Die Mühle in Heuchlingen

Haus Nr. 56  - Gb. Nr. n.d. nach Urkarte 1830 - 1912 ||  Adresse heute: Brackwangerstr. 14
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Zur Geschichte: Nach einer *Ellwanger Lehenurkunde verkaufte Konrad von Rechberg 1366 an seinen Vetter Wilhelm von Hohenrechberg Burg, Kirchensatz, Mühle, Badstube, zwei Gasthäuser, Maierhof und zwei weitere Höfe für 3475 fl. Somit bestand Heuchlingen damalsaus einer Mühle, 8 Bauernhöfen, 4 Halbbauernhöfen, 19 Lehnern und 28 Söldnern. (*Zuber S. 22) Die Mühlen an der Lein wurden von unterschlägigen Mühlrädern angetrieben, so auch die Mühle in Heuchlingen. Zu diesem Zwecke wurde von der Lein weg ein Mühlkanal ausgehoben und zur Mühle geleitet. Nach dem Durchlauf mündete der Kanalablauf dann wieder in den natürlichen Leinfluß ein.

-------- Mühle - Steinbrücke und Schloß 1865 von einem unbekannten Künstler gemalt ------
Zur Beachtung. Das Bild wurde, abweichend vom Original, etwas in die Breite gezogen. Das dargestellte Mühlengebäude entspricht dann noch mehr dem vorhandenen M. Gebäude heute. Man beachte auch die schön dargestellte
Falle links v. d. Wasserstube. Mit ihr konnte der Wasserstand des Kanals oder der Ablauf in die Lein reguliert werden.

Bildrückseite - s. Link ---------- Bild in Originalgröße
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Beschreibung des Anwesen nach dem Steuer- u. Güterbuch von 1760
Man beachte hier: für das Anwesen Haus 56 sind nur wenige Tagwerk Güter vermerkt.

Dann, im Steuerbuch von
1760 sind der Müller Josef Vogt und auch dessen Vorgänger Linse auch als Besitzer von Haus 43 auf dem Kehlberg notiert. Das würde bedeuten dass das Haus Nr. 43, zumindest unter Linse und Vogt, zur Mühle gehörte und womöglich auch als Wohnsitz der früheren Mühlenbesitzer gedient hat.

Beachtenswert ist jetzt: Im Juli 1836 verkaufte Josef Vogt, Müller das Haus Nr. 43 an den Johannes Stäb, Schneider. Dabei hat der Verkäufer für sich und seine Nachkommen die frei Überfahrt über die Hofraite vorbehalten. Angemerkt hierzu: Die Feldstücke hinterm dem "Kehlhaus" gehörten noch längere Zeit zur Mühle - bis in die Zeit des August Schmid.
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Die Beschreibung nach dem Steuer- u. Güterbuch 1760
Josef Vogt, Müller, besitzt eine fällige Mühle. Er gibt im Veränderungsfall: Weglos 2 fl. und den dritten .......... und 10. Teil .............. usw..
darein gehört:

das Haus und Stadel,
jedes besonders, mit einem Steueranschlag von .....100 fl.
1/2 Tagw. Garten - bei dem Haus .....................10 fl.
1/2 Tagwerk Wiesen bei der Mühle ..........................5 fl.
ohne Angaben von Ackerfelder
das hierauf geschlagene Vieh und Fahrnis mit 10 u. 20 fl. zusammen ..........30 fl.
Mühlengerechtigkeit ........................... 450 fl.

% aller Abgaben zusammen veranschlagt mit einer Summe von .................... 260 fl.
Nachtrag im St. u. Güt. buch: 1 Tagw. Mühlwiesen u. 3/4 Morgen Bürgerteile
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Die fortführende Gebäudebeschreibung nach den Katastereinträgen

1827: Ein 2 stockigtes Wohnhaus, die Mahlmühle mit 4 Gängen, eine 2 stockige Scheuer,
1 Wasch-u. Backhaus, 1 Remise - 1 Wagenhaus.

1873: Wohnhaus Hofraum, Scheuer und Stall, 1 Wasch - u. Backhaus

1907: Wohnhaus und Mühle von Stein und Riegel mit Ziegeldach, Hofraite, Scheuer mit
Wagenremise v. Stein u. Riegel, getäfert, mit 2 Anbauten, 1 Wasch- u. Backhaus v. Stein
u. Riegel mit Ziegeldach, 1 Schweinestall und 1 Schafstall.

Bemerkenswertes: Hierbei hierüber existiert eine Umbau- Entwurf v. 1.III.21 (1921) zum Umbaus des Schafhauses in ein Viehhaus.dürfte es sehr wahrscheinlich um das am 23.03.1966 in der Nacht abgebrannte Wirtschaftsgebäude: Stallungen Heu-u. Garbenlege, gehandelt haben.

Wann der Umbau vom Schafhaus in das -sogenannte- Viehhaus erfolgte, ist nicht mehr bekannt. Im Link die Entwurf-Skizze zum Umbau des Schafhause. Otto Schmid hat den Enwurf als Schafhaus zur Mühle gehörig bestätigt.
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Zusammengefasste Bewohnerchronik gemäß den Chronikeinträgen

~ 1715 oo Kaspar Linse,  "Lensenkasper, "molitoris" (= Müller), oo eine Katharina v. Hchl.

1748 oo Kaspar Linse, "Linse Kasper“, molitoris, Sohn des Kaspar, oo die Maria Binder.

1776 - 1797: Joseph Linse, " Müller", oo 1776 die Veronika Hoch v. Horn
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1797 - 1855: Josef Vogt, Müller, geb. in Hlzl., heiratet in 1. Ehe die Witwe Veronika Linse, u.

1820 in II. Ehe die Katharina Ottenbacher aus dem Haus 50.
Im Aug. 1855 verk. Josef Vogts

Witwe an ihren Sohn Anton Vogt, Müller hier, ein 2 stockigtes Wohnhaus mit Getreide-

mühle und
Wasserstube mit 3 Mahlgängen und Gerbgang - eine 2 stock. Scheuer - 1 Wasch-

u. Backhaus - 1 Schweinestall - 1 Wagenhaus - 1 Kellerhaus auf Nr. 112/113 und Hofraum für

die Summe von 10.000 fl. Dabei sind 1 1/8 Mrg. Garten - 27 1/2 Mrg. Äcker an 24 Stck. und

22 1/4 Mrg
Wiesen an 22 Stck. Die *Verkäuferin behält sich die lebenslange Wohnrecht und

Ausgedingleistungen als Reallast bevor.


1855 - 1856: Anton Vogt,
Müller hier, * 1829, oo 1855 Christina Hefele. Die Ehe bleibt ohne

Kinder. Im März 1856
verkauft Anton Vogt, Müller dahier an August Schmid, led. Müller v.

Unterböbingen, unter Beistand seines Stiefvater Mich. Krieg und Anton Holz, Beistand der

Braut des A. Schmid, die oben beschriebene Liegenschaft, zusammen für die Summe von

14.450 fl
. In den Kauf werden gegeben sämtl. Holz- u. Futtervorräte, 1 Kuh f. 25 fl., 4 Stiere

f. 200 fl., 1 1/2 jähr. Kalbel f. 25 fl., 2 Pferde f. 210 fl., 2 Läuferschweine f. 45 fl., 2 Saug-

schweine für 25 fl. u. 1 schwarzer Bock f. 10 fl. Dazu sämtl. Pferdegeschirr, 4 Wagen nebst

Zuggeschirr usw. s. Kfb. X S. 171b. *Käufer Schmid trägt die oben beschriebene Reallast für

die Witwe des Josef Vogt.
Ergänz. Anmerkung hierzu: August Schmied kauft im Juni 1857

das teils 2 stockigte Nebenhaus des "Adlerwirtshaus" für 400 fl. und tauscht die Hälfte des

Nebenhauses gegen das Wohnrecht der Witwe Vogt in der Mühle.


Den anderen Hausteil verkauft er ebenfalls 1857 an den Taglöhner Johannes Selzer f. die

Summe v. 230 fl.
(1897 fällt das Nebenhaus wieder an Jettinger)


1856 - 1893: August Schmid, lediger Müller v. Unterböbingen, * 1833 in Böbingen, + 1907,

oo 1856 Johanna Holz aus Buch. Im Mai 1893 verkauft August Schmid, Müller, an seinen

Sohn Joh. Georg Schmid
ein 2 stockigtes Wohnhaus mit Getreidemühle und
Wasserstube

mit 3 Mahlgängen und 1 Gerbgang, eine 2 stock. Scheuer samt Schafstall, ein 1 stock.

Wasch- u. Backhaus - 1 Schweinestall - 1 Wagenhaus, 1 Kellerhaus auf Prz. 112/113,

Hofraum u. Wagenremise für die Summe von 10.000 fl. Dabei sind ~1 1/2 Mrg. Garten u.

ca. 59 Mrg. Acker und Wiesen an 45 Stck., zusammen für die Summe von 40.000 Mark.

In den Kauf gehen: 2 Pferde f. 1600 M., 4 Kühe i. W. v. 800 M., 2 Rinder f. 320 M., 6 Stiere

f. 330 M., 10 Schweine f. 620 M., 12 Hühner a`1 M., 5 Gänse a`3 M. u. 6 Enten a`1,5 Mark.


1893
- 1923: Joh. Georg Schmid,
Müller, Sohn des Augustin Schmid, * 1865, + 1937,

heiratet 1893 Karoline Beißwenger  v. Lusthof.


1922
- 1966: Hans Schmid
, Müller und Bauer, * 1893, +1966, oo 1922 Perpetua Wöller, aus

dem Haus 42 - Dürrenbauer, * 1894, + 1976.


Bemerkenswertes: Am 23.3.1966 um 22:30 Uhr brannte das gesamte Wirtschaftsgebäude vollständig ab. Dabei waren ein toter Feuerwehrmann und 2 Schwerverletzte zu beklagen.

~1957 - 1990er- Jahren: Otto Schmid, dessen Sohn, verheiratet, übernimmt das Anwesen. 1978 im Dez. beschickt er den letzten Mahlgang. Im landwirtschaftlichen Teil stellt er 1982 den Milchvieh-betrieb ein. Die Felderwirtschaft betreibt er weiter bis in die 1990er Jahre.

1990 - heute (2019): Otto Schmid mit Ehefrau und dessen Nachkommen.
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Müller in Heuchlingen - und ergänzende Familienlegenden - Legenden: * = geboren, + = gestorben, oo = heiratet

1629 sind ein *Drossmann, "Miller zu Heuchlingen" u. eine Drossmännin  als Taufpaten aufgeführt. (*in der Bev. Liste v. 1634 als Leonhard Droßman, Miller zu Hchl. notiert)

1681 oo ein Michael Stütz, "Molitor" in Hchl. die Eva .., und 1714 in II. die Barbara Barth.

1719 oo dessen Sohn Laurentius Stütz, Molitor die Catharina Zeller.
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Linse-Vogt – Legende - Linse, auch Lense und Leinse u. a. geschrieben.

Kaspar Linse,  
"Lensenkasper, "molitoris" (= Müller), geboren 1692, + 12.12.1745, oo eine Katharina v. Hchl., * 1685, + 21.11.1757.

Kaspar Linse, "Linse Kasper“, Sohn des Kaspar - molitoris", * ~ 1720, oo a. 1.10.1748 Maria Binder, To. des Christophorus et Anna von Berg. | 8 Kinder, u.a. °°Katharina, * 1749, Joseph, * 1752 und °°Veronika, * 1759.

Joseph Linse, " Müller", * 18.3.1752, +.. ?, oo 18.11.1776 Veronika Holz v. Horn, geb.
a.  11.3.1757, + 6.1. 1820. | 2 Töchter  u. 1 Sohn.

°°Bemerkenswertes zu Linse:  Anton Knödler, Bauer a. d. Lauchhof bei Bargau, heiratet
am 18.6. 1771 °°Katharina Linse, * 17.9.1749 in Hchl., gest. 1825 auf dem Lauchhof.
°°Veronika Linse, * 2.3.1759, oo am 18.10.1784 den Anton Stäb, Haidenbauer in Holzleuten.
Qu.: aus Lauchhof- Chronik u.a.
-- betr. Haidenbauer s.auch Haus 20 in Hlzl.
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Josef Vogt, Müller in Heuchlingen, geb. a. 19.3.1772 in Holzleuten, gest. 9.12.1843, oo in 1. Ehe am 11.2.1797 die Witwe Veronika Linse, geb. Holz, und in II. E. am 24.4.1820 die Katharina Ottenbacher, geb. 27.4.1791, gest. 1.3.1878. Katharina ist eine Tochter des Friedrich Ottenbacher "Karles-Frieder" auf dem Haus 50. Josef Vogt kommt vom "Strohbauernhof " in Holzleuten. Aus den Ehen des J. Vogt kommen 2 x 5 Kinder.


Erläuterungen:
Nach dem Tod v. Josef Vogt, wohnt dessen Witwe Katharina im Nebengebäude der Adlerwirtschaft. Die Vogt Tochter Maria, geb. 1827, heiratet am 1851 den Patriz Jettinger auf dem Adler. Eine weitere Tochter, Josefa, heir. d. Anton Ilg a. d. Ges. Hof Ilg- Kolb. (1. Ehe v. A. Ilg., a.d. Haus 89) . Rosina, die andere Tochter, heir. den Kaspar Barthle, vermutl. a. d. Haus 58 in der Hirtengasse. Der Sohn Anton bleibt auf d. Mühle.

Anton Vogt, Bürger und Müller in Hchl. * am 11.3.1829, oo a. 4.9.1855 Christina Hefele. Die Ehe bleibt ohne Kinder. Reg. Vermerk: Auf die Bahnmühle Schrezheim, Stadtpfarramt Ellwangen, gezogen. Übergabe 13. Dez. 1881 (s. Fm. Reg.) Frage: wo wohnte Vogt nach der Hofübergabe an August Schmid im Jahr 1856 bis zum Abzug 1881 - mit der Mutter im Adler?

Patriz Vogt , Sohn des Josef, Bürger und Müller, geb. 1826, oo 1850 Harsch Creszentia, eine To. d. Jacob Harsch v. Brackwang. Reg. Vermerk für Patriz Vogt: im März 1850 nach Iggingen gezogen. ( hat wohl hier bei seinem Bruder Anton das Müllerhandwerk ausgeführt)
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Schmid - Legende: In den 1850er- Jahren kauft Dionys Schmid von Böbingen für seinen Sohn August das Mühlenanwesen in Heuchlingen.

 August Schmid, Bürger u. Müller in Hchl., * 31.7.1833 in Böbingen, + 20.5.1907, oo am 17.6.1856 Johanna Holz aus Buch, *27.9.1839, gest. 7.6.1899. Aus der Ehe kommen 18 Kinder, u.a.: der 8. geb. Johann Georg, * 1865, bleibt a.d. Mühle in Hchl. | Frz. Xaver, *1860 als 6. geb. heiratet 1884 auf die Mühle in Laubach. | Die 5. geb. Amalia heir. 1882 den Eduard Ilg auf dem "Kolb"-Anwesen. | Bernhard als 7. geb. wird Tierarzt und zieht nach ..unles. (Qu. Arch. 021 Raths.) | Dionys als 13. Kind heiratet 1898 in Hlzl auf das Anwesen "Bauers". Otto,* 1877 als 15. Kind heiratet1903 auf den Lusthof. Weiter angemerkt: August Schmid ist der Urgroßvater von Otto Schmid a. d. Mühle und Bruno Schmid an der Hauptstraße.

Joh. Georg Schmid, Müller, * 3.3.1865, + 20.9.1937, oo a.12.6.1893 Karoline Beißwenger  v. Lusthof, * 5.8.1872, + 15.11.1913. Aus der Ehe kommen 14 Kinder, u.a.: Johannes, 1893 als 1. geb. bleibt a.d. Mühle. | August, 1896 als 3. Geb., heiratet a.d. "Ochsen" in Schechingen. | Maria, 1895 als 3. Geborene, oo 1915 den August Ohnewald. Dieser wird Bürgermeister in Leinzell.

Hans Schmid, Müller und Bauer, * 2.12.1893, + 23.6.1966, oo am 27.11.1922 Perpetua Wöller, v. Haus 42, * 7.4.1894, gest. 1976.

Otto Schmid, * 1937, verheiratet.

Nachkommen des Otto Schmid.
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Die Mühle heute

 


Die Linde
bei der Mühle:
Um 1870-71 pflanzte der Urgroßvater von Otto Schmied - oder auch dessen ältesten Söhne - nach dem erfolgreichen 70er-Krieg gegen die Franzosen, einen Lindenbaum. Die Linde ist nun bald 150 Jahre alt.
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Bemerkenswertes.
Im Sommer 1965 brannte das gesamte Ökonomieanwesen der Mühle, Haus 56, komplett nieder. Dabei kam der Feuerwehrmann Josef Schuster, Schmiedemeister im Haus 99 ums Leben. Ein Feuerwehrmann erlitt schwere Brandverletzungen. Beide Betroffene waren Wehrmänner der Hchl. Feuerwehr.

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Ergänzende Daten z. Mühlengeschichte - Wissenswertes -- siehe auch Seite Hs. 56.b

oder

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