Sport treiben an der Lein.

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Turnen,
Fußball, Freizeitsport -- Von den Anfängen bis heute.

Am 1. März 1875 wählte die Sängerversammlung Alfons Mezger zum 1 Vorstand des neu gegründeten Liederkranz Heuchlingen e.V. Jeder der etwas auf sich hielt strebte nun zum neu gegründeten Sängerchor. Fast 50 Jahre lang deckte nun der Liederkranz alle Freizeit- und kulturellen Aktivitäten im Dorf ab. So war es Anfang der 1920er- Jahre dann auch nicht verwunderlich, dass das Treiben einiger jungen Männer auf dem "Brechwasen" beim damaligen Rathaus bei einem großen Teil der Bevölkerung auf Argwohn, ja auf Ablehnung stieß.

Was war geschehen? Es war im Frühjahr 1921 als sich jeden Abend einige junge Männer auf dem Brechwasen beim Rathaus (altes Rathaus) zusammenfanden, um irgendeine Sportart, wie Boxen, Ringen oder Turnen zu betreiben. Täglich kamen neue Gesichter hinzu. Ein Affront -- Sport Treibende waren - aus der Sicht der Etabliertem damals, Faulenzer oder Tagediebe. Bald war die junge Sportschar so in sich verschworen, dass an eine Auflösung nicht mehr zu denken war. (Intern: Der schreckliche Krieg war zu Ende- eine neue Zeit- u. Denkepoche nahm seinen Anfang). Qu. Festschrift: 50 Jahre Turnverein Hchl.

Gründungsversammlung.
So geschah es,
dass am 21. Juni 1921 eine Einladung an alle die jungen Männer zu einer Versammlung in die Wirtschaft zum "Rad" erging. Dies war die Ur- Gründungsversammlung des heutigen Turnvereins. 34 Personen haben sich an diesem Abend ins Mitgliederbuch eingetragen und somit die Gründung des Vereins vollzogen. Als erster Vorstand wurde Martin Krieg, damals 24 Jahre alt, gewählt.

Am 21. Juli 1922 fand dann im Garten des Gasthauses "Krone" die eigentliche Gründungsfeier statt. Die "Krone wurde sodann auch für mehrere Jahre zum Vereinslokal. Eigens für den "Krone-Saal" wurde eiligst eine Theaterbühne gefertigt. So konnte dann durch eigene Theateraufführungen- es wurde 2 mal, an Weihnachten und oft auch an Ostern ge-spielt, eine feste Einnahmequelle- neben anderen, erschlossen werden.

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Der "Brechwasen", Turnplatz, Platz für Leibesübungen und mehr.
Der "Brechwasen". Etwa auf dem Platz auf dem das heutige Rathaus steht, bis vor zur Leinbrücke, lag der sogenannte "Brechwasen". Auf diesem stand ehedem das Brechhaus mit der Breche. Mit dieser Breche wurden die gedörrten Hanf- und Flachsstengel gequetscht, so dass die holzigen Bestandteile abfielen. Gleichzeitig war auf diesem Platz auch eine Dörre, also eine Grube, in welcher mittels offenem Feuer Hanf und Flachs gedörrt wurde. Soviel zur Geschichte des Platzes.

Da nun zunächst noch kein anderes geeignetesSportgelände zur Verfügung stand, blieb für einige Zeit der "Brechwasen" das erste Sportgelände des jungen Vereins.
Die erforderlichen Turngeräte wurden behelfsmäßig von Handwerkern im Verein selbst anfertigt. 1 Eisenstange auf 2 Holzpfosten mit Drahtseilen verspannt war das Reck, zwei, vom Wagner selbst-gefertigte Holmen, auf vier Pfosten verschraubt, war der Barren. Das Pferd wurde aus einem Baumstamm selbst gezimmert.

* Interne Anmerkg. zum Brechwasen: Der Brechwasen war ganz sicher kein gut geeigneter Platz zum Sport treiben. Der Platz war uneben, klein und vom Küferbach u. d. Lein umflossen. Vom Platz weg führte schräg nach nach unten der Lein zu eine Fuhrt an das andere Leinufer.

Nach einer ersten Recherche werden in den Anfangsjahren jedoch sehr wohl Sportveranstaltungen hier auf dem Brechwasen stattgefunden haben - und zwar "auf dem Gras - und Baumgarten der Parzelle 207 /2". Auf dieser so bezeichneten Parzelle veranstaltete der junge Turnverein am 26. August 1923 ein Gartenfest mit Preisturnen. Nach richtiger Deutung einer Beilage in den Gemeinderechnungen von 1923, liegt diese Parzelle 207 /2 hier beim Rathaus auf dem Brechwasen - siehe Link.

Soweit zum Sommer-Sportbetrieb. Der Sportbetrieb im Winter wird dann im "Kronesaal" des Vereinslokal stattgefunden haben.
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Wie ging es weiter?
Das Interesse und der Zulauf zu dem jungen Verein muß groß gewesen sein.
Bereits 1923 erfolgte die erste Teilnahme am Gauturnfest in Mögglingen. Im gleichen Jahr wurde eine Schwimmabteilung gegründet-
Stichwort Waage - s. an anderer Stelle.
1926 errang die
Faustballmannschaft die Gaumeisterschaft.
Spätestens hie
r stellt sich die Frage: wo, auf welchen Platz, hatten die jungen Sportler ihr Übungsfeld?
Der "Brechwasen" war für alle diesen Aktivitäten ja viel zu klein und auch ungeeignet. In Frage kam vielleicht der frühere alte Sportplatz bei der Mühle. Eine Fußballabteilung wurde aber erst 1935 gegründet.
Interessant
ist hier vielleicht: Bruno Schierle, Jg. 1926, meint, sich noch erinnern zu können, dass in der Brunkel, in etwa auf dem Platz - oder oberhalb der Kläranlage, früher diverse Sportaktivitäten wie Kicken, Faustball u.a. in der Sommer u. Herbstzeit betrieben wurden - s. a. an anderer Stelle.
Den Fußball betreffend
hat sich diese Frage mittlerweile etwas gelichtet.
Am 29 Sept. 1934 legte der Vorsitzende der Gemeinde einen Pachtvertrag mit Georg Schmid, Müller hier, vor, zwecks Schaffung eines Turn - und Sportplatzes.
G. Schmid stellt für dieses Vorhaben, für die Zeit vom 1. Apr. 1934 bis 31. März 1940, die Parz. Nr. 94/2, 99 und 100 und das Ufergelände bis zum Grundstück Hirsch, in einer Breite von 8 Meter (im Gewand Mühlwiesen) in der Summe von 49,42 Ar, pachtweise zur Verfügung. Der jährliche Pachtzins beträgt 140 Goldmark
(1 G.M = 1/2790 kg Feingold). Unterschrieben von Georg und Hans Schmid.

Turnen und Leibesübungen im Winter. Wie oben schon erwähnt war die "Krone" nicht nur als Vereinslokal erwählt. Im angebauten Saal wurde sicher auch der Turnsport durchgeführten u. dort auch Theater gespielt. Ältere Zeitzeugen (H. Stegm. u. a.+) wussten aber auch zu berichten, dass im alten Schloßteil Nr. 5 die Turner Geräte für ihre Übungen aufgestellt hatten. Nun waren für bestimmte Reckübungen aber diverses Deckengebälk im Wege. Es wurde nun gemunkelt, dass die Turner dieses dann kurzerhand ausgesägt hätten. 1929 stürzte das Gebäude in sich zusammen - Ursache unbekannt.

1930 wurde der große "Adlersaal" angebaut - auch auf Initiative des Turnvereins, wie Martin Krieg erwähnt. Vortan fanden nun hier im Saal die Turn- und Sportübungen im Winter und den Übergangszeiten statt. Auf der Saalbühne war das Reck aufgestellt, im Saal der Barren, das Pferd und andere Turngerätschaften. Auch das Theaterspiel verlagerte sich nach und nach vollständig in den Adlersaal. (bis zur Erstellung der Gemeindehalle)


Vereinturnhalle.
1954
wurde
von Albert Jettinger ein Platz hinter der Mühle erworben auf dem dann 1955/56 eine vereinseigene Turnhalle erstellt wurde. Vor der Halle war dann noch Platz für eine Sprunggrube. Lauftraining und Ballspiele u.s.w., waren auf auf dem 1955 neu angelegten Sportplatz auf der "Insel" möglich.

Vielleicht hierzu noch erwähnenswert. Noch bis weit in die 1950er Jahre hinein war auf der Anhöhe vor dem alten Sportplatz bei der Mühle ein Reck aufgestellt. Der Verfasser hat noch gut vor Augen, wie der "Werners Hermann" an einem Sonntag Morgen -bei einem Kick- beim vorbeigehen kurz den hellen Staubmantel auszog, sich auf das Reck schwang und ein paar große Recküberschläge (Rießenfelgen) vollzog - wohl bemerkt, im Sonntagsanzug.

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Wirtschaftswunder - Aufschwung - auch aus sportlicher Sicht.

Durch die Zerstörungen im Krieg und die großen Flüchtlingsströme nach dem Kriegsende herrschte eine überaus große Wohnungsnot in Stadt und Land. Schon bald - nachdem wieder eine gewisse Ordnung eingekehrt war, begann eine rege Bautätigkeit. So auch in Heuchlingen. Baugebiete wurden erschlossen, der Wohnungsbau geriet in Fahrt, Kriegsteilnehmer kehrten aus der Gefangenschaft zurück, die Zahl der Dorfjugend wuchs stark an - es herrschte so eine große Aufbruchstimmung.

Dies zeigte sich auch an den nun neu angestoßenen Aktivitäten im Turnverein. Ein paar seien genannt: Gründung einer Skiabteilung, Fausballabteilung, Tischtennisgruppe, Frauenturnen, Leichtatletikabteilungen und mehr. Die Teil- Auflistung aus " 70 Jahre Turnverein" zeigt es.


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