Auswanderungen im 19. - u. 20. Jh -- auch aus unserer Gemeinde Heuchlingen.
----------------------------------- eine Gegenüberstellung ------------------------------ 

Extreme wirtschaftliche Not - Mangel an Grund und Boden, Mangel an Arbeit und wohl auch angeregt durch Werbekampangen, Mund zu Mund-Propaganda, beflügelte auch im Raum der "Ostalb" bei vielen Betroffenen den Wunsch und den Entschluss  die Heimat zu verlassen und sein Glück in der fremden Welt zu suchen. Dieser Wunsch wurde, besonders in der ersten Hälfte des 19.Jh., dann auch von den Heimatgemeinden tatkräftig unterstütz. Warum? die Gemeinden  ächzten  unter der Last der Versorgung ihrer Dorfarmen und waren für jeden Esser den sie weniger hatten froh. Ausreisewillige wurden daher tatkräftig unterstützt. Zum Teil wurden Sie neu eingekleidet und mit Reisegeld versorgt. Das Königreich Württemberg stellte hierfür im Jahr 1849 dann auch 50.000 Gulden zur Verfügung. (Diese Aktion wurde um 1866 wieder eingestellt) Eine bittere Pille aber mussten die Ausreisewilligen schlucken: Sie mussten urkundlich auf ihre Staats - und Bürgerrechte und  auf jegliche Art von bürgerlichen Verbands verzichten und sich verbindlich erklären gegen den württb. Regenten und Staat nicht zu dienen, auch für alle von seinem Wegzug zu erwachsenden Ansprüche v. d. württb. Behörden Recht zu geben ....usw.

Quelle: „Die Ansiedlg. der Jenischen im ehemaligen Pfannenstiel“ v. Eberhard Looser.

Eine Gegenüberstellung zu dem Nachfolgebericht "Auswanderungen aus Fachsenfeld-Pfannenstiel" - mit 160 Auswanderungen bildete Fachsenfeld einen Auswanderugs-Schwerpunkt in der Ostalbregion.

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Auch in Heuchlingen lebte im 19. Jh. ein großer Teil der Bevölkerung in sehr ärmlichen Verhältnissen. Die Gemeinde konnte der Armut zeitweise nicht mehr gerecht werden und wurde -wenn auch nur für kurze Zeit- unter staatliche Vormundschaft gestellt. Ähnlich wie in Nachbarorten verdienten auch in Heuchlingen nicht wenige Familienväter ihren Unterhalt als Boten, Räftträger, Weber, Beindreher, Pfeifenmacher, Wannenmacher, Stoff- Garn - und Fruchthändler, Jäger, Hirten und Schäfer, oder als Maurer, Wagner, Schuster und Schneider auf der Stör, oder als Tagelöhner bei Bauern im Ort und in der Umgebung, ihren Lebensunterhalt.

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1854 sind in Hchl. 218 Haushalte
(auch Einzelhaushalte) notiert. 115 Haushalte vermeldeten keinerlei Vermögen, was ~ 53 % der Haushalte in Hchl. entsprach.  In vielen Fällen ist dabei vermerkt: hat 6 Kinder, bringt sich mühsam durch. Oder ist vergantet und lebt von öffentlicher Unterstützung u.a.

1854, schon kurz nach dem die Anwesen in privates Eigentum überging, konnten 36 - 38 Fam. oder Haushalte ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen- waren zahlungsunfähig. Diese Not zieht sich dann auch, wie ein roter Faden, durch die Protokolle des Kirchenkonvents der Pfarrkirche Heuchlingen – siehe separ. Link in Navigation 4-b

Trotz all dieser, auch in Heuchlingen aufgezeigten Not,  lassen sich die Auswanderungen aus unserer Gemeinde nicht annähernd mit der Zahl derer in Fachsenfeld-Pfannenstiel vergleichen.

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Familien in unserer Gemeinde, aus denen Söhne und Töchter  im 19. – und 20.  Jahrhundert ausgewandert sind.

Legenden:
Johann Hägele, „Amselbauer“ auf dem Haus 98 Hs. (spät. Hs. Munzawägner“), * 1786, heiratet 1811 Rosina Stäb, geb. 1792. Aus der Ehe kommen 12 Kinder. Kurz nach der Geburt des letzten Kindes starben 1840 hintereinander beide Elternteile. 8 der Kinder heirateten später nach Abtsgmünd, Bronnen, Schechingen und *Onatsfeld, *deren Nachkomme heiratet dann nach Holzleuten. 2 Söhne blieben in Heuchlingen: Josef, der "Lauchseff", geb. 1815, oo auf Haus 33 - "Lauchbauer“ und Patriz, Wagner, der "Schäfkasper", geb. 1817 heiratet auf das Haus 73 am Kirchberg. 2 ihrer Söhne:

Franz Josef, geb. 1829 und Bernhard Hägele, geb. 1826  wandern gemeinsam nach Amerika aus. Ergänzende Daten zu den beiden Auswanderern liegen derzeit nicht vor.

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*Anton Klaus, Schmied u. Beisaß, * 13.1.1803, gest. a. 25.1.1854 in St. Louis, oo a. 7.7.1830 Maria Crescentia Hegele, geb. a. 21.9.1796. ( M. Cresc. ist eine To. des Wannenhändlers Josef Hegele in Hchl. aus dem Haus 11 auf dem Schlossberg) *Reg. Vermerk: die ganze Familie ist, mit Vorbehalt des Württembergischen Staats-Bürgerechtes, jetzt in Amerika (~1853) (Am 25.1.1854 stirbt Anton Klaus dort in St. Louis)

Wissenswertes: Anton Klaus erbaut um 1846/47 das Haus Nr. 103 - es ist das spätere alte Rathaus von Heuchlingen.

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Patriz Hägele, Wagner, der "Schäfkasper", geb. 1817 heiratet 1843 im Haus 73 am Kirchberg die Theresia Rieck, geb. 1825. Aus der Ehe kommen 14 Kinder. Die Tochter Theresia, geb.1844 heiratet hier auf dem Haus den Anton Sorg v. Hlzl., geb. 1844. Anna, geb. 1861, oo 1893 auf dem Brackwang den Frz. Josef Wagenblast.

5 ihrer Kinder wandern nach Amerika aus (bed. noch d. Prüfg.):

Genovefa, geb. 1854, wandert 1873 aus. 1874 heiratet sie in Cicago den Franz Geiger aus dem Haus "Nullenmichel". Dieser wanderte bereits 1869  ebenfalls nach Amerika aus.

Patriz, der Bruder, geb. 1849, geht 1889 nach Amerika.

Helena, geb. 1855 und Bernhard, geb. 1860, folgen nach - Näheres über diese beiden ist derzeit nicht erschlosssen. Noch offen ist auch, ob und wann ein weiterer Bruder, nähmlich Johann Baptist, gb. 1851 nach Amerika auswanderte.

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Geiger Michael, der "Nullenmichl", * 1809, oo 1835 in Hchl. die Veronika Rieck. Aus der Ehe kommen 6 Kinder. Das 3. Kind:

Franz Geiger, geb. am 3.4.1842 wandert 1869 nach Amerika aus - im Febr. 1869 wird Frz. Geiger von der Wttb. Regierung der Reisepass ausgestellt. Im Nov. 1874 heiratet er in Chicago, Cook County Illinois die 1873 ebenfalls ausgewanderte Genofeva Hägele aus dem Haus "Amselbauer". S. ob. Mit Earl Russel Geiger, *1904, + 1996 in Cook County, Illionis, dem Enkel v. Franz Geiger, läuft die männliche Geiger-Linie dann vermutlichh aus. Im Jan. 2013 bittet ein David Oliver ..... bei der Kirchengemeinde Hchl. um Daten über die Vorfahren seines Urgroßvaters Franz Geiger, also des oben genannten Auswanderes.

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Waibel Michael auf dem Haus Nr.84, gb. 1798, heiratet 1836 in 2. Ehe Marianna Beirle, gb.1804  Aus dieser Ehe kommen 5 Kinder. Anton, * 1845, bleibt auf dem Haus. Der Bruder:

Josef Waibel, geb.14.12.1842, wandert am 29. Apr. 1972 nach Amerika aus. Er blieb verschollen und wure 1901 amtlich für tot erklärt. (a. Rathausakten) Wissenswertes hierzu: Johann Maier - ein Großonkel v. Hermann Stegmaier Sen. +, der ebenfalls nach Amerika auswanderte, schreibt 1871 seinen Eltern über seine Nachforschungen nach dem verschollenen Josef. Er schreibt: .... Josef ist mit seinem ganzen Gespann samt Hab und Gut in das *große Wasser gefallen.  Josef konnte gerettet werden. ( Anm.: *vermutlich i.d. Hafenbecken. Vielleicht haben b. d. Verladung die Pferde gescheut und sind ausgebrochen). Der Brief liegt noch bei H. Stegmaier  vor. Ob nun Josef  Waibel mit einem kpl. Pferdegespann mit Wagen und Hab und Gut ausgewandert ist - was eher auszuschließen ist, oder er sich dieses Gespann vor Ort besorgte, ist nicht bekannt. Josef Waibel hat sich auch nach diesem Vorfall nie zu Hause gemeldet. Er blieb verschollen. Die briefliche Nachricht wurde der Waibel Familie erst nach dem Tod der Mutter von Josef überbracht.

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Markus Maier auf dem Haus Nr. 76 u. 85, geb. 1813, heir. 1843 die Viktoria Stadelmaier. Aus der Ehe kommen 9 Kinder. Angemerkt: Josepha als 9. Kind, gb. 1859, heiratet in Horn den Stegmaier Josef. (1891 zieht sie mit ihrer Fam. in das elterliche Hs. Nr. 85 in Hchl) Der erstgeborene Sohn des Markus Maier und der Viktoria:

Johannes Maier, geb. am 6.8.1844, wandert ...?.....…. nach Amerika aus. Nähere Daten sind derzeit noch nicht erschlossen.

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Klingenmaier Johann, Bäcker im Haus 55 in der Vortstatt, geb. 1804, heiratet 1832 in 1. Ehe die Kreszentia Kuhn u. 1845 in 2. Ehe Rosina Seibold. Aus den Ehen kommen 9 und 6 Kinder. Davon wandern 3 Kinder aus erster Ehe  nach Amerika - Cikago- aus  und zwar:

Johannes, geb. 13.7.1838,  Franziska, geb.13.7.1836 und Melchior, geb. 8.1.1840. Nähere Daten sind derzeit noch nicht erschlossen.

Hintergründe: im Dez. 1854 verkauft die Gantmasse des Johann Klingenmaier, Bäcker v. hier, an die Oberamtsleihkasse Aalen………

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Klingenmaier Vitus, Metzger und Wirt, geb. 1879, heiratet1905 Philomena Groß v. Schechingen. Aus d. Ehe kommen 5 Kinder. Xaver Klingenmaier, geb.1911, oo 1946 die Klara Schmid v. Kohlhöfle und übernimmt das Anwesen. Der als dritter-geborene Sohn:
Hermann Klingenmaier, geb. 1909, wandert nach Amerika aus und gründet dort eine Familie. Mit den Nachkommen des Hermann Klingenmaier in den USA bestehen noch nähere Beziehungen nach Hchl.

Über diese Auswanderung schickte uns Archivar Jan Ruben Haller im Nov. 22 nähere Daten - s. nachsteh.

Hermann Klingenmaier wurde am 14. September 1909 in Heulingen geboren und wanderte 1928 nach Amerika aus. Die Abreise mit dem Dampfer Albert Ballin war am 24. August 1928 ab Hamburg. Die Ankunft in New York war am 3. September 1928. Er arbeitet als "butcher". Er war mit Ehepartner Frances Caroline geb. Shlagel verheiratet und starb am 21. März 1997, sein letzter Wohnort war York, York County, Pennsylvania, USA und wurde auf dem Holy Saviour Cemetery in Manchester Township, York County, Pennsylvania, USA begraben.
Foto:Original/Repro/Archivierung: Unbekannt Jan Ruben Haller, Amtsgasse 1, 73566 Bartholomä, 16. November 2022

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Fischer Johann Grg., Bauer auf dem Riedhof, geb. 1800, oo 1823 M. Anna Fischer v. Riedhof. Aus der Ehe kommen 14 Kinder. Das als 5. Geborene Kind:

Fischer Johannes Georg, geb. am 11.11.1828, verlässt am 8.5.1867 den Riedhof und geht zu Verwandten nach Spraitbach, um von dort aus  am Fr. den 10.5.1867 nach Australien auszuwandern. Nach dem Abzug von Johann Georg aus Spraitbach verliert sich dessen Spur. Auch intensive Nachforschungen brachten keine Klärung. 1899 wird Johann Grg. Fischer für tot erklärt. 

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Weber Rudolf, Bauer auf dem Brackwamg, Haus 2, geb. 1855, heiratet in 3. Ehe Theres Holz v. Mädle.
Im Fm. Reg. ist dann vermerkt: "Hat seine Frau verlassen und ist mit einer ledig gewesten Weibsperson nach Amerika entwichen.
Die Frau am 8. Okt. nach U. Böbingen übergeben". Angaben über das Jahr der Abgänge von Rudolf und dessen Ehefrau sind leider nicht vermerkt. R.Weber kommt aus Doßingen, Gd. Ohmenheim.

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Sachsenmaier Josef, der“ Kellerseff“ auf dem Haus 49, geb.1852, heiratet 1887 Marianna Röhrle. Aus der Ehe kommen 8 Kinder. Josef, * 1898 erhält das Hausanwesen, zieht aber dann um 1928 nach Amerika. Dessen Bruder Wilhelm, geb. 1901 heiratet 1928 und übernimmt das Haus – und  erwirbt dieses endgültig um 1952.

Josef Sachsenmaier, geb. 1898, wandert .......... nach Amerika aus. In Greenville Ohio in Amerika heiratet er eine Frau aus Freising. Die Ehe bleibt  ohne Kinder. Später wandert der Sohn des Nikolaus Sachsenmaier (ein Halbbruder des Josefs) in die Staaten aus und kann in Greenville das Anwesen seines Onkels Josef übernehmen.

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Ohnewald Vitus Bernhard, auf dem Haus 104 am Bergle, geb. 1851, heir. 1881 M. Creszentia Kuhn. Aus der Ehe kommen 8 Kinder. Der 2. geb. Sohn:

Alfons Ohnewald, geb. 1883, dient als Soldat in „Deutsch-Südwest-Afrika“. Er verbleibt nach Ende seiner Dienstzeit in „Deutsch-Südwest-Afrika“. Hier verliert sich, nach kurzen Lebenszeichen, dessen Spur.

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Alois Knöddler, Haidenbauer in Hlzl., *1808, oo 1837 M. Theresia Klotzbücher v. Mönhof. Aus der Ehe kommen 10 Kinder. Johannes, * 1841 wird Hofnachfolger. Der als 7. Kind geborene:
Wilhelm Knödler, * 25.9.1845, oo a.21.2.1876 in Mögglingen die Maria Sorg von Holzleuten. Aus der Ehe kommen 3 Kinder, welche alle kurz nach d. Geburt sterben.
Wilhelm Knödler wandert am 29.3.1880 nach Amerika aus und stirbt dort am 12.9.1881.
Das Schicksal der Ehefrau / Mutter - ob mit ausgewandert oder vorher verstorben, ist derzeit offen.

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Balthas Barthle, Schreiner, * 1853, heir. 1885 Josefa Fauser. Aus der Ehe kommen 10 Kinder.

Franz, * 1890, Schreiner, bleibt auf dem Haus, das 10. Kind:

Eugen Barthle, geb. am 20.1.1902, wandert in jungen Jahren (< 20 J.) nach Nun Guarapuva, Parana / Brasilien aus. Kontakte zu Eugen Barthle in Brasilien existierten angeblich nur wenige Jahre und rissen dann ab. (Qu. M. Wetzel)

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Bemerkenswertes betreffs der Auswanderer aus Heuchlingen. Im Frühj. 1954 startete der Landesverkehrsverband Wttb. eine Anfrage and alle Gemeinden um genaue Anschriften von Ausgewanderten aus Familien der Gemeinden. Dieses Anliegen wurde dann an die infrage kommenden Familien weitergeleitet. Unter dem Stichwort " Wiedersehen mit Deutschland" wollte man ausgewanderte Personen und Familien zu einem Besuch in der Bundesrepublik einladen und die Einladung,  zusammen mit Prospekten und Unterlagen über erleichterte Reisemöglichkeiten bei einem Deutschlandbesuch,  jedem Einzelnen zukommen zu lassen. Diese Anfrage stieß in den betroffenen Familie in Heuchlingen dann allerdings auf nur wenig Interesse. Einzig die Familie Sachsenmaier und Barthle stellte entsprechende Daten bereit.

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Resümee: Zählen wir alle erfolgreichen – und weniger erfolgreichen Auswanderfälle zusammen, so kommen wir auf eine Personenzahl von ~ 20 – aus 14 Familien - dies entspricht einem guten Zehntel der Auswandererzahl in Fachsenfeld - Pfannenstiel – siehe nachsteh. Abhandlung. 

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Auswanderer aus dem Pfannenstiel und Fachsenfeld und Heuchlingen – eine Gegenüberstellung.  Qu. „Die Ansiedlg. der Jenischen im ehemaligen Pfannenstiel“ v. Eberhard Looser.

Pfannenstiel und Fachsenfeld

Trotz den Versuchen, durch Vergabe von Güterteilen in Himmlingen die Menschen bodenständig zu machen, versuchten viele Menschen aus der Gemeinde auszuwandern. In Fachsenfeld war dies im 19. Jh. über Jahrzehnte hinweg vorherrschendes Thema. Beginnend mit den Hungerjahren 1816/17 hegten dann bereits 40 und mehr Bürger den Wunsch nach Polen auszuwandern (hat sich dann aber zerschlagen). Nach der Finanzierung von Auswanderungen durch das Königreich Württemberg, erfolgten dann mehrere Auswanderungswellen bis 1885. Dabei haben in diesem Zeitraum Jahren dann mindestens *160 Personen ihre Heimat Fachsenfeld verlassen.

Da die für Fachsenfeld zur Verfügung stehenden Mittel sich auf 1200 Gulden  beschränkten, wählte die Gemeinde aus der großen Anzahl der Ausreisewilligen diejenigen aus, deren Ansiedlung in einer neuen Heimat vorzügliche wären (dabei wohl auch die  schwierigeren und unbequemen Personen) Von der Staatsunterstützung wurde Kleidung beschafft und die Reisekosten bezahlt. Die Reise ging dann nach Aalen, von dort nach Süßen, weiter mit der Eisenbahn nach Heilbronn und von dort mit dem Dampfschiff zu den Seehäfen Bremerhaven, Antwerpen, oder Rotterdam. Die Zielhäfen waren New York und Baltimore.

Fragt man nach den Schicksal der Ausgereisten in ihrer neuen Umgebung, so fehlen dazu weitgehend die Quellen. Nur von einem Nachkommen einer 7 köpfigen Familien lässt sich eine Geschichte dokumentieren.

 

Bemerkenswertes angehängt: Im Verlauf dieser Ausreisewelle hatten sich in Aalen dann auch schon mehrere Reiseagenturen gegründet, die über Zeitungsanzeigen und gedruckte Werbeblätter ihre Dienste anboten. Ein solches Büro unterhielt auch der Kaufmann Gottlob Leonhard Krieg, Stadtpfleger in Aalen. im gelang es mit der Gemeindverwaltg Fachsenfeld ins Geschäft zu kommen. Als manche Auswanderungswilligen der Mut zur Wanderung verließ, so riet der Agent Krieg dem dortigen Bürgermeister, energischer mit den Wankelmütigen umzugehen und auf die Abmachungen zu bestehen ... ja das Geschäft.

 

*Die Gemeinde Fachsenfeld zählte Mitte des 19. Jh. etwa 500 Einwohner. Damit verzeichnete die Gemeinde mit 160 ausgewanderten Personen die höchste Auswanderungsziffern im Raum Aalen.

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Geschichte der Auswanderungen in Deutschland im 18. und  19. Jahrhundert

Wenn interessiert, weiterlesen. (Auszüge aus Internet-Beiträgen)

 

Der extreme Winter von 1783/1784 auf der nördlichen Hemisphäre war Resultat einer natürlichen Klimaschwankung und gilt als einer der härtesten überhaupt in Mitteleuropa, war aber auch in Nordamerika und Asien ungewöhnlich. Ihm folgten extreme Überschwemmungen im Februar und März 1784 in Mitteleuropa, die als eine der größten Naturkatastrophen der frühen Neuzeit in dieser Region angesehen werden. Die Ursache dafür wird in besonders schwefelreichen oder besonders heftigen und aschereichen vulkanischen Eruptionen gesehen, die sich in Island ereigneten.

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts emigrierten viele Menschen aus den deutschen Staaten nach Osten: nach Ungarn, Rumänien und Russland, auch ermutigt durch Landesherren. In manchen Ansiedlungsgebieten blieben die Sprache und Kultur des Heimatlandes jahrhundertelang erhalten, da die Siedlungen nach außen weitgehend isoliert waren und insbesondere Heiratsver-bindungen mit Einwohnern des aufnehmenden Landes fast ausgeschlossen waren. Die Auswanderer  entwickelten dabei eine bedeutende Wirtschaftskraft.

Im 19. Jahrhundert erreichte die Auswanderung im deutschsprachigen Raum einen Höhepunkt.
1816/1817 bei dem Ausbruch des Vulkans Tambora in Indonesien im Jahr 1815, einem der stärksten bekannten Vulkanausbrüche überhaupt, wurde so viel Asche in die Atmosphäre geschleudert, dass es auf der nördlichen Halbkugel zu extrem nassen, kalten Sommern kam und die Ernte zweier Jahre ausfiel -
Die Zeit zwischen 1810 und 1820 entwickelte sich weltweit als kältestes Jahrzehnt der letzten 500 Jahre - ein vulkanischer Winter.

Die Bevölkerung verarmte und hungerte. Dabei kam es zu einer großen Emigrationsbewegung. In Südwestdeutschland schifften sich viele Menschen auf der Donau ein und siedelten in Südrussland (Bessarabien, in der Gegend um Odessa und um Tiflis im Kaukasus). Ein kleinerer Teil der Emigranten suchte in den Vereinigten Staaten eine neue Heimat.

Massenemigration

1845 -–1865  kam es zu einer weiteren zunehmenden Verelendung großer Bevölkerungsteile und eine anhaltende Wirtschaftskrise lösten eine Massenemigration – die größte des 19. Jahrhunderts, aus; nun zogen die Auswandererströme fast ausnahmslos in die Vereinigten Staaten. Dort wurden weite Landstriche erschlossen und besiedelt, indem man die ansässigen Indianer bekämpfte und vertrieb oder ausrottete. Einen zusätzlichen Anreiz zur Auswanderung bildeten die Nachrichten von Goldfunden in Kalifornien 1848, die einen Goldrausch  regelrechten Goldrausch auslösten.

Zu der wirtschaftlich motivierten Auswanderung kam um 1848 auch eine politische, die ihren Höhepunkt nach der gescheiterten Märzrevolution fand.

Als Teil der gleichen Auswanderungswelle wanderten auch tausende Deutsche in die australischen Kolonien aus. Ihre Zahl wird auf etwa 70.000 bis 80.000 – bis zum Ersten Weltkrieg – geschätzt.[5] Die Deutschen prägten die Geschichte des Kontinentes nachhaltig.

1880er Jahre. Nach 1880 kam es noch einmal zu einer Auswanderungswelle in die Vereinigten Staaten, die jedoch nicht mehr die Stärke der anderen Auswanderungsbewegungen erreichte. Die Auswanderung über Bremen erfolgte jetzt größtenteils von Bremerhaven aus. Dort wurde seit 1850 ein Auswandererhaus betrieben, damit die Emigration mit Schiffen erfolgen konnte, die mehr Tiefgang hatten.

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Reisedarlehen

Diejenigen, die sich für das Abwandern entschieden, mussten eine teure und anstrengende Überfahrt auf sich nehmen. Grade die Bevölkerung aus Baden, der Pfalz und Württemberg wanderten aus, da sie aufgrund der geographischen Lage den Wasserweg nutzen konnten. Da man im 19. Jahrhundert nur mit dem Schiff nach Übersee kam, bedeutete dies für die Auswanderer, dass sie den Rhein hochfuhren zu einem deutschen Hafen, um dann endlich ein Schiff nach Amerika nehmen zu können. Die Überquerung des Atlantiks dauerte mehrere Monate und stellte eine enorme physische und psychische Belastung dar. Krankheiten an Bord waren die Regel, viele erreichten nie ihr Ziel.

Während der Seefahrt aber entstehet ein jammervolles Elend, Gestank, Dampf, Grauen, Erbrechen, mancherlei Seekrankheiten, Fieber, Ruhr, […] Mundfäule, und dergleichen, auch von dem sehr wüsten und schlimmen Wasser herrühret, wodurch viele elendiglich verderben und sterben“ Dennoch wagten viele die Ausreise. Wer genug Geld hatte, z.B. aus dem Verkauf seines Besitzes, konnte sich die Überfahrt selber finanzieren. Manche hatten bereits ausgewanderte Verwandte, die den Daheimgebliebenen Geld schickten für die Überfahrt. Doch der Großteil der Auswanderer hatte nicht diese Möglichkeiten, daher wurde im 17. Jahrhundert das Redemptioner-System erfunden. In der Neuen Welt wurden dringend einfache Arbeiter gesucht, daher gab es Reederer, die als Mittelsmänner für amerikanische Farmer oder Firmen Arbeitskräfte unter den Ausreisewilligen anwarben.[7] Von amerikanischer Seite wurden die Reisekosten gedeckt, als eine Art Darlehen, die der Auswanderer dann abarbeitete. In der Regel war innerhalb von vier Jahren seine Schuld getilgt.[8] Was zunächst zwielichtig klingt, stellte sich als lukratives Geschäft für beide Seiten heraus. Günther schätzt, dass bis zur Abschaffung dieses Systems im Jahr 1890 50 bis 70% der deutschen Auswanderer auf diese Art als Schuldknechte in die Staaten gelangten.[9] Da die Überfahrt für damalige Verhältnisse kaum erschwinglich war, war dies oftmals die einzige Möglichkeit die Kosten der Reise zu decken, da allein schon die Anreise zu den Häfen vier bis sechs Wochen dauerte und das Vermögen der Ausreisenden aufzehrte.[10] Wer also kein oder wenig Geld hatte, hatte dennoch die Möglichkeit nach Amerika auszuwandern.

Erfindung und Ausbau der Eisenbahn

Ähnlich positiv sah es bei den Transportmöglichkeiten im Inland aus. Im 19.Jahrhundert wurde der Personen- und Gütertransport durch die Erfindung und den Ausbau der Eisenbahn revolutioniert. Waren breite Teile der Bevölkerung ein Jahrhundert zuvor noch auf Kutschen und Flussfähren angewiesen, konnte man nun mit der Eisenbahn bequem und sicher zum Ausreisehafen reisen und wenn man dann in Amerika angekommen war, ging es mit der Eisenbahn weiter ins Landesinnere.[11] Die Überquerung des Atlantiks wurde weniger gefährlich, als Mitte des 19. Jahrhunderts die Dampfschifffahrt erfunden wurde.[12]