Polizeidiener- auch Dorfbüttel- in Heuchlingen
Wohl mehr als 150 Jahre lang gab es auch in unserer Gemeinde einen Polizeidiener.
In den Schulheißen Rechnungen von 1826/27
(und wohl auch schon früher) wird ein solcher Polizeidiener erwähnt.

Polizeidiener waren Angestellte der Gemeinde.

Der Amtsknecht, oder Dorfbüttel, versah ein wichtiges Amt in der Gemeinde. Seine Aufgabe bestand ursprünglich darin, das Dorf zu schützen (Dorfschütz). Dabei war seine Besoldung von jährlich 36 Gulden nicht üppig, angesicht der Verantwortung und der zu bewältigenden Aufgaben.

 

So hatte er auf die Einhaltung der Dorfordnung zu achten u. Mißstände sofort dem Schultheißzu melden. Er musste Botengänge für die Verwaltung erledigen oder Nachrichten für die Einwohner bekannt geben, indem er an verschiedenen Punkten des Ortes durch lautes Schellen einer Glocke die Aufmerksamkeit der Bewohner auf sich zog und dann laut und verständlich die Bekanntgabe vorlas. Dieses Bild mittelalterlicher Nachrichtenübermittlung in den Dörfern hat sich bis in die jüngere Zeit erhalten und ist erst seit 1960 durch Anschlagtafeln und danach durch Mitteilungsblätter abgelöst worden.

 

Eine wichtiger Punkt war die Überwachung der Polizeistunde in den Gasthäusern. Meist um 23°° Uhr hatte er dort die Polizeistunde anzusagen und den weiteren Ausschank abzubieten. Ggf. musste er die Gäste aus dem Lokal verweisen. renitente Personen konnte er festnehmen und vorübergehend arrestieren. Hiefür war musste jede Gemeinde eine Arresrzelle bereitstellen.


Eine weitere
wichtige Aufgabe war, den Bettel, vor allen den Bettel ortsfremder Personen, und die Landstreicherei zu überwachen und zu verbieten. Schwierig und gefährlich wurde seine Aufgabe stets, wenn er Zigeuner u.a. fahrendes Volk zum Verlassen des Dorfes bewegen musste. *Es kam nicht selten vor, dass er von diesen Fremden verhauen (verprügelt) wurde und den Schutz und die Hilfe der männlichen Dorfbewohner in Anspruch nehmen musste. (*Qu. Heimatbuch Alfdorf)

Daneben mussten er darauf achten, ob die ortspolizeilichen Vorschriften eingehalten wurden. Davon gab es viele, z. B. dass die Ortsstraßen von den Anwohnern" gehörig gereinigt" wurden, die Ortswege, Stege und Hauszugänge sicher waren usw.

Von kirchlicher Seite aus war er strengstens angehalten darauf zu achten, dass die sittliche Moral eingehalten wurde. Dazu gehörte auch die Überwachung der Lichterstuben, die Einhaltung des Tanzverbotes an bestimmten Sonn- u. Feiertagen, das Einkehrverbot in den Gaststätten während des Gottesdienstes. Ja selbst zur Überwachung der Emporkirche beim Sonntagsgottesdiest wurde er beordert, weil die Jugend dort durch drücken und Unruhe den Gottesdienst störten.

Nicht selten wurde der Polizeidiener auch damit beauftragt, den häufig wechselnden Ablauf der Armenspeisung für die Ortsarmen zu überwachen und zu ordnen.

Auch Sondereinsätze sind erwähnt, Taglohnzettel in den Schultheißenrechnungen
1826/27 zeigen es.

Taglohn- und Transportzettel des Polizeidieners Holl:

den 27. Okt. 1825: den Zuchthaussträfling*, die Katharina Stadelmaierin, von hier (Hchl) nach Aalen transportiert und stellt in Rn. ....... 40 Kreuzer.
den 15 Sept. 1826: die 2 Kinder der Stadelmaierin zum Oberamts Arzt nach Aalen geführt u. stellt in Rn. ..... 40 K.kreuzer

 

Taglohn- und Transportzettel (Link in Web-Ausabe nicht verlinkt) des Polizeidieners Holl:
den 5. Febr. 1827: 1 Gang nach Aalen bei der Rekruten Musterung ... 40 kr.
den
9. März 1827: 1 Gang nach Aalen zur Aus-Hebung (Rekr. aushebung) ... 40 kr.

den 1. Apr. 1827: Polizeidiener Holl mit den Rekruten nach Aalen ……. 40 kr.

..............................................

Der Dorbüttel in Heuchlingen in neuerer Zeit - am Beispiel von Xaver Bihlmaier festgemacht - nach Zeitzeugenwissen.

Die Wahl des Polizei -und Amtsdieners Xaver Bihlmaier

Nach Aussage von Hans Bihlmaier, Sohn des X. Biehlmaier, gab es bei der damaligen Vergabe der Polizei - und Amtsdienerstelle einen weiteren Bewerber für diesen Posten. Es war Alois Bäuerle aus der Vorstadt.

Bei der Abstimmung im Gemeindegremium erhielten beide die gleiche Stimmenzahl. Das Los mußte entscheiden. Es wurden "Steck`al`a", also Hölzchen gezogen. Xaver Bihlmaier hatte das Losglück und wurde eingestellt.

Die Bewaffnung, natürlich immer in Dienstuniform, bestand zuerst aus einem umgehängten Säbel. Später kam noch eine Dienstpistole hinzu. Xaver mußte ein bis 2 mal im Jahr an Waffenschulungen und Schießübungen teilnehmen. Der Ausbildungsort ist Hans Bihlmaier nicht mehr bekannt.

Intern hier angemerkt: weitere Besonderheiten seines Dienstes sind im Kapitel "Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene in Hchl." der Index-Hauptseite angemerkt.
.....................

"Polizei`s": So wurde die Familie Bihlmaier und deren Hausbewohner auf dem ............ Schlossberg benannt.

 

 

Xaver Bihlmaier in der Uniform des Polizeidieners. Xaver kommt aus dem Haus "Kappenknöpfle", Gb.20. in d. Küfergasse.  Wie sein Vater war er Landwirt, Amtsbote und "Polizei - Dean`r", also Polizeidiener.

 

.

 zuück zu Navigationsblatt