Schießsport in Heuchlingen?
** Nach Aussage unseres Heuchlinger
Mitbürgers Bruno Schierle, Jg. 1926, bildete sich um 1934/35 *aus
dem "Krieger- Verein" heraus, eine Schützenabteilung.
Schon bald entstand dann der Wunsch nach einem Schießplatz oder
einer Schießanlage. Beflügelt wurde das Vorhaben sicher auch aus einer
gewissen Aufbruchstimmung heraus, welcher durch das Erstarken des
**Nationalsozialismus entstanden war - **worüber die ersten Anzeichen
sich im Ort schon in den Gd. Rechnungen von 1933 bemerkbar zeigten.
Als Schießplatz wurde das Hanggelände hinter dem Bauernhaus
des Bauern Franz Schwarz, "Pfeader", ausfindig gemacht.
Es war dies ein mit Erlen bewachsener Hang. Dieses Hangareal - vermutlich
im Besitz v. Frz. Schwarz, konnte von den schießsportbegeisterten
Männern im Pachtverhältnis erworben werden.
Sofort wurde der Erlenbestand abgeholzt und ein Schießgelände ausgehoben - ein etwas sumpfiger Platz - ein Quellgebiet,
wie es sich herausstellte. Mit dem Ausgrabungsmaterial wurde am westlichen
Ende der Schießbahn ein Schutzwall gebildet, gegen den nun mit Kleinkalibergewehren
entlang des Raines geschossen wurde. Mitglied bei den Schützen konnte
jeder Erwachsene werden (und wohl auch Jugendliche)
Sehr entgegen kam den Schützen nun, dass der
Bauer Schwarz ein Hocheinfahrt in seinen hinteren Scheunenteil plante und in
Angriff nahm. Damit bekamen den Schützenkameraden jetzt auch einen
vernünftigen Zugang zu ihrem Schießplatz.
Ein weiterer Glücksfall trat hinzu: beim Kaufmann Mezger wurde eine Hütte beim alten Bauernhaus
frei - vielleicht war Mezger auch ein Gönner des Schützenvereins oder
gar ein aktiver Schütze. Diese Hütte nun konnte die "Kriegerkameradschaft"
erwerben und dann am Eingang zum Schießplatz wieder aufrichten. Von
dieser Schießhütte aus wurde nun geschossen. Gleichzeitig diente sie
auch als kleine Vereinshütte. Die Sache schien komplett.
Widrigkeiten. Wie lange nun der Schützenverein - besser die "Kriegerkameradschaft"
auf seinem Platz aktiv war, weiß B. Schierle nicht mehr - er glaubt aber um 4
oder 5 Jahre.
Bruno Schierle weiß aber noch, dass einige Jahre nach der Schießplatzaushebung
der nördliche Hang der Schießbahn abrutschte und den Platz wieder
zudeckte. Die Vereinsmitglieder konnten die Anlage danach wieder
mühsam freischaufeln. Nun trat aber eine noch schlimmere Situation
ein. Der Krieg kündigte sich an, Schützenkameraden wurden ausgehoben
und in die Kasernen eingezogen. Der Schießbetrieb erlahmte und wurde
bald unmöglich, der Verein löste sich auf - er war Geschichte geworden.
..
Erinnerungen. Wie ober schon erwähnt, konnten auch Jugendliche am Schießbetrieb teilnehmen.
Hierüber hat Otto Bauer, Jg. 1926, noch lebhafte Erinnerungen.
Der Schießplatz hinter dem Haus des "Pfeadrs" zog die Schüler
des Dorfes magisch an. Dabei konnte man dann auch einige von ihnen
während des Schießbetriebs sogar gebrauchen.
Otto erzählt es so: Beim Schießen herrschte unter Aufsicht eines
Schießmeisters strenge Disziplin. Die eingesetzten Schüler mussten
nun- nach der lauten Schussfreigabe des Schießmeisters- während
des Schießens hinter dem Wall in Deckung gehen. Nachdem die Schützen
ihre Schüsse abgegeben hatten, bekamen die wartenden Schüler nun Signal
aus ihrer Deckung zu kommen und die Trefferergebnisse auf den Schießscheiben
der einzelnen Schießbahnen einzusehen. Mittels Tafeln mit großen Zahlen
von 0 bis 12 gaben die Schüler an den einzelnen Bahnen durch Hochhalten
der Tafeln ihre ermittelten Daten nach vorne an den Schießstand bekannt.
Die Null stand für 0 Treffer, die 12 für einen Volltreffer. Der Lohn
für die Schützenhelfer: sie durften mit den Kleinkaliberwaffen selber
einige Schüsse abgeben - dies war dann das "Höchste". Nach
dem Ende der Schießübungen wurden am Schusswall die Scheiben an einer
Art Gerüst hochgezogen und abmontiert.
.
Ergänzung zu Schießanlage: Nach einer Ratssitzung
im Dez. 1936 erklärt Bürgermeister Chorhummel: "Die **Kriegerkameradschaft
(Kyffhäuserbund) Heuchlingen hat eine Schießanlage im Gewand
"Halde" erbaut, die auf 700 RM zu stehen kam. Mit der Errichtung
dieser Schießanlage ist einem öffentlichen, wehrpolitschen und vaterländischen
Interesse genügt worden. Der Kameradschaftsführer sucht um Bewilligung
eines einmaligen Beitrags nach". Es wurde vorgeschlagen (und
beschlossen) 100 RM zu bewilligen. Der Empfang von 100
RM wurde von Kameradschaftsführer Beirle bestätigt. (Anmerkg.
Kameradschaftsführer damals war Alois Bäuerle (auch Beirle))
Zu der oben erwähnten Schießhütte wird
in einer Gemeindeakte 1947 vermerkt: Verkauf des Schuppens
auf der Parz. 1117/1 am 18.9.1947 an den Turnverein Heuchlingen eV.
für den Betrag von 300 RM. "Der Schuppen stammt aus dem Vermögen
des früheren Kriegervereins, welcher von der Gemeinde übernommen wurde".
Was
der Turnverein mit dieser Hütte dann gemacht hat, ist nicht mehr bekannt.
**
Wissenswertes: Am 15. 8. 1880 wird im Gasthaus "Zum hohen
Garten" von 42 Personen der "Kriegerverein" gegründet.
(aus Heimatbüchlein 750 Jahre Heuchlingen)
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