Brunnen in Heuchlingen
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Die Brunnen rechts der Lein

Legenden: rote Punkte: Quellfassungen – Reservoire, blaue Punkte: Brunnenstandorte

 

Brunnentour

Die Brunnentour beginnt im Schloßhof, führt die Schloßgasse hinunter zur Küfergasse und vor zur Alten Mögglinger Straße, macht einen kleinen Schwenk hoch zum Bergle, geht zurück, weiter über den Gänsbühl, den "Hohengartenberg" hinunter und weiter zur Vorstadt. Dabei werden wir auf rund 19 Brunnen oder Brunnenanlagen stoßen.

 

Schachtbrunnen im Schloßhof

 Mitten im Schloßhof befand sich ein tiefer Schachtbrunnen. Noch lebende Zeitzeugen wissen von dem Brunnen allerdings nur noch aus Erzählungen ihrer Eltern und Großeltern. Auch wie lange der Brunnen im Gebrauch war, ist unbekannt.

Nach Hans Bihlmaier war früher bei Regenwetter ein runder Abdruck der Schachtausfüllung immer deutlich zu erkennen. Und zwar als eine Art großes Kreuz in der vermuteten Schachtmitte- vieleicht noch ein Rest der Bohlenabdeckung. Dabei schätzt er den Durchmesser des Schachtes auf 2 m oder größer ein.

Etwas zur Tiefe des Brunnenschachtes: In Recherchen von Pfarrer Zeyer sprechen Zeit-zeugen von einer Tiefe bis zur Talsohle - eher nein! Sicherlich reichte sie aber bis zur Sandstein - Felsformation der Brunnenstube für den Badbrunnen.

Neue Erkenntnisse: Zu diesem oder diesen Brunnen im Schloßhof gibt es nun aber neue Erkenntnisse. Zu lesen sind sie in dem Sonderdruck des Ellwanger Jahrbuchs 2006/2007, Band 41, S. 384 386.

Hintergrund: Im Jahr 1717 hat man geplant, das Schloss in Hchl. als Oberamtssitz - 1 von insgesamt 6 O/A im Ellwanger Herrschaftsgebiet - neu zu gestalten, was aber nie zur Durchführung kam.
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Ein Christian Joachim beschreibt nun in seinem Umbauplan von 1717 den vorgefundenen Bauzustand so: Dem Südtrakt zum Hof ist ein runder Treppenturm vorgebaut. Auch lässt sich der Schlossbrunnen anhand eines Grundrisses im westlichen Hofbereich lokalisieren. siehe hierzu nebensteh. Abbildung

 1777 dann, fordert der damalige Amtsschreiber Gottfried Canaris den Bau eines Brunnens. Mit diesem Vorhaben wurde ein Johann Hagenlocher beauftragt. Die Position des Brunnens befand sich ungefähr in der Mitte des Schloßhofes - siehe erste Bildansicht. Frage: war der 1717 beschriebene alte Brunnen nicht mehr nutzfähig oder eingestürzt?

 
Weiterer Schachtbrunnen auf dem Schlossberg? Nach Meinung von Xaver Beirle befand sich wenige Schritte hinter dem Haus Arnold, dem Hang zu, ein weiterer Schacht-brunnen. Hans Bihlmaier räumt die Möglichkeit eines Brunnens dort ein, kann sich konkret aber nicht daran erinnern.
Pfarrer Zeyer recherchiert dann auch eine Schloss-Versorgungsquelle im Schloßgarten und noch eine *Quellzuführung aus dem weit entfernt liegenden Wald des Franz Ilg auf der nördlichen Leinseite. s. Pf. Archiv, Krt. 32 (*ist unwahrsch.)

 

Ein Schachtbrunnen im ehem. Schloßgarten?

Albrecht Bucher erzählt im Dez. 2011 von einem Brunnenschacht hinter dem Haus Pawlita - dem Haus A. Bucher zu. Der Brunnenschacht kam bei der Ausgrabung des Hauses zum Vorschein. Er war mit fachmännisch geformten Mauersteinen ausgemauert. Zum Schacht hin führte ein Plattenweg, ebenfalls mit geformten Bodenplatten. Den Brunnenschacht hat Alexander Pawlita bis zu einer Schachtiefe von ca. 2 m wieder hergerichtet. Nach A. Bucher gibt es hiermit ganz eindeutig auch einen Hinweis darauf, dass hier einst ein Gebäude gestanden haben muss - bedarf ggf. näherer Recherchen.

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Schacht - und Pumpbrunnen am Aufgang zum Schloss

Im Jahre 1864 haben die Schloßberg - Bewohner der Häuser 1 bis 13 am Ortsweg Nr. 12 in der Schlossgasse auf der Parzelle 209/2 beim Haus Nr. 7 einen Brunnen gegraben und einen Pumpbrunnen eingerichtet. Die genannten Häuser 1 bis 13 betrafen alle Gebäude auf dem Schlossberg bis hinunter zum früheren Haus "Maures-Schreiner"- heute Fam. Gerkowski. Hier stellt sich jetzt die Frage : war zu dieser Zeit- 1864, der Schachtbrunnen auf dem Schloßplatz schon stillgelegt oder unbrauchbar?

 

Legende zum Bild: Die mittlere blaue Markierung auf dem Plan zeigt den wahr-scheinlichen Standort des vor erwähnten Brunnens. Die blaue Markierung. rechts zeigt den Brunnen im Schloßhof, die linke Mar-kierung den Standort der Brunnenstube zum Badbrunnen am Aufgang zum Schloßberg
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Massive Beschwerden: wegen dieses Brunnens gab es dann immer wieder massive Beschwerden. 1902 stellt die "Wassernutzungsgesellschaft des laufenden Badbrunnens" ein Ultimatum zur Stilllegung und Auffüllung des Pumpbrunnens, weil über diesen Brunnen schädliche Abwässer und auch Gülle aus den dort benachbarten Ställen in den Badbrunnen am Aufgang zum Schlossberg gelangen würden. Hier kann man nun vermuten, dass der beanstandete Pumpbrunnenschacht über dem Quelleinzug des Badbrunnens lag - es wäre dies die Brunnenstube, nahe beim früheren Schlosswägnerhaus Nr.10 in der Parzelle 209/1- im heutigen Boppschen Garten.

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Badstube - Brunnenstube - Badbrunnen

Geschichte

Schon in alter Zeit diente der Badbrunnen zur Wasserversorgung für Mensch und Vieh in der gesamten "Küfergasse" und der Bewohner am Schlossberg. Daneben aber auch zur Versorgung der Badstube unterhalb der Brunnenstube in der Talaue.

Im Heimatbüchlein "750 Jahre Heuchlingen" steht:

Die bereits 1366 genannte Badstube befand sich hinter dem früheren Haus von Gustav Holstein und ehem. Pizzeria. In dieser Badestube waltete ein Bademeister, allgemein nur Bader genannt, seines Amtes. Der Bader wurde von der Gemeinde bestellt. Er war zugleich Wundarzt und Aderlasser. Auch setzte er den Leuten Blutegel an. Diese kamen sehr reichlich am Nägelessee vor. Davon zeugt noch der Flurname "Nägelessee, ursprünglich Egelessee, abgeleitet v. Egel. Diese "Badstube" ist dann auch der Namensgeber für die Quellfassung und den Badbrunnen.



Eingefügt

Ärztliche Versorgung im Mittelalter bis zur Neuzeit

 

Neben den wenigen studierten Ärzten bildeten im späten Mittelalter und der frühen Neuzeit die Bader, Barbiere, Scherer, Wundärzte und Hebammen den Hauptanteil der Heilpersonen, vor allem der armen Bevölkerung in Stadt und Land. Sie waren die „Ärzte der kleinen Leute“ und übten einen hochgeachteten, Heilberuf aus. Er umfasste das Badewesen, Körperpflege und Kosmetik, Teilgebiete der Chirurgie, der Zahn- und Augenheilkunde, Kinderkrankheiten u.a.
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Innere Medizin und Chirurgie

Die Aufgaben der Wundärzte und akademischen Mediziner, wurden nach einem Beschluss des Konzils von Tour's (1163) und des IV. Laterankonzils von 1215, strikt voneinander getrennt. Die Chirurgie wurde als mindere Medizin aus den Universitäten ausgeschlossen

Ebenso wie akademische Ärzte keine chirurgischen Eingriffe vornahmen und mit Blut nicht
in Berührung kommen sollten, war es Wundärzten untersagt, Innere Medizin zu betreiben.
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Bader - Barbiere- Wundärzte

Die Ausübung der praktischen Chirurgie im Mittelalter oblag den in Zünften zusammen-geschlossenen Handwerkschirurgen. Je nach regionaler Ausprägung waren dies die Bader, Barbiere und Wundärzte.


Bader

Die Bader durchliefen im Laufe der Zeit eine handwerkliche Lehre Die Laufbahn vom Gesellen zum Meister war geregelt. Die Lehre bei einem Meister dauerte drei Jahre.
Danach war eine dreijährige Wanderschaft und Ausübung des Gewerbes bei anderen Meistern gefordert. Erst nach Ablegung einer recht kostspieligen Meisterprüfung und eines Examens war dem Bader dann die selbständige Berufsausübung erlaubt.

Heute werden Teile des Arbeitsspektrums der ehemaligen Bader von verschiedenen Berufen (mit-) übernommen, etwa von Orthopäden, Physiotherapeuten, Masseuren, Maniküren, Kosmetikern oder Heilpraktikern.


Wundärzte - Chirurgen
Hauptaufgabe der Wundärzte war, neben dem damaligen Allheilmittel, dem Aderlass, die Versorgung äußerer Wunden. Außerdem behandelten Wundärzte Abszesse, Hämorrhoiden, Verbrennungen und Krampfadern, führten Starstiche, Blasenstein- und Bruchoperationen und Darmnähte durch, renkten Gelenke ein, versorgten Knochenbrüche und zogen Zähne. Außerdem nahmen Wundärzte Amputationen vor und stellten Prothesen her.
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Chirurgen und Wundärzte in Heuchlingen
In Heuchlingen lassen sich im 17. bis 19. Jh. 7 Chirurgen und Wundärzte auszumachen:
< Friedrich Kuhn, Balneator (Bader) vom Mederhof, * ~1685, oo 1715 die Margaretha Vogt ...von Hlzl. - Dr. Reg. 185 - < Friedrich Kuhn , Balneator, der. Sohn, *1722, oo 1747 Maria Sturm v. Hlzl. - Dr. Reg. 185 - < Johann Kuhn, Bader, Sohn des Friedrich, * 1751, oo 1780 Rosina Leßle v. Hchl. - < Franz Eisele, Chirurg in Hchl., * 1755, oo 1797 Klara Schierle v. Hchl. - < Johann Radizi, Chirurg in Hchl., dann Wirt u. Chirurg in Hlzl., * 1779, oo 1815 u. 1822 - < Maximilian Barth, Chirurg, eröffnet 1838 eine Praxis in Hchl., * 1812, oo 1842 Theresia ...Mangold v. Hchl. - < Josef Kuhn, Wundarzt in Hchl., * 1842, oo 1872 Mathilde Knödler v. Hlzl. Angemerkt: Kuhn baut das Hs. 113 (Gasthaus Rose)

Auch eine Beinamputation im Jahr 1852 ist belegt. Nachdem eine Wundbehandlung von Chirurg Barth an einem Hchl. Patienten nicht erfolgreich verlief, musste das Bein amputiert werden- der Patient überlebte natürlich. Dabei fielen Kosten von ~ 28 fl. an, die von der Armenkasse der Gemeinde beglichen wurde.

 Soviel zum Thema „Bader" und "Wundärzte"



Badbrunnenstube - Badbrunnen – Wassergemeinschaft

Die Badbrunnenstube und Quellfassung im Boppschen Garten

Die Quelle zur Versorgung der Badstube und des Badbrunnens entspringt aus einer Stubensand-steinschicht. Diese Quellschüttung
wurde
gefasst und darüber eine sogenannte Brunnenstube gemauert. Über Deichel (aus Holz gefertigte Röhren) wurde das Wasser dann, einmal zum Badbrunnen und zur Badstube, welche sich in der Talaue unterhalb d. B. Stube befand, geleitet.

Heute speist die Brunnenstuben-Quelle nur noch den neuen Badbrunnen an der Holzleuter Straße. (bis zum Abbruch des Boppschen Anwesen im Jahr 2021wurde auch deren Garten-anlage aus der Brunnenstube bewässert.

 Zum Bild: Im unteren Teil des Bildes sind deutlich die Felsquader der Sandsteinformation zu erkennen. Das Wasser strömt von links her unter den Felsen in den kleinen Sammelschacht.

Der Badbrunnen
Man kann gut annehmen dass mit dem Bau der Brunnenstube sich eine "Wassernutzungs-gesellschaft des laufenden Badbrunnens"- so ein Akteneintrag- gegründet hat. Diese ließ einmal den Badbrunnen aufstellen und die notwendige Deichelleitung verlegen. Die Gemeinschaft umfasste vermutl. die Hausanwesen der gesamt. Küfergasse und einen Teil der Schlossgasse. (Bewohner vom obere Schlossteil hatte (zumind. zeitweise) eine eigene Brunnenanlage.
Für einen Teil dieser Genossen findet sich ein Eintrag im Servitutenbuch S. IV.

Hierin sind Deichelnutzungsrechte in der Parz. 209/2 für die Häuser 23, Michael Hasenmaier-"Schneiderbauer"-(Knödler), für das Haus 24, "Nullenmann"- Jos. Bihlmaier-(Geiger), für d. Haus 25 mit dem Schmied Sebast. Strampfer -(Lutz) und für das 26, Anton Klotzbücher - spät. Haus Seibold eingetragen.

Der Badbrunnen diente also zur Wasserversorgung für Mensch und Vieh in d. "Küfergasse" und der Bewohner am unteren Schlossberg. Der Badbrunnen bestand aus einem langen Brunnentrog mit dem Brunnenstock am oberen Trogende. Er stand am Fuße des Schloss-bergs unmittelbar am Ziergarten der ehemaligen Poststelle. Das Zuleitungsrohr war erhöht im Brunnenstock angebracht. So konnte man das Wasser auch in Gefäße einfüllen. Das Überwasser lief in den nahen Käferbach.
Angemerkt: Beim Bau der "Molke" (um 1890) mit einem Dampfmaschinenhaus, wurde vom Badbrunnen weg eine Wasserversorgungsleitung zu der neuen "Molke" verlegt. (Die Leit-ungen waren bereits als Guß - od. Stahlrohren gefertigt - Qu. u.a. Jos. Ehmann - 2015)
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Die erste private „Wasserleitungs – Gesellschaft“ in Heuchlingen

1911 wurde für die gesamte Küfergasse das erste private Wasserversorgungssystem gebaut. Dazu wurde im Gewann der "Auftweid" - in der Parz. 390- eine Quelle in einem Reservoir gefasst. Von hier aus führte sodann eine Hauptleitung am Bach entlang zur Küfergasse und weiter vor bis zum „Adler“. Das Leitungsnetz erreichte dann alle Häuser entlang der Küfergasse, den „Adler“ und auch noch das damalige Haus "Klopfer" an der Alten Mögglinger Straße.

Die gesamte Installation erfolgte damals unter der Leitung des Schlossermeisters Bernhard Ohnewald. Dabei ließ dieser auch eine Stichleitung in einen Schacht im Garten über seinem Haus am Bergle verlegen. Aus diesem Schacht konnte- neben dem Ohnewald, auch der "Lauchbauer" von seinem Stall aus mit einer Handpumpe Wasser entnehmen. Zeitzeugen wissen auch von einem Anschluss in den Keller des Kindergartens aus eben diesem Schacht. Dieser, sozusagen private Schacht, ist später dann eingegangen.

Interessant dabei: Beim ersten Öffnen des Hauptschiebers, gab Ohnewald mit der Pistole Signalschüsse ab. In allen in Frage kommenden Häusern wurden daraufhin die Hähne geöffnet. Das Wasser konnte fließen.

Wie ging es weiter mit der Wasserversorgung im Dorf? Erst in den 1950er-Anfangsjahren war der komplette Ausbau der Wasserversorgung für das ganze Dorf (inbesonders den Schloßteil und den Gänsbühl) vollständig abgeschlossen.
Die hier genannte private Wasserversorgung verlor ihre Bedeutung. Zuletzt versorgte nur noch der "Schneiderbauer" Knödler seinen Viehstall und weitere Hofteile mit Wasser aus der Quellfassung.
Außer Knödler nutzte dann noch der "Adlerwirt" Jettinger die Quellfassung, bis zuletzt hauptsächlich zur Kühling der Wurst - und Konservendosen in seinem Schlachtbetrieb.

*Das Ende der privaten Wasserversorgung in der Küfergasse:
2017 wurde im Zuge von Grabarbeiten (Leitungsrepar.) im Garten b. Mederveit-Weber durch den eingesetzen Bagger die Hauptleitung der Quellfassung abgerissen. Jettinger ließ daraufhin (wohl n. entspr. Abssprachen) die Leitung beim Reservoir kappen.
*Aussage v. S. Altmann u. J. Ehmann u. A. Knödler.

105 Jahre
also tat diese private Wasserversorgung, wenn zuletzt auch nur noch eingeschrängt, ihre Dienste. Eine weitere Ära ging damit zu Ende.

 
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