Haus Nr. 16 bei der Zehntscheuer am Schloßberg
Hausnamen: Wegnersbeck - Polizei`s - Schönberger`s -
s`Gustava`- Pizzeria
Adresse heute: Schloss - Straße. 5
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Hausgeschichte:
Die frühe Geschichte
des hier genannten Hauses liegt im Dunkeln.
------ Gehörte dieses Haus zu der schon
1366 genannte Badstube (eine Erbsölde)? -----
Bereits 1366 wird
in Hchl. die Badstube zusammen mit dem Badbrunnen genannt.
Das Haus mit der Badstube stand an der Staig zum Schloßaufgang und
hatte ein Scheuerlein und einen großen Gras und Krautgarten.
Fast 500 Jahre bestand
für diese Badstube dann eine Badgerechtigkeit.
Die Führung einer solchen Badstube unterlag strengen Regeln hinsichtlich
Reinlichkeit und Fachverstand und oblag einem Bader oder auch
einem Badmeister - allgemein nur Bader genannt. ("Bader"
ist ein gelernter Beruf. Die Ausbildung bei einem Bader-Meister dauerte
3 Jahre)
Der Bader - er wurde von der Gemeinde bestellt,
war zugleich Wundarzt und Aderlasser. Auch setzte er den Leuten Blutegel
an. Diese kamen sehr reichlich am Nägelessee vor. Davon zeugt noch
der Flurname "Nägelessee - ursprünglich Egelessee, abgeleitet v. Egel.
Ergänzendes
zum Thema "Bader
- Wundärzte und Chirurgen" - findet sich auch
in
Navigation 4-a
- und im separaten Htm- Objekt "Wasserversorgung
in Hchl. im 19. Jh."
.......................... ................ .............
Erste
Haus – und Bewohnerbeschreibung
Erstmals
lassen sich im 1760 angelegten Steuer -
und Güterbuch konkret und namentlich
Bewohner für die Hausanwesen im Ort festmachen. So auch für das hier
beschriebene Haus Nr. 16. Erster namentlich genannter Bewohner ist
der Bäcker Melchior Joas. Dessen Eltern kommen von Hofherrnweiler.
Wer die Vorbesitzer von Joas auf dem Haus 16 waren, ist nicht erschlossen.
Melcher Joas, Bäcker, besitzt eine erbige
Sölde. Im folgt 1829 der Sohn Friedrich
Joas.
Die Hausbeschreibung lautet:
*1 Behausung neben der Zehntscheuer............ Steuer- Anschlag ............
40 fl.
Dazu gehören ~ 3 Tagw. Garten, Wiesen u.
Acker für ..................... 30 fl.
für Vieh und Fahrnis werden veranschlagt ................25 fl.
Für die Brot- Gerechtigkeit ist veranschlagt.............................
30 fl.
Summe
zu versteuern .......................................80 fl.
*Akten-Randvermerk: versetzt-
(verpfändet)
Gebäudebeschreibung nach d. Kaufbuch - u.
Gemeindekataster v. 1760 bis 1907
Steuerbuch 1760: 1 Behausung neben der Zehntscheuer
1827: Ein 2stockigtes Wohnhaus mit 1 Bäckereifeuerstadel
und 1 Schindeldach
1873: Wohnhaus und Hofraum
1907: Wohnhaus von Stein und Riegel mit
Ziegeldach, Hofraite, Keller, Remise und Stall
......................... ...................... ......................
Die Hausnamen zum Haus 16
Wegnersbeck: Berufsbezeichnung
für die ehemals hier ansässige Bäckerfamilie Joas.
über den Namensvorspann Wegners - (Beck) ist derzeit keine Deutung möglich.
Polizeis: die Gesamtheit der Familie eines "Polizeidieners"
Schönbergers: Bezeichnung der
Familiengemeinschaft Schönberger
s`Gustava`: Bezeichnung für die Familie nach dem
Hausvater mit dem Vornamen Gustav
...............................
.
Häusersituation
an der
Küfergasse und am Aufgang zum
Schloß um 1930
.
.
Bewohnerübersicht und Familien - Legenden - Zeichen- Legenden: *
= geboren, + = gestorben,
oo = heiratet
Erster schriftlich erwähnter
Bewohner auf dem Haus 16 ist der Melchior Joas. Dieser heiratet
1793 auf das Haus. Dessen Eltern sind der Johann Georg Joas und die
Barbara von Hofherrweiler. Die Bewohner vor Joas, also in der Zeit
vor 1793, sind derzeit nicht bekannt.
1793 - 1827: Melchior Joas, Bürger und Beck - im Fm. Reg. als
"Wegnersbeck"
bezeichnet, angebl.
1770 geboren, + 1845. Melchior heiratet 1793 die Eva Hopfensitz und
1818 in II. Ehe die M. Anna Oppold von Seitsberg, * angebl.
1772, + 1848. Aus der I. Ehe kommen 6 Kinder, u. a. Friedrich als
3. Kind. Im Dez. 1827 übergibt
Melchior Joas, 58 J. alt, seine Erbsölde an den Sohn Friedrich
Joas für 732 fl. Dazu gehören 2 Tagwerk Land in 4 Feldern.
1827 - 1855: Friedrich
Joas, Schuster
und Bäcker, * am 16.9.1798, + am 7.5.1878, oo am 27.2.1827 die Katharina
Joas von Hofherrnweiler, * a. 30.1.1804, + 13.5.1858. Aus der Ehe
sind 12 Kinder vermerkt. Im März1854
verkauft die Gantmasse des Friedrich Joas das Wohnhaus mit
5/8 Mrg. Garten und 1 3/4 Mrg.
Wiesen und Acker an die Oberamts Leihkasse Aalen für 600 fl.
Die Oberamts
Leihkasse
verkauft im Mai 1855 das Haus mit ~5/8 Mrg.
Gärten an Bernhard Stütz v. Nachbarhaus Nr. 15 für 300 fl.
1855 - 1879: Bernhard Stütz, Schultheiß, auf dem Haus 15. Im Aug. 1874 verkauft Bernhard Stütz, Schultheiß, an seinen Tochtermann
Johannes Schönberger, Schuster v. hier: 1 Wohnhaus Nr. 16 mit
Hofraum vor - hinter - u. neben, - desgleichen gegenüber dem Wohnhaus,
neb. der Gasse in der Schloßstraße. Dabei sind 3 Ar, 68 qm Garten
in der Prz. 209. Die Kaufsumme beträgt 860 Mark. Bedingungen
... insbesondre hat der Käufer das Wohnungsrecht der ledigen 83 J.
alten Maria Joas zu übernehmen, wie solches im Güterbuch eingetragen
ist. Ob auch Friedrich Joas (+1878) nach
der Übernahme durch Bernhard Stütz weiterhin in dem Haus 16 wohnte
ist offen.
1874 - ~ 1917 / (21):
Johannes Schönberger, Schuster und Polizeidiener, * 12.8.1838,
+ 25.2.1904, oo a. 18.10.1875 Monika Stütz, die Tochter des
Schultheißen Bernhard Stütz, * a. 5.5.1854, + a. 12.9.1917. Aus der
Ehe kommen 15 Kinder, u. a. Josef- Richard, geb. a.
27.11.1877 + 29.3.1919 und die Tochter Monika, * 1887. J. Richard
u. Monika bleiben hier auf dem Haus in Hchl.
Um 1915 - 1919: Richard Schönberger. Spätest 1917
-nach dem Tod der Mutter- übernimmt J. Richard das Hausanwesen.
Hinweis: Im
Brandschaden-Einzugsregister für 1918 ist der Richard Schönberger
als Hausbesitzer notiert. Jos. Richad stirbt am 29. März 1919.
Wissenswertes: Johann Schönberger war "Polizeidiener"
und damit Vertreter von ortspolizeilichen Angelegenheiten. Die Hausbewohner
nannte man, neben Schönberger, ganz einfach "Polizeis".
Diese Namensgebung für die Schönberger auf diesem Haus, ist in Heuchlingen
nur noch wenigen Personen bekannt.
Nach Johannes Schönberger wurde
Patriz Bihlmaier, der "Kappelknöpfle", auf dem Haus
20, Polizeidiener
in Heuchlingen. Johannes Schönberger war dessen Onkel, mütterlicherseits.
Xaver Bihlmaier, Sohn
des Patriz, setzte die Polizeidiener- Tradition dann im Haus 6 auf
dem Schlossberg fort.
1926 - 1977: Gustav
Holstein, *
1895 in Schechingen, + 1977 in Hchl., oo 1921 auf dem Anwesen die
Monika Schönberger, * 1887, + 1957. (II. E.1959 m. Maria Bieg)
Aus der Ehe kommen der Sohn Karl und die Tochter Thekla.
Angemerkt:
Der vormalige Hausname "Schönbergers" verliert
sich nach der Heirat von Gustav H. erst allmählich, danach bildete
sich der Name s`Gustava,
wenn von der Holsteinfamilie gesprochen wurde.
Bemerkenswert weiter: *1925
baut Gustav Holstein ein für die damalige Zeit sehr geräumiges und
modernes Haus. Zu dem Anwesen Schönberger / Holstein gehörte jeweils
eine kleine Landwirtschaft. In div. Bevölkerungslisten
v. 1936, die Gemeinde Heuchlingen betreffend, ist unter Gewerbe und
Handel vermerkt: Landesproduktenhandel: Gustav Holstein - und
in der Adressliste: Holstein Gustav, Händler und Chauffeur.
*Schon früh - nach der Erstellung geht das Hauses- geht dasselbe
in fremde Hände i. Stg.)über. Weiter s. unten.
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Wissenswertes:
Im Haus von Gustav Holstein nahm
nach dem Weltkrieg, die Fa. Eugen Holstein mit der Fertigung von Regenkleidung,
Regenmäntel, Regenumhängen, Geldbörsen, Handtaschen u. ä, ihren Anfang.
Das Material war aus einer Art Gummi. Es riß sehr schnell ein. Ein
Flicken war nicht möglich.
1946 kauft Dipl. Kfm. Eugen Holstein von der Gemeinde Hchl.
das Grunstück Prz. 1017/2 an der Leinzeller Straße zum
Prei von 1970 Reichsmark und erbaut an der Leinzeller Straße
eine Textilfabrik. Diese wächst mit dem einsetzenden rasanten
Wirtschaftswachstum und erfährt umfangreiche Bau-Erweiterungen,
in der Länge als auch i. d. Höhe. Die Fa. Holstein buhmte
und bot zahlreichen Frauen aus Hchl. und der Umgebung Arbeit - Die
Fa. Holstein wäre eine eigene Geschichte wert.
Wissenswertes: 1949 übernimmt die Gd. die existierenden
privaten Wasserleit-ungsgesellschaften
und baut sie zur zentralen Gemeinde-Wasserversorgung um. Dabei übernimmt
Eugen Holsten von den stark eingehenden Baurechnungen einen Betrag
von 3575 DM - Für die Gemeinde nicht wenig Geld, damals.
......
Später,nach
dem Tod v. G. Holstein, ging das Anwesen in die Hände von Dieter
Bopp (+) über. Nach einem Umbau / Anbau des Gustavschen -
Hauses, war zeitweise auch eine Pizzeria im Anbau untergebracht.
Das Haus beherbergt heute (2021) Mietleute.
.
Bildlegende zu nachsteh. Bild :Das ehemaligen Schönberger – Haus und
Vorgängerhaus des Gustav Holstein: Auf. d. Bild: Die Mutter
v. Thekla Waidmann, geb. Holstein, Maria Seidemann, geb. Schönberger
u. eine weitere Person.

Baulegende: Thekla
Waidmann spricht von einem Richard Schönberger als Baumeister- oder
besser Umbaumeister. Es ist wohl der vor genannte Josef Richard,
geb. 1877, + 1919, welcher sich hier auf dem Dach mit R. Sch.
dann verewigt hat.
.
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