Das Heuchlinger
- Fest
-- Erinnerungen
festgehalten -- eine Spurensuche. Geschichtliches. Qu. gekürzte
Auszüge a. d. Skapulierbüchlein, verarbeitet
von Pfarrer G. Zeyer. Der
furchtbare 30 jährige Krieg
war vorüber. Zerstörte und ruinierte Felder, Armut und Not und allseitiges
Elend waren die Folgen. Ebenso groß waren die religiösen und sittlichen Nöte
und Wunden. Die traf auch für unsere Gemeinde zu. Das Gotteshaus war zum Teil
zertrümmert, die Kirche ausgeraubt, ein Teil der Pfarrangehörigen - so auch
der Ortsgeistliche, durch die Pest dahingerafft. Der danach tätige Ortspfarrer Johannes Streit erkannte das Elend und nahm nun den sittlichen und religiösen Wiederaufbau tatkräftig in die Hand. Als allerbestes Hilfsmittel hierzu erkannte er die Marienverehrung - hier insbesondere die Einführung der Skapulierbruderschaft. Seinem Gesuch um Erlaubnis dieser Bruderschaft in Heuchlingen einzuführen wurde vom Provincial des Karmeliterordens für Oberdeutschland in der Genehmigungsurkunde vom 29. Nov. 1867 stattgegeben. So
ist denn das Jahr 1667 das Gründungsjahr der hiesigen Skapulier-bruderschaft.
Schon in den ersten
dreißig Jahren des Bestehens der
Bruderschaft waren
Nach dem Festgottesdienst wurden- und werden auch heute noch- neue Mitglieder in
das Bruderschaftsverzeichnis aufgenommen, in die Skapulierbruderschaft
eingetragen, deren Skapuliere am Skapulieraltar geweiht und dem Aufgenommenen
aufgelegt mit den Worten: Nimm
hin dieses geweihte Kleid
Für jedes verstorbene Bruderschaftsmitglied wird, nach
Mitteilung über dessen Ableben, in Hchl.
das allgemeine Gebet verrichtet. Und am Montag nach der Bruderschaftsfeier
(Skapulierfest) wird für alle in dem abgelaufenen Jahr verstorbenen
Mitglieder ein hl. Messopfer dargebracht.
---------- Soweit die Ausführungen v. Pfarrer G. Zeyer Wissenswertes
hierzu eingefügt. 1733: Neue
und erweiterte Kirche. "Die Pfarrkirche auf der Höhe wird zum Teil
abgerissen und neu erbaut" - so der Eintrag in den HL-Rechnungen und der
Pfarrchronik. Der
"Marianisch Rat"
bestand zuletzt aus 15 ehrenwerten Männern und Bruderschafts--mitgliedern
aus der Gemeinde. ………….
Für die jüngere Zeit lässt sich sagen, dass bis weit in die 2 Hälfte des 20 Jh. hinein noch viele
Gläubige aus den umliegenden Gemeinden das Fest aufsuchten. Insbesondere die weggehei-rateten ehemaligen Bewohner kamen meist mit der
ganzen Familie zu Ihrem Heuchlinger
Skapulierfest, wobei dann meisten auch deren Nachwuchs zur Aufnahme in die
Bruderschaft eingeschrieben wurden. Der Zulauf an
Gläubigen beim Fest war dann so groß, dass die Kirche die Besucher nicht
fassen konnte. Deswegen wurde an der Nordseite der Kirche ein weiterer Altar
aufgebaut. Nach der großen Festpredigt, die meist von einem Ordenspater oder
auch von einem Gastpfarrer gehalten wurde, las dann einer der zahlreich
anwesenden Pfarrer für die vor der Kirche harrenden Gläubigen eine stille
Messe. Die Verhältnisse heute. Der starke Zulauf an Besuchern zum
Skapulierfest in Hchl. hat mittlerweile natürlich stark nachgelassen
- die Zeit ist fortgeschritten, hat sich gewandelt. Nur noch vereinzelt
lassen sich ältere Besucher aus den Nachbargemeinden ausmachen. Auch
alten Heuchlinger
Gesichter aus dem nahen oder ferneren Umland sieht man immer weniger.
(werden älter, weniger, die Jüngeren werden weniger und ziehen immer
weiter weg) So sind auch die Zeiten, dass 2, 3 oder mehr Pfarrer dem
"Heuchlinger Fest" beiwohnten,
vorbei. Aber es ist immer noch so, dass die Pfarrkirche die Besucher
nicht fassen kann und ein Teil derselben die Messe nur über Lautsprecher
im Freien mitfeiern kann. **
Bemerkenswertes: In den letzten Jahren
des 2. Jahrzehnts im 21 Jh.,
nahm die Ein
guter Brauch hat sich mittlerweile etabliert: schon seit mehreren Jahren richtet der
Kirchenchor auf dem Parkplatz bei der Kirche zum Fest Verkaufsstände
für Getränke und kleine Imbisse ein. An Stehtischen oder vorhandenen
Sitzgelegenheiten können sich die Besucher nach der Prozession treffen
und sich im Gespräch austauschen. Es ist immer wieder eine Freude,
die angeregten Unterhaltungen unter den bunt gemischten Besuchern
zu verfolgen - ein solcher Austausch findet beim normalen Gottesdienst
ja nicht statt. .................... Das Heuchlinger-Fest im Zeitenlauf - Was sagen uns die "Verkündbücher"? In den "Verkündbüchern" lassen
sich Einzelheiten über Abläufe von Festtagen, Prozessionen und andere
wichtige Vorgänge im kirchlichen Wochen- und Jahresverlauf finden, so auch
Hinweise z.B. über das Skapulierfest. Eintrag
im Verkündbuch in 1819. …. Von
heute über 8 Tage wird in der hiesigen Pfarrkirche
das Bruderschaftsfest von
der Skapulierbruderschaft
gehalten. An diesem Tag und in der ganzen Oktav können alle Brüder und
Schwester dieser Bruderschaft nach verrichteter Beicht
und Kommunion und dem gewöhnlichen Ablassgebet einen vollkommenen Ablass
gewinnen. Am Samstag wird ein Zeichen zur Beicht
gegeben. Am Festtag wir um 6 Uhr die 1. Hl. Messe gelesen. Um 9 Uhr ist
Predigt, Prozession und Hochamt.
.. Es folgen weitere Verkündungen zum
Wochenverlauf. Morgen (Montag) wird für die verstorbenen Brüder und
Schwestern aus der Skapulierbruderschaft ein Jahrtag mit einem Seelenamt
gehalten. Am Dienstag
.
weiterere Verkündungen
allgemein.
... Am nächsten Sonntag
ist Skapulierfest mit
Predigt und levitiertem Hochamt vor ausgesetztem Allerheiligsten in der
Monstranz. Nachher ist Prozession mit dem Allerheiligsten, wozu der
marianische Rat eingeladen wird. Um 1/2 6 Uhr ist Kommunionausteilung und
Frühmesse. Um 1/2 8 Uhr wird zum 2. Mal, ebenso vor dem Hochamt (1/2 10 Uhr)
die hl. Kommunion ausgeteilt. Beicht gehört wird in dieser Woche: am Donnerstag von 3 h
an vom Pater, besonders für Schwerhörige und am Freitag u. Samstag vor- u.
nachmittags - nachmittags an beiden Tagen v. 1/2 2 Uhr an, außer dem Pater,
auch v. H. Pfarrer aus Hohenstadt. Dieser wird im Beichtstuhl auf der
Männerseite Beicht hören. Am Freitag und Samstag wird jeweils abends um 8 h vom
Pater eine kurze Predigt gehalten, wozu die Pfarrangehörigen besonders
eingeladen werden. Es wird mit Bestimmtheit erwartet, dass alle
Pfarrangehörigen am Sakramentsempfang (Beichte) sich beteiligen, auch wenn
einige erst vor Kurzem gebeichtet hatten, dafür war ein andermal der
Zwischenraum länger. Bei vielen ist er ohnehin lang. Die Eltern sollen in
diesem Sinne auf ihre Hausangehörigen einwirken. Gerade durch den allgemeinen
Sakramentsempfang in diesen Tagen, soll die Gemeinde in ihrem kath. Glauben sich
solidarisch zeigen. Das Skapulierfest ist ein Stück Glaubensbekenntnis in
einer Zeit des Glaubenskampfes. Eine
weitere Ansage: Auch
die Gräber derer, die vor uns das Fest feierten, sollten auf diesen Tag
instandgesetzt werden. Denn es besuchen auch viele Fremde den Friedhof und
Sauberkeit auf dem Friedhof ist ein Spiegel der Gemeinde .. und weitere Einlassungen hierüber. Am
Dienstag ist Kirchenreinigung,
wozu die Jungfrauen mitwirken sollen. (Eintrag an gleicher Stelle 1938: Es gereicht den Jungfrauen
nicht zur Ehre, dass im letzten Jahr
(also 1937) nur eine- erschienen ist ..... Nach dem Amt
ist Prozession mit dem Allerheiligsten. Nach der Rückkehr in die Kirche das Tedeum und
Wettersegen u. sakramentaler Segen. Darum sollen alle mit der Prozession in
die Kirche zurückkommen. Während des Amtes wird im Beichtstuhl auf der
Männerseite Beicht gehört. Nach Beendigung des Nachmittagsgottesdienstes erfolgt
die Aufnahme in die Skapu-lierbruderschaft. Die
Aufzunehmenden lassen sich zuerst im Pfarrhaus in das Bruderschaftsregister
eintragen, hernach begeben sie sich in die Kirche, wo ihnen am Skapulieraltar
das Skapulier aufgelegt wird. Skapuliere sind beim Kaufmann Mezger zu haben,
ebenso Skapuliermedaillen, *welche statt des Skapuliers getragen werden
können. …………… Morgen ist hl. Messe für all Mitglieder der
Skapulierbruderschaft u. weitere allgemeine Ansagen. …….
Das
Heuchlinger Fest nach den Verkündbüchern
1944, 1945 und 1955 1944:
… Beicht
gehört wird in dieser Woche (Fest-Vorwoche) von mir (Ortspfarrer) jeden Tag
nach der Hl. Messe. Am Do. ab 4 h nachm. u.a. am Fr. und Sa. den ganzen Tag
und am So. von 6 h an wird H. Pater Didarius
zusätzlich Beicht hören. Am Sa. von morgens v. 9 h
an wird dann noch ein weiterer Pfarrer Beicht
hören. Am Fr. Abend um 8 h ist eine Predigt. Möge sich die Pfarrgemeinde
möglichst vollzählig zum Sakramentsempfang einfinden, so dass das Fest zum
Quell reicher Gnade werde. Der Festsonntag selbst mit seinen Gottesdiensten,
Prozession und Aufnahme in die Skapulierbruderschaft entspricht dann in
seinem Ablauf dem von 1937.
Ansage
im Verkündbuch zum So. 22. Juli 1945: nach dem Amt ist Prozession mit dem Allerheiligsten. --Diese
Ansage wurde von den Ereignissen nach dem Einmarsch der Amerikaner in Hchl. am 23. Apr. 1945 überholt. Die Situation beschreibt
Pfarrer G. Zeyer in der Pfarrchronik eindrucksvoll - s. nachstehend. Fr.
20. Juli:
..
Pater Didaktus heute früh über Schönhardt her angekommen zum Beicht
hören. Die Leute kamen schon heute sehr zahlreich. Sa.
21. Juli: Die
Besatzungsbehörde gab bekannt, dass für 48 Stunden eine allgemeine Ausgangssperre sei, so dass niemand die Häuser
verlassen dürfe. Es konnte dann aber erreicht werden, dass nicht nur der
Morgengottesdienst am Festtag gehalten werden durfte, sondern auch die
Pfarrangehörigen zum Beichten kommen konnten. So konnte auch H. Pfarrer Haug
von Untergröningen um 1/2 9 Uhr zum Beichthören herkommen. Abends um 1/2 8
Uhr hielt er dann eine Predigt. Durch öftere Verhandlungen mit amerikanischen Offizieren
wurde nicht nur für Hchl., sondern auch für Holzleuten,
Horn, Mederhof, Birkhof, Riedhof und Brackwang die
Ausgehsperre für den Festsonntag aufgehoben. So.
22. Juli: … Skapulierfestfeier unter sehr großer
Beteiligung, trotz der
vielfach von der Besatzungsbehörde ringsum angeordneten Ausgehsperre.
Kommunionen wurden am Freitag 72, am Sa. 171 ausgeteilt. Dabei konnten
die Gläubigen aus Holzleuten an diesem Tag (Sa.) wegen der totalen Ausgehsperre nicht in der Kirche zur
Kommunion erscheinen. Am Sonntag waren es dann 700 (Kommunionen) Am
Festgottedienst hielt
Pater Didaktus (Martin Kiemel), Quardian
im Kösterle in Ulm die Festpredigt. Oficiator u. h. Celebrann war
Pfarer Vorhauer in Schechingen. Diakon und Subdiakone waren Pfarrer Haug v.
U/Gröningen und Pfarrer Schlund v. Hohenstadt. (eine
Prozession wird nicht erwähnt) In
die Bruderschaft
aufgenommen wurden 24 Mitglieder.
Etwas weniger gegenüber dem Vorjahr, bedingt auch durch die Ausgangssperren
in den anderen Dörfern. Heuchlinger
Fest 1955 Auch hier wieder ist die
Rede über reichliches Angebot an Beichtgelegenheiten durch 2 Beichtväter in
der Festvorwoche, am Do., Fr, u. Samstag jeweils nach der Morgenmesse bis in
die Abendstunden hinein. Am
Festsonntag ist um 930
Uhr levitiertes Hochamt - wobei hier kein Festprediger explizit genannt wird
- mit anschließender Prozession. Damit die Festpredigt auch die Gläubigen
hören können die in der Kirche keinen Platz finden, wird die Predigt über
Lautsprecher an der Nordseite der Kirche übertragen. Dort wird dann nach der
Predigt eine stille Messe gelesen. Noch eine Mahnung, besonders an die
heranwachsende Jugend: wer sich nicht an der Prozession beteiligt, möge
wenigsten eine ehrfurchtsvolle Haltung an den Tag legen. Am Nachmittag folgte
dann der schon bekannte Ablauf: feierliche Vesper und Aufnahme in die
Skapulierbruderschaft.
Nach der Beschreibung des Heuchlinger Festes im Verkündbuch von 1819 wird das Fest während
dann im Verkündbuch von 1933
und danach das Fest in umfangreichen Worten und wohl auch Ablauf beschrieben
wird: 3 und mehr Beichttage vor dem Fest mit 2 und mehr Beichtvätern,
Predigten an den Vortagen, feierliches Hochamt mit Festprediger und weiteren
2 oder auch 3 Geistlichen. Beschrieben wird jetzt auch ein kleiner
Krämermarkt, welcher extra zum Fest von den beiden Ortskrämern am Fuße zum
Kirchenaufgang abgehalten wurde - davon an anderer Stelle. |