Straßenbau
und Politik -
immer aktuell
Die Neue Mögglinger
Straße soll gebaut werden - eine
(bekannte) Geschichte -
geschehen Anfang der 1860er- Jahre.
Die
neue Straße nach Mögglingen sollte gebaut werden. Geplant
war sie schon längere Zeit. Hier nun kommt der Abgeordnete für den Bezirk
Aalen mit dem Namen Mohl ins Geschehen.
Dieser benützte dieses Bauprojekt als Wahlspeck für die Wähler in Heuchlingen.
Es sollte nämlich wieder für 6 Jahre die Abgeordneten gewählt werden.
Drum erschien er in einer Chaise in Heuchlingen
um seine Wahlrede zu halten und seinen Wahlspeck auszulegen. Er versprach
den Heuchlingern, dass er sich tatkräftig
dafür einsetzen werde, dass die Mögglinger Strasse gebaut werde in aller
Bälde. Das tat seine Wirkung. Die Heuchlinger wählten ihn geschlossen.
Die Wahl war vorüber - aber es blieb alles beim Alten. Die Strasse
wurde nicht gebaut in den 6 Jahren.
Da kam wiederum die Wahlzeit für 6 Jahre.
Der alte Speckfänger Mohl erschien
wiederum in seinem Chaislein. Der Schultheiß von Essingen führte ihn: ein Mann mit langem
weißen Bart. Im Adler spannten sie aus, wo die Wahlversammlung auch
stattfinden sollte. Alles war im Versammlungslokal schon versammelt.
Auch Pfarrer Unterecker von Heuchlingen. Mohl
hatte wohl Lunte gerochen, dass es heute Widerspruch gebe in der Versammlung,
während in früheren Versammlungen es nie eine Opposition gab.
Mohl trat mit dem Essinger Schultheiß
in das Versammlungslokal und rief zur Tür
herein:
" Wo sitzt denn das Pfäfflein?" - "Hier
Herr Mohl, hier bin ich", rief Pfarrer
Unterecker, stand auf und griff sofort den Abgeordneten scharf an: Was
haben Sie uns vor 6 Jahren versprochen? Geschehen ist aber gar nichts.
Wir lassen uns nicht wieder am Narrenseil herumführen. Nur Versprechungen
machen vor der Wahl, um Stimmen zu bekommen, aber nachher nichts halten
und nichts leisten, ist nicht ehrliche Mannesart, usw. usw.
Kurz, Mohl kam kaum zu Worte. Auch die Anwesenden
nahmen gegen Mohl Stellung. Der Essinger Schultheiß
wollte für Mohl eintreten. So gings
auf ihn los. Die Anwesenden zupften ihn an seinem langen, weißen
Bart und zerrten und rissen ihm seinen Vollbart heraus, und zwar vollständig.
Indessen zogen junge Burschen an dem vor dem Adler stehenden "Wahl
- Schaisslein" alle 4 Lohnzapfen heraus.
Alsbald
fuhren die beiden, der gerupfte Schultheiß
und der mit unliebenswürdigen Schmeicheleien überschüttete Abgeordnete
Mohl wieder ab. Doch kaum wollten sie abfahren, da verloren
sie ein, zwei, drei, Räder, alle vier lagen am Boden, unter allgemeinem
Gejohle und Gelächter der gesamten Dorfjugend. Man sicherte die wieder
angebrachten Wagenräder mit Eisenstiften und fuhr ab. Aber bald kam
von Aalen ein Kistchen Lohnzapfen, für spätere, ähnliche Fälle.
Mohl wurde
wiedergewählt.
Und nun wurde in den folgenden 6 Jahren die Straße nach Mögglingen
endlich doch gemacht.
Die 6 Jahre waren vorüber. Eine neue Wahl darum notwendig. Mohl meldete sich wieder, wie sonst zu seiner Wahlrede in
Heuchlingen an. Aus großer Freude darüber, dass die Strasse doch gemacht
worden war, wurden die Vorkommnisse vor 6 Jahren vergessen
und dem Abgeordneten Mohl ein freudig, festlicher
Empfang bereitet. Die Dorfmusik rückte aus, zog bis hinauf ans Eichholz,
um ihn dort schon mit Musik zu empfangen und ins Dorf zu begleiten.
............
Bleibender
Eindruck.
Auf alle Fälle hat dem Abgeordneten Mohl seine
Anrempelung gegen das "Pfäfflein" Unterecker und das Bartzupfen
der Bürger an Schultheiß von Essingen auf ihn einen stärkeren Eindruck
gemacht und mehr gezogen, als viele, viele Worte.
Wie wär's, wenn man die Methode des Bartzupfens und - um modern zu
sprechen- allen Wahlrednern, die ihre "Wahlversprechungen"
gebrochen haben, die Autoreifen abmontierte und, soweit sie noch einen
Bart haben, oder Haare auf dem Kopf, ihnen am Bart, oder Haar zupfen
würde, wie viele Abgeordnete währen Bart - und haarlos?
Wie
würden aber auch die Wahlredner alle es viel ernster nehmen, mit ihren
gemachten Versprech-ungen, in der Sorg , ihre
Wähler könnten sich bei der nächsten Wahl sich an ihnen rächen, wenn
sie wortbrüchig würden! Ja, ja, Pfarrer Unterecker hat seine Ansicht
gegen Mohl redegewandt zum Ausdruck gebracht.
Die Wähler haben, statt der Worte, entsprechend ihrer Ansicht, durch
die Tat gezeigt, wie sie gegen wortbrüchigen Abgeordnete
gestimmt sind.
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Qu.
u.a.: Recherchen von Pf. G. Zeyer.
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"Heuchlingen
- Süd" um 1830
.
Legenden zum vorsteh. Bild
Grün eingezeichnet:
die Alte Mögglinger Straße über den Hardtberg.
Rot eingezeichnet: der geplante Straßenverlauf
der Neuen Mögglinger Straße.
Blau gezeichnet: Die Vorstadtstraße - weiterführend
z. Brackwank und Abzweig. Mäderhof.
Man beachte auch: der Tiefenbach fließt
noch im Straßenverlauf bis zur geplanten neuen Straße und mündet dort
in die Lein. Der Bach wurde dabei zum Teil als Fahrweg benutzt. Der
Weg zur Mühle führte um die Kapelle herum, bzw. an dieser vorbei, zur
Lein und weiter in Richtung Mühle. Bei schlechtem Wetter war er des
öfteren nicht befahrbar. Nicht
im Bild: Nach Leinzell führte noch keine Strasse. Der Weg nach Horn
verlief über den Kirchberg.
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1868
und in den Folgejahren wurde die "Neue Mögglingerstraße"
dann doch gebaut. Hierüber
liegen auch erste Vermessungspläne für einzelne Straßenabschnitte
vor, datiert auf 1867/68. Qu.: "Geo-Info und Landesentwicklung"
- Landratsamt Aalen, Gartenstraße 97- Quadrat 1, int. PC-Ablage
(2 Detailpläne).
Kurz daruf wurden dann auch die neuen Verbindungsstraßen
nach Schechingen und Laubach zur Durchführung gebracht. Bis zum
Bau der Leinzeller- Straße sollten dann aber weitere 30 Jahre
vergehen.
Informationen
und Wissenswertes hierüber sind in einer separaten Seite dargelegt
-- s. hier entsprech. Link in der Themenseite Navigation 5 oder im
direkten
Link hier.
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