Auswanderungen
im 19. - u. 20. Jh -- auch aus unserer Gemeinde Heuchlingen. Quelle: „Die
Ansiedlg. der Jenischen im ehemaligen
Pfannenstiel“ v. Eberhard Looser Eine
Gegenüberstellung zu dem Nachfolgebericht "Auswanderungen aus
Fachsenfeld-Pfannenstiel" - mit 160 Auswanderungen bildete Fachsenfeld einen Auswanderugs-Schwerpunkt
in der Ostalbregion. .............. Auch
in Heuchlingen lebte im 19. Jh. ein großer Teil der Bevölkerung
in sehr ärmlichen Verhältnissen. Die Gemeinde konnte der Armut zeitweise
nicht mehr gerecht werden und wurde -wenn auch nur für kurze Zeit-
unter staatliche Vormundschaft gestellt. Ähnlich wie in Nachbarorten
verdienten auch in Heuchlingen nicht wenige Familienväter ihren Unterhalt
als Boten, Räftträger, Weber, Beindreher, Pfeifenmacher, Wannenmacher,
Stoff- Garn - und Fruchthändler, Jäger, Hirten und Schäfer, oder als
Maurer, Wagner, Schuster und Schneider auf der Stör, oder als Tagelöhner
bei Bauern im Ort und in der Umgebung, ihren Lebensunterhalt.
1854, schon kurz nach dem die Anwesen in privates Eigentum überging, konnten 36 - 38 Fam. oder Haushalte ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen- waren zahlungsunfähig. Diese Not zieht sich dann auch, wie ein roter Faden, durch die Protokolle des Kirchenkonvents der Pfarrkirche Heuchlingen – siehe separ. Link in Navigation 4-b Trotz all dieser, auch in Heuchlingen
aufgezeigten Not,
lassen sich die Auswanderungen aus unserer Gemeinde nicht annähernd
mit der Zahl derer in Fachsenfeld-Pfannenstiel
vergleichen.
Legenden: Franz Josef, geb. 1829 und Bernhard Hägele, geb. 1826
wandern gemeinsam nach Amerika aus. Ergänzende Daten zu den
beiden Auswanderern liegen derzeit nicht vor. …….. ............... Patriz Hägele, Wagner, der "Schäfkasper", geb.
1817 heiratet 1843 im Haus 73 am Kirchberg die Theresia Rieck, geb. 1825. Aus
der Ehe kommen 14 Kinder. Die Tochter Theresia, geb.1844 heiratet hier auf
dem Haus den Anton Sorg v. Hlzl., geb. 1844. Anna, geb. 1861, oo
1893 auf dem Brackwang den Frz. Josef Wagenblast. 5 ihrer Kinder wandern nach Amerika aus (bed.
noch d. Prüfg.): Genovefa, geb. 1854, wandert 1873 aus. 1874 heiratet sie
in Cicago den Franz Geiger aus dem Haus "Nullenmichel". Dieser wanderte bereits 1869 ebenfalls nach Amerika aus. Patriz, der Bruder, geb. 1849, geht 1889 nach Amerika. Helena, geb. 1855 und Bernhard, geb. 1860, folgen nach - Näheres über
diese beiden ist derzeit nicht erschlosssen. Noch
offen ist auch, ob und wann ein weiterer Bruder, nähmlich
Johann Baptist, gb. 1851 nach Amerika
auswanderte. ……… Geiger
Michael, der
"Nullenmichl", * 1809, oo 1835 in Hchl. die Veronika
Rieck. Aus der Ehe kommen 6 Kinder. Das 3. Kind: Franz Geiger, geb. am 3.4.1842 wandert 1869 nach Amerika aus
- im Febr. 1869 wird Frz. Geiger
von der Wttb. Regierung der Reisepass
ausgestellt. Im Nov. 1874 heiratet er in Chicago, Cook County
Illinois die 1873 ebenfalls ausgewanderte Genofeva Hägele aus dem
Haus "Amselbauer". S. ob. Mit Earl Russel Geiger, *1904,
+ 1996 in Cook County, Illionis, dem Enkel v. Franz Geiger, läuft
die männliche Geiger-Linie dann vermutlichh
aus. Im Jan. 2013 bittet ein David Oliver .....
bei der Kirchengemeinde Hchl. um Daten über die Vorfahren seines Urgroßvaters
Franz Geiger, also des oben genannten Auswanderes. ......... Waibel Michael
auf
dem Haus Nr.84, gb. 1798, heiratet 1836
in 2. Ehe Marianna Beirle, gb.1804 Aus dieser Ehe kommen 5 Kinder. Anton, * 1845,
bleibt auf dem Haus. Josef Waibel, geb.14.12.1842,
wandert am 29. Apr. 1972 nach
Amerika aus. Er blieb verschollen und wure 1901 amtlich für tot
erklärt. (a. Rathausakten) Wissenswertes
hierzu: Johann Maier - ein Großonkel v. Hermann Stegmaier
Sen. +, der ebenfalls nach Amerika auswanderte, schreibt 1871 seinen
Eltern über seine Nachforschungen nach dem verschollenen Josef. Er schreibt: .... Josef ist mit
seinem ganzen Gespann samt Hab und Gut in das *große Wasser gefallen. Josef konnte gerettet werden. ( Anm.: *vermutlich
i.d. Hafenbecken. Vielleicht haben b. d.
Verladung die Pferde gescheut und sind ausgebrochen). Der Brief
liegt noch bei H. Stegmaier vor.
Ob nun Josef Waibel mit einem
kpl. Pferdegespann mit Wagen und Hab und Gut ausgewandert
ist - was eher auszuschließen ist, oder er sich dieses Gespann vor
Ort besorgte, ist nicht bekannt. Josef
Waibel hat sich auch nach diesem Vorfall nie zu Hause gemeldet.
Er blieb verschollen. Die briefliche Nachricht wurde der Waibel Familie
erst nach dem Tod der Mutter von Josef überbracht. …….. Markus Maier auf dem Haus Nr. 76 u. 85, geb. 1813, heir. 1843 die Viktoria Stadelmaier.
Aus der Ehe kommen 9 Kinder. Angemerkt: Josepha als 9. Kind, gb.
1859, heiratet in Horn den Stegmaier Josef. (1891 zieht sie mit ihrer
Fam. in das elterliche Hs. Nr. 85 in Hchl)
Der erstgeborene Sohn des Markus Maier und der Viktoria: Johannes Maier,
geb. am 6.8.1844, wandert ...?.....….
nach Amerika aus. Nähere Daten sind derzeit noch nicht erschlossen. ……………….. Klingenmaier Johann, Bäcker im Haus 55 in der Vortstatt, geb. 1804, heiratet 1832 in 1. Ehe die Kreszentia Kuhn u. 1845 in 2. Ehe Rosina Seibold. Aus den Ehen kommen 9 und 6 Kinder. Davon wandern 3 Kinder aus erster Ehe nach Amerika - Cikago- aus und zwar: Johannes, geb. 13.7.1838, Franziska,
geb.13.7.1836 und Melchior,
geb. 8.1.1840. Nähere Daten sind derzeit noch nicht erschlossen. Hintergründe:
im
Dez. 1854 verkauft die Gantmasse des Johann
Klingenmaier, Bäcker v. hier, an die Oberamtsleihkasse Aalen……… …………………. Klingenmaier
Vitus, Metzger und Wirt,
geb. 1879, heiratet1905 Philomena Groß v. Schechingen. Aus d. Ehe
kommen 5 Kinder. Xaver Klingenmaier, geb.1911, oo
1946 die Klara Schmid v. Kohlhöfle und übernimmt das Anwesen. Der
als dritter-geborene Sohn: Über
diese Auswanderung schickte uns Archivar Jan Ruben Haller
………… Fischer Johann
Grg., Bauer auf dem Riedhof,
geb. 1800, oo 1823 M. Anna Fischer v. Riedhof.
Aus der Ehe kommen 14 Kinder. Das als 5. Geborene
Kind: Fischer Johannes
Georg, geb. am 11.11.1828,
verlässt am 8.5.1867 den Riedhof und geht
zu Verwandten nach Spraitbach, um von dort
aus am Fr. den 10.5.1867 nach Australien auszuwandern. Nach dem Abzug von Johann Georg aus Spraitbach verliert sich dessen Spur. Auch intensive Nachforschungen
brachten keine Klärung. 1899 wird Johann Grg.
Fischer für tot erklärt. …………………….. Weber Rudolf, Bauer auf dem Brackwamg, Haus
2, geb. 1855, heiratet in 3. Ehe Theres Holz v. Mädle.
…………………… Sachsenmaier
Josef, der“ Kellerseff“
auf dem Haus 49, geb.1852, heiratet 1887 Marianna Röhrle.
Aus der Ehe kommen 8 Kinder. Josef, * 1898 erhält
das Hausanwesen, zieht aber dann um 1928 nach Amerika. Dessen
Bruder Wilhelm, geb. 1901 heiratet 1928 und übernimmt das Haus – und
erwirbt dieses endgültig um 1952. Josef Sachsenmaier,
geb. 1898, wandert ..........
nach Amerika aus. In Greenville Ohio in Amerika heiratet er
eine Frau aus Freising. Die Ehe bleibt
ohne Kinder. Später wandert der Sohn des Nikolaus Sachsenmaier
(ein Halbbruder des Josefs) in die Staaten aus und kann in Greenville
das Anwesen seines Onkels Josef übernehmen. …… Ohnewald Vitus
Bernhard, auf dem Haus 104
am Bergle, geb. 1851, heir.
1881 M. Creszentia Kuhn. Aus der Ehe kommen
8 Kinder. Der 2. geb. Sohn: Alfons Ohnewald,
geb. 1883, dient als Soldat in „Deutsch-Südwest-Afrika“. Er
verbleibt nach Ende seiner Dienstzeit in „Deutsch-Südwest-Afrika“.
Hier verliert sich, nach kurzen Lebenszeichen, dessen Spur. …… Alois Knöddler, Haidenbauer in Hlzl., *1808, oo 1837
M. Theresia Klotzbücher v. Mönhof. Aus der Ehe kommen 10 Kinder. Johannes,
* 1841 wird Hofnachfolger. Der als 7. Kind geborene: .......... Balthas Barthle, Schreiner,
* 1853, heir. 1885 Josefa Fauser. Aus der
Ehe kommen 10 Kinder. Franz, * 1890, Schreiner, bleibt auf dem Haus, das 10. Kind: Eugen Barthle, geb. am 20.1.1902,
wandert in jungen Jahren (< 20 J.) nach Nun
Guarapuva, Parana / Brasilien
aus. Kontakte zu Eugen Barthle
in Brasilien existierten angeblich nur wenige Jahre und rissen dann
ab. (Qu. M. Wetzel) .. Bemerkenswertes betreffs der Auswanderer aus Heuchlingen.
Im Frühj. 1954 startete der Landesverkehrsverband Wttb. eine Anfrage
and alle Gemeinden um genaue Anschriften von Ausgewanderten aus Familien
der Gemeinden. Dieses Anliegen wurde dann an die infrage kommenden
Familien weitergeleitet. Unter dem Stichwort " Wiedersehen mit
Deutschland" wollte man ausgewanderte Personen und Familien zu
einem Besuch in der Bundesrepublik einladen und die Einladung, zusammen
mit Prospekten und Unterlagen über erleichterte Reisemöglichkeiten
bei einem Deutschlandbesuch, jedem Einzelnen zukommen zu lassen. Diese Anfrage
stieß in den betroffenen Familie in Heuchlingen
dann allerdings auf nur wenig Interesse. Einzig die Familie Sachsenmaier
und Barthle stellte entsprechende Daten bereit. …………….. Resümee:
Zählen wir alle erfolgreichen – und weniger erfolgreichen Auswanderfälle
zusammen, so kommen wir auf eine Personenzahl von ~ 20 – aus 14 Familien
- dies entspricht einem guten Zehntel der Auswandererzahl
in Fachsenfeld - Pfannenstiel – siehe
nachsteh. Abhandlung. ……………………………………… Auswanderer
aus dem Pfannenstiel und Fachsenfeld – und Heuchlingen – eine Gegenüberstellung. Qu. „Die Ansiedlg. der Jenischen im
ehemaligen Pfannenstiel“ v. Eberhard Looser Pfannenstiel und Fachsenfeld Trotz den Versuchen, durch Vergabe von Güterteilen in Himmlingen die Menschen bodenständig zu machen,
versuchten viele Menschen aus der Gemeinde auszuwandern. In Fachsenfeld war dies im 19. Jh. über Jahrzehnte hinweg
vorherrschendes Thema. Beginnend mit den Hungerjahren 1816/17 hegten dann
bereits 40 und mehr Bürger den Wunsch nach Polen auszuwandern (hat sich dann
aber zerschlagen). Nach der Finanzierung von Auswanderungen durch das
Königreich Württemberg, erfolgten dann mehrere Auswanderungswellen bis 1885.
Dabei haben in diesem Zeitraum Jahren dann mindestens *160 Personen ihre
Heimat Fachsenfeld verlassen. Da die für Fachsenfeld zur Verfügung stehenden Mittel sich auf 1200
Gulden beschränkten, wählte die
Gemeinde aus der großen Anzahl der Ausreisewilligen diejenigen aus, deren
Ansiedlung in einer neuen Heimat vorzügliche wären (dabei wohl auch die schwierigeren und unbequemen Personen) Von
der Staatsunterstützung wurde Kleidung beschafft und die Reisekosten bezahlt.
Die Reise ging dann nach Aalen, von dort nach Süßen, weiter mit der Eisenbahn
nach Heilbronn und von dort mit dem Dampfschiff zu den Seehäfen Bremerhaven,
Antwerpen, oder Rotterdam. Die Zielhäfen waren New York und Baltimore. Fragt man nach den Schicksal
der Ausgereisten in ihrer neuen Umgebung, so fehlen dazu weitgehend die
Quellen. Nur von einem Nachkommen einer 7 köpfigen Familien lässt sich eine
Geschichte dokumentieren. Bemerkenswertes angehängt: Im Verlauf dieser Ausreisewelle hatten sich in Aalen
dann auch schon mehrere Reiseagenturen gegründet, die über Zeitungsanzeigen
und gedruckte Werbeblätter ihre Dienste anboten. Ein solches Büro unterhielt
auch der Kaufmann Gottlob Leonhard Krieg, Stadtpfleger in Aalen. im gelang es
mit der Gemeindverwaltg Fachsenfeld
ins Geschäft zu kommen. Als manche Auswanderungswilligen der Mut zur
Wanderung verließ, so riet der Agent Krieg dem dortigen Bürgermeister,
energischer mit den Wankelmütigen umzugehen und auf die Abmachungen zu
bestehen ... ja das Geschäft. *Die Gemeinde Fachsenfeld zählte Mitte des 19. Jh. etwa 500 Einwohner.
Damit verzeichnete die Gemeinde mit 160 ausgewanderten Personen die höchste Auswanderungsziffern im Raum Aalen. ……………………..……………… Der extreme Winter von
1783/1784 auf
der nördlichen Hemisphäre war Resultat einer natürlichen Klimaschwankung und
gilt als einer der härtesten überhaupt in Mitteleuropa, war aber auch in
Nordamerika und Asien ungewöhnlich. Ihm folgten extreme Überschwemmungen im
Februar und März 1784 in Mitteleuropa, die als eine der größten
Naturkatastrophen der frühen Neuzeit in dieser Region angesehen werden. Die Ursache dafür wird in besonders
schwefelreichen oder besonders heftigen und aschereichen vulkanischen
Eruptionen gesehen, die sich in Island ereigneten. In der
zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts
emigrierten viele Menschen aus den deutschen Staaten nach Osten: nach Ungarn,
Rumänien und Russland, auch ermutigt durch Landesherren. In manchen
Ansiedlungsgebieten blieben die Sprache und Kultur des Heimatlandes
jahrhundertelang erhalten, da die Siedlungen nach außen weitgehend isoliert
waren und insbesondere Heiratsver-bindungen mit
Einwohnern des aufnehmenden Landes fast ausgeschlossen waren. Die
Auswanderer entwickelten dabei eine
bedeutende Wirtschaftskraft. Im 19.
Jahrhundert erreichte die
Auswanderung im deutschsprachigen Raum einen Höhepunkt. Die
Bevölkerung verarmte und
hungerte. Dabei kam es zu einer großen Emigrationsbewegung. In
Südwestdeutschland schifften sich viele Menschen auf der Donau ein und
siedelten in Südrussland (Bessarabien, in der
Gegend um Odessa und um Tiflis im Kaukasus). Ein kleinerer Teil der
Emigranten suchte in den Vereinigten Staaten eine neue Heimat. Massenemigration 1845 -–1865 kam es zu einer weiteren zunehmenden Verelendung großer
Bevölkerungsteile und eine anhaltende Wirtschaftskrise lösten eine Massenemigration
– die größte des 19. Jahrhunderts, aus; nun zogen die Auswandererströme fast
ausnahmslos in die Vereinigten Staaten. Dort wurden weite Landstriche
erschlossen und besiedelt, indem man die ansässigen Indianer bekämpfte und
vertrieb oder ausrottete. Einen zusätzlichen Anreiz zur Auswanderung bildeten
die Nachrichten von Goldfunden in Kalifornien 1848, die einen Goldrausch regelrechten Goldrausch auslösten. Zu der wirtschaftlich motivierten Auswanderung kam um 1848
auch eine politische, die ihren Höhepunkt nach der gescheiterten
Märzrevolution fand. Als Teil der gleichen Auswanderungswelle wanderten auch
tausende Deutsche in die australischen Kolonien aus. Ihre Zahl wird auf etwa
70.000 bis 80.000 – bis zum Ersten Weltkrieg – geschätzt.[5]
Die Deutschen prägten die Geschichte des Kontinentes nachhaltig. 1880er Jahre. Nach 1880 kam es noch einmal zu einer Auswanderungswelle in
die Vereinigten Staaten, die jedoch nicht mehr die Stärke der anderen
Auswanderungsbewegungen erreichte. Die Auswanderung über Bremen erfolgte
jetzt größtenteils von Bremerhaven aus. Dort wurde seit 1850 ein
Auswandererhaus betrieben, damit die Emigration mit Schiffen erfolgen konnte,
die mehr Tiefgang hatten. ……………… Reisedarlehen
Diejenigen, die sich für das Abwandern entschieden, mussten eine teure
und anstrengende Überfahrt auf sich nehmen. Grade die Bevölkerung aus Baden,
der Pfalz und Württemberg wanderten aus, da sie aufgrund der geographischen
Lage den Wasserweg nutzen konnten. Da man im 19. Jahrhundert nur mit dem
Schiff nach Übersee kam, bedeutete dies für die Auswanderer, dass sie den
Rhein hochfuhren zu einem deutschen Hafen, um dann endlich ein Schiff nach
Amerika nehmen zu können. Die Überquerung des Atlantiks dauerte mehrere
Monate und stellte eine enorme physische und psychische Belastung dar.
Krankheiten an Bord waren die Regel, viele erreichten nie ihr Ziel.
Während der Seefahrt aber entstehet ein jammervolles Elend, Gestank,
Dampf, Grauen, Erbrechen, mancherlei Seekrankheiten, Fieber, Ruhr, […]
Mundfäule, und dergleichen, auch von dem sehr wüsten und schlimmen Wasser
herrühret, wodurch viele elendiglich verderben und sterben“ Dennoch wagten viele die Ausreise. Wer genug Geld hatte, z.B. aus dem Verkauf seines Besitzes, konnte
sich die Überfahrt selber finanzieren. Manche hatten bereits ausgewanderte
Verwandte, die den Daheimgebliebenen Geld schickten für die Überfahrt. Doch
der Großteil der Auswanderer hatte nicht diese Möglichkeiten, daher wurde im
17. Jahrhundert das Redemptioner-System erfunden.
In der Neuen Welt wurden dringend einfache Arbeiter gesucht, daher gab es Reederer, die als Mittelsmänner für amerikanische Farmer
oder Firmen Arbeitskräfte unter den Ausreisewilligen anwarben.[7] Von amerikanischer Seite wurden
die Reisekosten gedeckt, als eine Art Darlehen, die der Auswanderer dann
abarbeitete. In der Regel war innerhalb von vier Jahren seine Schuld getilgt.[8] Was zunächst zwielichtig
klingt, stellte sich als lukratives Geschäft für beide Seiten heraus. Günther
schätzt, dass bis zur Abschaffung dieses Systems im Jahr 1890 50 bis 70% der
deutschen Auswanderer auf diese Art als Schuldknechte in die Staaten
gelangten.[9] Da die Überfahrt für damalige Verhältnisse kaum
erschwinglich war, war dies oftmals die einzige Möglichkeit die Kosten der
Reise zu decken, da allein schon die Anreise zu den Häfen vier bis sechs
Wochen dauerte und das Vermögen der Ausreisenden aufzehrte.[10]
Wer also kein oder wenig Geld hatte, hatte dennoch die Möglichkeit nach
Amerika auszuwandern.
Erfindung und Ausbau der Eisenbahn
Ähnlich positiv sah es bei den Transportmöglichkeiten im Inland aus. Im
19.Jahrhundert wurde der Personen- und Gütertransport durch die Erfindung und
den Ausbau der Eisenbahn revolutioniert. Waren breite Teile der Bevölkerung
ein Jahrhundert zuvor noch auf Kutschen und Flussfähren angewiesen, konnte
man nun mit der Eisenbahn bequem und sicher zum Ausreisehafen reisen und wenn
man dann in Amerika angekommen war, ging es mit der Eisenbahn weiter ins
Landesinnere.[11] Die Überquerung des Atlantiks wurde weniger
gefährlich, als Mitte des 19. Jahrhunderts die Dampfschifffahrt erfunden
wurde.[12]
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