb. 1760, heir. 1795, den Namen "Sandseph" beigefügt. Den nachfolgenden Bewohnern von 1828 bis 1840 dann nicht mehr.
Der Schmied Johannes Schuster, welcher von 1840 bis 1868 hier im Haus das Schmiede-handwerk ausübte, war dann aber dann wieder der "Soàd - Schmied".
Bei seinem Wegzug im J. 1868 in das Anwesen Hs. Nr. 99, nahm Schuster dann diesen Namenszusatz mit. Hier blieb er dann über Generationen im Gebrauch - der "Soàdchmied".
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Gebäudesituation am Orts-weg oder der Bruckgasse, nach der Ur-Karte um 1830

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siehe ergänzend hierzu auch Häuser-Lageplan ~ 1850

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Die Hausgeschichten der Häuser Nr. 91/ 92 --  93/ 94 und  96/ 97 an der Bruckgasse gelegenen, können nach dem derzeitigen Datenstand nicht gesichert dargestellt werden.
Es besteht hier aber der Anschein, dass alle 3 genannten Doppelanwesen vor der beginnenden (allmählichen) Auflösung der  Lehensherrschaft - nach 1800, jeweils als Gesamtanwesen bestanden haben. Gründe für Teilungen konnten oft sich auflösende Familienverbunde, Wohnungsmangel durch Bevölkerungswachstum, angehäufte Pfandschulden und dadurch notwendig gewordene Teilverkäufe, gewesen sein. Auffallend ist sodann ein häufiger Bewohnerwechsel sowie auch eine Doppel - oder auch eine Dreifachbelegung eines Hauses.

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Im Steuerbuch von 1760 werden für das Haus 91 / 92 ein Josef Schürle (a. Schierle geschr.)
und
ein Antoni Ohnewald
als Lehensnehmer genannt.
Intern vermerkt: es besteht hier der Anschein, dass Ohnewald und Schürle das Anwesen 91/92 gemeinsam - aber als getrennte Woheinheiten, im Besitz hatten. Man beachte hierbei die familiären Beziehungen.


Die Gebäude- und Bewohnerbeschreibung nach dem Steuerbuch v. 1760

Antoni Ohnewald und Josef Schierle, Weber --  1829 Franz Schierle,
besitzen  ein  *Fall - Lehen - 1831 verwandelt,
darein gehört:

1 Haus und Stadel unter 1 Dach mit einem Steueranschlag von  ....... 60 fl.
¼  Tagwerk  Garten beim Haus,
jeder zur Hälfte, für  ............ 2 fl. 30 x.
3
½ Tagwerk  Wiesen für ………..................................  29 fl.
6
¼ Morgen Acker für im III. Geländ ..................... 29 fl.
(f. das 1. u. 2. Geländ können das 1 bis 2 fache hinzugeschlagen werden)
für Vieh und Fahrnis werden 50. u. 10 fl. veranschlagt. Sa..............  60 fl.
Summe zu versteuern ................................................................165 fl.
Randvermerke in ob. Beschreibung: "1831 das ganze Gut an Michael Hasenmaier - das ganze Fallehen ist versetzt (verpfändet) -
 den *Teil des Anton Ohnewald besitzt nun Bernhard Wiedmann, = versetzt". Intern angemerkt: das Anwesen war demnach in 2 Wohnhälften aufgeteilt. (Ohnewald und Schierle- wobei Schierle den Haustei Nr. 75 - dann 91, bewohnte)
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Die weiteren Gebäudebeschreibungen nach dem Gemeinde - Kataster

Haus 91
(siehe Ur. Nr. 75 im obigen Plan )
1827:
Ein einstockigtes Wohnhaus mit 1/2 Dreschtenne ( das Hs. ist also bereits geteilt)

1873: Wohnhaus mit Scheueranteil, Hofraum,  Schweinestall u. 91a m. Schweinestall .

1907 Wohnhaus von Stein mit Ziegeldach, angebaut an Nr. 92 - Hofraite: Gelasse: 1 Käserei-lokal, 1 Backofen, 1 Stall, 1 gewölbter Keller

91a.... Ökonomiegebäude von Stein u Fachwerk, teils Ziegel, teils Falzziegeldach. Gelasse:
5 Schweineställe
mit Futtergang, 1 Remise, 1 Futterraum im Knie- u. Dachstock
91b.... Ökonomieanbau auf steinernen Sockel von Fachwerk mit Ziegeldach, angebaut an Nr.91, 1 ein gewölbter Keller.
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Zusammengefasste Bewohnerchronik

Hausteil 91

Friedrich Schierle, * Bürger u. Bauer, "Jäger alt", * 1720, oo 1757 Rosina Selzer (Tochter des Christophorus Selzer). Es sind die Eltern des nachsteh. Josef Schierle.
(Friedrich Schierle, * "Jäger alt" bewohnte wahrsch. d. Hs. 75 a.d. Haldengasse = Hs. "Hüttle"

1795 - 1828: Josef Schierle, Bürger und Weber, "Sandseph", * 1760, + 1828, oo 1795 Rosina Fleuderer. Im Juni 1828 verkauft Josef Schierles Witwe Rosina an ihren leiblichen Sohn Franz Schierle, ledig, mit seiner gegenwärtigen Braut Josepha Vogt v. Hlzl. eine Fall- Sölde: ein 1 stockiges Wohnhaus Nr. 75 (91) nebst der anstehenden Scheuer zur Hälfte, neben Anton Ohnewalds Kindern. Dabei sind 1/4 Tagw. Garten b. Haus, 1 Tagw. Wiesen u. 3 Jauch. Acker in 3 Zelgen, sowie 3 1/2 Morgen Bürgerteile. Dazu 2 Kühe, 1 Kalbel, 2 Saugkälber, 1 Waben, Pflug und alle Bauerngerätschaften, sowie 1 Webstuhl und das vorhandene Geschirr dafür.

 

1828 - 1831: Franz Schierle, Weber, oo 1828 die Josepha Vogt. Reg. Vermerk: sind im Sommer 1831 zusammen mit der Mutter Rosina (s. ob.) auf die Wirtschaft nach Hlzl. gezogen. Im März 1831 verkauft Franz Schierle, Färber, seine zinsbare eigene Liegenschaft an Michael Hasenmaier für 1675 fl. Besonderheit: die Witwe Rosina Schierle bezieht von Hlzl. aus den lebenslänglichen Ausgeding von den jeweiligen Käufern v. Hs. 91. (Int.: Michael Hasenmaier ist seit 1830 auf dem Haus 23 i.d. Küfergasse u. wohnte nicht hier a.d. Hs. Es war vermutl. ein Spekulat.-Objekt )

Im Oktober 1832 verkauft Michael Hasenmaier das "Sand-Haus" Nr. 91 samt dem Scheueranteil des Wiedmann (= Hs. 92), abgeteilt bis an das Balkenloch, dazu 1/4 Mrg. Garten vorne und hinten am Haus, an Anton Schönberger, zusammen für die Summe von
510 fl.

1832 - 1840: Anton Schönberger, Zimmermann, der "Kappelknöpfle jung" - ( vom Hs. 47 i.d. Vorstadt kommend). Im Juli 1840 verkauft Anton Schönberger an seine ledige Tochter Theresia Schönberger: sein 1 stock. Wohnhaus mit Scheueranteil, nebst 1/4 Tgw. Garten, 1 1/2 Tagw. Wiesen u. 1/2 viertl. Hanfland im Obersberg. Dazu 3 Dreschflegel, 2 Hauen, 1 Schaufel, 1 Dunggabel, 1 Heugabel, 1 Fruchtsieb, den vorhandenen Dung u. 1 1/4 Klafter Tannenholz, zusammen für d. Summe von 750 fl.

1840 - 1868: Johannes Schuster, Schmied. Im Aug. 1840 oo Johannes Schuster in 2. Ehe die Theresia Schönberger. Im Jan. 1868 verkauft Johannes Schuster, Schmied hier, an Vitus Klingenmaiers Witwe Marianna Klingenmaier, geb. Schweitzer hier das Hs. Nr. 91: ein teils 1- teils 2 stock. Wohnhaus, 1 Scheueranteil, 1 Hufschmiedwerkstätte, Hofraum, 1 Schweinestall u. 1 Backofen für die Summe von 1580 fl. Dazu gehören ca. 24 Ruten Gärten i.d. Prz. 65 u. 66. Verkäufer behält das Wohnrecht bis Georgi d. J.

1864: Franz Wanner. In einem Bauantrag v. 1864 ist ein Franz Wanner, neben dem Schmied Johann Schuster, Mitbesitzer v. Wohnhaus 91. (Über diesen Frz. Wanner sind keine näheren Daten ersichtlich).

1868 - 1872: Marianna Klingenmaier. Im Okt. 1872 verkauft die Witwe Marianna Klingenmaier an ihren Sohn Johannes Klingenmaier das Anwesen wie vor beschrieben, mit Käsereiwerkstätte und den Gärten wie vor genannt, dazu 1 1/8 Mrg. Land an 2 Stck, für die Summe von 1900 fl. In den Kauf gehen 17 Schweine, die Käsereigerätschaften und aller vorhandener Käsevorrat.

1872 - ~ 1908: Johann Klingenmaier, Käser * 1845, +1921, oo 1872, und 1901 in II. Ehe die Witwe Margarethe Sorg, geb. Schmid. Katastervermek v. 1907: Johann Klingenmaier, jetzt Isidor Ilg (wann jetzt?- 1907?) Johann Klngenmaier zieht danach auf den Gänsbühl in das Haus 36. Im Brandschadens-Register v. 1908 ist Joh. Klingenmaier noch als Besitzer eingetragen.

~ nach 1908 - ~1930: Isidor Ilg, Maurer, 1862, +1919, oo 1892 Mathilde Klotzbücher,
* 1863, + 1937.  Der Sohn Hermann, * 1810, bleibt a. d. Haus 91.

~ 1930 - 1944: Hermann Ilg, * 1910, 1944 in Rußland gefallen, heiratet 1939 die Philomina Waidmann, 1915, + 2001.

~ 1963 - heute: Maria Ilg, Tochter des Hermenn Ilg u.d. Philomina, oo 1963 den Hans Bundschu, *1932, + 1996.

Das Ehepaar Bundschu bricht in den 1960er - J. das alte Haus ab und baut an gleicher Stelle ein neues Wohnhaus. 2016/17 erfolgt ein umfass. Umbau des Hauses. Das Haus erhält ein weiteres Stockwerk und eine weitere Garage.

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Ergänzende Familien - Legenden

Die Schierle - "Jäger / "Händler"- Linie im Überblick.

1. Johannes Schierle, viduus, der Jäger, * um 1650, oo 9.11.1682 Katharina Knödler von Heuchlingen.

2. Joseph Schierle, * 22.3.1693, + 4.4.1757, oo 20.11.1719 Katharina Ohnewald

3. Friedrich Schierle, * Bürg. u. Bauer, "Jäger alt", * 10.11.1720, oo 24.1.1757 Rosina Selzer, Tochter des Christophorus Selzer. 6 Kinder, u.a. Lorenz, * 1758, Josef, * 1760, Dominikus, geb. 1773, u. Michael, * 1775.

4.1 Lorenz Schierle, Bü. u. Bauer, Jäger, * 2.4.1758, + 21.10.1817,oo 10.6.1800 die Veronika Fischer, * 3.12.1759, + 6.11.1820. 1 Kind Joseph, * 1803, s. 5.1.

4. 2 Josef Schierle, Bü. u. Weber, der "Sandseph" , * 22.2.1760, oo 17.11.1795 Rosina Fleuderer, * 24.4.1766, + 17.10.1850. Aus d. Ehe kommen 5 Kinder, u.a. Franz, * 1804.

5. Franz Schierle, Taglöhner , * 1804, + 1863,oo 1828 Josefa Vogt. Franz Schierle verkauft 1831 seinen Hausteil an M. Hasenmaier u. zieht im Sommer 1831 zusammen mit der Mutter Rosina auf die Wirtschaft nach Hlzl. Hs. Nr. 9

Zusammenhänge Schierle - Ohnewald.
1719 oo ein Joseph Schierle, * 1693, die Katharina Ohnewald, To. d. Nicolai Ohnewald.
1732
oo Kaspar Ohnewald, Sohn des Nicolai O. die Margaretha Holl v. Hchl. Kaspar ist der Namensgeber für d. Hausnamen Kaspers oder Kasperle.
1771 oo Georg Ohnewald, Sohn des Kaspar, die Margaretha Waibel v. Hchl.

Michael Hasenmaier, *1788, oo 1822 die Josefa Majer. Weitere Daten s. b. Haus 23 i.d. Küfergasse.

Anton Schönberger, Bauer, "Kappelknöpfle jung", Zimmermann, geb. 1776, + 1858,
oo 1798 Rosina Weber, *1775, + 1802 u. in II Ehe 1802 die Maria Anna Kratzer, + 1772, 1854. | 2 und 5 Kinder - ergänz. Legende sie bei Haus 47 in d. Radgasse.
Anton Schönberger, Zimmermann, bewohnte zuvor das Haus 47 in der Vorstadt. 1832 übergibt er sein dortiges Anwesen an seinen Sohn Josef Schönberger und erkauft hier das Haus 91.

Schuster Johannes, Schmied v. Herlikofen, * 1806, 1888, oo 1838 Veronika Haas, * 1791, + 1839, u. in II. oo 1840 Theresia Schönberger, * 1810, eine Tochter des Anton Schönberger – ergänz. Legenden s. b. Geb. 99.

Wissenswertes zur Wohnbiographie des Johs. Schuster: 1838 erwirbt Johannes Schuster, Schmied v. Herlikofen, das Anwesen Haus 25 i.d. Küfergasse. Er oo dort im Sept. 1838 in I. Ehe die Veronika Haas. 1839 im Juni, verkauft er das Haus 25 an Anton Klaus, Schmied. 1840 kauft Schuster von Johs. Röhrle dessen Hausteil Nr. 96, welches er im März 1841 an Kaspar Haas verkauft. Von 1840 - 1868 bewohnt er dann hier das "Sandhaus" Nr. 91, bevor er 1868 in das Haus Nr. 99 zieht. Schuster nimmt den Beinamen Sand ... mit auf das Haus 99 - wird der "Sandschmied"

Franz Wanner. In einem Bauantrag v. 1864 ist ein Franz Wanner, neben dem Schmied Johann Schuster als Mitbesitzer vom Wohnhaus Nr. 91. vermerkt. Über F. Wanner sind keine näheren Daten bekannt).
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Kingenmaier-Legende.
Vitus Klingenmaier, Bäcker, * 1809, + 1866, oo1833 die Maria Anna Schweizer, * 1812, + 1887. Aus der Ehe kommen 9 Kinder, u. a. Johannes. Vitus Klingenmaier, Bäcker a.d.Kirchbühl

Johann Klingenmaier, Käser, * 14.1.1845, gest. am 11.4.1921 in Wasseralfingen, oo 18.11.1872 Viktoria Fuchs, * 8.12.1844 in Neuler, + 7.3.1897 u. in II. Ehe am 22.4. 1901 die Witwe Margarethe Sorg, geb. Schmid, * 7.2.1858, + 7.6.1946. Die Eltern v. Johann sind der Vitus Klingenmaier auf Haus 66 (O. Beck) Johann Klingenmaier zieht um 1907 (bedarf d. näh. Prüfg.) auf den Gänsbühl in das Haus 36.  

 

 

 

 

Vermessungsplan von 1893/94
Gb. 91 ist das spät. Haus des Isidor Ilg, Maurer,  heute Neu-bau d. Maria Bund-schu.
Geb. 92 ist das heutige Bundschu- Friseurhaus.

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Ilg - Legende

Jsidor Ilg, Maurer, * 7.9.1862, + 20.1.1919, oo 22.2.1892 Mathilde Klotzbücher v. Weiler, * 30.8.1863, + 1.1.1937. | 8 Kinder: u. a. Isidor, er oo auf das Anwesen seines ledigen Onkels Anton Ilg, "Geigerle" im Haus 88.  Der Sohn Hermann, * 1810, bleibt hier a. d. Haus 91.

Hermann Josef Ilg, * 16.1.1910, ist am 16.1.1944 an seinem Geb. Tag in Rußland gefallen. Er heiratet am 21.10.1939 die Philomina Waidmann a.d. Haus Waidmann -"Küfners", * 30.6.1915, + 22.5.2001.

Maria Ilg die Tochter, * 22.4.1941, oo 18.5.1963 den Hans Bundschu, * 16.10.1932, + 12.12.1996. Das Ehepaar Bundschu bricht in den 1960er - Jahren das alte Haus ab und baut an gleicher Stelle ein neues Wohnhaus.
Später, Anfang der 2020er Jahre, wird das Haus aufgestockt u. grundlegend neu gestaltetet.

 

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