6 Schachtbrunnen und 2 Laufbrunnen in der Vorstadt

Übersicht der Brunnenstandorte in der Vorstadt von Haus 47 "Rad", bis zum Haus 56- "Mühle", siehe orange und -rote Markierung.


Wissenswertes: noch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verlief das Bachbett des Tiefenbachs  noch leicht in den Bereich der heutigen Radgasse, führte ein kurzes Stück über die heutige Neue Mögglinger  Straße und mündete dann in einem Schwenk in die Lein. Dabei wurde das Bachbett  teilweise auch als Fahrweg benutzt. n. Zeyer.

Spätestens in den 1860er- Jahren, bei der Planung der Neuen-Mögglinger Strasse, wurde das Bachbett umgeleitet. Es führte jetzt wischen der St. Georgskapelle und dem Haus Sachsenmaier hindurch zur Lein.

 
Die Brunnen in der Vorstadt – wir beginnen beim Pfeifenbünnle, ein vermutlich schon sehr alter Schöpfbrunnen.

Das Pfeifenbrünnle - aus Rath.- Altregistratur 1810/6125 - Jan. 2011                      .
Am 6. Juni 1867 erscheinen auf dem Schultheißenamt Heuchlingen, die Beteiligten des Brunnens, dem
sogenannten "Pfeifenbrünnle in der Kappelstraße", welcher durch die Straßenkorrektion von Heuchlingen nach Mögglingen zu verlegen ist, und dies bereits im Kostenvoranschlag vorgesehen ist - Anm.: es ging hier um den Bau der "Neuen Mögglinger Str. Die Beteiligten sprechen den Wunsch aus, dass der Brunnen, statt wie geplant auf die rechte oder westliche Seite der Straße nach Mögglingen zu stehen käme, denselben auf die linke oder östliche Seite zu verlegen wünschen, weil auf der rechten Seite viele unreine Zuflüsse von dem nächsten Wohnhause -siehe Schweinestall i.d. Nähe - zu befürchten sei und der Kostenaufwand bei dieser Veränderung ein geringerer sein dürfte"... .. usw. Dem weiteren Aktenverlauf nach kann man nun annehmen, dass dieser Verlegevariante, also die Verlegung auf die linke Straßenseite dann nachgegeben wurde. Der neue, favorisierte Standort wäre dann am Ende des Radgässle, auf dem Platz des späteren Waaghauses zu suchen gewesen sein. Hier liegt heute das Sühnekreuz.

Am 9. Mai 1898 wurden die Beteiligten des sogenannten Pfeifenbrünnle in der Vorstadt vor dem Schultheißenamt vorgeladen um sich darüber schlüssig zu machen, was mit dem fraglichen Brunnen, welcher ganz wertlos geworden und dem Zerfall nahe ist, geschehen soll. Sie trafen folgende Übereinkunft …….. gekürzt:

1.  .. der Gemeinde wird überlassen, den ausgemauerten Brunnenschacht einzufüllen, die wenigen vorhandenen brauchbaren Steine zu verwerten und den Platz beliebig zu benutzen.
2. .. räumten sie ihrer Gegenpartei das Recht ein, das vorhandene Umfassungsgeländer zu ihren Gunsten zu verwerten, usw. vorgelesen, anerkannt: ..... v. 17 Mitgliedern namentlich unterzeichnet.

Interessant: Die 17 Unterzeichner vertreten alle Häuser vom Lauchbauer angefangen über das sogen. "Kasper- Anwesen - ist der heutige Kindergarten, den Schuhmichele- heute Haus Stäb, Schlossers - heute Haus Lauber, Koiser- Haus Rieg, Lauchele-Haus Klopfer/Weber, Kehlschneider- heute Haus Mach, Haus Munz und alle Häuser der Vorstadt, außer dem Zergelschwarz- Haus Vogt  und dem Haus Ilg - Hillenbrand.


D. h.: das Pfeifenbrünnle hat einstmals ein großes Gebiet mit Wasser versorgt

Was ist i.d. Zwischenzeit passiert? Vermuten lässt, dass zwischenzeitlich an anderen Stellen Brunnen gebaut worden sind. So der Brunnen beim Ilg / Faul - Schuhmichele, beim Rad, am Kehlbergle, der Brunnen bei Vatter - Lauchbauer, der bei der Mühle und der beim Kellerhaus gegenüber vom Haus Sachsenmaier- Eduarda.

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Schachtbrunnen 2 beim "Rad"

Ein Pump- Schachtbrunnen befand seitlich vom Hofraum neben der früheren Käserhütte – dem späteren Beschlagstand der Radschmiede. Nähere Umstände weiß man nicht mehr. Qu. Jos. Sachsenmaier

Hier ist nun zu vermuten, dass der Brunnen beim "Rad" im Zuge der Verlegung des Pfeifenbrünnle infolge des Baues der neuen Mögglinger Straße, neu gegraben worden ist. (wenn hier überhaupt ein Brunnen bestanden hat)

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 Pump- und Schachtbrunnen 3
Am Ende der historischen Vorstadt existierte im Gemüsegarten  des heutigen Vogt - Anwesen, "Zergelschwarz", ein weiterer Schacht-Pumpbrunnen. Ganz sicher auch wieder zusammen mit einem Tränketrog für das Stallvieh. Nähere Umstände sind auch hier nicht mehr bekannt.


Schachtbrunnen 4
beim ehemaligen Anwesen Ilg-"Hillenbrand"
Gleich gegenüber, im Nachbaranwesen des (+) Grg. Ilg - "Hillenbrand" (Hofanlage Anf. 21. Jh. abgebrochen) befand sich ebenfalls ein Schachtbrunnen seitlich am Hofraum und über dem Gässle zur Lein gelegen (heute stehen hier Geräteschuppen). Zur Frage der Nutzung und Handhabung ist benfalls kein Wissen mehr vorhanden.

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Schachtbrunnen 5 bei der Mühle

Im Hofraum der Mühle befand sich ein Pumpbrunnen mit einem Tränketrog. - Otto Schmid weiß den Standort noch sehr sicher.

Interessant: Ebenfalls im Hofraum befand sich auch die alte Miste – später im Dritten Reich, wurde unweit davon eine modernere Miste gebaut. Die Mahlkundschaft fuhr nach der Anlieferung sozusagen im Kreisverkehr um diese Miste herum.


Dabei ist auch die frühere Wegführung zur Mühle interessant. Der Weg führte gleich nach der Kapelle über den verlegten Tiefenbach hinweg hinunter zum Mühlkanal, an diesem entlang und dann relativ steil hoch zur Mühle. Der Weg soll je nach Witterungslage nicht ganz ungefährlich gewesen sein. Den heutigen Fahrweg zur Mühle gab es noch nicht.
Aber es gab einen kleinen Fußweg durch das damalige "Karles- Anwesen" ("Eduarda- Sachsenmaier Hs.)

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Schachtbrunnen 6 bei der Einfahrt zur Mühle.

Gegenüber dem früheren "Schulfranza Häusle"- d. heut. Haus Renger, über dem Tiefenbach - siehe blaue Markierung im ob. Plan, neben den alten Kellern, war ein 1-2 m tiefer Brunnenschacht in eine stark wasserschüssige Sandsteinformation gesetzt. Zum Pumpbrunnen führte ein kleines Brücklein. Das Wasser wurde mit einer Schwengelpumpe gefördert. Es musste nun in die anliegenden Häuser und Ställe getragen werden. Wann diese Brunnenanlage erstellt wurde ist nicht bekannt.


Vermuteter
Schachtbrunnen (7) im Maurer Werner -Anwesen in der Vorstadt
Josef Sachsenmaier meint von einem weiteren Schachtbrunnen im Werner- Anwesen gehört zu haben. Er befand sich angeblich zwischen dem Wohnhaus und der ehemaligen alten Maurerwerkstatt.

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Schöpf- und Laufbrunnen gegenüber beim ehemaligen Sachsenmaier - Haus

Aus dem Berg, gegenüber dem früher sogenannten Kellerhaus, drückte seit alters her eine ergiebige Quelle. Dieses Kellerhaus ist übrigens dann auch der Namensgeber für den letzten Hausbewohner Josef Sachs-enmaier - den Kellerseff.

Josef Sachsenmaier, 1852-1928,  grub nun einen Keller über eben diese Quellschüttung in den Berg. Noch im Keller fasste er die Quelle in einem Schacht. Dabei diente dieser Wasserschacht als eine Art Kühlbehälter. Sodann führte Sachsenmaier noch eine Leitung vom Schacht weg zu einem Schöpf- u. Laufbrunnen außerhalb des Kellers. Dieser wurde noch bis zum Zeitpunkt des Hausabbruches zur Versorgung der Hausbewohner und des Viehs mit Trinkwasser genutzt.

1965 wird das alte "Kellerseffa" - Gebäude zusammen mit der Scheune abgebrochen.

Qu. Zeitzeugen Josef Sachsenmaier, O. u. R. Schmid, Frz. Vogt. Angemerkt. Hedwig Holzheuer, geb. Sachsenmaier (u.a.), erbaut nach der Erschließung des "Oberst Berg" 1963 - 64 auf dem Grundstück neben dem Haus ein neues Wohnhaus.

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Wasserleitungsgesellschaft in der Vorstadt

1911-1912 wurde auch in der Vorstadt ein gemeinschaftliches Wasserversorgungssystem mit Hausschlüssen zu den einzelnen Anwesen gebaut. Zu diesem Zweck wurde einmal eine Quellschüttung in der "Espe"  in einer eigens gebauten Brunnenstube und eine weitere Quelle unter dem Galgenberg beim heutigen Haus Pfeiffer/Seibold gefasst und über eine Sammelleitung in ein gemauertes Reservoir im Garten über dem Haus "Hillenbrand"/ Ilg und oberhalb der Turnhalle geleitet.

Die Hauptversorgungsleitung verlief nun vom dem besagten Reservoir bis zum Haus Sachsenmaier ("Eduard"). Von der Hauptleitung weg führten die Stichleitungen dann zu den einzelnen Hausanwesen- außer zum Haus Sachsenmaier - "Kellerseff"

Bemerkenswert hier: auch das Haus Steinwand an der Mögglinger Str. war an das Leitungsnetz angeschlossen. Das Wasser drückte hoch bis zu dessen Erdgeschoß. Im Sommer, bei geringer Quellschüttung, blieb das Wasser aber auch schon mal aus.

Bild: die Espe- Quelle heute

Über den Bau dieser privaten Wasserleitungs-Gesellschaft liegt noch eine Handwerkerrechnung von Maurermeister Werner vor. Sie ist im Besitz von Josef Hillenbrand in Fachsenfeld. Die Quellfassung in der Espe mit der Brunnenstube ist heute im Besitz von Hans Sachsenmaier und liefert immer noch ganzjährig Wasser. Die Espe-Quelle war früher, als man noch mit Kuh- und Pferdefuhrwerken unterwegs war, eine beliebte Haltestelle um frisches Wasser in die Krüge und Flaschen zu füllen für den Durst bei der Feldarbeit.

Mit dem Bau der Holstein-Villa und in Folge weiterer Bauerschließungen, verschlugen sich die Wasserzuläufe zu den Quellfassungen teilweise. Der Zulauf zum Reservoir wurde immer geringer, oder versiegte zeitweise. Das Reservoir wurde daraufhin um die Jahrhundertwende (2000) zugeschüttet. Es war gegenstandslos geworden.

Wissenswertes angehängt: Bei diversen Baumaßnahmen der Fa. Hülsken an der Staße z. Brackwang kamen alte Wasser- Rohrleitungsteile zum Vorschein. *Vermutlich handelt es sich hier um eine alte Zuleitung, ausgehend von der Villa Holstein zur früh. Schreinerwerkstadt "Hülsken". (*so d. Annahme)

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