Zeitzeugenwissen und verborgene Erinnerungen zum Heuchlinger Fest.

Welche Erinnerungen an das Heuchlinger Fest aus der - eher vergangenen Zeit- lassen sich noch abrufen? Was wissen Zeitzeugen noch?
Gesprochen hierüber wurde mit Bruno Schierle, Jg. 1926, Otto Bauer, Jg. 1926, Anton Knödler, Jg. 1927, Mathilde Klotzbücher v. Leinweiler, Jg. 1926. Rudolf, Otto- und Maria Schmied u. noch vielen anderen nach ihren Erinnerungen und Erinnerungen/ Überlieferungen ihrer Väter und Großväter.

Unsere Abfragen:

< Kirchliche /religiöse- u. der weltliche Abläufe des Festes in den Wochen und Tagen vor und am Fest selber?
< Krämerstände am Fest: welche Kaufleute waren beteiligt? Wer stellte das Verkaufs-personal? Was wurde verkauft? Wie lange dauerte diese Tradition an? usw.
< Besonderheiten: wie Böllerschießen zum Tagesbeginn am Festtag, Prozession mit Musik u.a.

 

Der religiöse Ablauf - übergehend in den weltlichen Bereich.

Alle Befragten erinnern sich- weit zurück in ihre Kindheit- an ein immer stark religiös geprägtes Fest - ein starkes Empfinden besonders aus der Sicht als Schüler und angehender Erwachsener. Schon vor der beginnenden Festvorwoche steigerte sich die innere Anspannung. Die Gespräche und auch der Alltag drehten sich verstärkt um das Fest. Die Festwoche war dann ausgefüllt mit Beichtgängen- sie schafften nicht selten Unwohlsein und auch eine gewisse Furcht- Besuche der Abendandachten oder der Abendgottesdienste mit den Predigten. Gesteigert wurden die Empfindungen noch, wenn diese Fest-Vorwoche als Missionwoche abgehalten wurde. Ordensmissionare aus Ellwangen, Neresheim u.a. versuchten in langen Glaubensgesprächen und mächtigen Predigten und Worten den Glauben der Schülern und der Jugend, der Frauen und Männer zu stärken und zu festigen. Dies alles hinterließ dann immer einen tiefen und nachhaltigen Eindruck voller innerer Spannung. Diese Spannung setzte sich fort, hinein in die einzelnen Hausanwesen.

Eine eher weltliche Seite.
Schon Tage vor dem Fest war der weibliche Teil der Dorfbevölkerung - Mütter, Großmütter und Mädchen, mit putzen und wienern der Stuben, Küchen, Stiegen und Hausflure beschäftigt. Meist wurde doch Verwandtschaftsbesuch aus der Stadt oder anderen entfernten Orten erwartet. Da sollte es dann besonders ordentlich aussehen. Die Festtagskleider für die Erwachsenen und Kinder mussten hergerichtet werden. Das gute Geschirr für den Mittagstisch wurde aus den Stubenbuffes hervorgeholt und das Festtagsessen vorbereitet.
Auch die Männerwelt hatte ihren Teil zu tun. Die Arbeitsgerätschaften und das Wagengeschirr wurde in die Wagenhäuser und Schuppen geräumt. Die Hofeinfahrten und Wege mussten sauber geräumt und gekehrt werden - die Dorfstraßen und Wege in jener Zeit - den 1930er, 40er oder 1950er Jahren, waren noch Erdstraßen und nicht geteert. Diese Arbeiten oblag dabei meist den Buben und Heranwachsenden. Wie schon an Fronleichnam, wurde auch jetzt für die Gestaltung des Prozessionsweges feines Gras eingeholt und auf den vorgesehenen Weg ausgestreut. Ebenso mussten die "Maien" geschlagen und entlang des Weges eingesteckt werden. Das Schmücken der Häuserfassaden war dann wieder mehr die Arbeit der Frauen und Mädchen.

Das Fest konnte also kommen, alles war bereit. Am Festsonntag war es dann ein erheb-endes Gefühl, beim Kirchgang all die vielen Besucher zu sehen die den Kirchberg hoch und der Kirche zustrebten. Auch ein gewisser Stolz erfasste dabei die einheimischen Kinder und vielleicht auch den einen oder anderen Erwachsenen.

Das feierliche, *levitierte Hochamt am Festtag- oft zelebriert von einem Ordenspater, begleitet durch den Ortspfarrer und weiteren Geistlichen, die Festpredigt- meist mit großer Stimmgewalt gehalten, und die darauf folgende feierlichen Prozession durch das Dorf, bildete dann den krönenden Höhepunkt des Heuchlinger Festes.

Ein schöner Brauch war dann auch - und ist es noch immer, nach dem Hochamt und der anschließenden Prozession, alle Geistlichen, Mesner und den Kirchenstiftungsrat- heute KGR, zum Mittagsmahl in eine Gaststätte zu laden. Gastgeber war, und ist es noch heute, die Kirchengemeinde.

Noch eine Erinnerung sollte vermerkt sein: Extra zum Hchl.-Fest wurden auf den Feldern die ersten Kartoffelstöcke ausgezogen und der Festtags-Kartoffel-salat damit angemacht. Auf dem Heimweg - nach dem feierlichen Amt, wehte den zahlreichen Kirchenbesuchern auf den Gassen dann immer ein köstliche Geruch von Kartoffelsalt und Schweinebraten aus den Fenstern der Häuser durch die Nase. In manchen Augenblicken meint man den besonderen Geruch noch zu spüren.
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Verkaufsstände bei der Kirchenlinde.

Abgesehen von dem alles beherrschenden zentralen Fest, erinnern sich die Befragten an nichts so sehr, wie an die Verkaufsstände bei der "Kirchenlinde" am Aufgang zur Kirche. Bei Allen Befragten taten sich lebhafte Erinnerungen auf, jeder wusste eine Besonderheit zu berichten, andere bestätigten sie oder widersprachen. Den Kindern und Heranwachsenden haben diese Verkaufsstände ganz offensichtlich ein nachhaltiges Erlebnis hinterlassen. Eigentlich kein Wunder, der Dorfalltag war eintönig, und arbeitsreich, die Kriegs-und Nachkriegsjahre entbehrungsreich. Die Kindergeneration heute würde über solche Stände wohl nur müde lächeln. Damals aber, nun…...
Gasthäuser und Verkaufsgeschäfte um die Kirche finden sich an allen Wallfahrtsorten- so einer war Heuchlingen - zumindest früher, ja auch und spielten eine nicht unbedeutende Rolle.
Eine Gaststätte bei der Kirche hat Heuchlingen zwar nicht, aber doch schon sehr früh einen Krämerladen. Der Wanderkrämer Nicolai Ohnewald ließ sich um 1708 in Heuchlingen nieder und richtete auf dem Kirchberg einen Krämerladen ein. Johann Mezger heiratete 1855 dort die Tochter des Krämers Josef Ohnewald.

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Kleine Kaufhausgeschichte v. Hchl. – eingefügt

Um 1883/84 erwerben Johann Mezger und dessen Sohn Alphons im Dorfkern ein Grundstück und errichteten darauf ein großes und, für die damalige Zeit, modernes Kaufhaus.
1910 oo Maria Wöller den Kaufmann Josef Stütz in der Postagentur Haus 15 am Schlossberg. Vermutlich wurde zu dieser Zeit dann auch das Kaufhaus am Schlossberg eingerichtet.
Das Kaufhaus Mezger bot sozusagen ein Vollsortiment, wie Kleider, Stoffe, Aussteuer - und Haus-haltswaren, sowie Lebensmittel. Auch Eisenwaren und landwirtschaftliche Geräte und Dienstleistungen waren im Angebot. Während das Kaufhaus Stütz in geringerem Umfang ebenfalls Stoffe, Vorhänge, später auch Kleider und Pullover, Aussteuerwaren, Geschirr und ebenfalls Lebensmittel im Angebot führte.

Schon früher, in der 2. Hälfte des 19. Jh. -1862 erstmals, richtete Katharina Ottenbacher, + 1916, im Haus Nr. 104 - ist das heutige Haus "Ilgauds" - einen Krämerladen ein.

Einige Zeit später, etablierte sich auch im Haus 104 - bis in die 1930er Jahre hinein, ein Krämerladen der Kreszentia Ohnewald, *1856, +1938. Haus 104 ist das Vorgängerhaus der heutigen Gemeindewohnung am Bergle.

Ende der 1920er Jahre erbaut Eberhard Beierle am Aufgang zum Kirchberg ein neues Kaufhaus. Er beginnt hier zunächst mit einem Eisenhandel. Diesen dehnte er später zu einem "Gemisch - u. Kolonialwaren"- Geschäft" aus. Im Angebot: Süßigkeiten und Lebensmittel, Gerätschaften für die Landwirtschaft und Handwerker, wie Ketten, Seile, Drähte, Nägel, Fette, Öle usw.
Noch später, in den 1930 er Jahren, eröffnete X. Häberle eine kleinen "Kolonialwaren -Laden" am Eingang zur Vorstadt. Diese letztgenannten Krämer stellten aber zu keiner Zeit einen Stand zum Heuchlinger- Fest.
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Die Verkaufsstände bei der Kirchenlinde

Vorab: es ist keinerlei Wissen mehr vorhanden, wann erstmals ein solcher Verkaufsstand zum Heuchlinger - Fest aufgestellt wurde. Aber, auch die älteren Zeitzeugen, die 1926 und danach Geborenen, erinnern sich bis in ihre Kindheit zurück an die beiden Verkaufsstände vom Krämer Mezger und dem vom Kaufladen Stütz. Beide Stände fanden ihren Platz bei der Kirchenlinde am Treppenaufgang zur Kirche, genauer an der nördlichen Giebelseite vom Haus des Bauern Ilg - dem Anwesen der "Kolba-Dones". Der Stand Mezger war linkerhand, der Stand Stütz rechts daneben aufgestellt - Lotte H. sieht den Stütz-Stand aber auch gegenüber der Giebelseite bei der Kirchenlinde stehen. Die Verkaufsstände glichen in ihrem Aufbau der heute noch vielfach auf den Märkten bekannten einfachen Bauweise.

Einige ältere Mitbürger berichten auch noch von einem kleinen Verkaufstand links der Kirchen-linde - später stand hier ein Ruhebänkle, bevor die Linde aus Sicherheitsgründen dann umgesägt werden musste. Dieser Verkaufsstand wurde von der *Beede - der Bihlmaiers-Babet, betrieben. Neben verschiedenen Obstsorten wie Frühkirschen, Beeren u.a., bot sie noch allerlei Devotionalien u. Tand an, so z.B. kleine, etwa 10 cm hohe Monstranzen und Kelche u.a. aus Zinn / Blei.
*Beede, -von Bötin/Bote - machte auch Boten- und Verkünddienste in d. näheren u. weiteren Umgebung.
Das Verkaufspersonal. Der Verkaufsstand Mezger wurde nach übereinstimmender Aussage immer durch fremdes Personal bedient. Am Anfang war es die Christine Ilg vom Nachbarhaus. Später dann auch begleitet von ihrer Schwägerin B. Ilg. (Schuhmachers) Den Stütz-Verkaufsstand bediente - zumindest in den früheren Zeiten, Frau Maria Stütz persönlich, so die Aussage einiger älteren Zeitzeugen. Dann, zumindest in den Nachkriegsjahren, standen Albert Schuster mit seiner Frau - sie wohnten im Haus 41 auf dem Gänsbühl, viele Jahre hinter dem Verkaufstisch und bedienten die Kundschaft. Zuletzt, der Stand Mezger war schon aufgegeben, bediente dann auch Kaufhausnachfolgerin Frau Bopp, geb. Stütz, persönlich die Standbesucher.

Tand und Nützliches, Spielzeug, Süßwaren und Anderes. Sowohl der Stand "Mezger" wie auch "Stütz" hatten auf ihren Verkaufstischen und Regalen überwiegend Spielwaren und Süßigkeiten für die Kinder und Heranwachsende im Angebot. Dabei werden aufgezählt: Waffeln, Mohrenköpfe, Bärendreck, Rahm- Himbeer - und Zitronenbonbons, "Zickerle" aus großen Glasgläsern für einen 1/2 Pfennig das Stück, Schokolade, Brausepulver in kleinen Tütchen und mehr. Dazu Spielzeug: kleine Pfeifchen, Fähnchen, Pusteschlangen. An eher Nützlichem wurde - besonders am Stand "Mezger", geboten: Skapulier-Medaillen und Silberkettchen, Heiligenbilchen, Rosenkränze u.a. mehr. An einen Verkauf von Waren wie: Stoffe oder Anziehsachen (Kleider o.ä.), sind keine Erinnerungen vorhanden. Auf die Frage, ob in den letzen Kriegsjahren noch Verkaufsstände aufgestellt waren, kann sich ebenfalls keiner der Befragten mehr erinnern.
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Das erste "Speiseeis" - und Ende der Verkaufsstände.

Ende der 1940er - oder Anfange der 1950er- Jahre erwarb Xaver Klingenmaier - der "Veita-Xaver", eine Eismaschine. Diese Maschine reihte Xaver an die Verkaufsstände an und stellte (2 bis 3 Jahre lang) eigenes Speiseeis her -"Kugeleis". Wohl die meisten der Heuchlinger Kinder werden jetzt das erste Speiseeis in ihrem Leben genossen haben. Später dann wurde am Stand "Mezger" auch das erste "Eis am Stiel" verkauft. Marianne Schwarz hat es als Lehrmädchen bei Mezger noch um 1960/61 hinter dem Stand angeboten und verkauft. Qu. Elisabeth Waidmann.
Kurz nach 1960 / 61 wird dann auch schon der "Mezger-Verkaufsstand aufgegeben. Der Stand Stütz folgte 1 - oder 2 Jahre später. Eine lange Tradition ging zu Ende.

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Chorgesang, Böllerschießen und Marschmusik am Heuchlinger Fest.

Der feierliche Umzug am Skapulierfest erfolgte in der 1. Hälfte des 19. Jh. mit Pauken und Trompeten, so der Chronist. "Nicht zuletzt deswegen kamen in jener Zeit zahlreiche Festbesucher aus Nah und Fern zum " Heuchlinger Fest" - Es war dies die Zeit des Wirken von "Josef Ohnewald."
Chorgesang: spätestens nach der Rückkehr von Josef Ohnewald nach Heuchlingen im Jahr 1811 wird sich - parallel zum Aufbau einer Instrumental- Musikgruppe unter dessen Leitung, allmählich auch der Chorgesang etabliert haben. Die Chorliteratur in jener Zeit war in der Regel ja für Singstimmen und Instrumentalbegleitung- Geigen, Pauken, Trompeten u.a.- verfasst. (eine Orgel in den Kirchen war noch relativ selten anzutreffen)
1830 ist vermerkt: . … es ist ein Sänger Chor gebildet, der aber izt auf 4 stimmige Gesänge einübt. Der Schullehrer ist Johann Weber von hier geboren d. 27. Mai 1769. Er ist zugleich Meßner und Organist - Intern: und war ganz sicher auch der Chorleiter.
Etwas später , 1834, wird dann allgemein von mehrstimmigen Chorgesang an Sonn - und Feiertagen und bei Beerdigungen in Heuchlingen berichtet. Qu.: Auzüge aus dem Kirchenvisita-tionsbericht Abschn. 5 B, Pu. 19 in 1830 (1834)


Orgel.
1819 erfolgte in Hchl. erneut eine gründliche Renovierung der Orgel. Der Volksgesang ging aber bald wieder stark zurück". Es heißt: "Der ganze Gesang wurde von wenigen Sängern und Sängerinnen auf der Empore gehalten" - Es gab also 1819 schon einen Sängerchor.
A. Deibele zitiert aus dem Tagebuch von J. Ohnewald: "Anfang Januar 1824 wurde die Kirchenmusik, teils aus Undank einiger Schüler Ohnewalds, teils mangelnder Unterstützung seitens des Stiftungsrates aufgelöst". Ohnewald hat später dann den Chorbetrieb wieder aufgegriffen (und wohl auch nie ganz aufgegeben). Denn in div. Kirchenvisitationsberichten wird für die Zeit 1830-34 notiert: Orgel spielt der Tonkünstler Josef Ohnewald. Daneben ebenfalls genannt: Orgel spielt der Mesner und Schulmeister Johann Weber.

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Prozessions- Marschmusik an Fronleichnam und Heuchlinger- Fest.
W
ie lange nun in der "Nach- Ohnewaldzeit", also in der 2. Hälfte des 19. Jh. die Prozessionen mit "Pauken und Trompeten" feierlich begleitet wurden, ist nicht vermerkt. Möglich oder besser wahr-scheinlich ist, dass die nicht wenigen Musiker in jener Zeit im Ort - in den Personenregistern oft als Musikus oder Musikant betitelt, in mehr oder weniger kleinen Besetzungen diese Tradition weitergeführt haben. (es bedeutete für sie ja auch einen kleinen Hinzuverdienst)
Festmusik aus Schechingen,
Aus dem 20. Jh.
weiß man, dass Musiker der Blaskapelle Schechingen über viele Jahre der Prozession an Fronleichnam und dem "Heuchlinger Fest" mit feierlicher Marschmusik voran-gingen. Ja, auch das sogenannte "Wecken" nach dem Böllerschießen und dem "Gebetläuten" um 6 Uhr in der Frühe hatten sie übernommen. Wann nun die Schechinger- Musikanten diesen musikalischen Dienst übernommen haben, ist nicht mehr bekannt. Aber diese Episode ist den stälteren Bewohnern noch in Erinnerung: dass die Schechinger Musikanten nach ihren Auftritten meist noch im "Veith"- Gasthaus "Rose"- eingekehrt sind. Diese Einkehr dauerte dann nicht selten bis tief in den Abend, bevor sich dann eine feucht- fröhliche Musikantenschar auf den Heimweg nach Schechingen machte.
1956 übernahm dann der neugegründete Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Heuchlingen diesen traditionsreichen Brauch. Der 1991/92 aus diesem Musikzug entstandene Musikverein führt ihn bis zum heutigen Tag in gleicher Form fort.

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Böllerschießen und anderes Wissenswertes zum Heuchlinger Fest.
Beim Blättern in den Heiligen-Rechnungen wird sichtbar, wie diese beiden Hochfeste, Fronleichnam und Heuchlingen Fest, schon vor 200 Jahren - und früher, nicht nur sehr arbeitsaufwendige, sondern auch kostenträchtige Tage waren. Dabei lassen sich auch durchaus schon wirtschaftliche Aspekte erkennen, sowohl für einzelne Dorfbürger als auch für die Kaufleute im Ort- ganz früher die Krämer und Boten, bis in die Kreisstadt hinein oder für die Gaststätten im Ort.
Auch lässt der Ablauf und die Außendarstellung der Feste durchaus auch einen etwas martialischen Zug zu erkennen. So wurden schon früh, beispielhaft im Jahr 1800, 6 Schützen für die Mitgestaltung der Feste entlohnt und das notwendige Schießpulver beschafft. Später wurden sogenannte Böller angeschafft, mit denen sich dann unter 3 maligen lautem Kanonendonner der Beginn des Festtages angekündigte.
Angemerkt: Das Böllerschießen findet oft an besonderen Festtagen statt, zum Beispiel auch an Hochzeiten oder an Neujahr u.a. Es soll böse Geister vertreiben und den anstehenden Tag oder die Zeit mit guten Vorzeichen beginnen lassen. Der Brauch des "Taganschießen" an Fronleichnam und Heuchlinger-Fest hat sich bis in die heutige Zeit gehalten.
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Auszüge aus Heiligen-Rechnungen.
Hier: Rechnungsstellungen für Fronl. u. Heuchl. Fest.
In HL- Rechng. v. 1800 bezahlt der Heiligen Pfleger Melchior Ohnewald (es war der Vater des Josef O.) an den Wirt Joh. Melchior Kieninger für Verzehr und Trank am Fronleichnamstag für: 4 Himmelträger a`15 kr. = 1 fl., 1 Kreuzträger = 15 kr., 1 Kerzenträger = 15 kr., dem H.H. Pfarrer = 1 Maß Wein u. 2 Brot = 58 kr., den 10 Musikanten a` 15 kr. = 2 fl., 30 kr., den Ministranten 20 kr., dem Schulmeister d. Verzehr f. d. Maien holen = 20 kr., und an 6 Schützen a` 15 kr. = 1 fl, 30 kr. in dessen Gasthaus stellt (HL. Rn. Krt.7/8)

1900 - 19009: dem Kronenwirt Stitz für Getränke an die Festordner 1,6 Mark abgegeben. || für das Tragen der Kirchenfahnen an d. Bittgängen, Fronl. u. Hchl. Fest an 5 Pers. 12,60 Mark abgegeben. || für das Böllerschießen an Fronl. u. Hchl. Fest an den Josef Arnold je. 3,20 Mark gegeben || dem Kaufhaus Stütz für 4 Schleifen an die Festordner a. Hchl. Fest 1,25 Mark gegeben. || dem Kfm. Alphons Mezger für Zündpulver, Böllerspulen und Böllerpulver 12,2 Mark gegeben. || Dem Kfm. Stütz für Spreng-u. Gewehrpulver 4,8 Mark gegeben. || Dem Schneidermstr. Joh. Stäb für 1 neue Fahne machen u. Holen der Maien 4,5 Mark gegeben. || dem Mesner für das Abstauben der Altäre u. der Heiligen auf Skapulier und außergewöhnliches Putzen der Bänke und des Boden der Kirche- 4.- u. 5 Mark gegeben. || für das Herbeischaffen von 12 Tannenbäumen, 4 große im Chor, 6 kleine, jeweils 2 an den Türen und 2 am Ölberg gegeben …. Mark. - u.s.w.

 

rechech. 2017 /2018  - a. m.