Einsichten zur Entwicklung im Betreff der Lehenstrukturen, der Bewohnerentwicklung in Heuchlingen und weiterführend zu den Hausgeschichten.

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1236 wird Heuchlingen erstmals urkundlich erwähnt. Wie nun könnte Heuchlingen zu dieser Zeit wohl ausgesehen haben? Man weiß es nicht. Es liegt zu weit zurück.

 

300 - bis 400 Jahre später.

Altbürgermeister Hans Hopfensitz hat hierzu recherchiert. Hier seine Vorstellung, wie Hchl. vor 400 - 500 Jahren ausgesehen haben könnte.

Er notiert: "Um 1600 wird eine "gemeine Gasse" genannt, die man sich als Längsachse ( besser vielleicht Querachse) durch das Dorf vorstellen muss.

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Es sind eigentlich 3 Achsen:

< Einmal die erwähnte Längs- (besser) Querachse, v. Remstal kommend über die Alte Mögglinger Straße, die Lein querent, weiter hoch auf die Frickenhofer Höhe zu den verschiedenen kleineren u. größeren herrschaftlichen Ansiedlungen dort Schechingeb, Hohenstadt, Frickenhofen, Gaidorf u. a.

< Dann eine zweite wichtige Achse, eine Stichachse vom Ortskern weg zu den Gmünder "Klosterlehen" in Holzleuten, von hier weiter über die Hochstraß, einmal nach Aalen, und einmal nach Dewangen, Hüttlingen und weiter nach Ellwangen.

< Und eine dritte Stichachse, weg v. Ortskern, durch die Vorstadt, einmal über den Brackwang hinunter in das Remstal, bzw. den Abzweig über den Mäderhof nach Iggingen, weiter auf die Mutlanger, Alfdorfer Höhe, Leineck u. a.

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An diesen Achsen nun siedelten sich Bauerngüter, Höfe und Lehen, eine Schmiede, Mühle, eine Schenkstatt, eine Badstube u.a. --- Um die Häuser und Scheunen reihten sich Schorgarten, Gras-und Baumgärten. Diese sind durch Einfriedungen von der übrigen Flur getrennt und vor der Beweidung geschützt.

Die kleineren Selden , Häusler u. Hirtenhäuser befanden sich auf dem Gänsbühl, an der Alten Mögglinger Straße, entlang der Hirtengasse, in der Vorstadt und entlang der "Küfergasse".

Ähnlich bebaut wird der Kirchberg gewesen sein. Die Kirche wurde um 1492, das Pfarrhaus um 1590 und eine Schule um 1623 erbaut.

Eher wenig bebaut wird der Schlossberg gewesen sein, denn zum oberen Schloßberg heißt es: Der südliche Schlossflügel, welcher dem Einsturz nahe war, wurde 1786 an den Zimmermeister Michael Holl f. 250 fl. zur Errichtung einer Erb-Sölde verkauft und danach abgebrochen. Das Mauerwerk wurde zum Bau der umliegenden Häuser verwendet.

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Über die Lein gelangte man über eine Furt. Der Fuhrwerk und sonst. Lastenverkehr über die Lein war jedoch oft und über größere Zeiträume nicht möglich. Erst 1680 wurde die erste Holzbrücke über die Lein gebaut - die nicht selten bei größeren Hochwasser öfters zerstört wurde. (möglich-erweise waren auch schon Vorgängerbrücken von Holz vorhanden)

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Woher weiß man, wie erfährt man, wie eine Dorfsiedlung vor vielen hundert Jahren ausgesehen hat oder wie sie strukturiert war?

Es sind die Lagerbücher, siehe Link unten - die darüber Auskunft geben. Lagerbuch = ein Fachbegriff des Archivwesens. Ein Lagerbuch ist ein handschriftliches Verzeichnis von Besitzungen und der damit verbundenen Einkünfte, die zu einer bestimmten Herrschaft oder einer Verwaltungseinheit (Amt) gehörten. Sie kamen im 15. Jahrhundert auf und sind die Nachfolger der bis dahin üblichen Urbare, Salbücher und Zinsrodel. Lagerbücher wurden bis ins 18. Jahrhundert hinein angelegt.

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Eine Analyse der Häuser, Bewohner und Hofnamen in den Jahren 1600 - 1634 - 1746 und 1800

in Heuchlingen.

Für die Zeit um 1600 hat Hans Hopfenzitz die Höfe, Lehen und Selden mit den Namen der jeweiligen Besitzer und Bewohner notiert. Für 1634 findet sich im Saatsarchiv Ludwigsburg eine Vergleichsliste.

Für 1600 und (1634) werden genannt:

6 Höfe (8) mit denBewohnern: Lienhardt Vogt; Jakob Bidlingmaier; Martin Engel; Georg Scheurer, Lienhardt Kellin; Hans Hegelin, Lienhardt Kell auf dem Staudenhof und Katharina Edelmann (ergeben 7. Besitzer) -- 1634 sind von den im Jahr 1600 genannten 6 Höfen nur noch die Namen Bidlingmaier und Hegele anzutreffen.

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Für die 1600 aufgeführten 22 - (16) Lehner nennt er: Hans Vogt; Hans Miller; Bartholomäus Klotzbücher; Martin Urloff; Jörg Seybold; Marie Keller; Veit Schierlein; Hans Benkelmann; Peter Hoch; Georg Keller; Georg Nayer; Wolfgang Theilacker, Lienhardt Schwarz, Burkhardt Vogt; Georg Hirschmann; Balthas Bonnath; Lienhardt Kell; Matthäus Barth, Dietrich Pfeiffer; Maria Steiner u. Hans Sachsenmaier. -- Unter den 1634 aufgeführten 16 Lehnern sind jetzt nur noch die Namen Miller, Klotzbücher, Seibold u. event. Kölle (Kell od. Keller) aufgeführt.

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Für die 16 - (30) Sölden sind genannt: Anna Bennerin; Hans Schrag; Wolfgang Rupp: Anna Rieck; Hans Heldampf; jung Mihael Seibold; Kaspar Birk; Melchior Mayer; Jakob Rötter; Kaspar Kugler; Lienhardt Yrsaller; Bernhard Merz; Anna Mayer; Melchior Riek; Kaspar Kling und jung Michael Krotzer.

In der 1634 aufgeführten Liste, mit ebenfalls 30 Sölden, sind nur noch die Namen Vogt, Hoch, Maier, Bart , Teilacker, Heldampf, Kugler und Birk aus 1600 geführten Liste genannt.

 

Fazit: Die meisten der genannten Namen - sind Ende des 17. Jahrh. nicht mehr zu finden sicher auch eine  Folge des 30jährigen Krieges. Bei keinem der aufgeführten Besitzernamen ist auch keinerlei Zuweisung auf einen bestimmten Standort oder auf ein heute noch bekanntes Anwesen ersichlich. --- Erstaunlich auch: Nicht mehr ausfindig zu machen ist der Standort des einzigen mit einem Hausnamen genannte *Stauden-Hof, dabei gab noch bis in unsere Zeit hinein, einen *Staudenacker.
Der zeitliche Rückblick in diesen "Hausobjekten" ist relativ flach und fußt auf die ersten noch vorhandenen Güterbücher, die 1701 (Hlzl.) und 1760 in Hchl. erstellt wurden. Hier finden wir dann dann kaum noch einen der Besitzernamen wie sie in den Listen 1600 (1634) aufgeführt sind.

Gegenüberstellung der Bewohnersituation um 1600 --- 1634 --- 1746 --- 1800.

Aus einer Herrschaftsgebietskarte von 1746 lassen sich nun Vergleiche zur Situation in Heuchlingen um 1600 - 1634 und 1746 ableiten - (Heuchlingen gehörte noch zum  Fürstpröbstlichen Herrschaftsgebiet Ellwangen) und aus einer Rechnung der Oberämter für den Ort Heuchlingen ein abschließender Vergleich mit 1800/01 (Qu. Arch. Raths. Hchl.

 

1600

6
Höfe + 4 herrschaftliche Erblehen

22 Lehen

16 Sölden

Häusler (Häuselmänner)- keine

21 Familien ohne Ar u. Halm – sogenannte Hausgenossen
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1600 - Sa. ca. 54 Anwesen

1746

9
Ganze Bauern

4 Halbe Bauern

19 Lehner                  

? Söldner- keine Angaben

Häusler - keine Angaben

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1746 –Sa. ca. 60  Anwesen

Um 1800 (ohne Zahlenang.)

? Bauern

? Lehner

? Söldner

? Häusler

? eigenständige Haushalte, Hausanwesen
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Sa. ca. 72 - 75 Anwesen

Bewohnersituation um 1600 Recherch. v. Altbürgermeister H. Hopfenzitz.

Um 1600 finden sich in Heuchlingen:

3 herrschaftliche Lehen: die Mühle, die Schenkstatt und die Badstube, und eine Heiligensöld - (Kirchensölde). Hierbei handelte sich um Erbgüter, also Erblehen.

46 zur Dorfgemeinschaft gehörende Anwesen, und:

4 - 5 dem heiligen St. Veit lehnspflichtige Anwesen.
Zusammen gezählt ergäbe dies  ca. 54 Anwesen oder Haushaltungen in Heuchlingen.

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Bewohnersituation 1634 - Qu. St. Archiv Ludwigsburg - B415- Bü.56 -- Es werden genannt:

8 Bauern, 16 Löhner (Lehner/Lehen) und 30 Söldner (Sölden).
Dies ergäbe ebenfalls 54 Haushaltungen. Eingeschlossen auch hier die herrschaftl. Lehen und die Kirchenlehen.

Für die Aushöfe sind notiert: Holzleuten: 1 Bauer | Mädhof (Mäderhof) 1 Halbbauer - (für 1 Löhner gerechnet) | Birkhof: 2 Pers. (f. 1 Löhner gerechnet) | Riedhof: 1 Halbbauer | Göckhing o.ä.: 2 Mann (f. 1 Löhner gerechnet)
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Zusammenfassung 1600 / 1634 gegenüber gestellt:
< 3 / 3 Erblehen (Mühle, Schenkstatt und Badstube)

6 Höfe / 8 Höfe (ganze Bauern genannt)

ca. 22 / 16 Lehen (je nach Gegend  auch ½ - Bauer / ¼ Bauern usw. genannt)

ca. 16 / 30 Sölden Hinzu kommen um 1600 - noch:

21 Familien ohne Ar und Halm. Diese lebten als Hausgenossen bei den Hofbauern - sozusagen in Miete. Weiter hinzu kommen auch das Hausgesinde und die Ausgedinger in den einzelnen Höfen, Lehen und Sölden. ---

1634 sind 6 Lehen weniger - und 14 Sölden mehr als in 1600 genannt.
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200 Jahre später (1800), stellt sich also folgende Bewohnersituation dar.

82 Anwesen, als Fallhöfe, halbe Fallhöfe, Fallehen und Fallhäuslein. (darunter 3-4 Erbhölden),

Also:
82 Bauern
, Lehner, Söldner und Häusler als eigenständige Haushalte oder Hausanwesen.

Diese 82 Anwesen beinhalten die Außengehöfte: Brackwang, Mäderhof, Riedhof, Kiart u. Birkhof
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Im Mai 1851 hatte Heuchlingen 105 Hauptgebäude und 36 Nebengebäude, (incl. Außengeh.)
Holzleuten 24 Haupt - und 11 Nebengebäude - (24 eigene Haushalte/ Anwesen) (Qu: Pf. Archiv- Krt.33, Mp.72)

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1877 zeigt dann folgendes Bild-
Quelle: Kocherzeitung- Amtsblatt f.d.Oberamtsbezirk Aalen u.a.
Heuchlingen mit d. Teilgemeind. Birkhof, Holzl., Hlzl.Schafhaus, Kiarth, Mäderhöfe u. Riedhof.
137 bewohnte Gebäude
155 Haushaltungen, größer 2 Pers.
Zahl der ortsanwesenden Bevölkerung = 689 Personen

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