Feudal - und Grundherrschaften in Heuchlingen bis z. Säkularisierung im Jahr 1803.

Versuch einer einfachen - event. auch lückenhaften Darstellung (v. Laien f. Laien)
Qu.: aus Recherch. Pf. G. Zeyer, O/A - Beschreibung v. 1854, Ellwanger Jahrbuch 2006/07;

u.a.

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Die ersten Feudalherren in Heuchlingen?

Im Jahr 1236 wird der Edelmann Rudolfus vom Brackwanc urkundlich erwähnt - Rudolfus v. Brackwanc, welcher auf dem zu Heuchlingen gehörenden Weiler Brackwang ansässig war.

In diesem genannten Jahr 1236 war er mit weiteren Hohenstaufer Reichsdienstleuten Vertreter und Zeuge einer Erbstreitigkeit.

Dabei stellen sich Fragen: gab es mehrere solcher Lehnsherren in unserem Ort Heuchlingen? und war Rudolfus einer von ihnen?-- wer noch?-- waren die Bauern noch frei, also freie Bauern mit eigenem Grund? Wie funktionierte so ein Lehenverteilungssystem? ---- War unser Ort Heuchlingen -und seine weite Umgebung, zu dieser genannten Zeit noch ein frei handelbares Gut? War es ein Ellwangisches, zum Kloster Ellwangen gehörendes Gut, ein Gut, das sich zur Lehensvergabe auch an Dienstmänner am Hohenstaufer Kaiserhofe eignete. ( Friedrich II. v. 1220-1250 letzter Stauferkaiser). Eine dieser Dienstmänner- Gilde soll nachstehend genannt werden.

Die Herren von Rechberg.

Wohl schon im 12tn Jahrhundert (vielleicht auch schon früher - man weiß es derzeit noch nicht so genau) waren  Mitglieder des rechbergischen (niederen) Adelsgeschlechtes als Ministerialen, also Dienstmannen, (Beamte, Heerführer, Verwalter  u. a.) im Hause des Geschlechtes der "Hohen-staufer" (11. bis z. 13 Jh.) ---- Intern angmerkt: dabei müssen diese betreff. Rechberger-Familien zahlreiche männliche Nachkommen gehat haben, sind sie doch schon früh im gesamten süddeutschen Raum, in Baden u. bis in die Schweiz zu finden, wohin sie sich durch Lehensvergaben, durch Käufe und Verkäufe, später dann wohl auch durch kluge Heiratspolitik, ausbreiten konnten - zu Ende dann bis in den hochadeligen Grafenstand.

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Die Belohnung für Dienste beim König- u. Kaiserhof der Hohenstaufer,
(dann auch in anderen König- u. Kaiserhäusern), bestand zu jener Zeit aus der Vergabe von Lehnsgüter.

Eine dieser zahlreichen Lehnsgüter nun waren auch Teile unseres Ortes Heuchlingen mit einem weiten Umfeld, bis Eschach, Lindach und darüber hinaus reichend, welche schon in der ersten Hälfte des *13. Jh. an die Herren von Rechberg verliehen wurde. --- *Anmerkung:: neueste Kenntnisse weisen sogar auf das 12 Jh. der ersten Lehenvergabe Hchl. an d. Rechberger (s. Recherche A. Waidmann)

Sie nannten sich „Herren von Rechberg zu Heuchlingen". In diese Zeit der Lehensvergabe - Anf. 13. Jh. - fällt dann vermutlich auch der Bau der Burg in Heuchlingen. (Es ist nicht erschlossen wann und ob die Rechberger die Burg erbaut haben und wann genau sie das "Reichslehen Heuchlingen" erworben haben)'
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Über 250 Jahre Rechbergsche Grundherrschaft in Heuchlingen.
Wohl 5 Generationen - in ~ 120 Jahren- bildeten nun die „Herren von Rechberg zu Heuchlingen“ die größte Gruppe der Lehnsherren in Heuchlingen.

1366 verkauft dann Konrad III. - in der 5. Generation der "Rechberger Herren zu Heuchlingen"- seinen Besitz in Heuchlingen an seinen Vetter Wilhelm I. von Rechberg um 3475 Pf. Heller. ---
Die
Oberamtsbeschreibung berichtet über diesen Vorgang (gekürzt):
Zum Kauf gehören, die Burg Heuchlingen mit 2 Tafernen, 1 Badstube, Gütern zu Holzleuten, Brackwang und Lindach, dem Kirchensatz, der Vogtei und dem Gericht, mit der Brücke unter der Burg und dem Zehnten von der Yggingen Bruck u.s.w. (?)

„von Hohenrechberg zu Heuchlingen“ nannten sich fortan die neuen Herren v. Hchl.

Als Wissenswertes soll hier jetzt noch eingeflochten werden: 1541 erhält der „Hans Wolf von Hohenrechberg zu Heuchlingen“ vom Kaiser das Blutgericht - es war natürlich auch ein Status- und Machtsymbol- zugesprochen. Hintergrund: Den Blutbann hatte Wolf v. Rechberg bei Kaiser Karl V. nachgesucht, weil manche böse Handlung ungestraft bleibe um der Kosten willen, solang es an einem Halsgericht im Orte selbst fehle; derselbe wurde ihm 1549 dann verliehen.

Der Galgen stand bis im laufenden Jahrhundert (E. 19. Jh.?) am südlich der Lein liegende Bergrand, auf einer Höhe gegen den Brackwang zu. (heute in d. Nähe z. Tressurplatz d. RVH) - seitdem der Galgenberg genannt- weit sichtbar in den Ort und in die Umgebung. --- Des Weiteren die kaiserliche Freiheit zwei Jahrmärkte halten zu dürfen, wurde 1580 ausgebracht.

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Mit dem Tod des Rechbergers Ulricht d. V. im Jahr 1585 (ohne männl. Nachkommen) endete dann -nach  insgesamt rund 10 Generationen - die Reihe der Rechberger Lehnsherren in Heuchlingen.

Ulrichs Witwe Amalie erhielt das Schloß Hchl. als Witwensitz zugewiesen. Mit dem Schloß und dem Blutbann wurde Melchior Veit von Staufeneck, mit Amalies Tochter Maria Magdalene vermählt, belehnt. Nach dessen Tod 1591 zog die Fürspropstei Ellwangen –unter Widerspruch, den Ort Heuchlingen als Lehen ein. ----- Das Schloss blieb jedoch im Besitz der Witwe Amalie. Nach deren Tod 1591 und dem Tod ihrer Tochter Maria Magdalene 1593, gelangte die Anlage in den Besitz von Amalie Schwester Marie Salome v. Adelmann, die mit Arnold von Wolfen vermählt war - die Ehe blieb kinderlos.
1601 / 1609 verkauften die Ehegatten ihr Schloss Hchl. mit Zubehör an die Fürstpropstei Ellwangen und erhielten dafür leibgedingweise Schloss u. Herrschaft Wöllstein eingeräumt.

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Neuer Lehnsherr war fortan die Fürstpropstei Ellwangen.

Zur Ergänzung sei hier noch eingefügt - aus der Recherch. G. Zeyer u. O/A-Beschreibung.

"Übrigens gehörte nicht ganz Heuchlingen mit allen Zubehörden zu der Rechbergischen, jetzt Ell-wangischen - Herrschaft. Schon 1349 hat ein Hans v. Aumdun Güter in Heuchlingen dem Heiligen – also an die Hchl. Kirche verpfändet. 1427- 29 wird ein Conrad v. Waldhausen genannt, "gesessen zu Heuchlingen" mit allerlei Güter ebenda und in Holzleuten. Als Besitznachfolger dieses Geschlechts darf vielleicht Arnold v. Wolfen gelten, der schon 1577 "zu Heuchlingen" heißt und in Heuchlingen selbst z. B. die Mühle besaß, zwei Güter auf dem Birkhof, dem Riedhof und einen Teil des Brack-wangs.  (es gab einen oberen- u. unteren Brackwang.)  

Ein weiterer Vermerk: Ellwangen und Arnold von Wolfen haben Anrecht auf den Großzehnt in Heuchlingen und zwar je hälftig, darum auch die Zehntscheuer genau in zwei Hälften abgeteilt ist. (Weiter soll hier noch eingefügt sein: Aus älteren Fürstlichen Akten Ellwangen, eingelegt im Staatsarchiv Ludwigsburg, findet sich im: Bestand B 397 II 1160 der Titel: Verzeichnisse der Leibeigenen des v. N.N. und des Arnold von Wolfen (1600, 1604) im Amt Heuchlingen. Die Lehensnehmer, Bauern, Lehner, Söldner und Häusler, wurden also noch in der Zeit des Übergangs in die Fürstprostei Ellwangen in amtlichen Akten noch als Leibeigene geführt)
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Die Fürstpropstei Ellwangen - 200 Jahre Lehensherr in Heuchlingen.

Vorab:  Vor allem unter der Regierung des Fürstpropstes Frz. Grg. v. Schönborn (1732-1756) wurden  zahlreiche Modernisierungsmaßnahmen angestrebt. So auch die Neuordnung seines Herrschafts-gebietes von zunächst drei, dann zu Beginn des 17. Jahrhunderts in 6  Oberämter. (eine Art Verwaltungsreform) Das 6. und letzte Oberamt war das Oberamt Heuchlingen. Das Oberamt umfasste die Orte Heuchlingen mit seinen Außengehöften, die Herrschaft Wöllstein und den Ort Abtsgmünd mit seinen dazugehörenden Teilgemeinden. Heuchlingen und dessen Schloss wurde Sitz des adeligen Oberamtmannes, währen der Amtmann zu Abtsgmünd saß.

(Wissenswertes nachgestellt: Die beschriebene Gebietsneuordnung ging einher mit der Übernahme von mehreren Burganlagen. Neben der Burg u. Residenz über der Stadt Ellwangen, waren es die Burgen Tannenburg, Kochenburg, Rötlen, Wasseralfingen und als letzte die Übernahme der Burg Heuchlingen um 1609).

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Die Oberamtmänner - ( hier sollen nur 3 aufgeführt werden) gekürzt:

Das Oberamt in Heuchlingen führten über 3 Generationen die Freiherren von Lang in Leinzell. (Geschichte: Valentin von Lang erhielt um 1636 die Gemeinde Leinzell von der Fürdtpropstei Ellwangen als Lehen für seinen Dienst in der Füstpropstei. Die Freiherren v. Lang bauten dann um 1650 ihr eigenes Schloss in Leinzell) In der Folge führten sie dann die Amtsgeschäfte von Leinzell aus - das Schloss Heuchlingen stand fortan (die größte Zeit) leer und verkam zusehends.

Angemerkt zu den Herren v. Lang. Die Langsche Herrschaft war durchgehend in finanzieller Not. So ist es fast nicht verwunderlich, dass einer der Langschen Oberamtsmänner Heuchlingen sogar verpfändete. --- Die nachfolgenden Oberamtsmänner übten ihre Amtsgeschäfte dann immer mehr in Abtsgmünd, dansch gleich direkt von Ellwangen aus. Denn dort spielte ja die Musik.

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Verlauf und Geschehnisse während der ellwangisch-fürstpröpstlichen Lehensherrschaft.

Gleich recht turbulent verlief der Übergang an die neue Lehensherrschaft Ellwangen. Im Jahr 1588 führte ein (heute) banaler Vorgang zum Beginn der Hexenverfolgung, ja des Hexenwahns in der Propstei. Sie dauerte, mit Unterbrechungen, bis in die Jahre 1611 und 1618. In dieser Zeit wurden, 450 "Hexen", davon 100 "Hexer" vor Gericht geführt und danach verbrannt u. abgeschlachtet, ganze Familien wurden dabei ausgelöscht. Die Fürstpropstei gelangte dabei in den unrühmlichen Ruf, die meisten "Hexen" getötet zu haben.

Das nächste Unheil aber stand bereits vor der Tür: die Wirren des 30 jährigen Krieges. Ellwangen und sein ganzes Territorium wurden bei Durchmärschen und Belagerungen teilweise verwüste und zerstört. Hinzu kam jetzt noch die Pest. Bis zu 40 % der Bevölkerung wurde ausgelöscht.

Das 18. Jh. war dann geprägt vom Erholung und Wiederaufbau. Ein starker Bevölkerungszuwachs setzte ein. In der Residenzstadt Ellwangen setzte eine rege Bautätigkeit ein, barocke Prachtbauten entstanden. --- zum Ende des Jahrhunderts zog dann aber schon das nächste Unheil über unser Land herein. Die französische Revolution und ihre nachfolgende Entwicklung. Auch unser kleiner Ort Heuchlingen war sodann über Jahre hinweg von Truppendurchmärschen, Quartienahmen, Plünderungen und anderen Belastungen ausgesetzt. Der Heuchlinger Krämer Josef Ohnewald schrieb mit Akribie darüber.
Diese ellwangisch- füstpröpstliche Lehensherrschaft endet mit der "Säkularisation im Jahr 1803. Klöster, Grafschaften, Fürstentümer und frei Reichstädte verloren ihren freien Status und unter-standen nun als "Neuwürttemberger" vollkommen dem neu geschaffenen (evangelischen) Königreich Württemberg.

Das Elend der vom König mit erworbenen neuen Untertanen nahm zunächst aber noch kein Ende -

Im Gegenteil, es nahm in den hin und her wogenden napoleonischen Kriegsgeschehen noch weiter zu. All diese Geschehnisse mündeten im 2. Jahrzehnt des 19. Jh. in einer katastrophalen Hungersnot, besonders in unserem süddeutschen Raum - auch hier in Heuchlingen - der Chronist schreibt dazu: "die Menschen aßen Gras". Ganz allmählich trat dann eine Besserung ein - auch mit der Allodifizierung in der ersten Hälfte des 19. Jh. Bei dieser Maßnahme gingen die vormals grundherlichen Güter in ein freies Eigentum der Bürger über. Aber, dieser Vorgang hatte z. Tl. gravierenden Folgen, wie hohe Veschuldungen, Hofteilungen, Hof- u. Güterzerschlagungen durch Güterhändler, Aufteilung von Hausanwesen in 2 u. 3 Wohneinheiten, u.a. ---- siehe hierzu noch eine weitere Sicht z. Thema -u. auch zur Geschichte der "Recherger" näher beleuchtet -( ist nicht verlinkt)

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