"Pferchversteigerung im 20. Jahrh. in Hchl. - Eine Besonderheit im Jahresablauf.


Bis hinein in die 1950er –und  60er-Jahre wurden von "Jakobi" am 24 Juli, bis "Martini" am 11.Nov. nach dem sonntäglichen Gottesdienst unter dem Kirchberg, zwischen dem alten Wohnhaus Ilg,  des „Kolbalbadone“ und der Kirchenlinde, "Pferchversteigerungen" abgehalten. Die Bauern und Landwirte aus dem Dorf ersteigerten sich dabei Dungrechte von der Gemeinde, die dafür gedingte Schäfereien oder Schafhalter unter entsprechenden Vertrag nahmen.

 

Der Pferch

Der Schäfer, welcher die Schafe verschiedener Schafhalter übernahm, sperrte seine Schafherde nach Einbruch der Dunkelheit bis in die Mittagszeit des anderen Tages auf vorher abgestimmte Ackerfelder in den Pferch. Es war dies ein mit Holzgattern abgestecktes Karree aus 12 oder 16 "Holzhurden", von je ca. 4 m Länge. Das entsprach einer Fläche von 12 x 12, oder 16 x 16 m - "die Schafe wurden eingepfercht"

 

Das Pferchen, ein großer Aufwand.

Ein Pferchvorgang war immer mit einen großen Aufwand verbunden. Der Pferch musste aus anderen Feldern und Gemarkungsteilen auf Fuhrwerke geladen und abgeführt werden, ebenso der Pferchkarren.  Außerdem oblag dem Pferchersteigerer die tägliche Beköstigung des Schäfers samt dessen Hunden. Das Essen und Futter wurde dem Schäfer von den Mägden oder den Hauskindern an seinen Karren zugestellt.

 

Das Ausfahren

Nach dem Mittagessen wurde vom Schäfer der "Pferch" geöffnet. Sodann fuhr er mit seiner Herde über die umliegenden Stoppel - und Weischfelder. Der Schäfer war nun "ausgefahren"

Bei den zu düngenden Flurstücken handelte es sich um abgeerntete Äcker mit Halmfrucht, wie Dinkel, später Weizen, Hafer, Roggen, Gerste. Damals wurden diese Felder erst im Frühjahr umgepflügt. Das in den Stoppeln (Weisch) nachwachsende Gras, Klee und Unkraut wurde von den Schafherden abgeweidet.


Das Einfahren
Vor dem "Einfahren"
in den Pferch, immer vor Einbruch der Dunkelheit, schlug der Schäfer den Pferch um eine Pferchlänge vor, dann ein zweites mal *in den späten Nacht - oder sehr frühen Morgenstunden, so dass jeden Tag zwei fortlaufende Ackerfeldstücke abgedüngt werden konnten. Dieser "Pferchdung" aus Schafmist- und Gülle war sehr wertvoll und begehrt.

* Ein Spruch aus dieser Zeit: Schäferleben hat Gott gegeben, Pferchschlagen in der Nacht, hat der Teufel gemacht. ( O. Ton v. H. Stegmaier)

.

..



Wanderschäfer vor dem Adler um 1900.
Im Hintergrund die Radwirtschaft, davor ein Postkutschen-
gespann
.

.

 



Die Versteigerung

Die Pferchversteigerung war - nicht nur für die Dorfbuben, immer ein besonderes Ereignis.
Der Versteigerer eröffnete die Versteigerung.

V: " Die Versteigerung ist eröffnet, der zuletzt ersteigerte Betrag betrug 6 Mark fuffzig (z.B.) was wird geboten? ---- Jetzt kamen die Ersteigerer (E) ins Spiel ------
E: fuffzg Pfennig. || V: fuffzig Pfennig wird geboten., zum Ersten. || E: und fuffzg (Pfennig) || V: eine Mark zum Ersten... || E: und fuffzg. || V: einsfuffzig zum Ersten, zum Zweiten ….
|| E: und fuffzg. ....... ......... ........

Die Bauern ersteigerten sich so mit langsam steigenden Geboten den Pferch.
So hieß es nun lautstark weiter : "Ond fuffzg" , dann der Versteigerer: "Zweimark zum Ersten, zum zweiten... und so weiter.

Das Endgebot lag dann - oft breit gestreut, zwischen 2 - und 10 Mark, seltener bei 12 Mark und mehr.

Bei der Versteigerung konnte man gut die einzelnen Charaktere und Typen beobachten: Die sich sehr wichtig Nehmenden, die Forschen, welche ihr "ond fuffzg" mit kräftiger Stimme vorbrachten, oder die mehr zaghaften Ersteigerer im Hintergrund, aber auch die etwas Liedrigen, (so z. B. d`r Haas v. Mederhof) welche ihre Mitersteigerer bewusst  hochsteigerten, um dann rechtzeitig auszusteigen.

Manchmal wurden diese Spitzbuberei - jedoch selten, durchschaut und die Mitersteigerer stiegen rechtzeitig aus, so dass jene auf ihrem hochgetriebenen Betrag sitzen blieben, aber den Pferch oft auch billig bekamen, weil niemand mit diesen Personen mitsteigern wollten. Für die Gemeindekasse war dies dann wiederum nicht so gut.

Ein exemplarisches Beispiel:

Steigerte B. S. v. Haus 26 mal um den Pferch, so zeigte sich folgendes Bild:
B. S., ein großer Mann, wendete sich beim Ersteigern um, eine Hand auf dem Rücken, das Gesicht der Giebbelseite des "Kolbadone" zugewandt.  Jeder Mitsteigerer wusste nun, "der will das Gebot“, egal um welchen Preis. Jetzt kam die Stunde dieser sogenannten "etwas Liedrigen". Sie trieben den B. S. nun nicht selten auf einen Endpreis von 12 Mark und mehr hoch. Auch dies freute dann die Gemeindekasse.

..............................

Die Pferchversteigerung wurde in der Regel vom Gemeindediener, zuletzt von Xaver Bihlmaier ( Polizeidiener) vorgenommen.

Als Schäfer fungierte lange "d`r Laucheles Schorsch " (Georg Hägele)

Die Holzgatter, wie auch der "Pferchkarren- oder Schäferkarren", war im Gemeindebesitz und im Rathausschuppen, bzw. b. Rathaus gelagert.

.

 

 

Der Pferch ist gut bewacht!

.

.

.

.

.

.
zuück zu Navigation 5