Vom „Dirrenbauer“ zum „Schuhfrieder“- Haus 90 an der Hauptstraße -
Geb. Nr. nach d. Urkarte 1830 - 1912 

Adresse heute: Raiba Rosenstein e.G.
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Die frühe Baugeschichte des Hauses liegt im Dunkeln.
Der Hausstandort selbst liegt an der Hauptachse Nord - Süd, mitten im Kerndorf. Das vorherrschende Umfeld war dabei günstig für die Anlage eines größeren Lehenanwesen.
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Geschichte der Hausnamen - "Dirrenbauer" - "Dittenbauer" - "Dittenmathes"

Pf. Zeyer nennt einen Dirrenbauer, genannt nach einem Dürrich um 1700 aus Neubronn kommend. Dann den Dittenbauer den er hier dem Haus 90 zuordnet und einen Dittenmathes. Hier gibt es den Einwand: Johannes Dürrich heiratet 1738 von Neubronn auf den Mederhof. Der Name Dürrich läuft dort aus - Joh. Dürrich bringt den Namen "Dürrich" also nicht auf das Haus hier.
Die wirklichen Verhältnisse:
< Johann Stegmaier, der "Dirrenbauer alt" bewohnt hier dieses Haus Nr. Nr. 90. Möglich ist, dass der Name "Dirren...." Bezug nimmt auf die Körperform eines der Hofbetreiber.
< Joseph Kohn, der "Dittenbauer", ist eindeutig auf dem Haus 42 an der Alten Mögglinger  Straße ansässig.
< Ein  Anton Eßwein mit dem Zusatz – "Dittenmathes",
findet sich auf dem Haus 20 in der Küfergasse (Kappelknöpfle).

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<< Aus Dirrenbauer hier im Hs. 90 wird Schuhfrieder.
<<<< Aus Dittenbauer
im Hs. 42 wird Dirrenbauer.
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Johann Stegmaier wird in diversen Pfarr- Registern als "Dirrenbauer alt" vermerkt. Er, und danach dessen Sohn Josef Stegmaier, "Dirrenbauer jung", sind die Lehenbesitzer auf dem hier beschriebenen Haus Nr. 90 an der Ortsstraße. 1821 heiratet ein Anton Vogt die Witwe aus der 2. Ehe des Josef Stegmaier. Nach Anton Vort erwirbt Johannes Sorg das Anwesen. Er ist der letzter "Dirrenbauer" - Namensträger hier auf dem Haus 90.
Sorg gibt 1852 das Anwesen Hs. 90 ab und erwirbt das
„Dittenbauer- Anwesen" Haus Nr. 42 an der Mögglingerstraße u. bringt den Hausnamen „Dirrenbauer" auf das Haus Nr. 42.


1854
erwirbt die Witwe Seibold - v. Hs. 69 kommend, das ehemalige "Dirrenbauer- Anwesen" Haus 90. Seibold tragen den Hausnamen "Schuhfrieder". Nach ihrem Aufzug erlischt der Name "Dirrenbauer". Der Hausname "Schuhfrieder" nimmt Einzug
, genannt nach dem Schuhmacher Friedrich (Frieder) Seibold, Schuhmacher im Haus 69 auf dem Kirchberg. --------- Der Name "Schuhfrieder existiert bis heute.

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Gebäude- und Bewohnerbeschreibungen

Nach den Einträgen im 1760 angelegten Steuerbuch werden  für das Haus Nr. 90  erstmals  namentlich Bewohner zugeordnet. Die Beschreibung des Hauses deutet auf eine größere  Bauernselde für einen ganzen Bauern  hin. Die Beschreibung:
Josef Stegmaier  besitzt  ein  Fall- Lehen  
1824 verwandelt (in ein frei-eigenes Gut) 
darein gehört:
1 Haus u. Stadel unter 1 Dach Nr. 90, Steueranschlag ......................... 60 fl.

3/4 Tagwerk Garten an 2 Stck. ….............………..... 22 fl.
10 Tagwerk  Wiesen  angeschlagen mit ..............................  88 fl. 45x
16 1/2 Morgen Acker  im III. Geländ mit ...................... 100 fl.  **
(f.d. 1. U. 2. Geländ können das 1 bis 2 fache hinzugeschlagen werden)
für Vieh und  Fahrnis werden 130  u. 10 fl.  angeschlagen.  Sa...........140 fl.

Summe zu versteuern .................................................. 360 fl.
Randvermerk: Anton Vogt (o.Dat.) - 1840 Johannes Sorg u. Ehefrau Marianna, geb. Weber.
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** Bei der Dreifelderwirtschaft handelt es sich um die Bewirtschaftung von Ackerfläche in einem dreijährigen Wechsel. Dabei wird ein Drittel der Ackerfläche mit Sommergetreide, Hafer, Gerste u.a. bestellt und ein weiteres Drittel mit Wintergetreide, Roggen, Dinkel, Weizen, während das letzte Drittel brachliegt und in der Regel als Viehweide genutzt wird. Die Brache wechselt jedes Jahr, wodurch eine ausreichende Schonung des Bodens gewährleistet wird.

Fortführende Gebäudebeschreibung nach den Register Einträgen

1827:
Ein 2 stockigtes Wohnhaus samt Scheuer unter einem Dach und 1 Waschhaus.

1873:
Wohnhaus u. Scheuer, Wagenhütte, Hofraum,   Wasch - u. Backhaus.

1907:
Wohn - u. Ökonomie- Gebäude v. Stein  Riegel,   gezäunt u. getäfert mit Ziegeldach, Hofraite. 1 Wasch - u. Backhaus v. Stein u. Riegel,  beide Giebel getäfert, mit Ziegeldach. Gelasse:  3 Ställe,  1 Tenne, 1 Heuviertel, 1 Wagenhausanbau mit Pultdach. 1 Backofen,1 Waschkessel, 1 gewölbter Keller. Ökonomieanbau v. Stein - u. Riegelwerk m. Ziegeldach, 1 Feldscheuer, 1 Wagenremise.
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Bewohnerchronologie nach den Bucheinträgen.
1762 heiratet Johann Stegmaier, "Dirrenbauer alt"
im Fm. Reg. "Dirrenbauer jung)
Dessen Eltern sind der Kaspar Stegmaier v. Bettringen. Dieser heiratet 1722 die Magareth Güntner von Hchl. Gut möglich ist hier, dass diese "Güntner" zuvor das Anwesen im Lehen hatten.
1802 oo Josef Stegmaier, "Dirrenbauer jung", * 1765, + 1820, oo in I. Ehe die Katharina Hegele, und 1818 in II. Ehe eine Ottilia Betz, * 1775, + 1852. 1820 lässt Josef Stegmaier das Anwesen für die Ablösesumme von 136 fl. in ein frei eigenes Gut verwandeln.
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1821 - 1839: Anton Vogt von Göggingen, *1791, + 1849 heiratet 1821 Ottilia Stegmaier, geb. Betz, die Witwe des Josef Stegmaier. Im Aug. 1839 verkauft Anton Vogt seine Liegen-schaften an Johannes Sorg, ledig u. vollj. vom Kohlhöfle und Marianna Weber von De-wangen gemeinschaftlich: ein 2 stock. Wohnhaus mit Scheuer unter 1 Dach, 1 Wasch- u. Backhaus, zusam-men mit ca. 32 Morgen Land, für die Summe von 2500 fl. und beziehen: 12 Stck. Rindvieh, sämtliche Bauerngerätschaften, sämtliches Futter usw. Bedingungen: der Käufer hat den unentgeltlichen Ausgeding und diverse Wohnungs- u. Nutzungsrechte für die Eheleute Vogt zu verabreichen. Im Juli 1842 haben die Käufer sodann unentgeltlich zu beziehen ........
siehe hierzu eine Kurzfassung.
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1839 - 1852: Johann Sorg, ledig,
vom *"Kohlhöfle - auch Giggerle" genannt, * 1807, +1856, oo 1842 Maria Anna Weber aus Dewangen, * 1819, + 1878. * Kohl, ein jüngerer Hof in einer "im Kohle" genannten Feldgegend.
(s. O/A Beschreibung.)
Im Nov. 1852 tauscht
Johann Sorg an Simon Herrmann Güterhändler von Oberdorf sein Anwesen Haus Nr. 90 an der Ortsstraße, zusammen - man beachte - mit ca. 3 Morgen Land, gegen das ebenfalls von Simon Herrmann erworbene "Dittenbauer"- Anwesen, Haus 42, auf dem Hohengartenberg. Sorg zahlt dem Simon Herrmann ein Aufgeld von 570 Gulden. Man beachte hier: Sorg nimmt einen großen Teil der Grundstücke mit auf sein neu erworbenes Anwesen.
------------ >>>>>>> weiter bei Haus 42 u. wieder zurück zu Hs. 90 hier Jan. 1853 <<<
Im Jan. 1853 verkauft
Simon Herrmann an den Schäfer Johannes Gruber v. Röttingen das Anwesen Haus 90 zusammen mit ca. 1 3/4 Mrg. Land, für die Summe von 1300 fl.
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Im Febr. 1854 verkauft der ledige Schäfer Johannes Gruber v. Röttingen an Bernhard Seibolds, Schuhmachers Witwe das 2 stock. Wohnhs. mit Scheuer unt. 1 Dach, 1 Wasch- u. Backhaus und Hofraum Nr. 90 an der Bruckgasse, zusammen mit ca. 1 1/2 Morgen Garten und Wiesen für die Summe von 960 fl.

1854 - 1863: Bernhard Seibold, Schuhmachers Witwe - ergänzend siehe a. b. Haus 69
Im Nov. 1863 verkauft Bernhard Seibolds Witwe an ihren ledigen Sohn Johannes Seibold: ein 2 stock Haus mit Scheuer, 1 Wagenhaus, 1 Wasch- u. Backhaus und Hofraum , zusammen mit ~ 2/8 Mrg. Garten b. Haus, u. ca. 17 1/2 Mrg. Wiesen u. Acker in 21 Stck., für die Summe von 3.460 fl. In den Kauf gegeben werden 9 St. Rindvieh, 3 Hennen, sämtl. Heu, Öhmd und Stroh, sowie alle Bauerngerätschaften, außer 1 Haue, 1 Schneier und 1 Holzbeil.
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1863 - 1896: Johann Seibold, Bürger und Bauer, * 1833, + 1893, oo 1865 Marianna Bäurle, To. des "Mertisbauer", * 1840, + 1908. Aus der Ehe kommen 7 Kinder: u. a Bernhard, * 1866, +1888 beim Militärdienst in Ulm, und die Tochter Marie Theres, * 1872. Im Sept. 1896 verkauft die Witwe Maria Anna Seibold, geb. Beierle, an ihre Tochter Maria, geb. Seibold, und ihren Ehemann Josef Wöller - v. Hs. 42 -"Dürenbauer", das Hausanwesen wie oben beschrieben, nebst ca. 45 Ar Garten und ca. 29,5 Mrg. Acker u. Wiesen in 27 Prz., zusammen für die Summe von 13.000 Mark. In den Kauf gehen 4 Kühe f. zs. 1130 M., 2 Paar Stiere f. je 750 u. 400 Mark, 3 Kalbeln u. 1 Rind f. zs. 430 M., 3 Schweine f. 160 M., 13 Hühner f. 18 M., u. 2 Gänse f. 7 Mark.
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1896 - 1934: Josef Wöller, *1862, + 1937, oo 1896 die Marie Theres Seibold, * 1872, + 1948, Tochter des Johannes u. Marianna Seibold..
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1934 - 1960 / 70er- Jahre: Bernhard Wöller, * 1902, oo 1934 die Paula Waibel.
Paula ist die Tochter des Ludwig Waibel aus dem "Haidenbauer - Anwesen" in Hlzl.
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1971 geben Wöller das Hofanwesen in Hchl. auf und erbauen in Hlzl. auf dem ehemaligen Haidenbauer- Hofanwesen neue und moderne Wirtschaftsgebäude und ein neues Wohnhaus.

Im Nov. 1971 ziehen Wöller in das neue Haus ein.
An Silvester 1971 wird dann auch das Vieh und alle restlichen Gerätschaften von Hchl. nach Hozleuten umquartiert. Nur die Mutter Paula Wöller wohnt danach noch einige Jahre im alten Wöllerhaus in Hchl., bis sie dann bei der Familie ihres Sohnes in Hlzl. einzieht.

Ende der 1980er- Jahre werden die Gebäude des alten "Schuhfriederanwesen" abge-brochen. (aus d. Jahr 1885 ist das Anwesen auf einer Luftaufnahme noch zu sehen. Qu. RAIBA- H. Butscher)
--------------- Der Name Schuhfrieder in Heuchlingen ist Geschichte -----------


1990 erwirbt die Raiffeisenbank Heuchlingen Horn das Areal des alten Wölleranwesen.
1991 /92
lässt sie auf dem Anwesen ein neues Bankgebäude erstellen.
Am Sa. den 22. Mai 1993 lädt die Raiffeisenbank ihre Mitglieder und die Bevölkerung zum Tag der offenen Tür ein und stellt die neue RAIBA vor. (Nachbemerkt: 1990 feierte die "Raiba Hchl. - Horn" ihr 100 jähriges Bestehen (1890 - 1990).

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Detaillierte Familien - Legenden

"Dirrenbauer" - Stegmaier - Vogt - Sorg - Legenden

Kaspar Stegmaier von Bettringen, oo am 2.11.1722 die Margarete Günthner von Hchl.
Aus der Ehe kommen 5 Kinder. Der Sohn:

Johann Stegmaier, im Fam. Reg. als "Dirrenbauer alt" bezeichnet, geb. 16.8.1731, + 29.3. 1796, oo 11.1.1762 die Maria Bihlmaier v. Hlzl., *1.5.1730, + 6.4.1796. || 11 Kinder. Die Tochter Veronika, * 1774, + 1856, oo 1803 Johann Michael Mangold auf dem Hs. 57 (Krone), *1773, + 1832 || Johannes, * 1776, oo 1814 n. Horn ||  Anton, * 1782, + 1858, oo 1815 auf das Haus 44 || heute das Hs. Bauer || Josef, * 1765, bleibt hier a. d. Anwesen.

Josef Stegmaier, Bürger u. Bauer, "Dirrenbauer jung", geb. 21.8.1765, + 27.10.1820, oo 9.11.1802 Katharina Hegele, * 27.9.1774, + 30.5.1818 und in II. Ehe am 3.8.1818 eine Ottilia Betz, * 12.2.1775, + 2.9.1852.

Anton Vogt, v. Göggingen, * 23.5.1791, + 2.9.1849, oo am 4.9.1821 die Witwe Ottilia Stegmaier, geb. Betz. Aus den Ehen v. Josef Stegmaier u. Vogt sind keine Kinder vermerkt.

Johannes Sorg, Bürger u. Bauer, "Dirrenbauer",* 21.10.1807, gest. 12.7.1856, oo a. 10.5. 1842 Maria Anna Weber aus Dewangen, geb. 21.11.1819, + 22.1.1878. Aus der Ehe kommt ein Mädchen, *+1851. || Joh. Sorg kommt vom "Kohlhöfle, auch Giggerle" - so in der O/A - Beschr. v. 1854 –

Zusammenhänge: Die 2. Frau des Josef Stegmaier war eine geb. Betz, wie auch die Mutter des Johannes Sorg. Die Mutter der M. Anna Weber, Ehefrau des Joh. Sorg, war wiederum eine geb. Betz. Anton Vatter, der spätere Dürrenbauer auf Haus 42, oo die Witwe Sorg. Man beachte hier die Bedeutung der Familien - Netzwerke beim Erwerb einer Wohnstatt zur Familiengründung.
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 "Schuhfrieder" - Legende

Friedrich Seibold, geb. 1751, trägt in den Fam. Reg. den Beinamen Schuhfrieder".

Die Seibold betrieben - über Generationen hinweg, im Haus 69 auf dem Kirchberg das Schuhmacherhandwerk. So auch Bernhard, der Sohn von Friedrich. Die Witwe dieses Bernhards erscheint dann 1854 zusammen mit ihrem Sohn Johann erstmals als Besitzer hier im Haus 90. Sie bringen den Hausnamen "Schuhfrieder" mit auf das neue Anwesen.

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Bernhard Seibold, Bürger und Schuster, * 6.7.1788, + 30.4.1847, oo 21.9.1830. Theresia Sachsenmaier, * 14.3.1806, + 4.12.1877. 4 Kinder: u. a. Johann; * 1833. Theresia ist die Tochter des Michael Saxenmaier, "Schneidersbauer".

Johann Seibold, Bürger und Bauer, * 3.10.1833, + 31.10.1893, ist um 1872 hier auf Hs. 90 erwähnt. Er oo 13.6.1865 Marianna Bäurle, * 13.10.1840, + 12.3.1908. Marianna ist eine Tochter des Bernhard Bäuerle, Mertisbauer. Aus der Ehe kommen 7 Kinder: u. a Bernhard, * 23.4. 1866, er stirbt 1888 beim Militärdienst in Ulm. 1 Tochter geht ins Kloster, Marie Theres, * 1872, heiratet den Josef Wöller.

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Kat. Lageplan 1877/78

 

 

 

 

 


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Wöller- "Schuhfrieder"– Legende

1. Josef Wöller, * 17.7.1862, + 26.3.1937, oo 10.8.1896 die Marie Theres Seibold, * 9. 12. 1872, + 27.6.1948. | 5 Kinder: u.a.

Bernhard Wöller, *1902, +1980, oo 1934 Paula Waibel, geb.1911, gest.1998. Paula ist die Tochter des Ludwig Waibel aus dem "Haidenbauer - Anwesen" in Hlzl.
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Legenden zu nachstehendem Bild
Haus 90: das Wölleranwesen um 1960, mit dem im Jahr 1952 angebauten Wirtschaftsteil. (linkerhand) ||

Haus 92.2: Scheuer und Stallung des H. Bundschu. (Friseur) ||
Haus 87: das alte Kaufhaus Mezger.
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Haus 58: Wohnhaus "Kolbadone"-Ilg.
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Haus 99: Haus "Sandschmied" - Schuster.


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