Der Adler - Rentamt - Poststaion - Herberge und Gasthaus

Der Adler in Heuchlingen ist sicher eines der ältesten Gebäude und das älteste Gasthaus in Heuchlingen. Es bestand schon vor 1366 und diente damals den Grafen von Rechberg als Rentamt. In der Oberamtsbeschreibung von 1854 steht vermerkt: 1366 verkauft Konrad von Rechberg eine "Taferne" an Wilhelm von Hohenrechberg. Um 1590, nachdem das  rechbergische Geschlecht erlöscht war, fiel das Lehen Heuchlingen an die Fürstprobstei Ellwangen zurück.

Entstehung der Gasthäuser. Gemeinsame Grundlage für die Entstehung der Gasthäuser war das Erzeugen von Bier, Wein, Most, Branntwein, um das Bedürfnis der Bevölkerung nach Unterhaltung, Alkoholgenuss und Vergnügungen zu befriedigen. Damit verbunden war auch die Ausgabe von Speisen. und die Beherbergung von Reisenden.

So waren die größeren Gasthäuser schon immer auch ein Treffpunkt bei freudigen und traurige Anlässen. So finden wir das Gasthaus oft direkt neben, oder in der Nähe einer Kirche, an alten Posthaltestellen und an Handelswegen, wie es auch für das hier genannte Adler-Gasthaus zutrifft

 

Wirtshausodnung. Für die Herstellung und den Verkauf von Bier bedurfte es der vom Grundherrn - Fürst, Graf, Kloster usw. verliehenen Braugerechtigkeit, da die zum Brauen benötigten Pflanzen, wie Gerste Weizen, Hopfen und Gewürze auf seinem Grund wuchsen. Diese "Grutrechte"- Grut = Korn,  hatten bis hinein ins 15. Jh. Gültigkeit. Qu. Auszug aus: Gasthäuser in Waldstetten v. H. Blessing.

Im 16. Jh. erließen die deutschen Fürsten dann auch eine Wirtshausordnung, in welcher die Vorschriften und Verordnungen hinsichtlich Maße und Gewichte,  Vergabe einer Konzession, Steuern und Abgaben  festgelegt waren. Dafür wurden Steuerschätzer, bzw. Steuereintreiber, sogenannte Umgelter oder Visierer, eingesetzt. Hierbei wurden auch der Status des Gasthauses und die damit verbundenen Rechte festgelegt.

 

Die Taverne oder Taffernwirtschaft hatte das Recht, Getränke und Speisen auszugeben und Fremde übernachten zu lassen. Sie hatte ebenso das Recht ein Schild auszuhängen. Daraus entwickelte sich der Begriff "Schildwirtschaft".

Die Rechte und Regeln für zum Betrieb einer Taverne waren sehr eng gefasst.

So heißt es z.B.: gekochte Speisen dürfen nur zu den Hauptmahlzeiten vorgesetzt werden, ausgenommen sind: " über Land raisende Priester", damit sie ungesäumt ihren Sachen nachkommen können

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Schankwirtschaften durften dagegen nur Getränke ausschenken. Diese findet man auch unter der Bezeichnung "Gassenwirtschaft", oder auch "Pfeifenwirtschaft" - Rose,  Hirsch, Rad, Krone u.a.

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Die Poststation Adler. Im März 1553 erschien in Stuttgart eine Kanzleiordnung, wonach bei der Kanzlei ein eigener Botenmeister aufgestellt werden musste. Unter Herzog Friedrich I. (1593-1608) wurde das Postwesen fest organisiert, indem er bestimmte Botenkurse für Fußgänger und zu Pferd mit regelmäßigen Abgangs- und Ankunftszeiten eingeführt hatte. Eine dieser Postkurse führte über das Remstal von Stuttgart, Schorndorf, Mögglingen, Aalen, weiter nach Ellwangen nach Nürnberg.

Eine weitere zweigte von Mögglingen ab nach Heuchlingen und führte weiter über Abtsgmünd wiederum nach Ellwangen. Auf diesen Kursen befanden sich mit Botenmeistern besetzte Stationen, u. a. in Schorndorf, Gmünd und Heuchlingen im Leintal. Die von Stuttgart aus nach diesen Stationen bestimmten Briefe und Sachen wurden an die dortigen Boten zur Bestellung abgegeben. Namentlich der Heuchlinger Bote scheint einen großen Bestellbezirk gehabt zu haben, wie seine Abrechnung mit dem Stuttgarter Botenmeister vom Jahr 1584 ergibt. Die Stelle soll damals bedeutender gewesen sein als Schw. Gmünd. Der Bote erhielt, nebst Sommer- u. Winterkleidung, 20 Gulden, 6 Malter Korn u. 12 Scheffel Haber. Ein interessanter Vermerk hierzu: "Zur Abstellung von Saumseligkeiten ind der Beförderung der herzogl. Briefschaften, die dem Heuchlinger Boten zur Last fielen, ihn der Graf v. Rechberg einige Tage (1583) einsperren ließ" Das Postwappen war der Reichsadler. So waren die meisten Gasthäuser "zum Adler" zugleich Poststationen - so auch unser "Adler". Im EG befanden sich die Stallungen, Lager und die Poststelle und im oberen Stock die Gast - und Beherbergungsräume.
Vermerk zur Baugeschichte: der Adler, wie wir ihn heute kennen, ist erst 1768 entstanden - möglicherweise mit Einbau der Grundmauern des Vorgängerbaus.
Diese Details finden sich im Pfarrarchiv Hchl., Krt. 37 - erforscht im Stadtarchiv Schw. Gmünd. (ehedem nur "Gmünd")

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Geschichte der Schenkstatt  und späteren Gaststätte „Adler“ Qu.: aus dem Heimatbüchlein: „Heuchlingen - alte und neue Zeit“ und Broschüre „750 Jahre Heuchlingen“

Die Geschichte zur erwähnten Schenkstatt liegt über einen langen Zeitraum - bis 1569 -  im Dunkeln.

1569 - Balthasar Benner. Im Saalbuch Heuchlingen von 1569 hat ein Balthasar Benner bei seinem Erbgut und Wirtschaft  3 Viertel Kraut und Grasgarten beim Haus, 11 Tagwerk Wiesen, 9 Jauchert  Äcker im ersten Feld, 8 Jauchert im anderen Feld, 8 ½ Jauchert im 3. Feld (1 Jauchert ~ 1,7 Tagwerk =  v. Land zu Land versch.) endlich zwei Stück Holz, das eine im Mederholz, das andere auf dem Rain. (Holz, in der Bedeutung von 1 Stück Wald)

1602 besitzt *Hans Benner, von 1591-1633 ellwangischer Schultheiß zu Heuchlingen, mit Fischrechten in der Lein, das Gut und die Wirtschaft.  "Er ist dem Probst zu Ellwangen mit aller hohen und niederen Obrigkeit einig und allein zugehörig, soll die zu recht empfangene Schenkstatt in gutem wesentlichen Bau und Ehren halten und jedes Jahr zu Martini seine Abgaben zu der Herrschaft Ellwangen sicheren Händen getreulich entrichten,  nämlich 2 Gulden, 46 Kreuzer Herrngült. Aus dem Wasser an der Lein, das zu dieser Herberg und Wirtschaft  gehörig, am Badsteg anfängt und bis an das Hag an dem Rank oberhalb des Sandsteins hinabgeht und vom Wirt zum Fischfang jederzeit benützt werden darf, 3 Gulden, 30 Kreuzer, je 8 Viertel, 1 Imi Dinkel und Hafer sauberer Frucht nach Gmünder Meß. Von der Wirtschaft gibt er, solange er sie hat und Wein schenkt, von jedem Eimer (60 – 90 lt. je n. Land versch.) 15 Kreuzer Umgeld, gleichviel, ob der Wein nieder oder hoch geschenkt wird"

Hierzu ein Eintrag im Staatsarchiv Ludwigsburg - Urk. N. 6:

Johann Christoph, Koadjutor (Bischof) und Administrator zu Ellwangen, verleiht am 12.12.1602 dem Schultheiß Hans Benner zu Heuchlingen die dortige Wirtschaft zu seinem Erblehen. *Hans Benner ist 1533 geboren und vermutlich der Bruder des Balthasar Benner. 1602, zum Zeitpunkt des Eintrags, ist Hans Benner schon 69 J. alt.


-- Mit Hans Benner läuft die Ära Benner auf der Schenkstatt aus. Andere Namen folgen --

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Wanner

Von ~ 1635 bis um 1707 werden nun ein Anton Wanner und danach dessen Sohn Hans, gest. 1700,   gefolgt v. dessen Bruder Friedrich als „Wirt auf der Erbschenke“ aufgeführt. Nach den Einträgen im Pfarrurbarium übten diese Wanner jeweils auch das Amt des „Heiligenpflegers“ aus.

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Klein

~1710 bis ~ 1755 Balthasar Klein.  Auf Wanner folgt von 1707 bis ca. 1755 Johann Balthasar Klein, „Wirt auf der Erbschenke“.  Im Pf. Urbarium v. 1827 ist hier vermerkt:
"Vorher war auf dieser Erbschenke Anton Wanner, und als Nachfolger dessen Söhne
Hopes (= Wirt) in Heuchlingen“

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Kieninger

1755 übernimmt Michael Kieninger das Anwesen von seinem Vorgänger.
Hans Michael Kieninger, Bürger u. Wirt in Heuchlingen, heiratet 1749 die Katharina Klein, eine Tochter des oben genannten Johann Balthasar Klein.
Im Pfarr-Urbarium v. 1827 ist Hans Michael Kieninger für 1755 als Wirt auf der Erbschenke vermerkt.


1788 Melchior Kieninger.  1788 heiratet dessen Sohn Melchior Kieninger, Bürger und Wirt, und übernimmt wohl die Gastwirtschaft. Tragik: Am 7. August 804 verunglückte Melchior Kieninger auf dem Heimritt von Leinroden am Fußweg beim Laubacher Wald. Dort fiel er (vermutlich) vom Pferd. Am andern Tage fand man ihn in tot in einem Graben, das Pferd stand in der Nähe. Es hatte sich mit dem Zügel im Gestrüpp veheddert und konnte nicht mehr weiter. --- Alte Überlieferungen (Wissen) im Ort sprechen dabei von mysteriösen Umständen. M. Kieninger war angeblich ein lebensfroher Mensch, der gerne Unterhaltung suchte.
(Diesen Vorfall schildert Melchior Ohnewald im seinen Aufschrieben über besondere Geschehniss im Dorf. Der Bericht ist unter Abschn. k- Wechselthemen, Abschn. "Wissenswertes" im origin. Wortlaut aufgelistet)

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Ein Blick zurück: die meisten Anwesen in Hchl. - und nicht nur hier, hatten sich über Lehensgenerationen hinweg hoch verschuldet - die zahlreichen Unterpfandbücher zeugen davon. Nach der Säkularisation setzten Bestrebungen ein, das grundherrliche Lehenswesen aufzuheben und die einzelnen Bauern- Lehen allmählich in freien Besitz zu überführen- allodifizieren. Nun forderten die Gläubiger:  Pflegschaften, Stiftungen und private Kapitalgeber rigoros ihr Geld ein. So könnte in der Folgezeit auch das Adleranwesen  in eine wirtschaftliche Schieflage gekommen sein.

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Zerschlagung des Adler- Gesamtanwesen


Nach dem Verkaufsprotokoll v. 29. Nov. 1812 u. 1. Apr. 1813 verkauft die Adlerwirt- Kieningersche Gantmasse  das Anwesen an Johannes Benkelmann , Bürgermeister von Hohenstadt für 5430 Gulden.


Am
12. Apr. 1813 verkauft Benkelmann das Anwesen weiter an den Josef Fuchs, Braumeister zu Leinzell für 5430 + 250 fl. -  in der Sa. von 5680 Gulden.

Nach dem  Haischbuch von 1813, in welchem alle Fälligkeiten  und Abgaben festgestellt  wurden, betrug der Güterbestand noch 3 ½ Tagwerk Wiesen und 12 Morgen Äcker. Dabei ist vermerkt, dass das  Lehen zertrümmert worden sei.

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