Raub- und Rachezüge, Episoden, Wissenswertes Nach dem Einmarsch der Amerikaner am 23. April 1945 mussten alle
Waffen am Dorfplatz oder auch vor dem "Adler" abgegeben werden,
wo sie dann vernichtet werden sollten. Bei den Gewehren und Pistolen
wurde dies dann so gehandhabt: Die Waffen wurden aufgeschichtet, mit
reichlich Benzin übergossen und angezündet, wobei sie dann im Feuer
verbrennen und verglühten sollten. Anschließend fuhren Panzer oder LKWs
über den Trümmerberg und zermalmten ihn zusätzlich. Die deutsche Bevölkerung
sollte somit praktisch wehrlos gemacht werden.
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Eberhard Beierle fühlte sich bei Kriegsende sehr bedroht. Er verschwand
Hals über Kopf und hauste tagelang im Wäldchen an der Straße zwischen
Hchl. und Horn. In der Nacht brachten Bekannte dem Eberhard Essen und
Trinken. Die Polen und Russen suchten bei ihren Rachezügen dann sehr
schnell auch die Umgebung nach ihm ab. Eberhard
schlug sich auf den Brackwang zu seinem Schwager Anton Wagenblast durch.
Dort gruben sie ihm unter Strohbüschel ein Versteck und versorgten ihn.
Die Suche nach Eberhard blieb ergebnislos. Des
weiteren machten nun ehemalige Gefangene wie auch Zwangsarbeiter
dann bei den amerikanischen Besatzern auch Meldung wegen angeblicher
Mißhandlung durch E.B. Deren Kommandant befahl dem Hugo Mezger,
dieser war zu der Zeit noch stellvertr. Bürgermeister, unter Androhung der Erschießung,
den Aufenthaltsort von Eberhard preiszugeben. Was Hugo Mezger aber unmöglich
war. Qu.: J. Sachsenmaier, M. Werner u. R. Schmid. - näh.
s.b. "die letzten Kriegtage" in Hausgeschichten- Navigation
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Xaver Schmid, Müller in Laubach, hielt sich tagelang bei einem
Bauern in Leinweiler in einem Versteck auf dem Heuboden auf, aus Angst
vor der Rache der Polen und Russen. Qu. M. Werner
Nach
Kriegsende trafen sich ehem. franz. Gefangene vor der Mühle ein.
R. Schmid spricht v. Offizieren. Der Müller Johann Schmid hatte
eben ein Flasche Wein geschenkt bekommen. Er schenkte den Soldaten ein.
Auf seine Fragen erfuhr er dann, daß sie den
Haas auf dem Mäderhof recht verschlagen (verprügeln) wollten. Der Wein
verstärkte den Wunsch. Sie zogen also los auf den Mäderhof, trafen Haas
aber nicht an. So setzten sie sich beim Eugen Funk auf die Bank vor
dem Haus. Eugen schenkte ihnen Most ein. Dieser tat sein Übriges. Dort
sahen sie dann, wie Haas, sein Fahrrad vor sich herschiebend, den Berg
herauf kam. Die Tracht Prügel war wohl gewaltig. Haas konnte angeblich
tagelang das Bett nicht verlassen.
Die
Mühle in Hchl. war naturgemäß immer ein Treffpunkt für die Hchl. Bauern
und deren Gesinde, so auch für die russischen - und poln.
Fremdarbeiter und die Franzosen (Kriegsgef.),
zumal hier in der Mühle auch das Wohlwollen für jedermann groß war.
Nach Kriegsende kam der Franzose Mizich
zur Mühle und warnte den Müller, dass einige Polen und Russen vor hätten,
in der Nacht dessen Motorrad zu stehlen. Eilig wurde daraufhin das begehrte
Objekt im Heu eingegraben. R. Schmid und Franz hielten in dieser Nacht
Wache vor der Scheune. Die Diebe erschienen dann aber nicht. Das Motorrad
fuhr danach noch lange Zeit in Heuchlingen. Qu.: R. Schmid.
Eines
Tages nach Kriegsende erschien der Russe, welcher bei Josef Ilg - "Kolbadone"
im Dienst, war beim alten "Kehlschneider" Paul Stäb mit einem
Ballen Anzugstoff aus dem Kaufladen v. Hugo Mezger. Er zwang den Paul
und die mitarbeitenden Angehörigen mit vorgehaltenem Messer binnen eines
Tages / Nacht einen Anzug anzufertigen. Die ganze Familie war daraufhin
mit Zuschneiden und Nähen eines Anzuges beschäftigt. Über eine Bezahlung,
sowohl bei Mezger, als auch beim Stäb, weiß der Erzähler nichts. Der
Erzähler sieht aber den besagten Russen noch über den Mühlsteg gehen
mit einen Ballen Stoff auf dem Rücken. Qu.:
R. Schmid.
Polnische
und russische Fremdarbeiter gruben - nahe vor Kriegsende, nächtens an
der oberen südlichen Ecke in "Dürrenbauers
Garten" eine tiefe Grube, die mit Brettern und Laubzweigen abgedeckt
war. - Anm.: Die Gartenecke lag damals noch an einer außerhalb
der Gartenhecke liegenden Feldfuhre und führte ins Offenen Feld. So
wurde die Grube erst später entdeckt. Die Nutzung oder der Inhalt der
Grube ist nicht mehr bekannt. Auch herrschte jetzt ein reges Kommen
und Gehen poln. u. russ. Landarbeiter auf dem Hof des Joh. Wöller.
Einmal erschienen sie auf einem fast neuen Motorrad, beladen mit Ballen
v. Marinestoff. Sie boten dem Bauer einen Teil des Stoffes an. Der Handel
wurde jedoch nicht vollzogen. Qu.: Fr. Wöller.
In
der Mühle ward nach Kriegsende gerade frisch ein Schwein geschlachtet.
Solches geschah früher mehr oder weniger öffentlich und für jedermann
sichtbar. Nun, das Schlachtergebnis war kaum in Müllers Keller am Tiefenbach
eingelagert, tauchten des nachts Polen auf.
Müllers Hund schlug kurz an, verstummte dann aber. Die Schweineteile,
Dosen und Würste, dazu weitere andere Lebensmittel wurden ausgeplündert.
Eduard Sachsenmaier, der den Lärm bemerkte und ans Stubenfenster trat,
glaubte, Müllers Wilhelm aus der Diebesgruppe heraus erkannt zu haben,
was das Verstummen v. Müllers Hund erklärbar machte könnte. R. S.
spricht dann auch: "die ganze Sau wurde gestohlen.
Hans
Sachsenmaier half in den Kriegsjahren seiner Tante auf dem Schloßberg - ihr Mann war a.d.
Front, das kleine landw. Anwesen der "Molkers-Stäb"
mitzuschaffen. Verwandte, Onkel und
Tanten v. Hans, wohnhaft damals in Ravensburg, glaubten nun, in den
Endkriegswirren einen Teil ihres Kleiderbestandes in Heuchlingen in
sichere Verwahrung bringen zu können. Man befand, dass diese Gegenstände
im Trockenraum- Schuppen des Wägners Otto
Steeb gut aufgehoben seien. Hans S. selbst trug sodann einen guten Teil
der Kleidungs - u. Wäschestücke der Ravensburger Verwandtschaft,
aber auch den der Fam. Stäb in den besagten Schuppen. Was dabei nicht
beachtet wurde, die polnische Zwangsarbeiterin des Josef Steeb hackte
zur gleichen Zeit, ganz in der Nähe Reisig und beobachtete den Vorgang.
Nun, sämtliche eingelagerten Kleidungs - und
Wäschestücke wurden kurze Zeit später vollständig ausgeräubert. Josef
Grimminger, ein Schwager der ob. gen. Tante, glaubte, mit einer schlauen
Idee an die Diebe, oder einen Teil des Diebesguts heranzukommen. Er
gab R Schmid eine Flasche Schnaps. Mit diesem Lockmittel sollte Rudolf
bei Franz, ihrem ehem. poln. Zw. Arbeiter
in der Mühle, nach Kleidungsstücken für eine vorgegebene Freundin anzufragen.
Franz konnte versch. gewünschte Gegenstände beschaffen. Ob diese Stücke
nun von dem Raub stammten, ist Rudolf nicht mehr bekannt.
Weil
die Raubzüge immer bedrohlicher Formen annahmen, wurde in der Gemeinde
eine sogenannte "Polenwache" aufgestellt. Das Vorgehen sah
nun so aus: Pfarrer Zeyer besaß einen starken Scheinwerfer. Auf entsprechende
Hilfesignale und Rufe, gab dieser nun in die Richtung der Hilferufe
Lichtzeichen. Die Wachen sollten nun versuchen,
bewaffnet mit Knüppeln, Heugabeln u. dgl., die Räuber in die Flucht
zu schlagen. So angeblich geschehen bei Frei auf dem Mäderhof und Lutz
auf dem Kiarth.
Vom
Mäderhof kam ein Hilferuf an das Rathaus in Hchl.,
dass Einbrecher am Werke seien. Der Bürgermeister alarmierte daraufhin
die amerikanischen Besatzer. Kurze Zeit später fuhr ein Jeep vor. Anton
Knödler, der zufällig in der Nähe des Rathauses weilte, mußte
aufsitzen und den Wege a.d. Mäderhof weisen.
Die Einbrecher aber waren wohl schon abgehauen. In einem nahen Waldstück
auf einer Waldfuhre wurden die Diebe gestellt und samt der Diebesware
auf die Rückbank des Jeep`s neben Anton Knödler
verladen und ins Rathaus nach Hchl. abgeführt. Anton Knödler konnte
seines Weges weitergehen. Anton K. kennt das v. d. Diebstahl betroffene
Haus und auch das Datum des Geschehen nicht mehr. …………………. Die ersten Toten Auf dem Haldenhof bei Bargau
wurde ein Russe bei einem nächtlichen Überfall
von den Amerikanern erschossen. Nach R. Schmid war der besagte Russe
der ehem. Arbeiter des Josef Ilg -"Kolbadones". Die Überfälle
flauten nun allmählich ab. Qu. Rudolf Schmid. Raub - und Beutezüge durch Polen - aus externer Quelle - aus d. Heimatmuseum in Waldstetten- gekürzt. Die Hardkaserne wurde nach Kriegsende mit ca.
5000 poln. Zwangsarbeiter belegt. Sie galten
als "displaced persons"
(DPs). Viele von ihnen wollten aber nicht sofort in die Heimat zurückkehren
- konnten wohl zunächst auch nicht, ein Teil ihrer Heimat war zerstört
oder wurde in Russland einverleibt. Außerdem bedeutete eine Rückkehr
nicht selten Deportation nach Sibirien. Nebenbei: Dies galt
besonders für die russischen Zwangsarbeiter und noch stärker für die
russ. Kriegsgefangenen.
Viele der Raubzüge i. d.
Umgebung erfolgten jetzt von der Hardkaserne aus, durch eben diese "displaced Persons".
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In anderen Häusern klagte man vielfach über sehr
umfangreiche Plünderungen, hier besonders von Polen und Russen, welche
unter der amerikanischen Truppe waren. Am 16. April
1945 (v. G.Z. nachbemerkt) wurde bei Lorch im Walde Konrad Ilg, Sohn des
Alfons Ilg u. d. Maria Maier ("Schuhmicheles") erschlagen
aufgefunden. Am 23. August sah man in Mögglingen Polen aus dem Zug steigen und sich gegen Gollenhof
zuschleichen. Ein Mann warnte den Besitzer des Hofes. Als nun diese
sich näherten, ließ er die Sirene laufen. Zugleich hatte er noch andere
Personen zusammengerufen. Die Polen zogen weiter auf den Christenhof.
Dort raubten und plünderten sie auch gar alles was zu finden
war. Nachtrag
24. August: Schon wieder hier eingebrochen, und zwar im Kiarth
bei der Fam. Lutz. 27. August: Nun endlich hat auch die hiesige Gemeinde beschlossen,
eine Nachtwache aufzustellen, wegen der Einbruchsgefahr durch Polen. Im Kiarth haben die Einbrecher sehr viel mitgenommen, 2 Fahrräder,
20 Paar Strümpfe, Wäsche und sehr viel Stoff und Nahrungsmittel, wie
seinerzeit auf dem Christenhof, dem sie sämtliche Lebensmittel und Kleider
gestohlen haben. Man will die Einbrecher gesehen haben, wie sie ihre
gestohlenen Sachen im Haus des Jsidor Ilg versteckt haben. Auf alle
Fälle soll der ehem. Knecht des Ilg, ein Pole, beim Einbrechen gesehen
worden sein. 28. August: in Laubach sollen Polen heute Nacht eingebrochen und geplündert haben. 3. September: In der Nähe von Gmünd fand in der Morgenfrühe
des vergangenen Donnerstag auf Freitag ein Bauer auf seinen Hofe ein
Schwein, dem der Hals fast ganz abgeschnitten war. Daneben lagen zwei
tote (erschossene?) Polen. Wie das zuging und wer der Mörder dieser
Räuber war, ist noch nicht aufgeklärt! 16. September: die Uhr heute Nacht wieder eine Stunde zurückversetzt-
also Normalzeit. 17. September:
Heute Nacht Alarmzeichen von der Nachtwache. Diebe,
Polen, wollten sich wieder an den Mäderhof heranmachen. Darauf
aufmerksam gemacht, wurden Alarmzeichen gegeben, alles machte Licht,
die männliche Bevölkerung machte sich mit Knüppeln, Prügeln, Gabeln,
Äxten etc., auf den Weg nach dem Mäderhof. Die Einbrecher wurden verscheucht
und ferngehalten. 12. Oktober: gottlob scheinen die Einbrüche und Plünderungen
durch die Polen im Abnehmen zu sein. Wenigstens hört man schon seit
Wochen nichts mehr davon in unserer Gegend. Soviel
zur Geschichte
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