--Krämerhandel unter Josef Ohnewald
1837 bis 1849 ---
- Großhandelsplatz im Vollsortiment in
Heuchlingen? -
----------------------------
Josef Ohnewald,
1781 - 1856 kommt um 1812 (auch im Zuge der Kriegswirren der napoleonischen
Kriege) von seinem Theologie - und Musikstudium wieder in sein Heimatdorf
Heuchlingen zurück und übernimmt um 1814 das Krämergeschäft
von seinem Vater Melchior Ohnewald, 1752 - 1815.
Dabei
war er mit 3 fl. u. 48 kr. Gewerbesteuerabgaben höher veranschlagt,
als z.B. der Adlerwirt f. seinen Wirtschaftsbetriebe (ohne Brauerei,
Branntwein u. Brennerei).
Der
Eintrag im Gewerbekataster der
Gemeinde v. 1827 lautete:
"Eisen - Specerei - und Ehlenwaren - Händler".
(Eisen, Gewürze, Öle, Fette, Kurzwaren, Stoffe, Ballen- u. Meterware,
Schuster - u. Zimmerererbedarf, Apothekerwaren,
usw.)
Etwas zurückgeblättert -näheres
siehe a. Link im Sammelblatt "Wurzeln"
Das Krämergeschäft und der Krämerhandel des in Heuchlingen
sesshaft gewordenen Nikolaus Ohnewald nahm
an Umfang und Ausbreitung schnell zu. So belieferte bereits Josef
Ohnewald, dessen Sohn, den Schuhaus-Neubau in Schechingen im größeren
Stil. So zum Beispiel mit Eisenwaren aus der Eisenhütte in Abtsgmünd,
wie Nägel, Stifte, sowie Barren zur Weiterbearbeitung durch den Dorfschmied
für Bauteile, wie Klammern, Spannschrauben, Bändern u. dgl.
Für den Transport waren zahlreiche Fuhrleute aus Schechingen
selbst und wahrscheinlich auch aus Heuchlingen angeheuert. Zahlen
über nicht geringe Ausgaben für Verköstigungen oder
Getränke zeugen davon.
Der Geschäftsbetrieb führte
nun weiter über Melchior Ohnewald, dem Enkel des Nikolaus Ohnewald
und schließlich zu dessen Urenkel Josef
Ohnewald, unserem bekannten Gemeindepfleger, Bürgermeister
und Kirchenkomponisten in Heuchlingen.
..
Großer und umfassender Krämerhandel - im fast Vollsortiment -
unter Josef Ohnewald .
Der Geschäftsumfang
des Krämerhandels unter der Führung von Josef Ohnewald zeigt sich
hervorragend bei der Sichtung eines Waren- Lieferbuches für die Jahre
1837 bis 1849, das Josef Ohnewald angelegt hatte. In den Bucheinträgen
finden sich Lieferanten aus dem ganzen württembergischen Raum, von
Stuttgart über Heilbronn, Hall, Nürnberg, Ellwangen, Aalen,
**Gmünd (s.unt. Besonderheiten.), Matzenbach, Deufstetten,
Unterkochen, Ulm u. mehr.
Die
gelieferten Waren – in oft nicht
kleinen Mengen- deckten das ganze Spektrum an erdenklichen Waren ab,
das heißt, von Wollsachen wie Strümpfe, Mützen, Kappen,
Handschuhe, Näh - und Stricknadeln, Stoffe, Garne, Bijuterie - und
Galanteriewaren,Öle und Fette, Wachse, Farben, Süßwaren, Rauchwaren,
Salz und Pfeffer u.a. Nahrungsmittel, Zubehör für Instrumente.
Schulbedarf: Tafeln, Griffel, Bleistifte, Löffel, Schießpulver
und Zündhütchen, Schnüre, Seile, verschiedene Bretter-
und Bodennägel, Schusterhanf, a u. a. mehr, wurden bei Josef
Ohnewald auf dem Kirchberg angeliefert.
..
Nicht angeliefert wurden Geräte für den allgemeinen
Haushalt oder den landwirtschaftlichen Alltag, wie Töpfe, Küchengeräte,
Geschirr, Arbeitsgeräte und Werkzeuge usw. Dies war wohl eher
Angelegenheit für die örtlichen Handwerker, wie Schmiede,
Wagner, Schreiner, Korbmacher, Töpfer u.a. oder auch der fahrenden
Händler, Pfannenflicker und Kupferschmiede, Scherenschleifer
u.dgl. mehr oderüber Angebote auf den früher zahlreichen
Märkten in der Umgebung.
...
Verborgen
bleibt dem Verfasser bei Alledem: wie erfolgte die Komunikation bei
diesen Handelsgeschäften? angefangen von den umfangreichen Bestellungen,
Warenabruf, Zahlungsverkehr, Organisation des Transortwesen u.u.u.
Wurde dies Alles über die zahlreichen Warenträger, Botengänger,
Postreiter/ Postwagen (Turn u. Taxis) usw. abgewickelt?
..
Für
den Transport der Waren, zumindest aus der näheren Umgebung,
wird Josef Ohnewald dann vorwiegend einheimische Träger angeheuert
haben. (Die Waren wurden zu Fuß und auf dem Rücken,
dem Kopf oder der Schulter getragen - in Heuchlingen gab
es Boten, Schmalz - und Kornträger. Die Kirchenwäsche
wurden z.B nach Gmünd getragen, Kerzen, Hostien u.a. auf den
Rückweg mit genommen)
So
zeigt auch das Warenbuch, dass die Waren aus **Gmünd, Aalen
und auch Ellwangen nicht selten durch Träger herangeschafft und
dafür Trägerlohn bezahlt wurde. Warenlieferungen aus weiter
entfernten Städten erfolgten offensichtlich durch die turnusmäßigen
"Postlinien" - Postreiter/
Postwagen (Turn u. Taxis).
Posthalte- und Anlieferungsort war dabei häufig Mögglingen
Verborgen
bleibt dem Verfasser auch hier
..
Belieferung
der Kundschaft des Josef Ohnewald: Nicht erschlossen ist dem Verfasser
, wie J. Ohnewald seine zahlreichen Kunden wie: Krämer, private
Kunden oder auch Märkte in der näheren und weiteteren Umgebung
im Welland, Lein - und Kochertal oder Frickenhofer Höhe, bediente.
Fuhr Ohnewald - wie andere "Ein-Mann Handelshäuser"
auch, mit mit einem Planwagen und Pferd zu seinen Kunden? Darüber
findet sich noch kein Hinweis.
..
**Besonderheiten:
Gmünd war eine der wichtigsten Bezugsquelle im Handel von Josef
von Ohnewald. 30 Lieferanten - Häuser sind allein aus
Gmünd vermerkt, ca. 17 - 19 aus Aalen, 9 Händler aus Heilbronn
und Lieferanten aus weiteren Orten. Aus
Gmünd vertrieben in einem Zeitraum von ca. 40 Jahren (1775-1818)
ca. 44 Kauf - und Handelshäuse ihre Waren auf Messen und Dulten
in der bedeutenden Handelsstadt Frankfurt/Main.
...
... .... ... ...
Die Auswertung
der Daten im besagten Warenbuch zeigt für die erfassten, lfd. 12 Jahre:
1837 bis 1848 (49) folgende Situation:
Ca. 99 verschiedene Lieferanten
lieferten aus ca. 40 Orten durchschnittl. 188 Anlieferungen im Jahr
Waren im Wert von durchschnittlich 3484 Gulden pro Jahr.
Auswertungen:
Anzahl der Anlieferung; Anzahl der Lieferorte und Anzahl der Lieferanten
v. 1837 - 1848 = 12 Jahre |
Anzahl
der Anlieferungen in 1837- 1848 |
2254
Anlieferg. : 12 Jahre |
188
Anlieferg. / Jahr |
Anzahl
der Anlieferer-Orte in 1837 - 1849 |
~
40 Lieferorte |
|
Anzahl
der Lieferanten in 1837 - 1849 : 12 |
~
95 - 99 Lieferanten
i. J. |
davon
aus Aalen ca. 17- u.
Gmünd ~ 30 Lieferanten. |
durchschn.
Warenwert 1837 - 1848 |
Sa.
~41806 fl.:12 Jahre |
~
3484 Gulden / Jahr |
Einige Vergleichswert
hierzu: eine Kuh hatte den Wert von etwa 40 - 60 Gulden. Ein Taglöhner
verdiente etwa 1/3 Gulden, also 20 Kreuzer am Tag.
Noch ein Vergleich: Im Febr. 1840 verkauft Melchior Trettner seinen
2/3 Hausteil mit allen Liegenschaften an Johannes Kolb für 1081
fl. -es handelt sich hier um das Hs. 32 "Lauchbauer"------
siehe hier auch den Link zu dem Warenbuch –
Auszug aus d. Jahr 1837 - an anderer Stelle
Die Warenmenge und der Warenwert lassen zweifellos darauf schließen, dass Josef
Ohnewald nun selber wiederum als Großhändler im Fast-Vollsortiment
das gesamte Lein- u. Kochertal, die Frickenhofer-Höhe und das Welland
abgedeckt hat.
.............................
Wissenswertes: Das aufgeführte Waren- Lieferbuch wurde
der hiesigen Gemeinde im Internet
/ E – By angeboten und von der Gemeinde dann auch gekauft.
Das Buch bietet hervorragende Einblicke in die gesamte Warenwelt der
ersten Hälfte des 19, Jh. Die aufgeführten Waren können oft nicht
eindeutig identifiziert werden, da viele dieser Waren schon lange
nicht mehr gehandelt werden.
Dies gilt ebenso für die in
jener Zeit verwendeten Mengen oder Volumenmaße, wie Brief, Lot, Unce, Pfund, Faß, Imri und noch viele andere (nicht
deutbare) Zeichen und mehr.
Die Sichtung und Auswertung
all der aufgeführten Daten wäre eine Fundgrube für jeden interessierten und kompetenten
Historiker oder Forscher.
…………….
Dieses
genannte Waren- Lieferbuch ist im Gemeindearchiv in Heuchlingen eingelagert:
Historisches Buch – in Karton 141. N
3 LIT. C--- Haupt-Buch über Spezerei und Ellenwaren-Einkauf des Krämers
J. Ohnewald
(Josef Ohnewald) – angefangen im Monat Dezember 1836 bis Mai 1849
- -- kostet gebunden 2 fl /84 X
zurück
zur Ausgangsseite
|