Dr Schmieds Jörg

Die letzten Kriegstage - entnommen aus navigation 4 -b / "die letzten Kriegstage".

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G. Schuster
erobert Heuchlingen auf dem Panzer - zusammen mit dem "Feind".

Die letzten Tage - die Situation zum Ende April 1945

Eine letzte Einquartierung deutsche Soldaten traf am 22. April 1945 in Heuchlingen ein. Die Soldaten erzählten, sie hätten die Kämpfe bei Cherbourg mitgemacht und seien seither auf dem Rückzug. Viele von ihnen waren so müde, dass sie im Dorf nächtigen mussten, obwohl, wie sie sagten, die Amerikaner ihnen auf den Fersen seien. Am anderen Morge zogen alle in Richtung Mögglingen weiter - buchstäblich im letzten Moment. Das finale Ende war nahe.

Amerikanische Einheiten schickten sich an auch das Leintal einzunehmen - der Verlauf des Vormarsches der Amerikaner verbreitete sich in Windseile. So wusste auch dr Schmiedsjerg ziehmlich genau über die Lage Bescheid.

Am Nachmitte des 23. April 1945 nähmlich ging G. Schuster - ein lediger, wehruntauglich gestellter und gelernter Schmied, hoch auf die erste Anhöhe der Schechingerstraße und empfing dort die heranziehende 1. amerikanische Einheit, zeigte sich ergeben und hieß den Feind willkommen. G. Schuster durfte auf dem ersten Panzer vorne aufsitzen und fuhr (wie im Triumpf) in Heuchlingen  ein - er hatte Hchl. sozusagen mit eingenommen. Dieser Streich war nicht allen Einwohnern verständlich - ein Bubenstück hieß es auch. G. Sch. war zu der Zeit immerhin schon über 30 Jahre alt.

Es gibt hierzu auch eine Vorgeschichte.

Der Schmiedsjörg war Melder beim "Volkssturm" - eine Truppe nicht mehr fronttauglicher, meist älteren und UK (UK = unabkömmlich) gestellter Männer, oft auch zusammen mit Hittlerjungen. Führer der Volkssturmtruppe Heuchlingen und Horn war Karl Aufrecht, damals Lehrer an der Volksschule in Hchl. Wie nun die Amerikaner immer näher rückten und bereits in Schechingen Stellung bezogen und Abwehrstellungen der Wehrmacht auf dem Rosestein beschossen, bekam Jörg nun von Aufrecht den Auftrag sich schnellstens nach Horn zum Führer der dortigen Volkssturmmänner zu begeben mit der Befehlsübergabe, dass dieser sich mit seiner Truppe sofort nach Heuchlingen zu begeben habe, um beim Schließen der Panzersperren zu helfen. Führer dieser Horner Truppe damals war der "Mendes-Franz" (Sen.)

Jörg erzählte den weiteren Ablauf nun so: Abend sei es gewesen, und der "Mendes-Franz" saß mit seiner Familie beim Vesper. Er habe sich an den Tisch setzen müssen und ein Vesper und ein Glas Most bekommen, eine Zweites und noch ein Drittes Glas. Wie der Krug dann leer war habe Franz einen neuen Krug Most vom Keller geholt. So richtig zum erzählen weshalb er da wäre, sei es nicht gekommen. Nach dem dritten Krug Most habe er ein mordsmäßigen Rausch gehabt, auch sei es mittlerweile dunkel geworden. Der Mendes-Franz habe ihn deshalb nicht mehr nach Hause gehen lassen und auf dem Sofa seinen Rausch ausschlafen lassen. Am Morgen habe er sich nicht sofort nach Hause getraut und Franz vorher noch beim Ausmisten geholfen. Wie er dann auf dem Heimweg an dem kleinen Wald, der "Höll", nahe bei Hchl. fast vorbei war, sei der Aufrecht mit dem Gewehr im Anschlag aus dem Wäldchen gekommen und ihn mit den Worten angehalten, er habe gute Lust ihn, den Jörg, wegen Wehrkraftzersetzung und "nicht ausführen eines Befehls" sofort zu erschießen. Aufrecht war sich der tatsächlichen Lagen aber wohl doch sehr bewusst. Die Amerikaner rückten zu dem Zeitpunkt bereites langsam von Mögglingen und Schechingen her nach Hchl. vor.

Die End- Geschichte ist im Eingang beschrieben.

Die Geschichte von dem Meldegang des Jörg nach Horn, wurde von Anton Munz am Stammtisch im "Veit" (Rose) aufgeschnappt als sie der Schmiedsjörg mal wieder von sich gab.

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Ein kleine Biographie: Georg Schuster, 1914 geboren, lernte das Schmiedehandwerk wie schon sein Vater und später die Brüder. Noch als Lehrling verlor Jörg bei einem Arbeitsunfall 2 Finger der rechten Hand - er war somit nicht mehr "kriegstauglich".

Lange Jahre, bis zu seiner Frühverrentung, arbeitete Jörg als Kranfahrer in der Weichenbauhalle in Wasseralfingen. Eine verantwortungsvolle Aufgabe hoch über den Arbeitspätzen der Weichenbauer. Die Arbeit als Kranfahrer erforderte stets hohe Konzentration, Feingefühl und Zuverlässigkeit - der scheinbar so leichtsinnige Jörg erfüllte dies immer zu Aller Zufriedenheit.
(angm. der Verfasser hat G. Schuster noch ein paar Jahre im "Weichenbau" selber erlebt.

 

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