Der Gregor auf dem Schlossberg – den älteren Bewohnern noch bekannt.

Im Bild: Gregor, schon etwas älter, vor dem Schloss.

Eine kleine Biographie

Gregor Grimminger ist 1901 (in Hchl. / Hlzl. ?) geboren. Wahrscheinlich verblieb er nach der Heirat der Mutter im Jahr 1912 als Kind bei seiner Großmutter Theresia Uhl, geb. Grimminger (v Hlzl. - *1851, + 1924)), die den Knaben großzog. Theresia Uhl wohnte zuletzt im Schloss - Hausteil 4/5.

Weitere Einzelheiten über deren Wohnplatz und die weitere Kindheit v. Gregor sind den Zeitzeugen nur noch vage bekannt. In den Gemeinderechnungen von 1921 es hierzu jedoch einen Hinweis:

< Im Jan. 1922 erscheint die Theresia Uhl, geb. Grimminger, wohnhaft im Schloss, Gb. Teil 4-5, und bringt vor, dass ihre Invaliden-Rente v. 80 Mark zu ihrem Unterhalt und den Unterhalt ihres Enkels Gregor Grimminger, derzeit Uhrmacher-Lehrling, geb.

 1901, nicht mehr ausreiche, sie bitte daher um Armenunterstützung. Beschluss des Gemeinde- Rats: Die Bedürftigkeit der Theres anzuerkennen, nicht jedoch die des 21 J. alten Gregor Grimminger.

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Herkunft - Familie

Die Mutter des Gregor ist die Maria Magdalena Grimminger, * 7.7.1874, + 14.5. 1941, Tochter der Theresia Grimminger v. Hlzl. , * 1851, gest. 1924. (Theresia Grimminger heiratet 1882 den Taglöhner Josef Uhl v. Hlzl., * 1830, +1915) Die Mutter Maria G. heiratet am 13.2.1912 den Anton Faul in Holzhausen. Dieser Anton F. war ein Bruder von Josef Faul auf dem Haus 30 in Hchl. Maria bringt den Sohn Gregor , geb. am 5.5.1901 mit in ihre Ehe. Ob Gregor - als damals 11 jähriger Knabe, noch mit nach Holzhausen zog, ist nicht bekannt. Möglich und wahrscheinlich ist, dass er bei seiner Großmutter Theresia Uhl, geb. Grimminger (* 1851, + 1924) verblieb, die zulezt im Schlossteil Nr. 4/5 wohnte. Anm.: Gregor ist im Fm. Reg.- Fol. III / 44b der Großmutter Theresia mit aufgeführt. *+ geb.


Kindheit und Jugend

Es kann nun angenommen werden, dass der Knabe und Bub Gregor wie in jener Zeit üblich, als Hütebub und Hausbursche zu Bauern gegeben wurde. Dies bedeutete ja in jener Zeit auch eine relativ gesicherte Versorgung mit Essen und Trinken, in geringen Maß auch an Kleidung. Ggf. wurde auch eine Schlafstätte bereitgestellt.

 

Seine Wohnstätten

Gregor wohnte dann nach dem Tod der Großmutter im alten Schlossteil Nr. 5.

Kurz abgeschweift: **Dieses Schloss-Teilstück stürzte im Juli? 1929 mit großem Getöse in sich zusammen. Ein großer Sandquader lag danach auf dem Kopfteil von Gregors Bettstelle. Zum Glück war es zu diesem Zeitpunkt nicht belegt. Mit dem Einsturz des Schlossgeb.-Teils Nr. 5, brach auch ein großer Teil der Schlossscheunen- Nordmauer heraus und stürzte den Abhang hinunter.  **Qu. Hans Bihlmaier.

** Zeyer nennt für den Einsrz das "Frühjahr 1929 an einem Freitag beim 11Uhr-Läuten" -- Pfarrer Zuber nennt hiefür den Juli 19232 oder 1933.

Danach wurde Gregor in einen der Kellerräume im EG. des mittleren Schlossteiles verlegt, zusammen mit anderen - z. Tl. heimat - und wohnsitzlosen Gesellen. Diese Behausung wurde dann in den Kriegsjahren 1942/43- wohl auf Weisung von höherer Stelle, geräumt und anderer Verwendung zugeführt.
Während des 2. Weltkriegs musste Gregor Grimminger dann Prof. Kenzinger und dessen Haushälterin, Fani Alibrandi und deren Sohn Ferdinand, im Schloss Platz machen.

Gregor fand nun im rechten Hausteil des "Schlosswägner- Anwesen" - es ist das heutige Krämer- Anwesen, in einem kleinen Zimmer bei den ledigen Leinmüller- Schwestern seinen Unterschlupf .


Gregor der Uhrmacher

Über Gregors Lebensabschnitt vom Jugendalter bis in die Kriegsjahre, liegen leider keinerlei Kenntnisse vor. Zeitzeugen wissen nur: Gregor erlernte das Uhrmacherhandwerk. Dessen Lehrmeister ist allerdings nicht mehr bekannt. Nicht bekannt ist auch, ob Gregor diesen Beruf zu Ende gelernt hat.
In einer Bewohner liste a. d. 30er Jahren, ist Gregor Grimminger als "Uhrmacher in der Schlossstraße 4 aufgeführt. Noch lange Zeit, bis in die 1950er - Jahre hinein, brachten die Heuchlinger Bürger ihre großen und kleinen Uhren zu dem freischaffenden Uhrmacher Gregor.

Oft waren seine Reparaturversuche nicht von Erfolg gekrönt. Seine geflügelten Worte in einem solchen Fall: "Mache kenna hane dui Uhr net, ab`r 5 Mark koschdets."

 

Gregor leistete vermutl. keinen Militärdienst, vielleicht war er auch untauglich gestellt. (n. H. Bihlm.)

Da er keiner geregelten Arbeit nachging, war er im Dritten Reich gewissen Repressalien ausgesetzt und verbrachte in den 1940er- Jahren einige Zeit im KZ (vermtl. Welzheim- Qu. O.Bauer). Gregor hat nie über diese Zeit gesprochen.

 

Arbeit beim Matratzen – Steeb

Nach dem Krieg, Anfang der 50er Jahre, nahm Gregor wohl erstmals eine geregelte Arbeit auf. Bei Kon-rad Steeb in Mögglingen fand er Arbeit. Anmerkung hierzu: Konrad Steeb ist ein gebürtiger Heuchlinger und kommt aus dem Schlosswägner-Haus".

Als Hilfskraft räumte Gregor beim Matratzen - Steeb die Fertigungsabfälle weg, kehrte die Räume sauber u. verrichtete noch allerlei andere Dienstleistungen.

Seine Mitarbeiter dort hänselten ihn nicht selten und spielten ihm manche üblen Streiche. Sie hängten allerlei Zettel und Schriften an seinen Rücken, malten ihm die Absätze an oder packten allerlei Sachen in seine Tasche. Wenn Gregor sich dann gar nicht mehr helfen konnte, schmiss er Holzstücke u.a. nach den vermeintlichen Übeltätern. Danach   hat er sich jedes Mal dann wieder entschuldigt.

Einmal streuten sie das Gerücht in den Saal, Gregor sei an der Lein als Findelkind aufgelesen worden. Gregor nahm dann ihm vertraute Personen beiseite und sagt mit leiser Stimme, dass das nicht wahr sei und sie es nicht glauben dürften.

Steeb bot dem Gregor mehrmals eine andere Arbeit mit einem höheren Lohn an, den dieser aber immer ablehnte. Sein Argument: "Dann muaß e ja au mea schaffà".

 

Genügsames Leben

Gregor führte ein sehr bescheidenes Dasein. Als Arbeitsvesper genügte ihm meist ein Stück Schwarten- magen oder Schwarzwurst und ein Stück Brot dazu, welches er nicht selten in die Kitteltasche steckte, woraus er dann aß - wobei ihm der Metzger und Bäcker auch noch manches Stück zusteckte. Dabei war Gregor keinesfalls "schleckig". So ein Stück Schwartenmagen hielt oft mehrere Tage. Sich mit der Zeit bildende Gerüche störten ihn wenig.


Gregor der Bruttler

Gregor war kein großer Menschenfreund. Er konnte sehr zornig und verächtlich werden. Nach seinen Einkäufen betitelte er die knapp ausgebende Person anderen gegenüber als "Knarfel" und "Kanuschgel".
Die Metzger machten seiner Ansicht nach 3 Sorten von Schwartenmagern - Gregor nuschelte stark:
"En Handwerksbusch - Schrwarchtamaga" ,

"en Arbeidr – Schwachtamaga“  und

„en Herra - Schwachtamaga".

Andererseits zeigte Gregor bei kleineren Scherzen und Streichen junger Nachbarn auch Humor - oder war dafür leicht zu haben.


Freundschaften pflegte Gregor nicht. Jedoch besuchten die jüngeren Nachbarn ihn häufig und erfreuten sich an seinen Sprüchen und Ansichten. Nur der August Ilg, der"Glocken Guscht", war regelmäßiger Gast bei Gregor. Bei einem Bier - oder mehr, und einer Zigarette, sprachen sie über die ungerechte Welt und über die Spießer im Dorf, die doch so wenig von der Welt wussten.

Angemerkt: Hierbei beachte man vielleicht die persönliche Lebenssituation von Gregor - auch des August Ilg- seine Kindheitstage, lediges Kind- (Gregor), aufgewachsen ohne Eltern, Weggabe in fremde Hände und fremde Umgebung.

Die Behausung von Gregor im Haus der Leinmüller war sehr beengt. Sie war vollgelegt mit Kleidungsstücken, die z. Tl. von wohlmeinenden Personen geschenkt wurden. Dazu lagerten hierin Kisten und Restholzstücke und andere Heizmaterialien. Das Restholz - es stammte häufig von seiner Arbeitsstelle, brachte er in seiner Vespertasche nach Hause. Zu seinem Bett führte nur ein schmaler Weg. Sein Geld verwahrte er in Zigarrenschachtel - akribisch fein sortiert nach Schein - und Münzgrößen.

Der Hausteil rechts am Bildrand  zeigt das Haus des A. Krämer - das frühere Leinmüller Anwesen- und letzte Wohnstätte des Gregors. Unten Mitte: Keller des früh. landw. Anwesen von Josef u. Sophie Steeb..

Sein Tod.

Gregor starb fast unbemerkt am 16.6.1971 an Herzversagen. Erst nach einigen Tagen fand man ihn tot in seinem Bett. Die zahlreichen Mäuse ihn seiner Behausung hatten bereits seine Ohren angenagt. Beim späteren Ausräumen seines Zimmers fand man - im Bettrost und Zeitungen versteckt, seine Ersparnisse. Es waren an die 30.000 Mark.

 

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